28.08.2020 - 07:33 Uhr

Pollita
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Pollita
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Im Stall mit Milch und Vanille
Hui und pfui, Liebe und Hass, Duft und Gestank…
Hier haben wir einen Duft, der all diese Gegensätze in einem Flakon vereint. Die liebe Finchen1976 versorgte mich mit einer Testabfüllung dieses Duftes. Und sie schrieb bereits von einem gewissen Stallgeruch, konkreter: Pferdestall. Mit Pferdeställen kenne ich mich als ehemalige Besitzerin zweier Exemplare ja ganz gut aus. Aber es sollte schlimmer kommen.
Der Auftakt ist erst einmal gigantisch. Eine wunderbare Vanillenote auf Hölzern und zartem Amber. Mein Gehirn ließ mich natürlich sofort wissen, „den kennst Du.“ Ja, dachte ich. Der duftet ja wie ein Verwandter zu meinem Herzensduft Cašran. Auch Ähnlichkeiten mit PG Indochine und La Fin du Monde von ELdO konnte ich ausmachen. Mein erster Gedanke war somit Liebe und ich glaubte das mit dem Pferdestall natürlich gar nicht.
Nach etwa fünf bis zehn Minuten war er allerdings da, der Stallgeruch. Und nicht gerade von der angenehmen Sorte. Alle Reiter wissen, was ich meine, wenn ich sage, riecht wie eine vollgeschwitzte Schabracke im Hochsommer, die man einen Tag in der Sattelkammer hat liegen lassen. Und das war noch nicht alles. Hinzu kommt noch so ein leicht urinöser, ammoniakartiger Geruch. Den kennt auch fast jeder Pferdebesitzer. Zumindest diejenigen, die ihre Pferde selbst gemistet haben. Stichwort Matratze. Dabei schwingt immer diese köstliche Note mit, die mich zu Beginn so verzaubert hat. Als ob man einen wundervollen Duft trägt und damit den Stall ausmisten würde?
Ich gebe zu, diese tierischen Stall- und Sattelkammernoten treten in der Projektion überhaupt nicht hervor. Diese teste ich immer gerne mit einem bedufteten Kosmetiktuch, das ich irgendwo in einem Raum platziere und gehe dann nach einer Weile zum Schnuppern nochmals rein. Was mir da entgegenkommt, das duftet himmlisch, ganz ohne Pferd und Stall. Aber wehe, ich gehe mit der Nase direkt an die besprühte Stelle.
Und es kommt NOCH schlimmer. Nach etwa 20 bis 30 Minuten gesellt sich so ein Geruch von vergammelter Milch dazu. Ich finde Milch im Duft per se schon schwierig, aber diese Milchnote hier ist auch noch sauer geworden. Pfui, pfui, pfui, kann ich da nur sagen.
Also da der Duft in der Projektion ja wunderschön ist, kann man ihn vermutlich auch gut tragen, aber ich selbst würde mit dem Ekel vermutlich heftig kämpfen, wenn ich das tagein tagaus an meinem Hals hätte und ständig diese verschwitzten, urinösen Töne vermengt mit saurer Milch einatmen müsste.
Fans von animalischen Düften könnten hier natürlich fündig werden. Für mich allerdings ist das mal überhaupt nichts und ich rätsle, woher diese Animalik, die ich wahrnehme, stammen könnte. Von Ylang-Ylang eventuell? Von Champaka? Ich bin ehrlich gesagt ratlos, aber ich reihe mich am Ende bei meiner lieben Mitparfuma und Tauschpartnerin Finchen1976 ein und sage: "gehört besser ans Pferd, nicht ins Parfum!"
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