26.03.2015 - 15:14 Uhr
Meggi
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37
Hoch-Prozenter aus der Norddeutschen Tief-Ebene
Was ist denn das? Sofort nach dem Aufsprühen mischt sich Kümmel in den verfliegenden Transport-Alkohol. Dazu eine ange-dokterte Oud-Note. Erster Gedanke: Magenbitter. Zweiter Gedanke: Ein derartiger Fauxpas konnte nur einer Firma unterlaufen, die ‚Monte Carlo‘ im Namen trägt. In Nörten-Hardenberg wäre das nicht passiert - Duft ist Duft und Schnaps ist Schnaps. Wir sind hier schließlich nicht in der Dorf-Disco um vier Uhr morgens. Dritter Gedanke: Der Start-Alkohol ist nun weg und es riecht nach - Magenbitter.
Vor dem geistigen Auge entsteht eine Szene in Monte Carlo. Angeödet vom alltäglichen Edel-Nichtstun sitzt die Schmarotz de la Schmarotz (von wegen Crème de la Crème) in spätabendlicher Runde beieinander. Schweigend, weil die verbindenden Themen rund um die aktuellen Beziehungs-Personalien und jüngst erworbenen Luxus-Artikel für heute erschöpft sind. Da lässt Ernst August als kleinen Stimmungs-Heber einfach eine Buddel Wolfenbütteler Hörner-Whisky aus der Heimat kreisen. Caroline nimmt das Ding direkt an den Hals, womöglich in der Hoffnung auf rasches Vergessen…
Die Niedersachsen haben es in diesem Punkt übrigens faustdick. Die Tief-Ebene ist selbiges in prozentiger Hinsicht nämlich mitnichten. Nörten-Hardenberg und Wolfenbüttel habe ich schon erwähnt. Und im Städtchen Haselünne sitzt die Berentzen AG. Deren Hauptversammlung wird rege besucht, weil auf diesem jährlichen Aktionärstreffen von den umdrehungs-intensiven Produkten des Hauses ausgeschenkt wird. Bei denen brummt der Laden (und am Folgetag gewiss mancher Schädel), wie ich aus sicherer Quelle weiß. Zu unserer HV hingegen gibt’s nur Brötchen und Kuchen, seit uns vor Jahren ein Lachs-Präsent an den Rand einer Schlägerei gebracht hatte. Als hauseigenes Elaborat haben wir bloß das aktuelle Heft zu bieten, unglücklicherweise ein Fach-Magazin. Wir haben sehr wenige Besucher.
Zurück zum Magenbitter, der zunächst ähnlich ausdauernd auf der Haut liegt wie ein waidwunder Jägermeister im Wald. Am zweiten Test-Tag brauchte ich immer noch etwa vier Stunden, ehe es mir gelang, die Schönheit des Duftes unter dem Kräuterlikör freizulegen. Beim dritten Test erst ging es endlich ziemlich zügig.
Und dann wird Oud Imperial in der Tat richtig schön. Traumhaft düster geradezu. Ein tiefdunkler, malziger, kompakter, also vollkommen unluftiger Holzton entsteht, regelrecht siruphaft eingedickt. Leder-säuerlich und beinahe fruchtig zugleich, freilich dunkelfruchtig, wie altes Trockenobst. Am Nachmittag wird er zusätzlich patchouli-staubig. Muffig. Alt. Asbach-uralt sozusagen. Trotzdem klasse. Sehr stilvoll. Hätte dieser Geruch eine Farbe, es wäre ein fast schwarzes, gediegenes Dunkelrot-Braun. Abends – der Duft hält lange - endlos abgelagerter, nicht zu süßer Portwein, leicht angetrocknet. Na gut: Und ein Schüsschen Magenbitter.
Das Stichwort „Friedhof“ fiel bereits. Geht in Ordnung. Meinetwegen ein finsterer obendrein. Aber gemütlich ist es dort. Pointiert zusammengefasst: Wir haben es in Oud Imperial hinten nicht mit der „Nacht der reitenden Leichen“ zu tun. Sondern bloß vorne mit der „Nacht der leidenden Reichen“.
Fazit: Die…hm, Durststrecke mag ich es jetzt nicht gerade nennen…Magenbitter-Phase muss man schlichtweg aussitzen. Das ist problemlos machbar, da sich der Duft offenbar gut erlernen und die anstrengende Zeit mithin deutlich verkürzen lässt. Danach wird man üppig belohnt. Ich empfehle daher uneingeschränkt den persönlichen Test.
Vielen Dank an MisterE für das Pröbchen! Leid tut es mir für den nächsten Interessenten, weil ich ihm nur noch ein winziges Tröpfchen werde weiterreichen können. Doch Oud Imperial erschließt sich nun mal nicht an einem Tag.
Vor dem geistigen Auge entsteht eine Szene in Monte Carlo. Angeödet vom alltäglichen Edel-Nichtstun sitzt die Schmarotz de la Schmarotz (von wegen Crème de la Crème) in spätabendlicher Runde beieinander. Schweigend, weil die verbindenden Themen rund um die aktuellen Beziehungs-Personalien und jüngst erworbenen Luxus-Artikel für heute erschöpft sind. Da lässt Ernst August als kleinen Stimmungs-Heber einfach eine Buddel Wolfenbütteler Hörner-Whisky aus der Heimat kreisen. Caroline nimmt das Ding direkt an den Hals, womöglich in der Hoffnung auf rasches Vergessen…
Die Niedersachsen haben es in diesem Punkt übrigens faustdick. Die Tief-Ebene ist selbiges in prozentiger Hinsicht nämlich mitnichten. Nörten-Hardenberg und Wolfenbüttel habe ich schon erwähnt. Und im Städtchen Haselünne sitzt die Berentzen AG. Deren Hauptversammlung wird rege besucht, weil auf diesem jährlichen Aktionärstreffen von den umdrehungs-intensiven Produkten des Hauses ausgeschenkt wird. Bei denen brummt der Laden (und am Folgetag gewiss mancher Schädel), wie ich aus sicherer Quelle weiß. Zu unserer HV hingegen gibt’s nur Brötchen und Kuchen, seit uns vor Jahren ein Lachs-Präsent an den Rand einer Schlägerei gebracht hatte. Als hauseigenes Elaborat haben wir bloß das aktuelle Heft zu bieten, unglücklicherweise ein Fach-Magazin. Wir haben sehr wenige Besucher.
Zurück zum Magenbitter, der zunächst ähnlich ausdauernd auf der Haut liegt wie ein waidwunder Jägermeister im Wald. Am zweiten Test-Tag brauchte ich immer noch etwa vier Stunden, ehe es mir gelang, die Schönheit des Duftes unter dem Kräuterlikör freizulegen. Beim dritten Test erst ging es endlich ziemlich zügig.
Und dann wird Oud Imperial in der Tat richtig schön. Traumhaft düster geradezu. Ein tiefdunkler, malziger, kompakter, also vollkommen unluftiger Holzton entsteht, regelrecht siruphaft eingedickt. Leder-säuerlich und beinahe fruchtig zugleich, freilich dunkelfruchtig, wie altes Trockenobst. Am Nachmittag wird er zusätzlich patchouli-staubig. Muffig. Alt. Asbach-uralt sozusagen. Trotzdem klasse. Sehr stilvoll. Hätte dieser Geruch eine Farbe, es wäre ein fast schwarzes, gediegenes Dunkelrot-Braun. Abends – der Duft hält lange - endlos abgelagerter, nicht zu süßer Portwein, leicht angetrocknet. Na gut: Und ein Schüsschen Magenbitter.
Das Stichwort „Friedhof“ fiel bereits. Geht in Ordnung. Meinetwegen ein finsterer obendrein. Aber gemütlich ist es dort. Pointiert zusammengefasst: Wir haben es in Oud Imperial hinten nicht mit der „Nacht der reitenden Leichen“ zu tun. Sondern bloß vorne mit der „Nacht der leidenden Reichen“.
Fazit: Die…hm, Durststrecke mag ich es jetzt nicht gerade nennen…Magenbitter-Phase muss man schlichtweg aussitzen. Das ist problemlos machbar, da sich der Duft offenbar gut erlernen und die anstrengende Zeit mithin deutlich verkürzen lässt. Danach wird man üppig belohnt. Ich empfehle daher uneingeschränkt den persönlichen Test.
Vielen Dank an MisterE für das Pröbchen! Leid tut es mir für den nächsten Interessenten, weil ich ihm nur noch ein winziges Tröpfchen werde weiterreichen können. Doch Oud Imperial erschließt sich nun mal nicht an einem Tag.
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