Bix1602

Bix1602

Rezensionen
1 - 5 von 20
Maskuliner Meilenstein mit Mut
Vor gut fünf Jahren habe ich diesen Duft noch nicht verstanden. Meine Liebe zu Iris, Vanille und Tonka war damals - sagen wir - dezent bis gar nicht vorhanden. Außerdem hatten Männerdüfte für mich anders zu sein: frisch, holzig, chypre, barbershop-style. Aber doch nicht so!

Fast forward zu 2025: meine olfaktorische Palette hat sich nicht nur erweitert, gefühlt hat sie sich auf den Kopf gestellt. Und nun stehe ich da, völlig fasziniert von diesem Duft. So sehr, dass ich nicht nur einen halbvollen 30ml Flakon von 2024 besitze, sondern seit heute auch einen 100ml Flakon aus 2018… Fast voll!

Dior Homme Intense (2011) ist für mich ein persönlicher Meilenstein: das erste Parfum, das offiziell als „Männerduft“ gilt… und das ich trotzdem (oder gerade deswegen) mit völliger Selbstverständlichkeit trage. Ohne mich komisch zu fühlen, ohne das Gefühl, etwas oder etwas „Verbotenes“ zu tun. Es fühlt sich einfach stimmig an.

Und wer bei Vanille und Tonka protestiert: ja, offiziell stehen diese Duftnoten nirgendwo. Aber je tiefer man in Foren, Datenbanken und alte Interviews gräbt, desto klarer ist: sie sind da. Sie wurden nur verschwiegen, weil ein „Männerduft“ 2015 offenbar nicht süß klingen durfte.

Wäre er nicht von Anfang an als „Männerduft“ gelabelt worden, bin ich mir sicher, er würde heute genauso unisex gelten, wie Gris Dior Eau de Parfum, Vanilla Diorama oder Oud Ispahan Eau de Parfum .

Er ist das perfekte Beispiel dafür, wie willkürlich solche Grenzen sind. Und steht damit ganz im Sinne seines Vaters François Demachy:

„Ich komponiere keinen Duft für Männer oder Frauen - ich komponiere für Menschen.“
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Schlangenbiss im Rosengarten
Serpent ist genau das, was er sein will:
Rose, aber völlig neu. Kein Blümchen – eine Blume – eine Königin.

Das Opening: kreischig grün und scharf.
Wie Schlangenzähne. Wie Dornen. Kein sanfter Auftakt, ein Biss.

Im Drydown wird alles erdiger, dunkler, würziger und ruhiger. Nach dem Angriff sinkt man zwischen Rosenbüsche, streift Blütenblätter, taucht ein. Die Erde fängt dich auf. Es ist fast schon beruhigend, aber nie zahm.

In Summe genau das, was viele von uns heimlich wünschen. Etwas Bekanntes – wie hier die Duftnote Rose – neu, mutig und charakterstark interpretiert, ohne untragbar zu sein. Aber Obacht, nichts für schwache Nerven!

Ist er zu stark, bist du zu schwach. Und vielleicht bin ich, ganz persönlich, auch. Serpent ein Biest. Ein gelungenes Biest. Nur eben keines, das ich zähmen könnte.
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Blumige Umarmung
Ich bin ehrlich – niemals hätte ich mir diesen Duft gekauft, wenn ich nicht im Sammelwahn alter Guerlain-Batches versunken wäre und des Nachts ein unschlagbares Angebot für Embruns d'Ylang entdeckt hätte.

Am nächsten Tag rannte ich los, um die neue Version dieses „Blümchen“-Dufts im Laden zu testen. Die Chancen standen gut - im Laufe des letzten Jahres hatte ich immer mehr Gefallen an Ylang-Ylang und Patchouli gefunden. Mutig und schwungvoll nebelte ich mich einmal ein.

Eine kräftige, blumige, würzige und dennoch zitrische Wolke kam mir entgegen… und in der Tiefe das Erfolgsgeheimnis von Guerlain: die unverwechselbare Vanille-Kombo, die „Guerlinade“. Deutlich wahrnehmbar war auch eine salzige Note… und genau die ließ mich zunächst zweifeln. Salz hatte mir bisher noch jedes Parfum „zerstört“.

Doch eine halbe Stunde später war es nur noch eine dezente Nuance im Hintergrund, wie die kleine Prise Salz, die man in den Kuchen gibt, um den Geschmack abzurunden und zu vertiefen.

Also schlug ich zu und wurde Besitzerin eines Duftes, an dem ich jahrelang vorbeigelaufen bin… vielleicht mal kurz am Zerstäuber geschnuppert, aber nie wirklich beachtet.

Inzwischen zählt er zu meinen Favoriten. 3-4 Sprüher reichen, um einen 10-Stunden-Tag duftend zu überstehen. Auf meinem Wollschal hat er sich ebenfalls eingenistet und verströmt seinen Duft noch nach Wochen.

Für mich verkörpert dieser Duft Ruhe, Kraft und zugleich Weichheit und Gelassenheit, eine erwachsene Frau, die genau weiß, wer sie ist und was sie will. Und die es durchsetzt, ohne laut werden zu müssen (nicht, dass das per se etwas Schlechtes wäre).

Embruns d'Ylang nimmt mich in ihre ockergelben, weichen und dennoch starken Arme, bettet mich auf ein fluffiges Lager aus Jasmin, trocknet meine zwei salzigen Tränen und reicht mir einen Zimt-Vanille-Keks mit einer Tasse Limettentee. Ich atme tief ein und aus. Und bin glücklich.
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Holzige Kirsche im rauchig-würzigem Ledergewand
Das erste mal kam ich mit Azad im Sommer bei ungefähr 35 Grad in Berührung. Und er wurde mir als "bester Kirschduft den du je gerochen hast" angekündigt. Beides keine guten Voraussetzungen, um diesen Duft zu testen.

Er hat mich überwältigt in Stärke und Intensität – die Kirsche nahm ich auch kaum wahr. In Summe ganz ok, aber etwas enttäuschend. Fast Forward zu Oktober 2024: es hat 25 Grad weniger und genauso sind meine Erwartungen abgekühlt. Ich rieche den Duft erneut und auf einmal finde ich ihn schön.

Eine dezente nicht süße Kirsche, viel Leder, Gewürze, trockenes Holz und Rauch. Im Opening fast schon scharf, was sich im Duftverlauf aber legt ... Assoziationen zu meinem geliebten Cherry Oud tauchen auf und ich mache die direkte Gegenprobe. Der Vibe ist tatsächlich der gleiche – allerdings ist Azad etwas weniger "vanillig" und um einiges "maskuliner", obwohl ihm die „Oud“ Komponente laut Duftnoten fehlt. Dieser Duft von dem neuen rumänischen Nischenhaus „Necalli“ ist nun auch für mich tatsächlich ein fantastischer Kirschduft. Ich sehe aber eher an einem Mann als an mir.
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Verspielt und gleichzeitig erwachsen
Loudo und ich hatten keinen guten Start. Ich war überheblich genug, es nur auf einem Papierstreifen zu testen und mir eine (erste) Meinung zu bilden. Dazu kommt, dass das Opening nicht ganz einfach ist: es eröffnet sehr scharf und stechend. Und diese Eigenschaft bleibt auf dem Papier lange und stark erhalten.

Nun hatte ich das Glück, ein Discovery Set von Sarah Baker's Oud Düften Gold Spot , Symmetry und Loudo zugesteckt zu bekommen. Und vor ein paar Tagen dachte ich mir, gibt ihm doch noch eine Chance auf der Haut.

Das Opening ist wie schon erwartet unerfreulich. Ich dachte sofort daran, das gute Stück schnell wieder abzuwaschen. Glücklicherweise war ich abgelenkt genug, dem Duft 15 min. zu geben, bevor ich meine Nase wieder daran hielt. Und was ich dann wahrnahm, war eine richtige Überraschung.

Ich rieche warmes Holz mit süßliche Gourmand-Noten. Vanille, eine nicht zu süße authentische weiße Schokolade und eine sehr dezente Schwarzkirsche im Hintergrund. Bergamotte und Cypriol verleihen einen frischen, grünen, würzigen Touch, der über den Duftverlauf erhalten bleibt, aber immer weniger wird. Er hat für mich leichte Ähnlichkeit mit meinem geliebten Eau Duelle Eau de Toilette - ist aber tiefer, dunkler, schokoladiger und weniger frisch.

Der Duft transportiert mich in einen leicht staubigen, von der Sommerhitze erwärmten Dachboden aus Holz, in dem ich immer tiefer eintauche, bis ich vor einem Holztisch stehe, auf dem ein Stück hausgemachter Vanillekuchen mit einem Überzug aus bester weißer Schokolade steht und ein Glas Kirschsaft daneben. Ich setze mich hin und beiße hinein – er schmeckt köstlich.

Dieses Parfum ist ein außergewöhnlicher und facettenreicher Oud Duft, ein tolle neue Interpretation eines Gourmands. Er ist wunderbar ausbalanciert und wenn man mich fragt, rieche ich es heraus, dass hier mit 100% echtem Oud Öl gearbeitet wird. Nichts beißt oder kratzt oder verursacht Kopfweh - er scheint fast in dunklen Farben zu schillern.

Loudo hat mir mehr als jedes andere gezeigt, dass man kein Parfum dieser Welt nur durch riechen auf einem Papierstreifen bewerten sollte. Und ich spiele mit dem Gedanken, allen Düften, die ich nur auf dem Papier getestet hatte und für scheußlich befunden habe, eine weitere Chance auf der Haut geben muss.
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