Cafeliberte

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11 - 15 von 15
Cafeliberte vor 6 Jahren 45 10
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Der Duft meines Glückes
Manche Düfte finden einen - nicht anders herum.

So ging es mir mit Battito D'Ali, der mich eigentlich nie interessiert hätte... wenn da nicht eine Osterverlosung gewesen wäre, bei der ich ein Päckchen mit spannenden Proben gewonnen habe!
Ich bin ja noch gar nicht so lange hier bei Parfumo und so war das eine wunderbare Chance, neue Düfte kennenzulernen, ein buntes Sammelsurium an unterschiedlichsten Duftrichtungen auszutesten. Nach der ersten Schnappatmung beim Anblick der Pröbchen fing ich dann an zu sortieren, ich mag da gern eine Struktur. Ich las mir der Reihe nach einfach sämtliche Düfte hier bei Parfumo durch und bei Battito D'Ali angelangt, der ein süßer Gourmand sein sollte, dachte ich gleich: das ist so gar nicht meine Richtung. Vor ein paar Monaten hatte ich als Liebhaberin von grünen Feigendüften aber Ichnusa von Profumum Roma entdeckt, eine Offenbarung!
Also beschloss ich, diesen Duft in meine Testrunde mit aufzunehmen, weil ich die Marke interessant finde.

Ich sprühte ihn auf einen Papierstreifen.
Was war das? Ich kenne diesen Geruch, ich kenne ihn! Woher? Was ist das bloß?
Ich roch wieder daran.
Marseille! Nizza? Meer. Sonne! Blüten? Reise! Erinnerung! Aber welche?
Wieso löste dieser Duft so eine Achterbahnfahrt in meinem Kopf aus?
Ich kam nicht drauf was es war das mir so vertraut erschien, legte ihn erstmal beiseite und roch abends noch einmal daran.
Der musste auf die Haut, und zwar an einem sonnigen Tag.
Also wartete ich den ersten warmen Frühlingssonntag ab, und sprühte ihn auf mein Handgelenk.

Das war die bislang größte Überraschung für mich, die ich mit einem Parfüm erlebt habe.
Ich spürte ein seltsames Glücksgefühl in mir. Es war der Duft.
Ich versuchte, einzelne Duftnoten zu erriechen, aber es gelingt mir nicht, es ist ein vollkommenes Ganzes. Da ist die Orangenblüte, und ich liebe Orangenblüten sehr, aber da ist so viel mehr.
Ich rieche Sonnencreme, aber wenn sie mit der sonnenheißen Haut verschmolzen ist. Ich rieche Wärme, und den Hauch Blüte, wie manchmal in Nizza, wenn ich an einem kleinen Garten vorbeikam und dieser köstliche Duft von Orangenblüten, Jasmin und mir unbekannten südlichen Blüten durch den Zaun zu mir auf die Straße wehte.
Ich werde vermutlich immer wieder mit Düften zu Südfrankreich schweifen in meinen Kommentaren, aber von den Orten die ich bislang bereisen konnte, habe ich mich nirgends glücklicher gefühlt. Diese Sonne, die mir und meinem Körper so gut tut, wo ich mich schön fühle und irgendwie befreit.
All das steckt für mich in diesem Duft, deshalb liebe ich ihn auch so sehr.
Er riecht an mir tatsächlich auch gar nicht wirklich süß, sondern cremig. Auch nicht nach Orangen oder Limonade oder Leckereien. Vielleicht entfaltet sich ein Duft je nach TrägerIn noch ein bisschen so, dass er sich dem Wesen anpasst, so fühlt es sich mit diesem Parfum an.
Die Profumum Roma liegen in einer Preisklasse, die für mich momentan unerreichbar ist, doch was wäre diese Community ohne die vielen schönen Möglichkeiten. Und so kam ich zu einer halbvollen Flasche, die mir mein Liebster schenkte. Die Flakons von Profumum Roma treffen genau meine Ästhetik, und gefallen mir sehr mit ihrer schlichten Form und der passenden typografischen Gestaltung.
Die Sillage scheint hervorragend zu sein; mein Freund geht statt wie sonst neben mir, am liebsten ein bisschen versetzt hinter mir und schnuppert. Auch meine beste Freundin sagte mir heute am Frühstückstisch, wenn ich mich bewege kommt immer ein Hauch zu ihr rübergeweht. Am Handgelenk hält er bei mir weniger gut als an Hals und Dekolleté, und dafür dass meine Haut viele Düfte schnell verschluckt, bleibt mir dieses Parfum den ganzen Tag über erhalten.

Vielen Dank an Verbena, ich hätte diesen Duft sonst bestimmt erst sehr viel später entdeckt.
Nein - der Duft hat zu mir gefunden.
Und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht und Glück ins Herz.
10 Antworten
Cafeliberte vor 6 Jahren 6 2
Néroli, aber ohne Flamenco
Ich gehöre zu den Neroli Liebhaberinnen und muss bei Neroli automatisch an die Côte d'Azur denken, wo ich das erste Mal mit Fleur d'Oranger in Berührung kam - es war um mich geschehen, ich war regelrecht süchtig nach diesem Duft und machte jahrelang Hamsterkäufe sobald ich nach Frankreich kam und plünderte das Le Petit Marseillais Duschgelregal.
Das Duschgel benutze ich nicht mehr, aber die Assoziation Südfrankreich-Orangenblüte wird für immer untrennbar für mich bleiben.
Und so lernte ich eines Tages auch, was Neroli ist - meine geliebten Orangenblüten!

Meine Nase ist noch nicht so geübt und viele Duftnoten kenne ich noch nicht, oder kann sie nicht zuordnen, das prägnante Neroli erkenne ich aber gut, weil ich bei jeder Möglichkeit an Neroli/Fleur d'Oranger Düften geschnuppert habe.
Nun habe ich hier das Probenset von L'Orchestre Parfum, deren Aufmachung ich sehr ansprechend finde - das Musik-Duft-Konzept finde ich eher langweilig und nebensächlich.
Ich beginne automatisch mit Flamenco Néroli. Ein feuriger Name, vielversprechend, leidenschaftlich, voll Emotion...
Der erste Eindruck ist vertrautes Neroli. Ich atme tief ein, zitrische Noten prickeln in der Nase und sorgen dafür, dass Neroli hier nicht blumigsüß wird. Wo ist der Flamenco? Wie riecht Flamenco überhaupt?
Egal, ich träume von dem kleinen Strand in Antibes.
Mit der Wärme der Haut kommt nach und nach ein sanftes Holz hinzu, der Duft bekommt Tiefe, und wird ein bisschen erwachsen.
Ich denke plötzlich nicht mehr an den strahlendblauen Himmel über dem Horizont, sondern bin in einer Abenddämmerung. Dieser Übergang von Tag zu Nacht, der einen manchmal in eine Melancholie versetzt, von der man nicht weiß woher sie kommt, die aber so gern noch länger bleiben darf.
Diese Momente, wo man diese besondere Farbpalette des Himmels betrachtet und einen kleinen Seufzer ausstößt. Vielleicht ist es die Vergänglichkeit, die einem in diesen Augenblicken bewusst wird.

Mich versetzt dieser Duft an einen Abend an einem Ort, an dem ich gern leben würde, aber bald abreisen muss. Ein Ort an dem meine Haut durch Luft, Sonne und Salz einen anderen Geruch hat als sonst, und ich dadurch ein klein wenig zu einem anderen Ich werde. Ich trage dabei diesen Duft, und lasse damit den Abend ausklingen.
Den Flamenco habe ich ganz vergessen.
Der tanzt zu einem anderen Duft.


2 Antworten
Cafeliberte vor 6 Jahren 9 4
Mediterrane Träume in Grün
Ich lebe mit einer unstillbaren Sehnsucht nach dem Süden, doch leider lassen es die Umstände nicht immer zu die nordische Tristesse hinter sich zu lassen und endlich auszuwandern.
Solange dieser Wunsch noch nicht zur Realität werden kann, schwelge ich in Tagträumen - Was wäre dazu noch hilfreicher als die passenden Düfte?
So ergab es sich also, dass ich all die Düfte die ich auf meinen Reisen abgespeichert hatte, jederzeit riechen wollte. Orangenblüten, Kräuter, die salzige heiße Luft, die Märkte voller Früchte, Gemüse, Oliven.
Und der Feigenbaum, der in dem kleinen Innenhof des Häuschens in Antibes stand, wo ich mit einer Freundin deren Eltern das Haus besitzen, meinen ersten Urlaub an der Côte D'Azur verbrachte.
Sobald wir die Türe zum Innenhof öffneten, strömte der Geruch der Früchte herein. Schwer, fruchtigsüß, saftigklebrig. Ich liebte diesen betörenden Duft.
Jahre später fand ich raus, dass ich den Duft grüner, unreifer Feigen, und deren wundervoll geformten Blätter noch viel mehr mochte. So fand ich also zum vermutlichen populärsten Feigenduft, Philosykos von Diptyque. Doch meine Neugier auf grüne Feigendüfte ist unersättlich, und dank Daisy konnte ich Puro Fico testen.

Er beginnt frisch und nimmt sehr schnell seine Gestalt an, die genauso grün und herrlich ist wie ich gehofft hatte. Solange ein Feigenduft nur grün genug ist, bekomme ich kaum die Nase von der Haut. Seit Stunden schnüffle ich jetzt an meinen Handgelenk herum und liebe die Wärme in dem Duft, und die leicht holzige Note.
Wo ist aber die Kokosnuss die einige hier so präsent riechen? Ich nehme etwas milchig-cremiges wahr, das die grüne Frucht begleitet, aber viel subtiler als Kokosnuss. Dafür mischt sich ein warmer Luftstrom hinein, der vom Mittelmeer her weht, erfüllt von der Salzigkeit des Meeres, er weht vorbei an heißem Stein, Baumrinden, Blättern, und kommt bei den grünen Feigen zum erliegen.
Die Haltbarkeit ist für einen Feigenduft gar nicht schlecht und definitiv besser als bei Philosykos. Der Duft ist absolut unisex und nicht aufdringlich.
Und da die Reise nach Italien schon gebucht ist, kann ich diesen Duft in Vorfreude auf meine Mitbringselliste mit aufnehmen.


4 Antworten
Cafeliberte vor 6 Jahren 11 7
la vie en rose
Es war mein erster Lehmann Besuch an meinem letzten Geburtstag im September, als ich mir einen Tagesausflug nach Berlin gewünscht hatte. Ich bin sehr empfänglich für nostalgisches, und was könnte da besser passen als Harry Lehmann und seine kleine Perle von Laden.
Als Studentin mit sehr begrenztem Budget sind die Preise paradiesisch günstig, aber ich häufe nur ungern zuviel Besitz an und so entschied ich mich für zwei Düfte. Der erste, L'Avion, war ein Fehlkauf den ich wohl einem Anflug von nostalgischer Stimmung und möglicherweise hormonell bedingter Geruchstaubheit zu verdanken hatte, aber meine Mama findet ihn gut und so bekam sie ihn.

Der zweite Duft war Rose Jacques. Ich vermute, der Name war verlockend, denn als frankophile Person musste ich zumindest daran schnuppern. Bis dahin waren mir Rosendüfte ziemlich egal, und Rosen an sich mag ich auch nicht besonders gern, obwohl ich Blumen liebe. Da war nun aber dieser Rosenduft, der so elegant war, und dank des Namens gleich sehr pariserisch anmutete, ganz viel Kopfkino und Stimmungsbilder, aber dennoch musste ich immer wieder an diesem Glasstöpsel schnuppern, und entschied mich noch skeptisch für die kleinste Flakongröße.
Noch unterwegs an einer Bahnstation musste ich ihn aufsprühen und war sehr schnell begeistert, seitdem nutze ich ihn als Alltagsparfum, der kleine Flakon ist fast leer.

Er beginnt fast stechend alkoholisch, man muss sich einen Moment gedulden bevor man die Nase direkt an die Haut drückt weil es fast beißt.
Ganz andes als bei Ttfortwo ging es bei mir sehr schnell und der pudrig-seifige Rosenduft verschmolz mit meiner Haut. Er ist klassisch, aber nicht altbacken, leicht und samtig zugleich, pariserisch nostalgisch und gleichzeitig mädchenhaft. Ich empfinde ihn als sehr feminin, und passt zu unterschiedlichen Altersgruppen, aber man muss schon eine Vorliebe für Eleganz und Nostalgie mitbringen, um diesen Duft zu mögen. Wer Modernität sucht und gern bei der türkisen Parfumkette kauft, ist vermutlich eher nicht die Zielgruppe.
Er bleibt unglaublich lang auf der Haut und die Sillage ist erstaunlich. Ich liebe den Duft in meinem Wollschal, der mich den ganzen Winter über begleitet.
Ein schöner Duft für Herbst und Winter. Aber da der Frühling bevor steht, werde ich erstmal eine Pause einlegen.
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Cafeliberte vor 6 Jahren 8 1
Ein frühlingshafter Hauch
Mein Handgelenk duftet, als wäre der erste Hauch des Frühlings vorbeigestreichelt.
Sanft, blumig, pudrig.

So begann der Duft direkt nach dem Aufsprühen, und auf diesen Augenblick war ich sehr gespannt, nachdem ich hier auf Parfumo über Windungen und Verbindungen irgendwie zu Borsari 1870 fand.
Violetta Sensation d'Infini, ohne Duftpyramide aber als "grün-pudrig" bezeichnet, ein subtil schöner Flakon, und ein unschlagbarer Preis - doch leider produziert Borsari 1870 nicht mehr.

Selbst mit Duftpyramide bin ich nicht geübt genug darin, einzelne Komponenten herauszuriechen, außer wenn sie sehr präsent sind oder zu meinen liebsten Duftrichtungen gehören und mir vertraut sind.
Was sich hier aber zweifellos auf die Haut legt, sind Veilchen, warm und lieblich, und blumigsanft. Abgerundet ist der Duft ganz bestimmt noch mit weiteren Blüten, die ich aber nicht definieren kann, eventuell ist Iris dabei. Überrascht bin ich, als sich nach Stunden an dem Duft eigentlich nicht viel verändert hat, Kopf-, Basis- und Herznote scheinen miteinander verschmolzen.
Der Duft wird noch wärmer und pudriger und ist ein Schmeichler. Er ist dezent und nicht aufdringlich, aber er ist auch sehr blumig.
Das "Grüne" vermisse ich leider total, was mich eigentlich erst so neugierig auf ihn gemacht hat. Ich empfinde ihn als sehr pudrig und cremig, ich habe fast das Gefühl ich hätte mich eingecremt. Auf meinem Handgelenk lässt er erst nach 5 Stunden nach, ist aber dennoch wahrnehmbar.
Ein wirklich schöner Duft, und doch ist er mir insgesamt zu blumig und nicht der Duft, den ich tragen werde.


Mein Bild zu diesem Duft ist eine Frau Ende 20, sie sitzt in einem Café in Parma, ihre Korbtasche steht auf den Stuhl neben ihr. Sie trägt eine schlichte Seidenbluse mit hochgekrempelten Ärmeln, langes und locker hochgestecktes Haar und pastellfarbenen Nagellack. Sie genießt ihren Milchcafé und freut sich über diesen lauen Tag im Frühling, in den sie unbeschwert hineinleben kann....





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