11.06.2014 - 07:33 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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12
Übersee-Telegramm aus Pitcairn
Derzeit wieder in der Heimat auf Pitcairn (Südsee). Stop. Ankomme Deutschland Mitte Juni. Stop. Wichtige Vorabmeldung zu Duft. Stop. Preiswerter Monotheme erinnert an teuren Cartier. Stop.
Liebe Parfum-Community! Da der Sommer in Deutschland derzeit viel zu wechselhaft ist, habe ich mich entschieden, wieder mal auf meine Heimatinsel Pitcairn im Pazifischen Ozean (östliche Südsee) zurück zu kehren. Mitgenommen habe ich zum ausführlichen Test einen sehr preiswerten Duft, als ich von Venedig aus in See stach. In Venedig, der Mutter aller Städte, ist ein feiner, durchweg preiswerter italienischer Dufthersteller (Monotheme) ansässig, der hier auf Parfumo erst jüngst ausführlicher gewürdigt wurde, z.T. das Verdienst meines Vorredners Fittleworth, jedoch auch von TrialError, Angua und Delidazo87 sowie einiger weniger weiterer Aufrechter, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Licht in das Dickicht der unglaublichen Fülle von Düften dieser Marke zu bringen.
Parfumo listet 60 Monotheme-Düfte, einige wenige habe ich bisher erst getestet und erhalte demnächst einen weiteren Schwung Abfüllungen eines lieben Parfumos.
Bei einem konnte ich jedoch nicht widerstehen: Monotheme Macchia Mediterranea war ein Blindkauf. Die Duftnoten, die Kommentare und der Preis sprachen für sich.
Seit heute morgen bin ich Besitzer des Duftes und bin erstaunt. Das Preis-Leitungs-Verhältnis ist schier unglaublich, insbesondere, wenn man nach ersten Tests feststellen kann, dass dieser Duft zufällig erkennbar einem anderen ähnelt, den ich vor wenigen Tagen kommentiert habe und dessen Preisgestaltung einer Kampfansage ans Portemonnaie gleicht: Cartiers L‘Heure Brilliant (VI).
Zwar bleibt der Zweikampf beider Düfte ein ungleicher, denn L‘Heure Brilliant fesselt den Träger mehr, hat das Quentchen an Perfektion, das Macchia Mediterranea fehlt, aber berücksichtigt man den Preisunterschied (75 ml L‘Heure Brilliant für knapp 250,00 Euro; 100 ml Macchia Mediterranea für 17,50 ohne Versandkosten), dann bleibt aus meiner Sicht folgendes Resümee: L‘Heure Brilliant liegt m.E. nah an den 100%, erhält aber angesichts des exorbitanten Preises von mir nur 90%. Macchia Mediterranea ist vielleicht eher ein 80%er, erhält von mir aber angesichts des fairen Preis-Leistungs-Verhältnisses die 90%. Wem das nicht objektiv genug ist, der möge sich daran erinnern, das Dufteindrücke sowieso subjektiv sind. 10% mehr oder weniger: Wer kann das schon sagen?
Zum Duft selbst: Ein Vergleich der Duftnoten beider Düfte führt nicht weiter. Während Cartier bei L‘Heure Brilliant ganz auf delikate Zurückhaltung setzt und nur drei Komponenten aufführt (Aldehyde, Gin, Zitrone), listet Monotheme gleich eine ganze Fülle von Noten: diverse Zitrusfrüchte, grüne Noten (vermutlich auch hier die spezifischen grünen Aldehyde wie in L‘Heure Brilliant, was die Verwandtschaft erklären könnte), Früchte (v.a. Feige) und Grundierungen wie Hölzer und den aus meiner Sicht deutlich erkennbaren Moschus.
Offenbar dreht sich auch hier, bei Monothemes Macchia Mediterranea, alles um die Grünnoten aus Aldehyden, die bei Cartier geschickter eingebunden wurden und länger eine säuerlich-bittere Note (zumal die Gin-Wermut-Note) beinhalten. Bei Monotheme stellt sich nach einer kurzen angenehm säuerlichen Eröffnung sehr schnell ein angenehmer Grünton ein (der ähnlich wie bei L‘Heure Brillain eine Note von Pistazien-Eis vorgaukelt), wird aber schnell flacher, erscheint weniger komplex und bleibt auch süßer, weil die konsequent bittere Note des Wermut fehlt, Bitterkeit hier nur kurzfristig in der Kopfnote von Grapefruit übernommen wird. Das mag eine Schwäche des Duftes sein, könnte ihn aber für Frauen leichter tragbar machen, verleiht ihm eigentlich eine deutliche Unisex-Note, auch wenn der Duft vom Hersteller - und in Konsequenz daher auch von Parfumo - als Herrenduft geführt wird.
Ein kleiner weiterer Makel des Monotheme-Duftes dürfte die schlechtere Haltbarkeit und Sillage sein, ein Bonbon ist der unglaublich schöne, hochwertig wirkende Rundflakon, der sich aus dem Einerlei vieler anderer Marken einerseits und der überzogenen Glitzerwelt des Mainstreams andererseits wohltuend heraushebt.
Und jetzt erst sehe ich auch bewusst den Einleitungssatz von Apicius, der es schon im ersten Kommentar zu Macchia Mediterranea auf den Punkt brachte: Dieser schöne Duft „zitiert teure Nischendüfte“. Da ist wirklich etwas dran.
Jetzt muss ich mich aber dringend um mein Anwesen auf Pitcairn kümmern. Der letzte Tropensturm hat wieder alles verwüstet. Wie ich hörte, ist es bei euch in Deutschland kaum besser.
Ende des Telegramms: Gebt Monotheme eine Chance. Stop. Die Marke verdient mehr Aufmerksamkeit. Stop.
Liebe Parfum-Community! Da der Sommer in Deutschland derzeit viel zu wechselhaft ist, habe ich mich entschieden, wieder mal auf meine Heimatinsel Pitcairn im Pazifischen Ozean (östliche Südsee) zurück zu kehren. Mitgenommen habe ich zum ausführlichen Test einen sehr preiswerten Duft, als ich von Venedig aus in See stach. In Venedig, der Mutter aller Städte, ist ein feiner, durchweg preiswerter italienischer Dufthersteller (Monotheme) ansässig, der hier auf Parfumo erst jüngst ausführlicher gewürdigt wurde, z.T. das Verdienst meines Vorredners Fittleworth, jedoch auch von TrialError, Angua und Delidazo87 sowie einiger weniger weiterer Aufrechter, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Licht in das Dickicht der unglaublichen Fülle von Düften dieser Marke zu bringen.
Parfumo listet 60 Monotheme-Düfte, einige wenige habe ich bisher erst getestet und erhalte demnächst einen weiteren Schwung Abfüllungen eines lieben Parfumos.
Bei einem konnte ich jedoch nicht widerstehen: Monotheme Macchia Mediterranea war ein Blindkauf. Die Duftnoten, die Kommentare und der Preis sprachen für sich.
Seit heute morgen bin ich Besitzer des Duftes und bin erstaunt. Das Preis-Leitungs-Verhältnis ist schier unglaublich, insbesondere, wenn man nach ersten Tests feststellen kann, dass dieser Duft zufällig erkennbar einem anderen ähnelt, den ich vor wenigen Tagen kommentiert habe und dessen Preisgestaltung einer Kampfansage ans Portemonnaie gleicht: Cartiers L‘Heure Brilliant (VI).
Zwar bleibt der Zweikampf beider Düfte ein ungleicher, denn L‘Heure Brilliant fesselt den Träger mehr, hat das Quentchen an Perfektion, das Macchia Mediterranea fehlt, aber berücksichtigt man den Preisunterschied (75 ml L‘Heure Brilliant für knapp 250,00 Euro; 100 ml Macchia Mediterranea für 17,50 ohne Versandkosten), dann bleibt aus meiner Sicht folgendes Resümee: L‘Heure Brilliant liegt m.E. nah an den 100%, erhält aber angesichts des exorbitanten Preises von mir nur 90%. Macchia Mediterranea ist vielleicht eher ein 80%er, erhält von mir aber angesichts des fairen Preis-Leistungs-Verhältnisses die 90%. Wem das nicht objektiv genug ist, der möge sich daran erinnern, das Dufteindrücke sowieso subjektiv sind. 10% mehr oder weniger: Wer kann das schon sagen?
Zum Duft selbst: Ein Vergleich der Duftnoten beider Düfte führt nicht weiter. Während Cartier bei L‘Heure Brilliant ganz auf delikate Zurückhaltung setzt und nur drei Komponenten aufführt (Aldehyde, Gin, Zitrone), listet Monotheme gleich eine ganze Fülle von Noten: diverse Zitrusfrüchte, grüne Noten (vermutlich auch hier die spezifischen grünen Aldehyde wie in L‘Heure Brilliant, was die Verwandtschaft erklären könnte), Früchte (v.a. Feige) und Grundierungen wie Hölzer und den aus meiner Sicht deutlich erkennbaren Moschus.
Offenbar dreht sich auch hier, bei Monothemes Macchia Mediterranea, alles um die Grünnoten aus Aldehyden, die bei Cartier geschickter eingebunden wurden und länger eine säuerlich-bittere Note (zumal die Gin-Wermut-Note) beinhalten. Bei Monotheme stellt sich nach einer kurzen angenehm säuerlichen Eröffnung sehr schnell ein angenehmer Grünton ein (der ähnlich wie bei L‘Heure Brillain eine Note von Pistazien-Eis vorgaukelt), wird aber schnell flacher, erscheint weniger komplex und bleibt auch süßer, weil die konsequent bittere Note des Wermut fehlt, Bitterkeit hier nur kurzfristig in der Kopfnote von Grapefruit übernommen wird. Das mag eine Schwäche des Duftes sein, könnte ihn aber für Frauen leichter tragbar machen, verleiht ihm eigentlich eine deutliche Unisex-Note, auch wenn der Duft vom Hersteller - und in Konsequenz daher auch von Parfumo - als Herrenduft geführt wird.
Ein kleiner weiterer Makel des Monotheme-Duftes dürfte die schlechtere Haltbarkeit und Sillage sein, ein Bonbon ist der unglaublich schöne, hochwertig wirkende Rundflakon, der sich aus dem Einerlei vieler anderer Marken einerseits und der überzogenen Glitzerwelt des Mainstreams andererseits wohltuend heraushebt.
Und jetzt erst sehe ich auch bewusst den Einleitungssatz von Apicius, der es schon im ersten Kommentar zu Macchia Mediterranea auf den Punkt brachte: Dieser schöne Duft „zitiert teure Nischendüfte“. Da ist wirklich etwas dran.
Jetzt muss ich mich aber dringend um mein Anwesen auf Pitcairn kümmern. Der letzte Tropensturm hat wieder alles verwüstet. Wie ich hörte, ist es bei euch in Deutschland kaum besser.
Ende des Telegramms: Gebt Monotheme eine Chance. Stop. Die Marke verdient mehr Aufmerksamkeit. Stop.
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