15.06.2014 - 08:56 Uhr
Yatagan
395 Rezensionen
Yatagan
Top Rezension
48
Der Streit um des Kaisers Bart
Unkommentierte Düfte No. 42
Ich bin ja nach wie vor der Meinung, dass die beiden schönsten Vetiver-Düfte überhaupt die Klassiker von Carven (1957) und Guerlain (1959) sind, in dieser Reihenfolge eigentlich die beiden ersten bekannteren und erfolgreichen Vetiverdüfte auf dem Markt. Dabei ist die aktuelle Formulierung bei Carven weniger gelungen, bei Guerlain insgesamt besser, allerdings seit einigen Jahren mit einer sehr kratzigen Kopfnote ausgestattet. Die beiden ursprünglichen Kompositionen waren deutlich runder; eben der Gipfelpunkt aller Vetiverkompositionen.
Selbstverständlich habe ich recht mit dieser Annahme, da ich niemals andere Meinungen gelten lassen würde, ebenso wie alle anderen Vetiver-Berauschten dieser Welt, die ihren je eigenen Lieblingsduft im Reich des Vetiver gefunden haben dürften.
Wenn ich die Palette der vetiverhaltigen Düfte erweitere, dann gehört mein Lieblingsduft Timbuktu von L‘Artisan natürlich auch zu den Vetiverdüften, hat aber einen so verfremdeten Ton, eine so eigene Note, dass man sich trefflich streiten könnte, ob er im engeren Sinne noch als Vetiver-Duft durchgehen kann.
Überhaupt: Streiten. Der Streit um des Kaisers Bart, welcher Vetiver-Duft denn nun also wirklich der beste, schönste, markanteste, männlichste, weiblichste (gibt es auch) oder der mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis sei, wird hier und anderswo jedes Jahr neu gefochten. Da wird Guerlains Vetiver in den Himmel gehoben oder mit Anathema belegt; da wird Timbuktu wahlweise als langweilig geziehen oder als Geniestreich gepriesen.
Ist mir persönlich alles ganz egal. Denn ich weiß natürlich am besten, welcher Vetiver-Duft der schönste ist. Das interessiert euch da draußen zwar so gut wie gar nicht, aber wenn ihr wissen wollt, welcher (neben Timbuktu natürlich) für mich derzeit EINER der schönsten Vetiver-Düfte auf dem Markt ist, dann hört jetzt genau zu:
Es ist ein Vetiver-Duft aus dieser unglaublichen, ganz formidablen Reihe der preiswerten Monotheme-Düfte, der mir in Form einer Abfüllung vom freundlichen DuftDoktor ganz ohne Rezept im Tausch überlassen wurde. Danke dir herzlich dafür!
Ich selbst wäre kaum auf die Idee gekommen, diesen Duft zu testen, denn immer, wenn ich irgendwo Bourbon lese, schwant mir ein in der Basis oder Herznote vanilleschwangeres Ungetüm, das ich so gar nicht leiden mag. Vanille ist ja gut und schön, aber Düfte und Parfümeure, die es damit übertreiben, können mir gestohlen bleiben. Ich will nicht riechen wie Omas Streusel oder Apfelkuchen (den ich immer geliebt habe: zum Essen wohlgemerkt). Das alles schließt eine Prise Vanille natürlich ganz und gar nicht aus (was wäre Shalimar ohne diese Substanz) und überdies taucht Vanille in diesem konkreten Falle gar nicht auf, - aber dazu später mehr.
Zurück zu Monothemes Vetiver Bourbon. Was sogleich auffällt: Vetiver Bourbon riecht klar und erkennbar nach Vetiver (auch wenn darüber hinaus noch andere frische Komponenten erkennbar sind: Zitrone, was mich freut, Bergamtteöl, das ich Düften und im Tee schätze), aber so sanft und dezent, dass hier wirklich niemand (eigentlich nicht einmal Damen, die sich sonst an Vetiver stoßen wie die Prinzessin an der Erbse) etwas dagegen einwenden könnten. Die Balance zwischen erdig-herb-säuerlich und sanft ist hier derartig gelungen, dass Monotheme sogar den Nischenduftkonkurrenten Diptyque mit seinem Vetyverio hinter sich lässt, das ich bisher für das gelungenste weiche Vetiver auf dem Markt hielt.
Nach meinen Recherchen handelt es sich bei der Bezeichnung Vetiver Bourbon ohnehin nicht um eine Kombination aus Vetiver und Bourbon-Vanille, sondern vielmehr um eine besondere Sorte von Vetivergras oder -öl, die eben diese runde Bourbon-Note enthält, somit also feiner und weniger erdig im Geruch ist.
Konkret darf man es wohl so beschreiben, dass auf Réunion die beste Qualität des Vetiveröls erzeugt wird, gefolgt von Haiti und Java. Das Öl von Réunion aber wird wegen seiner hohen Qualität als Vetiver Bourbon bezeichnet. Eben dieses könnte wohl in Monothemes Vetiver verarbeitet worden sein, auch wenn es hier in den Duftnoten nicht genannt, sondern nur ganz profan als Vetiver bezeichnet wird.
Da der Duft ungemein rund und weich ausklingt, bin ich dem Hersteller geneigt zu glauben, dass sich in der Basis tatsächlich noch das stark umstrittene, von mir überaus geliebte Eichenmoos findet und nicht ein synthetisches Substitut. Auch Sandelholz lässt sich nachvollziehbar erahnen; gleichwohl muss man es wohl durch die Informationen des Herstellers wissen, wird es kaum erkennen, da es dezent im Hintergrund bleibt. Betont sandelholzlastige Düfte sind mir meist zu weich und cremig in der Anmutung. Das ist hier überhaupt nicht der Fall. Alles bleibt leicht und hell, dezent und weich, mit einer untergründig maskulin-herben Note mit Vetiver im Zentrum; letztlich aber im Grunde auch ein Unisex-Duft.
Die Haltbarkeit ist gut; über die wunderbare Form der Flasche muss ich wohl kein Wort mehr verlieren. Das ist klassisch und schön.
Für mich ist damit der Streit um des Kaisers Bart geschlossen: wenn nicht Timbuktu (oder Guerlain sowie Carven in der alten Formel), dann Monotheme Vetiver Bourbon.
Aber wie das so ist, mit des Kaisers Bart und einem der möglichen Ursprünge dieser Redewendung: Wie der deutsche Historiker Johannes Fried in seinem neuesten Werk zu Karl dem Großen ausführt, ist wirklich nicht mit Sicherheit zu sagen, welchen Bart der Kaiser vor oder nach dem Jahre 800 wirklich trug. Ein Vollbart war es wohl nicht. Sicher ist nur, dass er 814 starb und wir dieses Jahr seinen 1200. Todestag feiern dürfen. Und dass Monotheme Vetiver Bourbon der schönste aller Vetiverdüfte ist. Echt jetzt!
Ich bin ja nach wie vor der Meinung, dass die beiden schönsten Vetiver-Düfte überhaupt die Klassiker von Carven (1957) und Guerlain (1959) sind, in dieser Reihenfolge eigentlich die beiden ersten bekannteren und erfolgreichen Vetiverdüfte auf dem Markt. Dabei ist die aktuelle Formulierung bei Carven weniger gelungen, bei Guerlain insgesamt besser, allerdings seit einigen Jahren mit einer sehr kratzigen Kopfnote ausgestattet. Die beiden ursprünglichen Kompositionen waren deutlich runder; eben der Gipfelpunkt aller Vetiverkompositionen.
Selbstverständlich habe ich recht mit dieser Annahme, da ich niemals andere Meinungen gelten lassen würde, ebenso wie alle anderen Vetiver-Berauschten dieser Welt, die ihren je eigenen Lieblingsduft im Reich des Vetiver gefunden haben dürften.
Wenn ich die Palette der vetiverhaltigen Düfte erweitere, dann gehört mein Lieblingsduft Timbuktu von L‘Artisan natürlich auch zu den Vetiverdüften, hat aber einen so verfremdeten Ton, eine so eigene Note, dass man sich trefflich streiten könnte, ob er im engeren Sinne noch als Vetiver-Duft durchgehen kann.
Überhaupt: Streiten. Der Streit um des Kaisers Bart, welcher Vetiver-Duft denn nun also wirklich der beste, schönste, markanteste, männlichste, weiblichste (gibt es auch) oder der mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis sei, wird hier und anderswo jedes Jahr neu gefochten. Da wird Guerlains Vetiver in den Himmel gehoben oder mit Anathema belegt; da wird Timbuktu wahlweise als langweilig geziehen oder als Geniestreich gepriesen.
Ist mir persönlich alles ganz egal. Denn ich weiß natürlich am besten, welcher Vetiver-Duft der schönste ist. Das interessiert euch da draußen zwar so gut wie gar nicht, aber wenn ihr wissen wollt, welcher (neben Timbuktu natürlich) für mich derzeit EINER der schönsten Vetiver-Düfte auf dem Markt ist, dann hört jetzt genau zu:
Es ist ein Vetiver-Duft aus dieser unglaublichen, ganz formidablen Reihe der preiswerten Monotheme-Düfte, der mir in Form einer Abfüllung vom freundlichen DuftDoktor ganz ohne Rezept im Tausch überlassen wurde. Danke dir herzlich dafür!
Ich selbst wäre kaum auf die Idee gekommen, diesen Duft zu testen, denn immer, wenn ich irgendwo Bourbon lese, schwant mir ein in der Basis oder Herznote vanilleschwangeres Ungetüm, das ich so gar nicht leiden mag. Vanille ist ja gut und schön, aber Düfte und Parfümeure, die es damit übertreiben, können mir gestohlen bleiben. Ich will nicht riechen wie Omas Streusel oder Apfelkuchen (den ich immer geliebt habe: zum Essen wohlgemerkt). Das alles schließt eine Prise Vanille natürlich ganz und gar nicht aus (was wäre Shalimar ohne diese Substanz) und überdies taucht Vanille in diesem konkreten Falle gar nicht auf, - aber dazu später mehr.
Zurück zu Monothemes Vetiver Bourbon. Was sogleich auffällt: Vetiver Bourbon riecht klar und erkennbar nach Vetiver (auch wenn darüber hinaus noch andere frische Komponenten erkennbar sind: Zitrone, was mich freut, Bergamtteöl, das ich Düften und im Tee schätze), aber so sanft und dezent, dass hier wirklich niemand (eigentlich nicht einmal Damen, die sich sonst an Vetiver stoßen wie die Prinzessin an der Erbse) etwas dagegen einwenden könnten. Die Balance zwischen erdig-herb-säuerlich und sanft ist hier derartig gelungen, dass Monotheme sogar den Nischenduftkonkurrenten Diptyque mit seinem Vetyverio hinter sich lässt, das ich bisher für das gelungenste weiche Vetiver auf dem Markt hielt.
Nach meinen Recherchen handelt es sich bei der Bezeichnung Vetiver Bourbon ohnehin nicht um eine Kombination aus Vetiver und Bourbon-Vanille, sondern vielmehr um eine besondere Sorte von Vetivergras oder -öl, die eben diese runde Bourbon-Note enthält, somit also feiner und weniger erdig im Geruch ist.
Konkret darf man es wohl so beschreiben, dass auf Réunion die beste Qualität des Vetiveröls erzeugt wird, gefolgt von Haiti und Java. Das Öl von Réunion aber wird wegen seiner hohen Qualität als Vetiver Bourbon bezeichnet. Eben dieses könnte wohl in Monothemes Vetiver verarbeitet worden sein, auch wenn es hier in den Duftnoten nicht genannt, sondern nur ganz profan als Vetiver bezeichnet wird.
Da der Duft ungemein rund und weich ausklingt, bin ich dem Hersteller geneigt zu glauben, dass sich in der Basis tatsächlich noch das stark umstrittene, von mir überaus geliebte Eichenmoos findet und nicht ein synthetisches Substitut. Auch Sandelholz lässt sich nachvollziehbar erahnen; gleichwohl muss man es wohl durch die Informationen des Herstellers wissen, wird es kaum erkennen, da es dezent im Hintergrund bleibt. Betont sandelholzlastige Düfte sind mir meist zu weich und cremig in der Anmutung. Das ist hier überhaupt nicht der Fall. Alles bleibt leicht und hell, dezent und weich, mit einer untergründig maskulin-herben Note mit Vetiver im Zentrum; letztlich aber im Grunde auch ein Unisex-Duft.
Die Haltbarkeit ist gut; über die wunderbare Form der Flasche muss ich wohl kein Wort mehr verlieren. Das ist klassisch und schön.
Für mich ist damit der Streit um des Kaisers Bart geschlossen: wenn nicht Timbuktu (oder Guerlain sowie Carven in der alten Formel), dann Monotheme Vetiver Bourbon.
Aber wie das so ist, mit des Kaisers Bart und einem der möglichen Ursprünge dieser Redewendung: Wie der deutsche Historiker Johannes Fried in seinem neuesten Werk zu Karl dem Großen ausführt, ist wirklich nicht mit Sicherheit zu sagen, welchen Bart der Kaiser vor oder nach dem Jahre 800 wirklich trug. Ein Vollbart war es wohl nicht. Sicher ist nur, dass er 814 starb und wir dieses Jahr seinen 1200. Todestag feiern dürfen. Und dass Monotheme Vetiver Bourbon der schönste aller Vetiverdüfte ist. Echt jetzt!
32 Antworten