Cappellusman

Cappellusman

Rezensionen
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11 - 15 von 358
Cappellusman vor 7 Jahren 14 5
9
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Nunmehr mit ein wenig mehr Ahnung...
Meinen ersten Kommi zu diesem Solitär hatte ich vor mehr als drei Jahren geschrieben, mit naturgemäß noch nicht parfumomäßig so geschulter Nase und wenig substantiiert. Da hat sich doch in letzter Zeit so einiges getan bei mir. Bin - vorliebenbedingt - immer mehr im italienischen und spanischen Vintagebereich unterwegs, jedoch auch dem ein oder anderen "neueren" Duft nicht abgeneigt, zumal wenn er so einzigartig ist wie dieser.

Ja, Vetiver. Damals kaum erkannt, und nunmehr gleich in der Nase, und dies mit den zahlreichen anderen Duftnoten. Obwohl - Duftnoten? Dieser Duft braucht sie gar nicht, sondern die oftmals erwähnte Assoziation zum Herbst, modrigem Laub und Beerdigungen bei Nieselregen als Gesamtheit ist für mich mehr und mehr nachvollziehbar. Encre Noir will überhaupt nicht gefallen, ja will evtl. sogar auf keinen Fall gefallen, und schafft es dennoch, zumindest zu polarisieren,

Encre Noir ist schlecht gelaunt, Encre Noir schert sich einen Dreck um Trends oder Gefälligkeit. Er ist einfach da und steht stoisch und einem Monument gleich jedem und allem im Weg, Magst du ihn, so verfällst du ihm; falls nicht, so haßt du ihn, Ist ihm egal. Und genau dies macht ihn für mich aus. Tragbar? Außerhalb meiner eigenen Matrix wohl kaum. Gut gemacht und eigenständig? Und wie!!! Dabei auch noch preiswert und mit äußerst wertigem (wenn auch beim Sprühen unpraktischem) Flakon,

Ein Duft, mit dem man schlechte Laune oder Melancholie wunderbar unterstreichen (und Unnahbarkeit betonen) kann. Das Gegenteil eines Crowd-Pleasers, und die konsequente Umsetzung einer eigenen Weltanschauung, Erstaunlich, daß N. Lorson dies 2006 machte/durfte/wollte.

Vielleicht der Signature-Duft von Ebenezer Scrooge? Anfangs hatte er mich so fasziniert, daß ich glatt 100 % zückte, Mittlerweile hat sich die Verklärung gewissermaßen "entklärt", 8,5 gebe ich ihm indes ob seiner Kompromißlosigkeit und Einzigartigkeit immer noch.
5 Antworten
Cappellusman vor 7 Jahren 7 3
7
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Immergeher mit Charakter
Ja, die "Immergeher". Ob ihrer universellen Einsetzbarkeit, Unaufdringlichkeit und des Fehlens unangenehmer Spitzen häufig (und ja, zuweilen auch von mir) mit dem Attribut "Nett" versehen. Aber auch solche Düfte sollte, ja muß, eine ordentliche Sammlung enthalten, und dieser ist einer der allerbesten dieser Couleur. Lancetti ist ohnehin ein Leisetreter. Mit Ausnahme des doch eher offensiven und starken Lancetti Uomo zeichnen sich die Herrendüfte dieses Hauses durch dezente, aber stets sauber gemachte Unauffälligkeit aus.

Die Duftentwicklung derart klassisch und "auf Nummer Sicher", derart harmonisch, daß man fast nicht bemerkt, wie gut dieser Duft eigentlich ist. Anfangs leicht zitrig, dann würzig und dezent holzig. Das war es dann auch schon, und genau dies ist die Wohltat dieses Allrounders. Ein Wohlfühlduft, der nicht beliebig ist.
Eine "zweite Haut" für den, dem er steht. Dabei kein bißchen synthetisch und auch noch überaus günstig.

Ein feiner, zurückhaltender Italiener, Keine Spur von Brusthaar, Goldkette und überdosiertem Haargel, Eher ein Dottore mit Manieren, dessen Garderobe edel ist, und dessen Träger sich das Schild mit dem Namen des Edelschneiders von der Innenseite seines Jacketts hat entfernen lassen. Geprotze hat er nicht nötig. Sein Charisma kommt von innen.

Das muß man alles erst einmal so hinbekommen. Aufgrund seines Wesens sicherlich auch ein perfektes After Shave. Nun, dies werde ich nachher verifizieren können, da der Paketbote just das Rasierwasser geliefert hat...
3 Antworten
Cappellusman vor 7 Jahren 8 5
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Aus dem Dunkel ins Licht...
... und zwar aus den tiefsten Tiefen italienischer Vintageparfümerien hat dieses Juwel (im wahrsten Sinne, ist doch Sharra Pagano ein italienischer Juwelier) den Weg in meine Sammlung gefunden. Zuerst aufmerksam geworden durch einen im Wege des Blindkaufs erworbenen Mini, sind nunmehr zwei OFs (EdT und AS) bei mir eingezogen.

Wieder einmal bin ich bislang in dieser Community der einzige, der diesen Duft kennt. Mehr noch, auch die anderen, die Damendüfte dieses Hauses, sind hier vollkommen unbekannt bzw. unbewertet. Dies galt es zu ändern, also los dann...

Immer wieder erstaunlich, wenn sich nach weit über 2.000 getesteten Düften ein gewisses "Aha!" in meiner Nase regt, ich also sozusagen nicht in der Lage bin, spontane Querverbindungen zu anderen Düften herzustellen bzw. einen Duft zügig zu kategorisieren. "Sharra Uomo" macht es indes auch dem Kenner nicht gerade einfach, und dies liegt nicht an einer überbordenden Komplexität. Im Gegenteil, der Duft ist eigentlich äußerst linear und zeigt im Duftverlauf kaum Änderungen. Die (also praktisch bleibende) Kopfnote hat es allerdings derart in sich, daß ihm dies gerne verziehen sei.

Ich mag grundsätzlich auch "schlecht gelaunte" Düfte, also solche, die sich eher unnahbar geben und nicht unbedingt jedem gefallen wollen, sich quasi ihren Träger selbst aussuchen. "Sharra Uomo" ist dagegen geradezu gut gelaunt, will niemandem weh tun und ist dennoch irgendwie "wählerisch". Man muß seine "Grundaussage" nur mögen, dann paßt es schon mit der Liaison. Dieser "Grundcharakter" ist der eines - nun, wie soll ich es sagen - "gourmandigen Fougere" vielleicht. Leicht zitrisch zwar auch, aber doch mit dezenten Anklängen nach Kakao und Schokolade, während er andererseits auch als eher konservativer Gentlemanduft durchgehen kann, der zu allerlei Anlässen tragbar ist. Eine verhaltene Süße ist auch an Bord. Wie gesagt, eine erstaunliche Melange...

Halbarkeit und Projektion sind durchaus im mittleren bis hohen Bereich, und der Flakon (der mir im Großen und Ganzen bei Düften nicht allzu wichtig ist) bekommt bei mir einen beleuchteten Ehrenplatz im Parfümzimmer. Schweres Glas, leicht windschief, und als Verschlußkappe ein schwarzes Ding, das man entweder als stilisierte Steinfigur von den Osterinseln, einen nasenamputierten Ameisenbär oder was auch immer interpretieren kann.

Ganz große Klasse, das Gesamtpaket!
5 Antworten
Cappellusman vor 8 Jahren 24 12
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Zeit für eine Hommage - DER Duft???
Dieser Duft war 2013 der erste, den ich in dieser vorzüglichen Community kommentiert hatte. Habe den Kommi nie geändert, obschon sich meine Sammlung seitdem von ca. 20 auf mittlerweile über 500 Düfte vergrößert hat,

Warum nun ein neuer Kommentar? Nun, ich habe gelernt, bin hier gewachsen, und nach mittlerweile knapp 2.000 getesteten Düften auch um einige Erfahrungen reicher geworden. Viele, ja sehr viele sind richtig gut, glatte 10.0 für mich, keine Frage. Aber - was macht es denn aus, die (unerzwugene) Entscheidung für den EINEN, den Signaturduft? Hielte man mir eine geladene Pistole an den Kopf und zwänge man mich, den "besten" Duft ever zu nennen, so wäre es wohl dieser. Wieso?

Nun, Mark Cross war einer der ersten Düfte, derer ich Mitte der 80er außerhalb des Drogerie-Niveaus gewahr werden durfte. Reicht das? Eigentlich nicht, denn damals war die geneigte Parfumnase ja geradezu überflutet von den notorischen Powerhouses wie Antaeus, Drakkar Noir, Lagerfeld Classic, undundund (Oldschooler wissen hier, was ich meine). Es gab so viel geiles Zeug damals, also - was ist das Alleinstellungsmerkmal von Mark Cross für mich?

Seine Rarität? Eher nicht. Auch wenn er praktisch nur noch als eher teurer Mini (im Schnitt für EUR 20/10 ml) sowie (immer seltener) als OF (EUR 289/100 ml) erhältlich ist. Anderes aus der Ära (Heaven, Gucci Nobile) ist ähnlich teuer.

Nein, es war immer dieses gewisse "sich-zu-hause-fühlen" beim Auftragen dieses Duftes. Ach ja, er duftet übrigens SEHR männlich, würzig-holzig mit einer leicht "metallischen" (wer versteht es?) Anmutung, Soweit - so gut, Das können andere auch. Was mich letzlich dazu bewog, diesen Duft hier als Signaturduft anzugeben, ist folgendes: Meine Lebensgefährtin, die meine Parfumleidenschaft sehr gut kennt und akzeptiert (bzw. akzeptieren MUSS), hat schon Hunderte Düfte an mir gerochen und mehr oder weniger goutiert. Wenn ich (unter Aufbrauchung meiner schwindenden Restbestände) Mark Cross auftrage, sagt sie stets "DAS BIST DU!!!". Und das ist es. Ich denke, den Signaturduft kann auch ein erfahrener Parfumo kaum so gut definieren wie ein interessierter Dritter. Was meint ihr?
12 Antworten
Cappellusman vor 8 Jahren 8 3
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Phantom mit Überraschungen
Da isse nun angekommen, diese äußerst rare Limited Edition, bestehend aus je 75 ml AS und EdT zu einem sehr fairen Preis. Ich selbst kann mich überhaupt nicht mehr daran erinnern, diesem Kollegen in den 80ern/90ern je über den Weg gelaufen zu sein. Dieser Community (Nasenmann und Hordak) sei gedankt, daß ich diese Lücke nunmehr habe schließen können.

Erscheinungsjahr vermutlich vor 1993? Ziemlich sicher, da er von Eurocos vertrieben wurde, hier noch mit vierstelliger PLZ angegeben, und just 1993 wurden in Deutschland die Postleitzahlen fünfstellig.

So haben wir es höchstwahrscheinlich mit einer Variante des ersten Boss-Herrenduftes (bevor er in Boss Number One umbenannt wurde) zu tun, also mit der Originalformulierung. Und da kommt sie auch schon, die große Überraschung. Der Begriff "Concentrated" führt hier zunächst in die Irre. Man erwartet spontan doch eher eine "aufgeplusterte", noch lautere Version, aber weit gefehlt: "Concentrated" ist hier wörtlich zu nehmen. Geboten wird eine Art Essenz, in der die grellen und lauten Töne des Ursprungsduft gedimmt wurden und durch das Fehlen der Spitzen ein weitaus harmonischerer Duftverlauf geschaffen wurde. Auch sind Haltbarkeit und Sillage lange nicht so furchterregend wie beim 1985er.

Wem das Original zu honig- und patchoulilastig ist (was ich sehr gut nachvollziehen könnte), dem sei eine Schnupperung dieses Duftes empfohlen, der die würzigen und holzig-ledrigen Töne in den Vordergrund stellt, ohne die DNA der "Standardversion" zu verleugnen oder zu verfälschen. Leider, leider bedeutet "Limited" hier auch genau das, was es impliziert, denn zu finden ist Boss Concentrated so gut wie gar nicht mehr.
3 Antworten
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