CatwithaHat

Ich habe mir gestern diesen eigenwilig geformten Flakon vorgenommen, als ich vor einer nicht enden wollenden Reihe Givenchy Parfums stand. Och ja, war mein Gedankengedank, das klingt recht elegant und sieht auch ein bissl extravagant aus. Nimmste halt den!
Ich sprühte und machte mich auf eine mehr oder minder zitrische Kopfnote bereit. Was mich da aber traf war eine gigantische Keule aus etwas undefinierbar Saurem, Stechendem und gleichzeitig (pardon) Furztrockenem. Meine Begleitung warf mir einen ebsorgten Blick und schnüffelte etwas in Richtung meines Teststreifens.
"Du liebe Zeit!", rief meine Begleitung, "Das riecht wie das Bath & Beauty, was meine Mutter in den 80er benutzte. Und das ist jetzt kein Kompliment!". Modisch schwierige Zeit eben und dufttechnisch kann man wohl Ähnliches behaupten. Ich stopfe mir tapfer den Teststreifen in die Jacke, vielleicht taucht ja mal die Iris auf. Hach, das wäre was!
Nix da! Nicht nur, dass mich diese unglaublich sauere Note für die nächste Stunde verfolgt, es scheint auch irgendann nicht Klick! zu machen und sich das elegante blumige Herz eröffnen. Hier lese ich, dass da Rose und Tuberose hätten mit im Spiel sein sollen. Ja, die sind dann komplett an mir vorbeigegangen. Und ich weiß, wenn ich eine Tuberose vor mir habe! "Kannst du den Teststreifen nicht mal wegwerfen?", nörgelt meine Begleitung, "Das mieft nach 80er Jahren!!". Ich würde gerne, erklärte ich, aber die Testphase ist noch nicht zu Ende. Nicht bevor ich hier irgendwo Iris gerochen habe!!!

Rund sechs Stunden später riecht meine Jackentasche nehmst Teststreifen endlich nach Iris. Aber da ist auch etwas anderes...OH! Vanille! Ah! Dezent "dreckiger" Patchouli! Wunderschöne Basis, wirklich. Leider krankt es hier am Aufbau und Mittelteil. Schade eigentlich, Thema verfehlt würde ich sagen.

PS: Die Begleitung hatte mit Bath & Beauty recht. Ich habe vor kurzem erst an einem Pröbchen riechen dürfen und es ist zu 70% der selbe säuerliche Geruch, dem etwas großes Blumiges folgt. Verrückt.

Dieser Duft ist meiner Meinung nichts für Frauen. Zu aufdringlich, zu herb, zu stark und messerscharf. Und, anwesende Besitzer und Begeisterte mögen es mir verzeihen, er riecht stellenweise unangenehm. Ob es nun ein zuviel an Jasminrosenylangylang ist, die möhrige Iriswurzel in Kombination mit einem "dreckigen" Patchouli...Ich weiß es nicht! Ich dachte nur Stellenweise "Nicht im Ernst, oder?". Irgendetwas an diesem Duft bürstete mich gegen den Strich, egal ob auf Haut oder auf Papier. Die Kopfnote ging bis auf eine raue Bergamotte an mir vorbei. Rosenholz? Mandarine? Aha. Und dann dieser stechende Übergang zur Herznote, der nach geraumer Zeit die dunkle, orientalische Basis-Keule folgte.
Ich habe dann mal eine männliche Nase gesucht, die schrak zurück und fragte entgeistert ob ich das tragen wolle. Ich verneinte und fragte zurück "Und du?". Ratloser Blick, die Nase nahm sich abwechselnd Papier und Haut vor, dann der Griff zur Probeflasche und Pffff!
Das männliche Versuchsobjekt wackelte mit dem Kopf und überlegte ausgiebig. "Hm, Joa, wenn ich schon 50 oder 60 wäre, dann vielleicht. Ist ja ziemlich herb". Okay. Unter diesem Aspekt roch ich noch einmal nach und musste unwillkürlich als Phileas Fogg denken, wie er in einem Londoner Clubhaus seine Wette über 80 Tagen um die Welt abschließt. Warum nicht? Mr. Fogg würde Love Potion No.9 bestimmt allein schon um der Exzentrik willen gutheißen und großzügig auftragen.

Ergo ein gutgelungener Männerduft, der irgendwie in die falsche Flasche gerutscht ist. Oder wie Vorautor Peanut schon bemerkte, einfach das falsche Etikett abbekommen hat.

Ich habe ihn vor geraumer Zeit getestet, das Pröberöhrchen liegt jetzt auf Arbeit und eine meiner Kolleginnen kommt nicht umhin sich hin und wieder einen Sprühstoß davon zu gönnen. Ich kann es nachvollziehen!
Sowie die ersten Moleküle aus dem Zerstäuber gekrochen sind, macht sich eine schon eiskalte Pfeffrigkeit breit. Vielleicht hat man die Yuzu schockgefrostet, bevor man sie mit Pfefferkörner gespickt und durch das helle Harz gezogen hat. Es ist für meine Nase jedoch ein unglaublicher AH!-Effekt und ziemlich spannend.
Nach einer gewissen Zeit wird die pfeffrige Kühle würzig-männlich und ich habe schon die ein oder andere fragende Nase in meinem Büro gehabt: "Wer riecht hier so gut nach Mann?!!!". Dabei ist diese Herznote so unglaublich stilvoll, charmant und elegant, dass ich nicht umhinkomme an einn Kashmi Pulli zu denken (den man selbstredend seinem Liebsten gemopst hat)!
Der Schlussakt stellt sich dann so plötzlich und unbemerkt ein, dass man es erst merkt wenn man den Duft sucht und keiner mehr da ist. Ich habe mal besser aufgepasst und einen holzigen Abgang beobachtet, der sich für mich irgendwie pudrig anfühlte und doch eine gewisse "alte" Note hatte. Vielleicht der Rum? Rum in Zedernfässer? Geht das? Es ist jedenfalls nicht schlecht, leider aber ein zu kurzes Intermezzo.
Generell ist der Duft schnell verflogen, auf der Haut hält er meiner Meinung nach knapp vier oder fünf Stunden. Aber aufgrund des guten Ersteindrucks plus der delikaten Mitte drücke ich mal beide Augen zu! ;)

Hugo Boss und ich, wir mögen uns nicht sonderlich. Ich sage immer "Hugo, du musst doch mal was wagen! Ein bisschen Pfiff hier, ein verruchtes Fitzelchen dort...Dann wird das auch endlich was mit uns. All die vergeudeten Jahre über deinen Flaschen!". Hugo zuckt mit den Schultern. "Ich hab Gwyneth".
Ja und ich glaube, da hat er recht: Der Duft ist dermaßen lahm, dass er sich nur mit einer knackig braunen und süßlich lächelnden Mrs.Paltrow als Werbeträger verkaufen kann.
Erstmal quietscht diese Kappe auf dem Flakonhals zum Erbarmen, mit einem Plopp! bekomme ich sie dan runter, der erste Sprühstoß geht vosichtshalber auf Papier. Schöner Pfirsich, nicht pappig, nicht verfault, nicht vergoren. Nein, wirklich schön soft und angenehm. Ach, da sind Aldehyde aufgeführt? Hm. Dieses Mal zucke ich mit den Schultern. Ich gebe dem Teststreifen etwas Zeit, knapp eine Stunde und in der Hoffnung, dass dann wenigstens der Jasmin oder irgednetwas Blumiges durchstartet.
Nach besagter Wartezeit eine weitere Ernüchterung: Hach, Gottchen, wie nett. N.E.T.T! Der Teststreifen landet im Müll. Jetzt heißt es Ärmel hochkrempeln, her mit dem Handgelenk und einen ordentlichen Sprühstoß drauf! Nee, der bleibt nett. Vom Pfirsich, bis zum scheuen Jasmin und der niedlichen Basis, irgendeinem Holz. Sandelholz ist es meiner Meinung nach nicht. Moos kann ich mir wie die Aldehyde nur wünschen.
Im übrigen spielt sich das ganze Drama binnen drei Stunden ab und das ist wirklich traurig. Gerade weil 48 Euro für lasche 30ml und quietschendem Deckel ernstlich überzogen sind. Diesen angeblichen Abendduft würde man doch eher für 30 Euro weniger in der Drogerie vermuten!!
Gwynnie trägt ihn garatiert nicht, weiß der Himmel warum sie sich dafür hergegeben hat. Und ich gebe den Flakon brav an die Freundin zurück, die ihn sich gekauft hat und auf Hugo Boss-Düfte schwört. Hachja.

Als die nette Verkäuferin mit gestern erst ein Duftkärtchen und dann das Handgelenk einsprühte, war ich hin und komplett weg: Ein prickelnd herber, fast saurer Auftakt, der in meinem Gehirn sämtliche Wohlfühlsynapsen anknipste! Irgendwo ist in dieser hammermäßigen Kopfnote tatsächlich die Brombeere versteckt oder zumindest etwas, das olfaktorisch mit dieser Sorte von Beeren zu tun haben könnte. Allerdings hat sich besagte Beere zwischen zwei Scheiben Grapefruit geklemmt und mit getrockneten Lorbeerblättern umwickelt. Kurzum: es ist schwer die Brombeere auszumachen, obwohl sie doch maßgeblich am Namen der Kreation beteiligt sein soll.
Aber diese Grapefruit...Mhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh
Nach gut 1,1/2 Stunde waren Beeren und Zitrusfrucht verflogen, der Lorbeer war aber noch da und ging eine Verbindung mit undefinierbaren, pudrigen Blüten ein. Recht harmonisch das Ganze, blumig-würzig eben, und doch unspektakulär. Nicht minder unspektakulär und leise war nach knapp sechs oder sieben Stunden die Basis zu erriechen, allerdings mit einer teilweise stechenden Note. Und ich könnte schwören, dass immer noch Lorbeer mit dabei war!
Kurz vor 23 Uhr, ab unter die Dusche, Handgelenk noch einmal an die Nase. Wow! Der erdig-rauchige, kribbelige Geruch von Vetiver war immer noch da, nehmst etwas Würzig-Holzigem. Da hatte ich den Duft also schon rund 12 Stunden auf der Haut und er war immer noch da! Und das, obwohl es ein Cologne sein soll!
Ungläubiges Grunzen meinerseits, gefolgt von der Erkenntnis, dass "Blackberry & Bay" doch eine lohnenswerte Anschaffung wäre. Vielleicht nicht gerde der 100ml Klotz, eher der schlanke 30ml-Flakon. Wie gut, dass die 30ml für Montag bestellt worden sind!!! :)