Chenoa

Chenoa

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1 - 5 von 6
Chenoa vor 2 Jahren 26 8
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Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Die liegende Acht oder ...
... gibt es Geschwindigkeitsbegrenzungen auch für den Fluss des Lebens?

Ende der 80er, das Geburtsjahr von Samsara: ich war gerade 18 geworden, kurz vor dem Auszug aus dem Elternhaus - hab mich nach Kräften bemüht, die äußere auf einmal "Erwachsenenfrauenwelt" mit dem inneren Noch-Kindmädchen in Einklang zu bringen. Was an innerer Kraft noch nicht da war, habe ich umso mehr nach außen versucht zu demonstrieren. Für noch mehr Drama "Rouge noir" auf den passend tiefdunkelrot umrahmten Lippen, und ohne kohlrabenschwarzen Lidstrich wäre ich kaum zur Mülltonne raus gegangen. Punkmädchen trugen damals löchrige Netzstrümpfe zum karierten Rock mit schwarzen Stiefeln. Das schwülsüßbappige "Loulou" war zu dieser Zeit das olfaktorische Nonplusultra für mich.
Bis ich eines Tages -mittlerweile angekommen in der sogenannten Businesswelt- in eine gut sortierte Parfümerie in Hannover stolperte. Direkt vor das Regal mit den Guerlain-Düften. "Shalimar" durfte als Erster bei mir einziehen, lange Jahre war ich ihm treu. "Samsara"... hm. Weiß nicht. Schon irgendwie schön, aber ... irgendwie zu viel, zu voll, zu ... alles. Getestet, immer wieder mal. In verschiedenen Versionen. Nie gekauft, weil weder das "Aber" noch das "Eigentlich" weichen wollten. Mitsouko, L'heure bleue, Angelique Noire, die Aqua Allegorias... zogen im Laufe der Zeit bei mir ein. Samsara? Immer noch nicht.

Bis ... Zeitreise ins Jahr 2021. Der Fluss des Lebens mal wild und rauh, mal sanft und leise, selten langweilig. Ein Geschenk vor allem der letzten drei Jahre war, dass sich immer klarer gezeigt hat, was echt ist und zu mir gehört und was (oder wer) nicht.
Neulich wieder in eine Parfümerie spaziert, wieder ein neuer, wieder eher halbherziger Versuch. Hm. Hmmm...??!! Zuerst meldet sich Jasmin, noch ein bisschen pieksig in der Nase. Nicht lange jedoch, spielen Ylang Ylang und Sandelholz und Tonkabohne ihre ganz eigenen Harmonien dazu. Auf einmal erklingt ein wunderschöner, himmlischer Gesamtton, der mich den ganzen Rest des Tages warm und weich umfängt. Und es hat "zoom" gemacht.
Keine Frage mehr... er gehört jetzt mir. Egal, ob in Jeans oder Kaschmirkleid - ich bin bei mir, wenn ich ihn trage. Nicht das Äußere ist entscheidend.

Samsara ... ein gewaltiger Name für einen Duft. Zugleich einer, der ihm offenbar gewachsen ist. Ewiges Rad des Lebens, Werden und Sein. Vielleicht gehört eine gewisse Reife dazu, diesen Duft zu tragen.
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Chenoa vor 4 Jahren 20 8
8
Flakon
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Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Stärker als die Zeit ...
... oder: was ist wirklich?

Ja, es gibt sie, diese Tage, an denen die äußere Welt in mißtönender Disharmonie mit der inneren ist. An denen jegliche Sinnesreizung gut dosiert sein will. Tage, an denen dunkle Wolken am Seelenhimmel hängen und das Herz einem schwer ist, und an denen es auch schwer fällt, dankbar zu sein. Weil manchmal eben Dinge geschehen, die völlig unerwartet sind, und weil man das Leben manchmal vielleicht nur rückwärts verstehen kann.

Der Moment, an dem dieser Duft seinen Weg zu mir gefunden hat, war so ein Tag. Ich war in München unterwegs, in der Fußgängerzone stolperte ich eher ziellos in eine sehr süße kleine Parfümerie hinein, wollte vielleicht nur spontan ein Haarband kaufen. Das habe ich auch gefunden - zusammen mit diesem einfach nur zauberhaften Duft wanderte es sehr bald in meine Einkaufstasche.

Und das mir, die ich normalerweise bis zu gefühlt ewig um einen Duft herumschleichen kann, bis ich ihn dann mal kaufe oder auch nicht?? Auf die Frage, ob sie mir vielleicht noch ein schönes Parfüm zeigen dürfe, antworte ich der sehr freundlichen Dame (meinerseits eher motivationsfrei), hm ja, warum nicht. Drei Düfte zeigte sie mir, bei diesem machte nicht nur meine Nase, sondern zugleich auch mein Herz einen kleinen Hüpferer. Auf einmal ein rosagoldenwarmer Lichstrahl am graue-Wolken-Himmel. Oh??!!
"Suave Petals" kommt zunächst mal ganz zart und voller Leichtigkeit daher, wie ein Anflug von Pfirsichhain, fruchtig, und irgendwie auch köstlich. Nachdem dieser sich gesetzt hat, stimmen leise sehr harmonische, weißblumig-dezente Akkorde mit ein ... und was dann bleibt, ist ein sanfter, weicher und doch erstaunlich haltbarer Duft, der mich wirklich den ganzen Tag begleitet. Ein kleinbisschen angenehm holzig wird er, dabei niemals laut, und Patchouli kann ich bei mir tatsächlich kaum wahrnehmen. Er ist in kürzester Zeit wie eine Art guter Freund für mich geworden (wenn auch niemals ein Ersatz für den lebendigen, den ich kürzlich auf tragische Weise verloren habe), aber einer, der mich auch mal wortlos in den Arm nimmt, wenn ich's brauche, und mir eine Decke überlegt, in die ich mich einkuscheln kann. Seit er vor ein paar Wochen bei mir einzog, fällt die Wahl mir jeden Morgen leicht. Er ist für mich ein treuer Gefährte geworden, und wenn ich ihn trage, habe ich tatsächlich auch mal wieder ein Lächeln im Herzen - und in den Ohren das Lied vom immer coolen Udo Lindenberg "Stärker als die Zeit", welches in vielerlei Hinsicht eine besondere Bedeutung für mich hat. Ein Trost? Nein. Soll und kann er nicht. Aber wie ein zartbunter Regenbogen am gewitterfrontdunklen Sommerhimmel, mit einem Schimmer goldener Hoffnung drin.
8 Antworten
Chenoa vor 6 Jahren 13 1
6
Flakon
8
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8
Haltbarkeit
10
Duft
Wie Gott (oder Göttin?) in Frankreich...
Die einmalig schönen Farben der Provence: das strahlende Gelb der Sonnenblumen, das leuchtende Lila blühender Lavendelfelder, das samtige Grün sommerlicher Platanen-Blätter, das warme Goldbraun köstlich reifer Maronen. UND: von "Amber".

... in der Nase ein feiner Duft nach Thymian, Rosmarin, Zistrosen und noch so mancherlei anderen wilden Kräutern, die auch dem kargsten Boden, sehrsehr viel Sonne und dann wieder dem kaltem Mistralwind trotzen ... dazu den Geschmack kleiner verführerischer Naschereien wie Nougat de Montélimar oder die gleichfalls mandelverwöhnten Callisons d'Aix auf der Zunge, als Begleitung vielleicht ein Gläschen perfekt temperierter Rosé oder -je nach Stimmung- auch mal ein tiefdunkler Rotwein.

Genau dieses (Lebens-)Gefühl verkörpert dieser unglaublich schöne Duft von L'Occitane für mich. Zugegeben, ich liebe Frankreich sowieso, und gerade auch diesen südlichen Teil des Landes, der für mich einer Vorstellung vom Paradies schon ziemlich nahe kommt. Damals habe ich ihn dort bei einer Freundin zum ersten Mal erschnuppert, und es brauchte tatsächlich nur sehr wenig Aufwand, um sogleich mein Duftliebhaberinnen-Herz im Sturm zu erobern.
Sicher gibt es komplexere, spannendere, exzentrische Düfte als ausgerechnet diesen. Aber oft braucht Schönheit eben auch keine großen Schnörkel und Reden.

Auch nach Jahren noch schafft er es, meine Seele zum Schwingen zu bringen, und an Tagen, die auf den ersten Blick vielleicht mehr zartgrau denn sonnengelb erscheinen, schickt er helle Sonnenstrahlen auf direktem Weg zu mir.
Manchmal, wenn ich im Geiste Listen schreibe, wofür ich alles so dankbar bin im Leben, steht dieser Duft relativ weit oben. Nicht wegen des materiellen Wertes; nicht nur, weil er warm, weich und rundum harmonisch ist; sondern vor allem deswegen, was hinter der Kulisse steckt.
1 Antwort
Chenoa vor 6 Jahren 37 6
10
Flakon
8
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Haltbarkeit
10
Duft
Nostalgie im Hier und Jetzt
Die 90er ... ich war gerade Anfang Zwanzig, die ersten "wilden" Zeiten waren ausgelebt, die missglückte Dauerwelle gerade wieder rausgewachsen, Schulterpolster nur noch in ausgesucht wenigen Jacken ... die Sehnsucht nach Beständigkeit und Ankommen im scheinbaren Widerspruch zum nach wie vor lebendigen Ruf nach Abenteuer und Freiheit. Und ich begegnete meiner ersten großen Liebe.
Wunderschöne gemeinsame Jahre folgten, in denen wir Erwachsen-Sein und -Werden übten, um am Ende doch schmerzhaft zu erkennen, dass die Verschmelzung zweier Seelen nicht unbedingt das Ziel des Lebens sein kann.

"Safari" hat mich durch die Höhen und Tiefen dieser Zeit begleitet. Es ist ungemein vielschichtig, tröstlich, warm, schmeichelnd, urweiblich und irgendwie vertraut ... und auch Ausdruck dieser inneren Stimme, die immer wieder aufweckt, inspiriert, Neues zu entdecken, aufzubrechen, sich einzulassen auf das Leben, nichts fest zu halten.
Dominique Ropion hat mit diesem Duft ein Meisterstück kreiert, das sich Raum nimmt und allzeit präsent ist.

Neulich bin ich beim Aufräumen auf ein altes Bild von mir gestoßen. Aus den Neunzigern. Wie ich da in die Kamera strahle! Der Schmerz von damals ist längst geheilt, Glücklichsein braucht keinen Zeitrahmen.
Jetzt, nach mehr als 25 Jahren, habe ich mir den Duft wieder gekauft. Wenn's passt, dann passt's. Ich bin die gleiche und doch eine ganz andere als damals. Diese Art von Nostalgie ist nicht beschwerend, sondern macht dankbar, einfach so und für den Augenblick.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ...
6 Antworten
Chenoa vor 6 Jahren 6
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Seeeeeleschmeichler ...
... statt Süßholzraspler:-).
Dürfte ich nur einen einzigen Duft aussuchen für (m)eine einsame Insel - hier ist er. Sanft und subtil, lieblich, voller Lebensfreude und Leichtigkeit - meine Wohlfühl-Gutelaune-Duft-Visitenkarte.

Auch ich gehöre zu denjenigen Menschen, bei denen Vanilleduft seit jeher schon ein Gefühl tiefer Geborgenheit, einer Art Sich-Erinnern und Wieder-Erkennen auslöst.
Oft aber empfinde ich Vanille in Flakon gegossen als zu schwer, zu süß, zu klebrig ... von allem ein bisschen "zu...". Ab und zu verlockend, aber ich gehöre nun mal nicht zu den Menschen, die jeden Tag eine Schüssel Grießbrei mit Zimtzucker vertilgen mögen.
Diese Vanille ist anders. Wenn ich sie rieche, habe ich Meeresrauschen im Ohr, das begleitet wird von exotischen Vögeln und zirpenden Grillen. Die Luft ist angenehm warm, eine sanfte Brise streichelt die Haut, das leichte Sommerkleid umspielt den Körper ... der Duft von Holzfeuer vermischt mit einer Prise Neroli- und Hibiskusblüten liegt in der Luft.

"Vanille West Indies" ist für mich die perfekte Wiedergabe genau dieser Stimmung. Auch im Alltag mal die Seele auf Reisen schicken in tropische Gefilde, ein Stück des Lebensgefühls dort erhaschen und aufgetankt mit guten Gefühlen und Energien wieder zurück kommen.
Eine Ode an die Weiblichkeit, die sich auch mal selbst genug ist.

PS: neulich habe ich mich mit einer Freundin getroffen, die ich seit 8 Jahren nicht gesehen hatte. Kurz nach der Begrüßung ein Schnuppern: "... Du trägst doch nicht etwa auch ...?" Doch. Sie trug es.
Wenn Menschen sich gut verstehen, braucht es wenig Worte.
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