Miss Dior Eau de Toilette Originale

Miss Dior (Eau de Toilette Originale) von Dior
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8.5 / 10 132 Bewertungen
Miss Dior (Eau de Toilette Originale) ist ein beliebtes Parfum von Dior für Damen. Das Erscheinungsjahr ist unbekannt. Der Duft ist chypreartig-blumig. Es wird von LVMH vermarktet.
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Duftrichtung

Chypre
Blumig
Grün
Würzig
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
GalbanumGalbanum SalbeiSalbei BergamotteBergamotte GardenieGardenie
Herznote Herznote
GartennelkeGartennelke JasminJasmin NarzisseNarzisse RoseRose NeroliNeroli
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos PatchouliPatchouli LabdanumLabdanum SandelholzSandelholz

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.5132 Bewertungen
Haltbarkeit
7.9114 Bewertungen
Sillage
7.2110 Bewertungen
Flakon
8.2105 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.443 Bewertungen
Eingetragen von Profuma, letzte Aktualisierung am 13.04.2024.
Variante der Duftkonzentration
Hierbei handelt es sich um eine Variante des Parfums Miss Dior (Extrait de Parfum Original) von Dior, welche sich in der Duftkonzentration unterscheidet.

Rezensionen

12 ausführliche Duftbeschreibungen
6
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
FvSpee

323 Rezensionen
FvSpee
FvSpee
Top Rezension 48  
CoViD-Kommentare, dreizehntes Stück: Wir sind Miss!
Es bedarf keiner seherischen Fähigkeiten, sondern bloß eines Blicks auf die vergebene Punktzahl, um zu erkennen, dass ich von diesem Duft begeistert bin und ein enthusiastischer Kommentar auf den geneigten Leser wartet. Zwei Einschränkungen (oder eher Maßgaben) gilt es aber der guten Ordnung wegen vorzuschalten: Vor einer Laudatio wie der nun beabsichtigten würde ich normalerweise eine ganze Anzahl von Tagen testen; in diesem Fall habe ich es bei zwei Tagen (unter etwas abgewandelten Bedingungen) auf der Haut und einem separaten Versuch auf einem Baumwolltaschentuch (mein altes graues aus Bundeswehrzeiten, noch immer top in Schuss) belassen. In Seuchenzeiten gelten eben abgekürzte Verfahren. Und der hier zu bejubelnde Duft wurde von mir hier im Souk, wo er als eben "Miss Dior Originale EdT" anegboten wurde, gekauft, beschriftet war das Pröbchen aber mit "Miss Dior EdT Vintage", was die entfernte Möglichkeit offen lässt, dass ich das originale Original von 1947 vor der Nase hatte. Das glaube ich aber eigentlich eher nicht, und der Unterschied in der Formel soll ja ohnehin gering sein.

Dies vorausgeschickt: Miss Dior reiht sich bei mir unter den ganz, ganz großen "alten" Diors, ganz vorne ein! Diorella ist zweifellos bereits sehr schön, Diorissimo ein herrlicher, wunderschöner Maiglöckchenduft (der indes besser zu Frau von Spee als zu mir passt), mit Dioressence ist es so eine Sache: Das originale, heute nicht mehr hergestellte ist das schönste, vollendetste, vollkommenste Parfum, das ich (dank einer lieben Mitparfuma) jemals riechen durfte; das heutige ist noch immer ausgezeichnet, aber jedes Mal schmerzt die Lücke zur Urversion ein wenig mit. Miss Dior, zeitlich wohl der erste Duft in der Reihe, wenngleich vielleicht nicht so perfekt wie Dioressence, ist allerdings der, in den ich mich sofort und unbedingt verliebt habe.

Deskriptiv ist den bisherigen Rezensionen, vor allem der ganz ausgezeichneten von SchatzSucher, nicht viel hinzuzufügen: Miss Dior eröffnet mit einem herrlichen, wunderschön herbwürzigen, fast bitterem Grün, das nur minimal zitrisch aufgelockert wird und in das sich allenfalls ganz zarte florale Wölkchen mischen, die vorwitzig aus der Herznote aufsteigen. Wie bereits anderen Orts bemerkt, ähnelt der Duft in der Ouverture damit "Vol de Nuit", ist jedoch (obwohl kaum weniger wuchtig) etwas aufgelockerter und heller. Die etwa nach dreißig bis fünfzig Minuten voll einsetzende Herznote hat mit dieser Eröffnung nur noch wenig zu tun, und sie ist alles andere als das satte, schwere Blumenbukett, das man der Pyramide nach erwarten könnte. Wir finden hier ein wirklich bezauberndes, dezentes und doch einmaliges perlmuttartig perlendes, edel schimmerndes, eigentlich nur ganz leicht floral wirkendes Duftgeschehen; leicht, heiter, meist champagner-silbrig, mal bunt, hier fast prickelnd, dort beinahe pudrig, immer fein und zart, aber nur manchmal zerbrechlich wirkend (dann auch von elastischer Stärke). Die wieder recht deutlich abgesetzte dritte Phase, schon sehr hautnah jetzt, vielleicht von der vierten bis zur siebten Stunde ist wie hellwürzig, beige-braun, und erinnert mehr als nur ein bisschen an archetypisch maskuline Barbiersfrische.

Was diese drei scheinbar völlig disparaten Phasen zusammenhält ist für mich (außer der Schönheit einer jeder der Wegstrecken) die moderate Kühle des gesamten Duftverlaufs, seine alles andere als gleißende, aber doch durchaus helle Lichtstärke und zwei "Beinoten", die sich durch den gesamten Verlauf ziehen; einmal eine nur ganz leichte mentholige Frische und sodann der ultraklassische, markante, strenge und dabei wunderschöne Chypre-Bass. Ja, den nehme ich (auf der Haut) wirklich nur als Beiklang wahr: auf Stoff dominiert er alles.

Vor allem aber gibt es da eine Seele, die "Miss Dior" bei aller Dynamik der Entwicklung von innen her zusammenhält. Miss Dior ist ein im allerbesten Sinne (ich muss da fast an Nietzsche oder Bergson denken, obwohl das nicht meine philosophische Richtung ist) junger Duft: Frisch, klar, voll élan vital: gespannter, heiterer Kraft. Es ist einer der unverschnarchtesten und trotz seiner Komplexität unverschwurbelsten Düfte, die ich kenne. Gewiss ist Miss Dior auch ein femininer Duft (fernab von allen einschlägigen Klischees, er ist nicht im mindesten süß und nur sehr moderat blumig), aber in diesem schönen Fräulein wohnt nicht nur eine erfahrene Seele (sodass ihren Spielen der Ernst und die Klugheit nicht abgeht), sie hat, wie Niebelschützens Prinzessin Danae, auch alle (vermeintlich) männlichen Qualitäten: Sie kennt die Staats- und Kriegsgeschäfte, weiß den Zügel zu führen und mit der Zunge und dem Degen gleichermaßen empfindlich zu treffen.

Damit ist es für mich kein Widerspruch: Einmal: Diese Miss Dior ist eine schöne junge Frau, der ich mein Herz zu Füßen lege. Und doch auch: Wir sind (wenn schon nicht mehr Papst...) Miss! Jung und weiblich ist Miss Dior nämlich in einer Weise, in der wir das alle sein können: Ein Mensch, der seelisch nicht vergreist ist und sich nicht in einem selbstgemachten Bild von Männlichkeit vermauert, kann diesen Duft, für dessen Namen ich natürlich die glatte Zehn ziehe, unabhängig von Geschlecht und Alter tragen; er wird ihm eine zweite Haut stehen.

Warum nicht die Zehn? Mich irritiert ein wenig der jähe Einbruch an Projektion; nach der sehr raumgreifenden galbanischen Eröffnung sind der zweite und dritte Akte von fast schon erotischer Intimität geprägt. Und im Übrigen, das schlechthin Vollkommene lässt sich schwer lieben. Die kleinen Mängel erst bringen die wirkliche Vollendung: wenn der Zen-Garten perfekt sauber und geordnet ist, lasse man ein vertrocknetes altes Blatt hineinwehen.

EDIT:
PS1: Natürlich Wunschliste.
PS2: Den Namen finde ich auch historisch interessant: "Miss Dior", 1947 so getauft, verweist noch auf das frische gute französisch-angloamerikanische Einvernehmen aufgrund der Waffenbrüderschaft im Zweiten Weltkrieg. Zwölf Jahre später hätte de Gaulle dem Hause Dior was gehustet, wenn es sich erdreistet hätte, den Duft nicht "Mademoiselle Dior" zu nennen.
26 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
SchatzSucher

107 Rezensionen
SchatzSucher
SchatzSucher
Top Rezension 43  
Das Fräuleinwunder
Ein Begriff, der schon lange aus dem deutschen Sprachgebrauch verschwunden ist. Zumal heutzutage niemand mehr unverheiratete Frauen mit Fräulein anredet. Das wurde in den 70er Jahren schon belächelt und als antiquiert empfunden.

Der Begriff Fräuleinwunder entwickelte sich Anfang der 50er Jahre in den USA und stand für begehrenswerte, junge, moderne, attraktive und selbstbewußte junge Frauen, die gern "Fraulein" genannt wurden. Auslöserin war wohl die erste bundesdeutsche Miss Germany von 1950, Susanne Erichsen, die in den USA als deutsches "Fraulein" großen Eindruck hinterließ, als sie die deutsche Mode in den USA repräsentierte. Damals hat man Models noch hübsch Mannequin genannt, ein viel netterer Ausdruck, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.
Und in diese Zeit fiel auch die Entstehung der ursprünglichen Fassung von Miss Dior (1947). Diese Version wurde im Laufe der Zeit überarbeitet und angepaßt, bis man zu der jetzigen Version kam, die um 1992 herum die Version von 1947 ersetzte.
Und ich kann bestätigen, daß dieser Duft eine große Portion Selbstbewußtsein und Attraktivität ausstrahlt und der "alten" Miss Dior durchaus auch das Wasser reichen kann.

Welch eine bemerkenswerte Entwicklung, als würde Schicht für Schicht abgetragen und zu guter Letzt kommt eine strahlende Schönheit heraus, die sich regelrecht gemausert und aus ihren diversen Häuten befreit hat.
Erlebt man beim ersten Sprüh diese knarzig-herbe Note des Galbanums, das bei Miss Dior reichlich verwendet wurde und man denkt zunächst tatsächlich, man hätte sich ein dichteres und potenziertes Vol de Nuit aufgesprüht. Es ist auch sehr grün, Salbei trägt ebenfalls zum eher herben Erscheinungsbild bei.
Doch diese frappierende Ähnlichkeit zu Vol de Nuit zeigt sich nur zu Anfang, recht schnell geht Miss Dior ihren eigenen Weg.

Die kühle Sprödigkeit weicht recht schnell und die gestrenge und selbstbewußte Miss Dior zeigt ihr blumiges sanftes Inneres und ihre wahre funkelnde Pracht. Kühl, glitzernd, elegant und weich. Nichts ist mehr knarzig wie zu Beginn. Der grüne Unterton bleibt zwar weiterhin erhalten, doch wird hier ein Füllhorn an Blumen ausgeschüttet. Einzelne Blüten sind schwer herauszuerkennen, ich vermag nur die Gesamtheit wahrzunehmen, so dicht sind die Blüten verwoben. Ich meine Nelke etwas mehr herauszuriechen.
Die rauhe Schale wurde abgelegt und ein stolzer Schwan kommt zum Vorschein und entfaltet seine Flügel.
Hier wird Miss Dior wirklich unglaublich schön und ich muß immer wieder an meinem Handgelenk schnuppern, damit ich die beeindruckende Entwicklung verfolgen kann.
Süß ist die Miss übrigens auch überhaupt nicht, dennoch strahlt sie in der Herznote eine betörende Lieblichkeit aus. Und man möchte sagen "Küß die Hand, gnädiges Fräulein!"
Und das Fräulein reicht geschmeichelt und huldvoll die Hand...
Im weiteren Verlauf, wenn es an die Basis geht, wird es wieder herber. Eichenmoos tritt mit seinen Begleitern auf den Plan. Und die glitzernde und strahlende Miss, die so vielsagend gelächelt hat, zeigt sich wieder zugeknöpft, so als hätte sie sich fast erschreckt, ihr wahres Inneres zu zeigen. In dieser Phase wirkt die Miss wieder etwas unnahbarer.

Was wäre ein wahrer Chypreduft ohne diese schöne Eichenmoosbasis, die einem Duft dieses Typs erst ihren Charakter verleiht? Ob mit viel Beiwerk oder etwas reduzierter. Auf einen animalischen Begleiter wie z.B. Ambra hat man in diesem Fall verzichtet, was dem Duft meiner Meinung nach sehr gut getan hat. Beim Dioressence, das wesentlich opulenter geraten ist, würde wiederum etwas fehlen. Hier wäre es zu viel.
Bei der Miss Dior hat man sich neben Eichenmoos auf etwas Labdanum und Sandelholz beschränkt, Patchouli ist äußerst sparsam verwendet worden, man riecht es nicht deutlich heraus.

Ja, was soll ich sagen? Ein weiterer klassischer Chypreduft, den ich für mich (wieder-) entdeckt habe und der wiederum durch seine Zurückgenommenheit anders gestaltet ist als seine Mitstreiter.
Für mich ist dieser Duft die wahre Miss Dior. Die in den 2000er und 2010er Jahren unter diesem Namen veröffentlichten Düfte haben mit dieser kühlen Eleganz aus einer anderen Zeit nichts gemein, auch wenn sie ihre Anhänger haben.
Miss Dior Originale ist ein zeitloser Duft, den man mal kennengelernt haben sollte, da er durch seine Vielfältigkeit, seine Unaufdringlichkeit und seine angenehme Präsenz sehr schön aus dem massentauglichen Einheitsbrei heraussticht.
Er macht sich als Tagesduft im Büro sehr gut, er ist ein schöner Freizeitbegleiter und abends zu schönen Anlässen ist man ebenfalls sehr gut beraten mit Miss Dior.
Die Haltbarkeit ist mit rund 8 Stunden sehr gut, der Duft zieht keinen Riesenduftschleier nach sich.
Beim Flakon hat man das Design mit dem Hahnentrittmuster beibehalten und ihm keine Banderole verpaßt, sondern das Muster ins Glas geprägt, was ich für sehr gelungen halte. Schlicht und elegant.
Und an selbstbewußten Herren kann die Miss auch funktionieren.

Durch die vielseitige Entwicklung ist Miss Dior Originale für mich ein wahres Fräuleinwunder und steht zu Unrecht seit Jahren ein wenig im Schatten.
Die Chyprereise wird weitergehen....
22 Antworten
8
Preis
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Pluto

347 Rezensionen
Pluto
Pluto
Top Rezension 43  
Ein Chypre mit Kanten
Adrette, alte Lady, das weiße Haar zum Chignon gesteckt, duftet wunderbar im Bus. Ich will fragen, was sie trägt, verdammt, ich kenn den Duft doch *grübel*, hab ich den nicht? Zu spät, sie steigt aus. Ich notiere im Kopf: Seifig, bittergrün (Galbanum) herb, ohne liebliche Blümelei, eichenmoosig, frisch, markant, elegant und nicht zuletzt auch widerborstig, ist ja ein Chypre. Jetzt hab ich's, Miss Dior... Lange nicht getragen, schon aus der Sammlung genommen, verschwunden in der großen Kiste "Abgeben?". Heute wieder aufgelegt, was für ein Chypre, nicht weichgespült sondern mit Ecken und Kanten. Wie konnte ich den nur fast vergessen und an Abgabe denken? Flakon ist wieder nach vorn gerückt, da gehört er hin, in die erste Reihe.

Sillage und Haltbarkeit sind gut bis sehr gut, der milchige, geriffelte Glasflakon liegt gut in der Hand. Und die Miss kann auch gut vom Mister getragen werden, probiert es.
26 Antworten
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Siebenkäs

63 Rezensionen
Siebenkäs
Siebenkäs
Top Rezension 30  
Strandhafer (ein Idyll in 4 Akten)
1. Teil

Vorspiel
Auf ihrem Glückskeks, den sie nach dem Essen beim
einzigen Asiaten der Insel erhalten hatte, stand an einem Tag:
„Du kannst für die Welt nur eine Person sein, aber für eine
Person die ganze Welt bedeuten“.
Der Zettel landete im Papierkorb vor der Bäckerei Hansen.

1.Akt
Sie war nun mal ein pragmatischer Mensch. Seit ihrer
Scheidung vor ein paar Jahren hatte sie sich nicht ein
einziges Mal um eine neue Beziehung bemüht. Sie hatte
sich ganz gut eingerichtet auf dieser Nordsee-Insel und
war froh, dass sie das kleine Haus mit dem blauen Holz-
balkon geerbt hatte. Es reichte völlig für sie und ihren
Sohn Jan, der in die vierte Klasse der einzigen Schule
auf der Insel ging. Außerdem stieg es beständig im Wert,
denn es lag nicht weit vom Strand in einem ruhigen,
kleinen Weg. Mit Jan lief es nicht gerade gut in der Schule,
alle paar Wochen musste sie zu einem Gespräch mit der
Klassenlehrerin, weil er sich angeblich weder in die Gemein-
schaft einfügte noch irgendein ernsthaftes Interesse am
Unterricht zeigte. Sie versuchte - oft erfolgreich – die
Sorgen, die sie sich um ihn machte, zu verdrängen. Denn
für ihre Arbeit brauchte sie einen freien Kopf.
Na ja, das stimmte zumindest halbwegs. Sie schrieb als
freie Journalistin für verschiedene Frauenzeitschriften und
kam ganz gut über die Runden. Auch wenn ihr der Job
immer mehr wie Routine vorkam. Sie wusste genau, was
die Redaktionen haben wollten und lieferte es. Wenn ihr
mal alles zu sehr nach Schema F erschien, tröstete sie
sich mit dem Gedanken an ihren ersten eigenen Roman,
den sie vor kurzem begonnen hatte.
Und vor allem – sie ging einfach ein oder zwei Stunden
am Strand spazieren.
So tat sie’s auch heute, an diesem leicht bedeckten, aber
trockenen Tag.

2.Akt
Der Wind blies vom Land her hinaus in die See.
Sie ging barfuß genau an der Grenze, wo die Wellen sich
nach der Brechung im Sand bogenförmig in glatte,
hellbraun glänzende, sehr vergängliche Seen
verwandelten, an ihrem Ende noch flüchtigeren Schaum
hinterlassend. Möwenschreie erfüllten die Luft,
das Rauschen der Wellen klang wie eine endlose Melodie,
die zugleich weich und rau war. Das kalte Nordseewasser
spielte mit ihren Füßen, der feine braune Sand schien sie
beim Zurückweichen der Wellen festsaugen zu wollen,
als ob er ihr mehr Bodenhaftung geben wollte.
Sie hatte schon oft mit dem Gedanken gespielt, das Haus
zu verkaufen, im Moment bekäme sie ganz gut was dafür.
Und wenn sie nach Hamburg zögen, wäre für sie alles
einfacher, schneller, direkter. Und sicher auch besser für
Jan, denn in der Stadt galten sicher andere Maßstäbe für
einen Jungen in seiner Lebenssituation. Einen Makler
würde sie nicht brauchen, lediglich ein Schild im Garten -
das hatte auch bei Büttners paar Häuser den Marschweg
rauf gereicht, nach nicht mal 2 Wochen war ein Käufer
gefunden.
Plötzlich spürte sie etwas hartes, glattes an ihrem Fuß.
Sie senkte den Blick vom Horizont hinab in den Sand
und sah eine grüne Glasflasche, sauber und ohne Etikett.
Sie hob sie auf, etwas klapperte in ihrem Innern. Es war
ein kleines Glasröhrchen, das am ehesten wie eine Parfum-
probe aussah. Sie beschloss, die Flasche mitzunehmen
und das Ganze zu Hause näher zu untersuchen.

3.Akt
Es war tatsächlich eine kleine Parfumprobe, glasklar und
völlig unbeschriftet.
Sie war nicht gerade eine besondere Parfumliebhaberin,
aber ab und zu gönnte sie sich mal ein Sprüherchen eines
der Parfums, die so nach und nach von verschiedenen
Leuten geschenkt bekommen hatte – drei, vier Flakons
waren es, die sich im Bad auf der Ablage vor dem Spiegel
ganz gut machten.
Sie würde diesen Fundduft mal probieren, warum nicht?
Was sollte schon passieren?
Sie gab vorsichtig zwei Sprühstöße auf ihr Armgelenk.
Das erste, was sie wahrnahm, war eine freundlich-ernste,
hellgrüne Note, die durch ein wenig Zitrone aufgefrischt
wirkte. Alsbald wurde das Grün satter, tiefer und dichter,
und bekam ergänzt durch einen leicht würzigen Hauch
einen noch herberen, fast wettergegerbten Charakter.
Es erinnerte sie an jemand, den man sympathisch findet,
den man aber doch nicht ohne weiteres ansprechen würde.
Freundlich, aber bestimmt, fast unbeirrbar. Ja, diese
Freundlichkeit wurde nun deutlicher, warm-weich, etwas
pudrig, vielleicht auch leicht blumig roch das nun.
Wie ein dezentes Schmuckstück, edel aber nicht laut.
Wie schön so ein Parfum doch sein kann, dachte sie.
Am nächsten Tag wiederholte sie ihren Test. Und war
direkt begeistert, die Eröffnung kam ihr jetzt schon wie
eine gute alte Bekannte vor. Diese herbe, natürlich-grüne
Selbstsicherheit… An irgendwen erinnerte der Duft sie,
sie konnte es aber nicht greifen, weder war es ihre Mutter
noch eine Freundin. Eine Lehrerin? Nein, die hatten nie
nach irgendwas gerochen, höchstens nach Schweiß und
Strenge. Die war hier auch zu einem gewissen Quentchen -
mit im Spiel, aber es war eine wunderbare, hilfreiche,
anleitende Strenge, der man sich anvertrauen konnte,
wenn man Lust dazu hatte.
Sie notierte sich diese Phantasieblüten, die der Duft in ihr
hervorkitzelte, – so wie sie’s meistens mit Assoziationen
und Formulierungen tat, die ihr zuflogen. Wer weiß -
vielleicht wäre das mal irgendwann verwertbar für einen
Artikel. Oder Ihren Roman.
Am dritten Tag genoss sie den Duft sogar noch mehr.
Kann man sich in ein Parfum verlieben?, notierte sie sich.
Was ihr jetzt noch mehr auffiel, war das weich-pudrige,
ja auch etwas edel-holziges, das soviel Wärme ausstrahlte,
immer noch tauchten grün-herb schimmernde Wölkchen
mit diesem gewissen Ernst auf, aber sie spürte dahinter
eine wohlwollende Kraft, die wusste, was sie wollte.
Vermittelt ein Gefühl von Machbarkeit, notierte sie,
von der Gangbarkeit auch ungewöhnlicherer Wege.
Klar, es roch auch nach Blumen, aber das waren keine,
die einem ein Mann schenkte. Sondern solche, die man
selbst verschenkte, vielleicht einem Mann, vielleicht auch
einer Frau, um sie um den Finger zu wickeln.
Immer mehr fiel ihr ein zu diesem Duft.
Dennoch ließ sich nicht alles in exakte Worte fassen.
Dieses verwirrende Blumen-Kräuter-Körbchen, das sie
an einen Wochenmarkt erinnerte, aber zugleich
eine gewisse Bitterkeit, die doch nichts von Verbitterung
hatte, weil sie eingebettet war in tröstlichere Aspekte.
Eine gewisse Unberechenkeit, ja Renitenz war da,
gerade die faszinierte sie besonders.
Und dann wurde ihr klar, wie wenig nur noch drin war
in dem kleinen Röhrchen.
Ein heißer Schrecken überfiel sie.
Sie wusste weder, wie das Parfum hieß noch sonst irgend
etwas.
Was tun?
Auf jeden Fall den Rest aufheben. Und vielleicht jemanden
fragen.
Der kleine Laden von Frau Scherringer fiel ihr ein, nur ein
paar Straßen weiter. Da gab’s fast alles, nicht nur Lebens-
mittel, auch ein paar Drogeriewaren wie Rasierschaum und
sogar ein paar Düfte.
Keine zwanzig Minuten später stand sie auch schon im Laden
und hielt Frau Scherringer ihren Arm zum Schnuppern hin.
„Also 100%ig kann ich's nicht sagen…“ begann Frau
Scherringer, „aber eines halt ich für sehr wahrscheinlich...“
Sie machte ein geheimnisvolles Gesicht.
„Und..??“
„Dass der Duft aus Paris kommt. So vornehm wie der riecht,
kann der nur von da sein…“
„Gut, danke, das hilft mir ja schon mal etwas…“

(den zweiten Teil findet ihr unter Miss Dior ESPRIT de Parfum,
die Düfte scheinen mir sehr ähnlich)
Sorry für die Länge!
17 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Serenissima

1053 Rezensionen
Serenissima
Serenissima
Top Rezension 26  
eine Fernsehsendung erinnert
"... ein Mann, der versucht hat, eine überschäumende, Blumen bewachsene Welt zu schaffen."
Mit diesen Worten endet die Dokumentation "Die Zeichnungen von Christian Dior", die ARTE gestern Abend ausstrahlte.
Eigentlich für meine Gewohnheiten ein bisschen zu spät, aber der Reiz, den diese traditionellen Modehäuser und ihre Geschichten immer noch auf mich ausüben, überwog: ich wurde nicht enttäuscht!

Seit Jahrzehnten in einem geheimen Archiv verschlossene Zeichnungen von Christian Dior wurden u. a. früheren Mitarbeitern und Mode-Historikern vorgelegt, die sie kommentierten, nachdem sich das erste Staunen über diesen unbekannten Schatz gelegt hatte.
Und sie erzählten aus ihrer Zeit beim Modehaus Christian Dior; eine 93-jährige, sehr elegante und immer noch sehr schicke Dame hatte sogar noch von 1951 bis zu dessen Tod im Oktober 1957 mit dem großen Meister gearbeitet. Was konnte sie berichten!
Mich interessierte dieser Blick hinter die Kulissen besonders, da ich vor einigen Jahren die Kino-Dokumentation "Dior und ich" gesehen hatte.
Auch sie führte ins innere Leben dieses Unternehmens, nachdem 2012 der belgische Industrie- und Modedesigner Raf Simons die Nachfolge von John Galliano als künstlerischer Direktor angetreten hatte.
Keine sehr glückliche Beziehung: wenn der Designer aus dem Bereich "Prês-à-Porter" zur Haute Couture wechselt und sich nicht bewusst ist, dass die Wünsche einer Kundin, die jedes Jahr zwei Kollektionen für jeweils mehr als 500.000 Euro kauft, vor den seinen stehen.
Da muss dann schon mal die Chef-Directrice persönlich zur Änderung der Garderobe nach New York fliegen.
Auch wenn M. Simons seine ersten Schnitte auf Stoff übertragen und probieren lässt.
So wechselte Raf Simons* dann auch 2015 zu Calvin Klein nach New York. Dort hat er wohl ein glückliches Händchen, als in diesem, im Grunde immer noch nach den Vorstellungen von Christian Dior geführten Traditions-Unternehmen.

Denn schon im Februar 1947 stellte Christian Dior seine erste eigene Modekollektion vor, die von "Harper's Bazaar" (schon damals eine Institution) in einem Artikel das erste Mal als "New Look" bezeichnet wurde.
Sowohl die Zeichnungen, als auch die im Film gezeigten Modelle, haben noch heute einen ganz eigenen Reiz.
Die "A"-, "H"- und/oder "Y"-Linie passt sich jeder Figur an: hier ist die Frau noch ganz Frau!
Christian Dior, "der zarte Mann mit großem Geschäftssinn", führte damit, als eine Art "Konterrevolution" gegen die Mode von Mademoiselle Chanel, eine theatralische und auch provokante Mode vor, meist noch aus eingefärbter Fallschirm-Seide gefertigt.
"Europa hat genug von den Bomben; es wollte ein Feuerwerk" waren seine Worte.

Als letzten Beweis für die Rückkehr der Opulenz präsentierte Christian Dior im gleichen Jahr sein Parfum "Miss Dior".
Mit diesem Duft wollte er seine Kundinnen verführen, weil er diesen als unabdingbare Ergänzung der weiblichen Persönlichkeit hielt, für den "letzten Schliff eines Kleides".
"Miss Dior" sollte "die Düfte von Abenden in der Provence" heraufbeschwören, "wo es von Glühwürmchen schwirrt und der grüne Jasmin den Kontrapunkt zur Melodie der Nacht und der Erde bildet". (OT: Christian Dior)
Paul Vacher kreierte so für ihn einen Duft voller Kontraste: frische Noten mit einem warmen Herzen.
Damals nannte man ihn, "einen grünen Chypre-Duft mit einem animalischen Nachhall".
(All diese historischen Aussagen lassen sich in verschiedenen Veröffentlichungen über M. Dior nachlesen.)

Wer heute noch einen der Ursprungs-Flacons besitzt, nennt wahrlich einen Schatz sein Eigen.
Wer weiß, vielleicht schlummert noch auf einem Dachboden oder in einem Keller ein vergessenes Exemplar.
Ich habe "nur" das Eau de Toilette (Originale) von "Miss Dior", das ich wirklich vergessen hatte, bis ich gestern Abend über die gesehene Fernseh-Dokumentation nachdachte.

Und schon dies ist ein Schatz, der seine Opulenz nicht verleugnet, sondern sie voll und sinnlich auf der Haut mit erstaunlicher Fülle und Haltbarkeit präsentiert.
Gleich im Vorfeld: alle "Gegner" von Eichemoos sollten einen großen Bogen um dieses "Miss Dior" machen!
Denn dessen erdige Schwere ist eine Basis dieses Kunstwerkes, die den gesamten Duftverlauf durchzieht.
Wohl dadurch empfinde ich die Gardenie als nicht so störend, wie es vielleicht sonst der Fall wäre.
Denn auch sie ist natürlich großzügig vorhanden, muss sich allerdings mit Bergamotte und - sehr erstaunlich! - krautig-würzigem Salbei den ersten Auftritt teilen.
So tritt die Würze bereits auf, bevor sich Galbanums Harznote dazugesellt.
Selbst beim Eau de Toilette ist dies schon eine gewaltige Duftexplosion!
Im heimischen Bereich bleibt der sich nun beinahe verschwenderisch entwickelnde Blütentraum: dort finden sich keine Exoten, sondern Gartenpflanzen, wie Narzisse und die "gewöhnliche" würzige Gartennelke, der schwer duftende großblütige Jasmin und natürlich die edle Rose.
Die einzige Ausnahme bildet hier Neroli, das Öl, das die Seele lächeln lässt. - Und die Seele lächelt hier wirklich!
All diese Schönheit lagert unverkennbar auf würzigem Eichenmoos.
Großzügig werden gold-strahlendes Patchouli und sinnliches Sandelholz beigefügt und gekrönt wird diese Duft-Komposition vom Harz des Zistrose, dem rauchigen Labdanum!

So entsteht ein Duftgemälde, das beinahe andächtig werden lässt: ein wenig altmodisch vielleicht in seiner Opulenz, aber immer noch spektakulär in Wirkung und Strahlkraft!
Mit dieser fast ursprünglichen "Miss Dior" würdigt das Haus Christian Dior der Weiblichkeit voller Hingabe und gefühlt fast ehrfürchtig!
Hier ist nichts mit "Unisex"; feminine Sinnlichkeit regiert die Duftwelt!

Seit gestern Abend frage ich mich allerdings, wie ich den kleinen grau-weißen Karton mit dem eckigen Flacon so lange übersehen konnte; er steht doch mitten in meiner Duftsammlung!
Ein wenig schäme ich mich deshalb; bin aber doppelt froh, dass ich diese Fernseh-Dokumentation sah und an einen Traumduft erinnert wurde, der so lange eine Art "Aschenputtel"-Dasein bei mir führte.
Zum Glück ist es nicht zu spät, um bereits heute eine gehörige Duft-Portion zu genießen.

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* 25.12.2018: gerade lese ich, dass das Unternehmen Calvin Klein seinen Vertrag mit Raf Simons gelöst hat.
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Statements

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PinseltownPinseltown vor 25 Tagen
Miss Dior betritt im grün Chyprekleid
Mit sinnlich herber Miene
Holzlaufsteg
Man legt ihr Blumen zu Füßen
Plötzlich lächelt sie warmherzig +
33 Antworten
TofuwachtelTofuwachtel vor 3 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Du bist
Bitter und weich
Streng und warm
Du hast Distanz
Und Nähe
Du lächelst
Kühl und herzlich
Du bist
Eine eigenwillige
Schönheit
26 Antworten
GoldGold vor 3 Jahren
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Bin lange keine Miss mehr, bin eine Madame. Du hast immer zu mir gehalten. Herb, bitter, unangepasst. Und wirst mir bleiben. Auch mit 99.
16 Antworten
AolaniAolani vor 4 Jahren
9
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Ein zartes, angenehmes Chypre-Fräulein. Leicht und licht, charmant und bezaubernd - eine Miss, die sich zu benehmen weiß, die immer passt.
9 Antworten
ErgoproxyErgoproxy vor 3 Jahren
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Knarziger und seifiger als das Esprit de Parfum, ansonsten deckungsgleich. Chypre mit allem was dazugehört. Klasse!
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