Miss Dior Dior Eau de Toilette Originale
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Top Rezension
eine Fernsehsendung erinnert
"... ein Mann, der versucht hat, eine überschäumende, Blumen bewachsene Welt zu schaffen."
Mit diesen Worten endet die Dokumentation "Die Zeichnungen von Christian Dior", die ARTE gestern Abend ausstrahlte.
Eigentlich für meine Gewohnheiten ein bisschen zu spät, aber der Reiz, den diese traditionellen Modehäuser und ihre Geschichten immer noch auf mich ausüben, überwog: ich wurde nicht enttäuscht!
Seit Jahrzehnten in einem geheimen Archiv verschlossene Zeichnungen von Christian Dior wurden u. a. früheren Mitarbeitern und Mode-Historikern vorgelegt, die sie kommentierten, nachdem sich das erste Staunen über diesen unbekannten Schatz gelegt hatte.
Und sie erzählten aus ihrer Zeit beim Modehaus Christian Dior; eine 93-jährige, sehr elegante und immer noch sehr schicke Dame hatte sogar noch von 1951 bis zu dessen Tod im Oktober 1957 mit dem großen Meister gearbeitet. Was konnte sie berichten!
Mich interessierte dieser Blick hinter die Kulissen besonders, da ich vor einigen Jahren die Kino-Dokumentation "Dior und ich" gesehen hatte.
Auch sie führte ins innere Leben dieses Unternehmens, nachdem 2012 der belgische Industrie- und Modedesigner Raf Simons die Nachfolge von John Galliano als künstlerischer Direktor angetreten hatte.
Keine sehr glückliche Beziehung: wenn der Designer aus dem Bereich "Prês-à-Porter" zur Haute Couture wechselt und sich nicht bewusst ist, dass die Wünsche einer Kundin, die jedes Jahr zwei Kollektionen für jeweils mehr als 500.000 Euro kauft, vor den seinen stehen.
Da muss dann schon mal die Chef-Directrice persönlich zur Änderung der Garderobe nach New York fliegen.
Auch wenn M. Simons seine ersten Schnitte auf Stoff übertragen und probieren lässt.
So wechselte Raf Simons* dann auch 2015 zu Calvin Klein nach New York. Dort hat er wohl ein glückliches Händchen, als in diesem, im Grunde immer noch nach den Vorstellungen von Christian Dior geführten Traditions-Unternehmen.
Denn schon im Februar 1947 stellte Christian Dior seine erste eigene Modekollektion vor, die von "Harper's Bazaar" (schon damals eine Institution) in einem Artikel das erste Mal als "New Look" bezeichnet wurde.
Sowohl die Zeichnungen, als auch die im Film gezeigten Modelle, haben noch heute einen ganz eigenen Reiz.
Die "A"-, "H"- und/oder "Y"-Linie passt sich jeder Figur an: hier ist die Frau noch ganz Frau!
Christian Dior, "der zarte Mann mit großem Geschäftssinn", führte damit, als eine Art "Konterrevolution" gegen die Mode von Mademoiselle Chanel, eine theatralische und auch provokante Mode vor, meist noch aus eingefärbter Fallschirm-Seide gefertigt.
"Europa hat genug von den Bomben; es wollte ein Feuerwerk" waren seine Worte.
Als letzten Beweis für die Rückkehr der Opulenz präsentierte Christian Dior im gleichen Jahr sein Parfum "Miss Dior".
Mit diesem Duft wollte er seine Kundinnen verführen, weil er diesen als unabdingbare Ergänzung der weiblichen Persönlichkeit hielt, für den "letzten Schliff eines Kleides".
"Miss Dior" sollte "die Düfte von Abenden in der Provence" heraufbeschwören, "wo es von Glühwürmchen schwirrt und der grüne Jasmin den Kontrapunkt zur Melodie der Nacht und der Erde bildet". (OT: Christian Dior)
Paul Vacher kreierte so für ihn einen Duft voller Kontraste: frische Noten mit einem warmen Herzen.
Damals nannte man ihn, "einen grünen Chypre-Duft mit einem animalischen Nachhall".
(All diese historischen Aussagen lassen sich in verschiedenen Veröffentlichungen über M. Dior nachlesen.)
Wer heute noch einen der Ursprungs-Flacons besitzt, nennt wahrlich einen Schatz sein Eigen.
Wer weiß, vielleicht schlummert noch auf einem Dachboden oder in einem Keller ein vergessenes Exemplar.
Ich habe "nur" das Eau de Toilette (Originale) von "Miss Dior", das ich wirklich vergessen hatte, bis ich gestern Abend über die gesehene Fernseh-Dokumentation nachdachte.
Und schon dies ist ein Schatz, der seine Opulenz nicht verleugnet, sondern sie voll und sinnlich auf der Haut mit erstaunlicher Fülle und Haltbarkeit präsentiert.
Gleich im Vorfeld: alle "Gegner" von Eichemoos sollten einen großen Bogen um dieses "Miss Dior" machen!
Denn dessen erdige Schwere ist eine Basis dieses Kunstwerkes, die den gesamten Duftverlauf durchzieht.
Wohl dadurch empfinde ich die Gardenie als nicht so störend, wie es vielleicht sonst der Fall wäre.
Denn auch sie ist natürlich großzügig vorhanden, muss sich allerdings mit Bergamotte und - sehr erstaunlich! - krautig-würzigem Salbei den ersten Auftritt teilen.
So tritt die Würze bereits auf, bevor sich Galbanums Harznote dazugesellt.
Selbst beim Eau de Toilette ist dies schon eine gewaltige Duftexplosion!
Im heimischen Bereich bleibt der sich nun beinahe verschwenderisch entwickelnde Blütentraum: dort finden sich keine Exoten, sondern Gartenpflanzen, wie Narzisse und die "gewöhnliche" würzige Gartennelke, der schwer duftende großblütige Jasmin und natürlich die edle Rose.
Die einzige Ausnahme bildet hier Neroli, das Öl, das die Seele lächeln lässt. - Und die Seele lächelt hier wirklich!
All diese Schönheit lagert unverkennbar auf würzigem Eichenmoos.
Großzügig werden gold-strahlendes Patchouli und sinnliches Sandelholz beigefügt und gekrönt wird diese Duft-Komposition vom Harz des Zistrose, dem rauchigen Labdanum!
So entsteht ein Duftgemälde, das beinahe andächtig werden lässt: ein wenig altmodisch vielleicht in seiner Opulenz, aber immer noch spektakulär in Wirkung und Strahlkraft!
Mit dieser fast ursprünglichen "Miss Dior" würdigt das Haus Christian Dior der Weiblichkeit voller Hingabe und gefühlt fast ehrfürchtig!
Hier ist nichts mit "Unisex"; feminine Sinnlichkeit regiert die Duftwelt!
Seit gestern Abend frage ich mich allerdings, wie ich den kleinen grau-weißen Karton mit dem eckigen Flacon so lange übersehen konnte; er steht doch mitten in meiner Duftsammlung!
Ein wenig schäme ich mich deshalb; bin aber doppelt froh, dass ich diese Fernseh-Dokumentation sah und an einen Traumduft erinnert wurde, der so lange eine Art "Aschenputtel"-Dasein bei mir führte.
Zum Glück ist es nicht zu spät, um bereits heute eine gehörige Duft-Portion zu genießen.
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* 25.12.2018: gerade lese ich, dass das Unternehmen Calvin Klein seinen Vertrag mit Raf Simons gelöst hat.
Mit diesen Worten endet die Dokumentation "Die Zeichnungen von Christian Dior", die ARTE gestern Abend ausstrahlte.
Eigentlich für meine Gewohnheiten ein bisschen zu spät, aber der Reiz, den diese traditionellen Modehäuser und ihre Geschichten immer noch auf mich ausüben, überwog: ich wurde nicht enttäuscht!
Seit Jahrzehnten in einem geheimen Archiv verschlossene Zeichnungen von Christian Dior wurden u. a. früheren Mitarbeitern und Mode-Historikern vorgelegt, die sie kommentierten, nachdem sich das erste Staunen über diesen unbekannten Schatz gelegt hatte.
Und sie erzählten aus ihrer Zeit beim Modehaus Christian Dior; eine 93-jährige, sehr elegante und immer noch sehr schicke Dame hatte sogar noch von 1951 bis zu dessen Tod im Oktober 1957 mit dem großen Meister gearbeitet. Was konnte sie berichten!
Mich interessierte dieser Blick hinter die Kulissen besonders, da ich vor einigen Jahren die Kino-Dokumentation "Dior und ich" gesehen hatte.
Auch sie führte ins innere Leben dieses Unternehmens, nachdem 2012 der belgische Industrie- und Modedesigner Raf Simons die Nachfolge von John Galliano als künstlerischer Direktor angetreten hatte.
Keine sehr glückliche Beziehung: wenn der Designer aus dem Bereich "Prês-à-Porter" zur Haute Couture wechselt und sich nicht bewusst ist, dass die Wünsche einer Kundin, die jedes Jahr zwei Kollektionen für jeweils mehr als 500.000 Euro kauft, vor den seinen stehen.
Da muss dann schon mal die Chef-Directrice persönlich zur Änderung der Garderobe nach New York fliegen.
Auch wenn M. Simons seine ersten Schnitte auf Stoff übertragen und probieren lässt.
So wechselte Raf Simons* dann auch 2015 zu Calvin Klein nach New York. Dort hat er wohl ein glückliches Händchen, als in diesem, im Grunde immer noch nach den Vorstellungen von Christian Dior geführten Traditions-Unternehmen.
Denn schon im Februar 1947 stellte Christian Dior seine erste eigene Modekollektion vor, die von "Harper's Bazaar" (schon damals eine Institution) in einem Artikel das erste Mal als "New Look" bezeichnet wurde.
Sowohl die Zeichnungen, als auch die im Film gezeigten Modelle, haben noch heute einen ganz eigenen Reiz.
Die "A"-, "H"- und/oder "Y"-Linie passt sich jeder Figur an: hier ist die Frau noch ganz Frau!
Christian Dior, "der zarte Mann mit großem Geschäftssinn", führte damit, als eine Art "Konterrevolution" gegen die Mode von Mademoiselle Chanel, eine theatralische und auch provokante Mode vor, meist noch aus eingefärbter Fallschirm-Seide gefertigt.
"Europa hat genug von den Bomben; es wollte ein Feuerwerk" waren seine Worte.
Als letzten Beweis für die Rückkehr der Opulenz präsentierte Christian Dior im gleichen Jahr sein Parfum "Miss Dior".
Mit diesem Duft wollte er seine Kundinnen verführen, weil er diesen als unabdingbare Ergänzung der weiblichen Persönlichkeit hielt, für den "letzten Schliff eines Kleides".
"Miss Dior" sollte "die Düfte von Abenden in der Provence" heraufbeschwören, "wo es von Glühwürmchen schwirrt und der grüne Jasmin den Kontrapunkt zur Melodie der Nacht und der Erde bildet". (OT: Christian Dior)
Paul Vacher kreierte so für ihn einen Duft voller Kontraste: frische Noten mit einem warmen Herzen.
Damals nannte man ihn, "einen grünen Chypre-Duft mit einem animalischen Nachhall".
(All diese historischen Aussagen lassen sich in verschiedenen Veröffentlichungen über M. Dior nachlesen.)
Wer heute noch einen der Ursprungs-Flacons besitzt, nennt wahrlich einen Schatz sein Eigen.
Wer weiß, vielleicht schlummert noch auf einem Dachboden oder in einem Keller ein vergessenes Exemplar.
Ich habe "nur" das Eau de Toilette (Originale) von "Miss Dior", das ich wirklich vergessen hatte, bis ich gestern Abend über die gesehene Fernseh-Dokumentation nachdachte.
Und schon dies ist ein Schatz, der seine Opulenz nicht verleugnet, sondern sie voll und sinnlich auf der Haut mit erstaunlicher Fülle und Haltbarkeit präsentiert.
Gleich im Vorfeld: alle "Gegner" von Eichemoos sollten einen großen Bogen um dieses "Miss Dior" machen!
Denn dessen erdige Schwere ist eine Basis dieses Kunstwerkes, die den gesamten Duftverlauf durchzieht.
Wohl dadurch empfinde ich die Gardenie als nicht so störend, wie es vielleicht sonst der Fall wäre.
Denn auch sie ist natürlich großzügig vorhanden, muss sich allerdings mit Bergamotte und - sehr erstaunlich! - krautig-würzigem Salbei den ersten Auftritt teilen.
So tritt die Würze bereits auf, bevor sich Galbanums Harznote dazugesellt.
Selbst beim Eau de Toilette ist dies schon eine gewaltige Duftexplosion!
Im heimischen Bereich bleibt der sich nun beinahe verschwenderisch entwickelnde Blütentraum: dort finden sich keine Exoten, sondern Gartenpflanzen, wie Narzisse und die "gewöhnliche" würzige Gartennelke, der schwer duftende großblütige Jasmin und natürlich die edle Rose.
Die einzige Ausnahme bildet hier Neroli, das Öl, das die Seele lächeln lässt. - Und die Seele lächelt hier wirklich!
All diese Schönheit lagert unverkennbar auf würzigem Eichenmoos.
Großzügig werden gold-strahlendes Patchouli und sinnliches Sandelholz beigefügt und gekrönt wird diese Duft-Komposition vom Harz des Zistrose, dem rauchigen Labdanum!
So entsteht ein Duftgemälde, das beinahe andächtig werden lässt: ein wenig altmodisch vielleicht in seiner Opulenz, aber immer noch spektakulär in Wirkung und Strahlkraft!
Mit dieser fast ursprünglichen "Miss Dior" würdigt das Haus Christian Dior der Weiblichkeit voller Hingabe und gefühlt fast ehrfürchtig!
Hier ist nichts mit "Unisex"; feminine Sinnlichkeit regiert die Duftwelt!
Seit gestern Abend frage ich mich allerdings, wie ich den kleinen grau-weißen Karton mit dem eckigen Flacon so lange übersehen konnte; er steht doch mitten in meiner Duftsammlung!
Ein wenig schäme ich mich deshalb; bin aber doppelt froh, dass ich diese Fernseh-Dokumentation sah und an einen Traumduft erinnert wurde, der so lange eine Art "Aschenputtel"-Dasein bei mir führte.
Zum Glück ist es nicht zu spät, um bereits heute eine gehörige Duft-Portion zu genießen.
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* 25.12.2018: gerade lese ich, dass das Unternehmen Calvin Klein seinen Vertrag mit Raf Simons gelöst hat.
9 Antworten


Schöner Kommi !
An Deine Reaktion auf den Film kann ich mich noch sehr gut erinnern.
Sollte es einen "Christian Dior"-Pokal geben, ist er für Dich
Ich habe die Dokumentation leider versäumt.
Der Duft (ich kannte auch den "alten") ist grandios und durch das herb-erdig-chyprige durchaus auch für Ihn etwas. Die Dior-Klassiker, wie auch Diorella oder Dioressence, haben es mir ebenfalls sehr angetan.
Altmodisch nicht unbedingt aber klassisch auf jeden Fall.
Ich lasse gern einen Haute-Couture-Pokal da :-)
Ich konnte in jeder Zeile das Glück und die Begeisterung lesen über diesen sehr seltenen Schatz. Wundervoll!