Crisch2012

Crisch2012

Rezensionen
Crisch2012 vor 8 Jahren 17 1
Mehr Girl als Poison!
Zielgruppen-Fishing:
Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, mir eines der klassischen "Poisons" anzuschaffen. Vielleicht deshalb, weil Poison schon auf dem Markt war, als meine Parfumliebe im Teenageralter begann und schon dort von mir eher in die "Damen-Liga" eingeordnet wurde und somit für mich als Begleiter nicht in Frage kam. Zwanzig Jahre später hatte sich an meiner Einschätzung immer noch nicht viel geändert: Bis heute tummeln sich in meinem Parfumregal die hippen Trenddüfte, Klassiker wie beispielsweise Chanel No.5 sucht man trotz meiner fast Mitte Dreißig in meinem Badezimmer ebenso vergeblich wie Bleistiftröcke und Twin-Sets in meinem Kleiderschrank. Nach so langer notorischer Ignoranz der Poison-Reihe schlug die Werbekampagne von "Poison Girl" inklusive des in mein Jagdschema passenden Flakon-Designs sofort bei mir ein und verleitete mich zu einem Testschnuppern. Die Rechnung des Hauses Dior, nach Perlenketten-abstinenten Käuferinnen zu angeln, die sich einfach nicht die Bezeichnung "Miss" gefallen lassen wollen, scheint also voll aufzugehen.

"Girl" - Typ oder Alter?
Stutzig gemacht hat mich allerdings der Untertitel "Girl". Ein Girl bin ich nun wirklich nicht mehr, aber wer ist das schon? Mit viel Selbstironie vielleicht die unter 20-Jährigen? Oder ist vielmehr nicht eine eng umrandete Altersgruppe, sondern augenzwinkernd ein ganz bestimmter Frauentypus angesprochen, so wie das Label Chloé die Trägerinnen seiner Mode von 20-99 einfach pauschal in Boheme-Manier als "Chloegirls" bezeichnet? Ist vielleicht einfach in ähnlicher Weise der Typ Frau jeden Alters gemeint, der sich selbstbewusst nimmt, was ihm gefällt, der sich gesellschaftlichen Konventionen widersetzt - moderne Hedonistinnen und Avantgardistinnen, womit auch die 60-Jährige beispielsweise aus der Kunst- und Musikszene gemeint ist? Der bezeichnende Schluss des Werbespots "I am NOT a Girl, I am a Poison" lässt jedenfalls Raum für diese Interpretation, dass sich Poison Girl gerade an Frauen wendet, die Girl bestenfalls im Hinblick auf ihre jugendliche Denkweise, aber nicht im Bezug auf ihre erotische Ausstrahlung sind.

Das Parfum:
Das Parfum ist ein typisch blumiger, auf Vanille basierender Gourmand-Duft, der an sich nicht besonders neu und originell ist. Ganz spontan erinnerte es mich enorm an Joops "All about Eve" und "Thrill" und Lacostes "Touch of Pink". Im Zentrum steht das Duo von Rose und Vanille: In der Kopfnote ist nur für Sekunden eine undefinierbare Orangenfrische zu erahnen, dann folgt das dominante Rosen-Vanille Gemisch, das in der Tat ein wenig an Kaugummi (den pinken Hubba Bubba), ich würde aber auf meiner Haut eher sagen: an in Rosenwasser getränktes Marzipan erinnert. Das wirkt nicht so warm und zurückhaltend wie die meisten Gourmands in der Herznote, sondern ist von seinem Charakter her laut und schrill, eher Szenelokal als Weihnachtsmarkt. Nun gut, dass allein die Kaugummi-Note nur Teenies als Zielgruppe entpuppt, ist ebenso wenig schlüssig wie die etwaige Behauptung, Zuckerwatte und Bonbon-Noten hätten Kindergartenkinder im Visier, nur weil diese die Hauptkonsumenten jenes Süßkrams sind. Viel entlarvender ist meiner Meinung nach die Basisnote: Hier kommt ein durchaus gefälliges und facettenreiches Wechselspiel von Vanille, Marzipan und (gefühlt) Kokos (vielleicht ist es die Tonkabohne?) zum Tragen. Nicht schlecht - aber - die Frage stellte sich mir sogleich: Wo bleibt bei all dem Süßkrams die Erotik einer erwachsenen Frau? Wo der Moschus, wo der Amber, wo das Sandelholz, wo die provokante Würze, die einer erwachsenen Frau die "Schärfe", ja das Poison-artige geben? Ich wartete vergeblich auf diese würzige Provokation, die ich an meinen anderen Parfums wie Bonbon von Victor & Rolf oder Candy von Prada so liebe. Irgendwie kam ich mir bei Poison Girl schlussendlich vor wie der enttäuschte Liebhaber, der erst angemacht und dann vor die Tür gesetzt wird, bevor es richtig losgeht.

Fazit:
Leider musste ich zu meiner großen Enttäuschung feststellen, dass dieser Duft entgegen seines eigenen Slogans doch mehr Girl als Poison ist. Richtig erwachsen, richtig provokativ und abgründig wird er an keiner Stelle, ich empfinde ihn eher als "harmlos", im nachhinein "Touch of Pink" am ähnlichsten. Insofern muss ich meine Eingangsfrage, ob "Girl" Alter oder Typus meint, (leider) doch zugunsten des Alters beantworten. Er richtet sich wohl doch eher an die ganz jungen, höchstens knapp über 20-jährigen Frauen, die einfach sexy-hexy-girlielike riechen wollen aber (noch) nicht wie eine femme fatale, ein "Poison" ohne "Girl". Insofern fällt Poison Girl für mich als Begleiter heraus - schade, dass Dior nicht eine etwas breitere Zielgruppe anvisiert hat. Aber für Teens und gerade-eben Twens ein durchaus schöner Duft, der mit Sicherheit viele Trägerinnen finden wird.
1 Antwort
Crisch2012 vor 9 Jahren 4
6
Duft
Für den Preis nicht zu toppen
Da stand ich neulich ratlos mit einem Geschenk-Gutschein vor dem dm - Parfümregal und hatte arge Zweifel, ob ich als Parfümliebhaberin hier etwas finden würde. Da fiel mein Auge auf die Duftreihe von Christina Aguilera und ich erinnerte mich, dass ich vor Jahren schon einmal diese Variante getestet hatte und ganz angenehm überrascht war. Und so war es auch dieses Mal: Eine fruchtig-frische Kopfnote, aus der ich besonders die Mandarine herausriechen kann, gefolgt von einem klassichen, angenehmen Blumenbouquet und einer kräftig-sinnlichen Basisnote, die durch die Kombination von Pflaume im Herz und Vanille in der Basis eine ganz eigene Note erhält und entfernt an schokoladigen Lebkuchen erinnert - lecker! Dieser Duft ist mit Sicherheit nicht das Parfüm für die ganz großen Stunden im Leben, aber - wie auch sinngemäß auf der Packung steht - manchmal braucht man einfach nicht mehr. Ein sowohl alltags- als auch ausgehtauglicher Duft, frisch und sexy, zeitlos aber mit einer eigenen Note - was will man für den Preis bitte mehr? Also wanderte dieser Duft in meinen Einkaufskorb, und da er wirklich zum Schnäppchenpreis zu haben ist, blieb noch was für weitere Einkäufe übrig. Seitdem begleitet er mich immer wieder in meinem Alltag und was soll ich sagen - ich bin nicht umgehauen aber sehr zufrieden. Meist greife ich zu ihm, wenn ich mich zwischen den anderen Düften nicht entscheiden kann und einfach mal "was Solides" möchte. Fazit: Für den Preis unschlagbar - ein wirklich ansehnliches Parfüm im hübschen Flakon auch für den kleinen Geldbeutel. Wer allerdings frische und herbe Noten bevorzugt, ist hier an der falschen Adresse - wie alle floriental-Düfte nur was für Frauen, die es feminin und süß mögen. Aber das lässt der verschnörkelte Flakon ja bereits erahnen.
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Crisch2012 vor 9 Jahren 14 2
9
Duft
Flowers on ice
Eigentlich hatte ich mir von dem Duft nicht allzu viel versprochen, da ich die anderen Daisys nicht mag. Ein Testschnuppern hat mich jedoch voll und ganz überzeugt, für mich jetzt schon DER definitve Sommerduft 2015! Faszinierend ist, dass sich der eisgekühlte Grundcharakter den ganzen Aufbau über hält. Dass die fruchtige Kopfnote frisch und kühl rüberkommt, ist ja nicht erstaunlich, aber die wirklich eisige Frische bleibt bis zum Schluss auf der Haut. Habe lange hin- und herüberlegt, auf welche Zutat der Effekt zurückzuführen ist; ich denke, es ist das Veilchen in der Basis. Neben dem "Eisduft", der dem Namen alle Ehre macht, entfaltet sich ein unheimlich facettenreiches Blumenbouquet - Maiglöckchen und Jasmin lassen sich gut herausriechen, mit etwas Fantasie auch die Glyzinie. Die klassische Basis fängt das kühle Veilchen gut auf, so dass der Duft von Anfang bis Ende wunderbar eisgekühlt-floral ist. Dass er so leicht und kühl ist, hat mich überrascht und macht ihn zum perfekten (Hoch-)sommerbegleiter, auch bei Temperaturen über 25 Grad. Schön für Frauen, die auch bei Hitze einen Hauch von Süße riechen möchten. Der Flakon ist zuckersüß und farbenfroh, und die weichen Plastikblumen fühlen sich toll in der Hand an. Minimaler Punkteabzug dafür, dass die Duftidee nicht ganz so neu ist. Ich hatte beim Testen gleich ein dreifaches Duft-Dejavu: Mich erinnert Sorbet vom Typ her stark an die süßeren Ausgaben von Cool Water, also an Sensuelle Essence und auch an Sea Rose. Die Basisnote hat mich abgesehen vom Veilchen irgendwie an Hugo XX erinnert. Was soll`s, trotzdem ist die durchgehende Eisnote originell. Da kann der Sommer kommen.
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Crisch2012 vor 9 Jahren 13 7
7
Duft
Yogurette zum Aufsprühen
Der eigentliche Clou an diesem Duft ist die Kopfnote: Süße Erdbeere, flankiert und ausgeglichen von einer frischen Beerennote. Endlich ein Frühlingsduft für Gourmand-Liebhaber - süß, aber dennoch "frühlingsfrisch". So etwas findet man für diese Jahreszeit selten, die meisten Gourmand-Noten finden sich doch eher in Winterdüften. Tolle Idee, deshalb mag ich den Duft und habe ihn mir zugelegt. Ein Manko liegt allerdings im weiteren Aufbau des Duftes, der nicht besonders tiefgründig und facettenreich ist. Das florale Herz bleibt für mich eher diffus (von Rose rieche ich so gut wie gar nichts - gut, mag ich auch nicht) und in der Basis sticht die Pralinen-Note sehr hervor. Das ist mal etwas originelles. Aber Erdbeere plus Praline setzt nun einmal zwangsläufig die Assoziation zur Yogurette frei, und der Duft versetzt einen auch im Großen und Ganzen in eine ähnliche Stimmungslage wie entsprechende Werbung: Das Leben ist unbeschwert und rosarot und pink. Ich denke, entweder, man mag dieses Parfüm oder man hasst es. Wer Bonbon von Victor und Rolf oder Candy von Prada mag, sollte es auf jeden Fall mal testen. Der Flakon ist zuckersüß und Barbie-pink wie das Parfüm selbst, und die undurchsichtige Umhüllung im Stil á la Narciso ist ein Hingucker im Badezimmer und man möchte ihn ständig anfassen, da er so herrlich weich und künstlich aussieht. Ob man das mag oder nicht, ist aber auch eine Ansichtssache....
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Crisch2012 vor 9 Jahren 17 6
9
Duft
femme fatale
Dieser Duft verkörpert alles, was ich mir unter einer femme fatale vorstelle. Unheimlich feminin, zugleich blumig und moschus-cremig und durch die unverhoffte Vetivernote, die eingebettet in den klassisch-femininen Duftahmen in meiner Nase wie Pfefferminz riecht, so selbstbewusst und provokant, dass so nur ein weißer Teufel, eine femme fatale, riechen kann. Unheimlich gut und unheimlich anders als das, was einem sonst unter den Damenparfums begegnet. Oma-Duft? Nein, viel zu sexy. Was für blutjunge Mädels? Nein, viel zu abgründig. Ein Duft, der auf dem Markt seinesgleichen sucht. Auch mein Mann fand spontan, dass Narciso "mal ganz anders" aber unverschämt gut riecht - schon alleine der Name dieses Duftes ist hot und der Flakon ist ein kleines Kunstwerk, das den Inhalt optimal abbildet.
Der einzige Duft, der ein wenig daran erinnert, ist Parisienne von YSL. Letzterer bettet den Vetiver allerdings blumig ein, nicht cremig wie Narciso. Narciso hat die die Einbettung des Vetivers in ein Damenparfum einfach perfekt umgesetzt.
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