DasguteLeben

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DasguteLeben vor 2 Jahren 6 4
Côte d'Azur in Zitrone
Ein klassisches Eau de Cologne sollte erfrischend und natürlich duften. Natürlich haben Farina Gegenüber im achtzehnten und Guerlain im neunzehnten Jahrhundert Eau de Cologne in subtile Höhen der Parfumeurskunst gehoben, aber selbst Impériale und die Mutter aller Kölnisch Wasser vom Jülichsplatz müssen letztlich erfrischen.
Eau de Menton is ein einfaches EdC aus dem Jahre 1947 aus der Zitronenstadt Menton, nur wenige Kilometer von Nizza entfernt und direkt an der Grenze zu Italien. Menton-Zitronen haben eine geschützte Herkunftsbezeichnung und schmecken in der Tat hervorragend und die Markthalle, wo ich sie letztes Jahr erwarb, ist ausnehmend hübsch. Ich weiß allerdings nicht, ob Eau de Menton aus dem lokalen Zitronenöl gemacht wird - ich vermute eher nicht, denn in dem Fall würde es wohl entsprechend beworben - es ist aber so oder so wunderbar zitrisch frisch und bringt morgens nach dem Duschen eine Brise Côte d'Azur in den cis-Alpinen Alltag. Es hält so gut wie gar nicht und spätestens nach dem Frühstück kann man sein eigentliches Parfum du Jour auftragen (ähnlich wie bei Trumper's West Indian Limes). Eau de Menton mag also nicht sonderlich kunstvoll sein, es duftet aber herrlich natürlich und wenn ich bedenke wie vielen billigen als auch extrem teuren synthetischen Schrott ich schon riechen musste, der als klassisches EdC vermarktet wird, ist das schon durchaus beachtenswert. Tatsächlich finde ich die meisten anderen Produkte dieses Hauses ziemlich schrecklich und auch die Verpackung ist kein ästhetischer Genuss. Also einfach beim Original bleiben, das Visuelle ignorieren und in die Zitronenhaine der blauen Küste eintauchen.
4 Antworten
DasguteLeben vor 5 Jahren 4 2
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
3.5
Duft
Fougère? Horreur!
OK, süss-pudrige old-school Fougères kann ich meistens nicht ausstehen, das ist eine Nasenqual auf dem Niveau von Plastik-Aquaten und Duschgelbomben für mich. In der Hinsicht ist M. Balode also ein Todeskandidat. Und fürwahr, ich finde ihn scheußlich. Stechend-irritierender Auftakt. Statt klarem Lavendel oder anderen frisch-grünen Noten ein sehr unangenehmer pudrig-seifiger Mischmasch in Richtung Parfümerieabteilung kurz vor Ladenschluss. Teils kratzig-süss (Tonka kann so schön sein), teils grünlich-veilchenartig (fraktionierte Ionone?), teils pudrig, teils stechend holzig - "everything I hate about perfume" und das mit einem Naturduft?! Ein Horror-Fougère am anderen Ende der Skala des brillianten Heart of Darkness von Providence Perfume. Im Drydown wird es etwas würziger und es tauchen im Hintergrund fruchtige Noten auf, aber es bleibt ein Nasenbrenner ohne Rückgrat. Für mich eine kompositorisch hilflose Variante von Biehl's eo02, welches dagegen glatt und perfekt ein klassisches Duftschema modernisiert und mittels Davana interessant macht. Während andere - auch von mir geschätze - Nasen Balode als einen der besseren Florascent-Düfte einordnen, ist er für mich der bisher schlimmste.
2 Antworten
DasguteLeben vor 5 Jahren 9 7
5
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
4.5
Duft
Savile No
Die "Savile Row Company" hat ungefähr soviel mit der Savile Row zu tun wie Lidl mit Harrods. Da werden in entfernter Anlehnung an den klassischen englischen Stil billige Hemden und Anzüge in Vietnam oder China zusammengeklöppelt, natürlich an den Mainstreamgeschmack heruntergestylt. Quasi wie Charles Tyrwhitt, nur noch 'ne Stufe drunter. Was kann man also vom Parfüm erwarten? Sicherlich kein echtes Savile Row Niveau, also etwa einen klassischen Geo. F. Trumper Duft. Aber vielleicht doch etwas preiswürdig Englisches, wie das hervorragende Woods of Windsor? Fehlanzeige. Wie die Adcopy verrät ist dieser Duft für den "modern man," nicht für den Gentleman konzipiert und hat konsequenterweise nichts mit englischer Parfümtradition zu tun. Die Duftpyramide ist - buchstäblich - erstunken und erlogen. Unterm Strich ist dies nichts weiter als ein billiger, austauschbarer Industrieduft, ein Ambroxan-Stinker auf Otto-Kern-Niveau. Insofern in der TK-Maxx Grabbelkiste für 10 Euro genau richtig aufgehoben.
7 Antworten
DasguteLeben vor 6 Jahren 18 10
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Mr. Astor, Gentleman
Gentry aus Kent. Lebt schon lange in London. Eton, Cambridge, Sandhurst, ein paar Jahre Indien, Diplomat in Italien, Berlin, dann Ministerium. Sehr belesen hört man, Patriot, natürlich, aber ein Kosmopolit - er isst gerne Kümmel. Kennt Elgar persönlich. Die Anzüge von Anderson & Sheppard. Gedeckt, klassisch, unauffällig elegant, aber achten Sie mal auf die Einstecktücher - dezente Exzentrik, Sinn für Humor. Ein Ästhet ist er, immer mit Jasminblüte im Revers - er hat Kontakte nach Kew - und er lässt sich über Regimentskollegen Sandelholzöl aus Mysore schicken. Ist oft im Liberalen Club. Wirklich der perfekte Gentleman dieser Astor. A very fine chap indeed.
10 Antworten
DasguteLeben vor 6 Jahren 17 14
9
Flakon
4
Duft
Better living through chemistry
Das better living bezieht sich natürlich auf Unternehmer, die sich mit ihrer (Al)chemie eine goldene Nase verdienen. Die Familie Vidal, Eigentümer von Mavive, ist durch Pino Silvestre - quasi das italienische "Tabac Original", also ein prägender Massenmarktherrenduft - zu Wohlstand gekommen. Darüber hinaus stellt die Firma alle möglichen Düfte und Produkte auf Drogerieniveau her und entwickelt missglückte Parfümlinien für Modemarken, die sich, zumindest international, im Nichts verlieren, etwas Replay oder Pal Zileri. Na, und die dachten sich irgendwann: Niche - also unseren Kram in schicke Flakons packen, nette Story dazu und dann € 100 statt € 12,50 nehmen - det können wir ooch, wa (ist venezianischer Dialekt). Und da man in der Lagunenstadt residiert liegt nichts näher als Murano-artige Flakons, eine Nachbau von Santa Maria Novella Florenz als Ladengeschäft und - das wichtigste in der Niche-Branche - zwei Dutzend Düfte in nullkommanix aus dem Boden stampfen. Das Ergebnis ist dann so etwas wie Asian Inspirations, dass weder inspirierend noch asiatisch ist, sondern klassische Aromachemie vom Reißbrett - sorry, heute ist das ja ein digitaler Algorithmus - mit klitzeklitzekleinem Budget und kritzegroßem Preis. Souvenir of Venice, läuft. Ich rieche hier primär Puder, Pfeffer und grünkrautige Noten (vermutlich nix davon natürlich, außer dem Vetiverderivat) ziemlich linear und eher aus der unteren Schublade - ehrlich gesagt kann Mavive auch nix anderes als billig, fürchte ich, das ist in der Firmen DNA einfach eingebrannt. Aber hält ja lang, das Zeug, muss also was taugen, und ist diffus genug, dass man draufprojizieren kann, was es sein soll - Thai Curry etwa. Dass der hier 75:25 in Frauenhand ist wundert mich etwas - harter Pfeffer, null floral, keine Süße, bitter-kerniges Vetiver. Liegt es am Puder oder an der eher feminin angehauchten Flakonästhetik? Für mich gehört der Kaufmann von Venedig jedenfalls zu der Sparte des Business, die mir die Lust auf Parfüm eher verdirbt, daher wird's wohl bei diesem Versuch bleiben.
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