Dietrich23

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Dietrich23 vor 8 Tagen 2 1
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Harmonie der Kontraste
In der kühlen Morgenfrische einer kleinen Stadt am Mittelmeer, begann meine Bekanntschaft mit "Oud Maracuja" von Maison Crivelli. Ich hatte mich gerade in einem schlichten Cafe niedergelassen, das an den Strand grenzte, und wählte dieses Parfum in der Hoffnung, es würde die Atmosphäre dieses Ortes einfangen und für immer in meiner Erinnerung bewahren.

Mit einem leichten Druck auf den Zerstäuber verströmte sich die Essenz des Parfums in die Morgenluft, und sofort war ich von einem kräftigen Aroma von Passionsfrucht umgeben. Es war, als hätte man die Essenz dieser Frucht direkt aus ihrer exotischen Heimat eingefangen – so lebendig und authentisch, dass es fast so schien, als könnte man die knalligen Farben und die saftige Textur durch die Nase spüren.

Doch dieser erste Eindruck von Unschuld und Frische wich bald einer komplexeren, fast widersprüchlichen Note. Der Oud - herb und ungezähmt - webte sich durch die süße Frische der Passionsfrucht, brachte Tiefe und eine Spur von Wildheit mit sich. Dieser Aspekt des Parfums war herausfordernd, eine olfaktorische Provokation, die an das Leder und die Rohheit eines alten Handwerks erinnerte. Das Leder - dunkel und reich - schien Geschichten von alten Handelswegen und abenteuerlichen Reisen zu flüstern, während Amber und Vanille eine wärmende Basis bildeten, die den Duft in der kühlen Meeresbrise verankerte.

Mit dem Fortschreiten des Tages entwickelte der Duft eine beständige Präsenz, die das pulsierende Leben des kleinen Küstenortes widerspiegelte. Die Begegnung der scharfen Fruchtigkeit mit dem tiefen, erdigen Oud erzeugte eine Spannung, die sowohl einladend als auch unnachgiebig war. Es war, als würde man gleichzeitig die Vitalität eines Markttages und die Stille einer antiken Ruine erleben.

"Oud Maracuja" ist daher mehr als nur ein Parfum. Es ist eine Erinnerung an einen Ort, an dem die Gegensätze des Lebens aufeinandertreffen und sich zu einer neuen, unerwarteten Harmonie verbinden. Es spricht diejenigen an, die die Schönheit in der Komplexität suchen, und die bereit sind, sich auf eine sinnliche Erfahrung einzulassen, die sowohl die Sinne herausfordert als auch bereichert. Das Parfum bleibt ein ständiger Begleiter, ein Symbol für die Kühnheit, die es wagt, Kontraste zu einem kunstvollen, unvergesslichen Eindruck zu verschmelzen.
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Dietrich23 vor 12 Monaten 7
Eine sprudelnde Ode an den Sommer
Unverhofft und unerlässlich, wie der erste durstlöschende Schluck eines Gin Tonics in der aufziehenden Sommerhitze, so trifft der neueste olfaktorische Streich von M. Micallef, GNTONIC, in unser Bewusstsein ein. Verkapselt in ein frostiges, lichtgrünes Glasgefäß, lässt GTONIC unweigerlich die Assoziation zu einem frisch eingeschenkten Cocktail in vorgekühltem Glas aufkommen. Man könnte meinen, den Griff am Stiel des Glases zu spüren und das Eis im Kelch wirbeln zu lassen, um es bis zum Rand zu kühlen. Oder nehme ich vielleicht doch eher einen Tumbler? :)

Die Eröffnung von M. Micallefs GNTONIC schlägt eine hell leuchtende Brücke zwischen der Schärfe von Pomeranze und Limette, garniert mit einem Hauch von Ingwer und Pfefferminze, die den belebenden Ton des Tonic-Wasser-Akkords darstellen. Dabei dient nicht der traditionelle Wacholder, den wir so oft mit dem Geist des Gins assoziieren, als Herznote. Man kann sich diesen Cocktail eher mit einem sanfteren botanischen Gin vorstellen, der in eine florale Richtung geht und dessen Herz aus Maiglöckchen und duftenden Orangenblüten besteht, gewürzt mit einer Prise rosa Pfeffer und duftender Muskatnuss - wenngleich ich mir hier etwas mehr von der ersten Komponente gewünscht hätte!

Es ist aufschlussreich, einen kurzen Blick auf den Ursprung dieses berühmten Getränks zu werfen. Wir reisen zurück ins 19. Jahrhundert, ins Herz Indiens, nachdem die britische Krone die Regierungsgewalt übernommen hatte. Die Kontrolle der Kolonie erforderte die Fähigkeit, die tödliche Malaria-Krankheit zu bekämpfen, was erklärt, warum so viele Briten zu dieser Zeit in Indien Quinin in Form von "Indian Tonic Water" konsumierten. Gin wurde hinzugefügt, um den bitteren Geschmack zu mildern. Sogar die letzte Komponente des klassischen Gin and Tonic, eine berühmte Scheibe Limette, ist mit der Krankheitsprävention verknüpft. Fast forward in die Gegenwart, und dieser Cocktail ist ein absoluter Klassiker, ein durstlöschendes Getränk, das weltweit genossen wird.

M. Micallef trifft dieses Bild von Adel und Sportlichkeit, Klassik und Avantgarde, Transparenz und Tiefe mit beinahe beängstigender Genauigkeit. GTONIC zeichnet sich durch seinen tonischen, frischen, sinnlichen und raffinierten Charakter aus. Eine Kostprobe seltener aromatischer Lebendigkeit, die jederzeit zu genießen ist. Die Eröffnung wirkt leicht maskulin durch ihre cologne-artige Struktur, schaltet jedoch schnell auf eine sanftere, geschlechtsneutrale Note um. Es wirkt belebend, mundwässernd, erfrischend an einem heißen Tag und gleichzeitig mühelos. Es hat die Wirkung eines überdimensionalen weißen Hemdes, das auf jeden seine erfrischende Magie ausübt.

Das Vetiver-Akkord sticht im Ausklang deutlich hervor und unterstreicht die Zitrusnote, die weniger auf der Saftigkeit der Zitrusfrüchte, als auf deren erfrischender Bitterkeit liegt. Zum Abschluss hinterlässt die lange und beruhigende Spur von sauberen Moschus- und sanften Sandelholznoten einen perfekten letzten "Schluck", mit einer leicht grünen Erdigkeit von Eichenmoos im Hintergrund.

Glitzernd, erfrischend und wunderbar strukturiert ist M. Micallefs GNTONIC genau rechtzeitig für Sommerfeste, Sonnenuntergangsjagden und gute Laune. Dieser Duft fühlt sich an wie ein tiefer Sprung von einem Boot in das erfrischende Wasser des Ozeans, ohne eine Sorge in der Welt. Meine Sommerliebelei mit GTONIC könnte unendlich andauern, da ich einen aromatischen Duft, der aufheitert, kühlt und diesen olfaktorischen Durst stillt, einfach unwiderstehlich finde.
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Dietrich23 vor 12 Monaten 11 1
Im modernen Gewand
Der liebevolle Nachhall eines lodernden Liebesfeuers aus einer längst vergangenen Epoche… Es ist eine Ode an die königliche Leidenschaft, die in den Shalimar-Gärten in Lahore, Pakistan, ihre Vollendung fand - der Duft eines Kaisers, der eine Gartenanlage für seine geliebte Frau errichten ließ, bevor er das atemberaubende Taj Mahal für sie erschuf.

Der Maestro hinter diesem sinfonischen Meisterwerk ist kein geringerer als Thierry Wasser, der virtuose Parfümeur, der uns schon mit "La Petite Robe Noire“ und „Aqua Allegoria Mandarine Basilic“ in seinen Bann gezogen hat. Und hier ist es ihm wieder gelungen, ein Dufterlebnis zu komponieren, das sich wie Seide auf die Haut legt und doch die Kraft hat, uns in ein ganz neues Universum zu entführen. Thierry hat einen Duft geschaffen, der die Tradition und Ästhetik von Guerlain mit der heutigen Duftlandschaft verschmilzt, und dabei die Quintessenz von Shalimar beibehält.

Mit einem einleitenden Prickeln von Zitrone und Bergamotte weckt "Philtre De Parfum" die Sinne, so als ob man einen ersten, ungestümen Kuss austauscht. Der Duft entfaltet sich sanft, wie ein sorgfältig arrangiertes Bouquet, das Iris, Tolu-Balsam und Lavendel geschickt miteinander verbindet. In der Basis – eine warme Vanilleausschmückung, die eine zarte Spur hinterlässt, die noch Stunden nach dem ersten Aufsprühen bemerkbar ist. Eine deutliche Anspielung auf das Erbgut von Shalimar, aber durch einen anderen Schleier gesehen. Weniger Patchouli, Jasmin und Rose, mehr Iris und Tolu-Balsam. Eine kühne und gleichzeitig raffinierte Neuinterpretation des Originals.

Verglichen mit dem ursprünglichen Shalimar, wirkt "Philtre" jugendlicher und zugleich zeitloser - ein verführerischer Tanz zwischen den Jahrhunderten. Die DNA von Shalimar ist immer noch erkennbar, jedoch scheint sie durch einen neuen Schleier hindurch. "Philtre" könnte als das moderne Pendant zu Shalimar angesehen werden, das seine Essenz ehrwürdig hütet, während es mit einer frischen, heutigen Note spielt.

Der Duft ist ein Phänomen der Vertrautheit und zugleich der Neuentdeckung. Er ist der Schimmer der Vergangenheit, der durch die Gegenwart scheint, wie das Sonnenlicht, das durch alte Fensterläden fällt und Staubkörnchen in flüssiges Gold verwandelt. Es ist ein wahrer Genuss für die Sinne, elegant und raffiniert, leicht zu tragen und doch markant. Es ist ein Duft, der die Spur eines geheimen Lächelns hinterlässt, das nur die Trägerin kennt.

In einer Welt, die voller Nachahmungen und lauten Dufttrends ist, stellt Guerlain mit "Shalimar Philtre De Parfum" einmal mehr unter Beweis, dass sie die Meister der Düfte sind - fähig, ein Stück Geschichte in einer eleganten Flasche einzufangen, ohne dabei die wahre Seele des Duftes zu verlieren. Sicher, wir brauchen vielleicht keinen weiteren Shalimar-Flanker, aber dieser hier ist ein ehrlicher Tribut an das Vermächtnis von der Marke, ein wohlgeformter Flanker, der den Geist des Originals feiert und dabei seine eigene Identität präsentiert. Ein wahrhaft bewundernswerter Duft.
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Dietrich23 vor 12 Monaten 11 2
8
Flakon
9
Duft
Nordischer Frühling
Die Frühlingsluft blüht mit den ersten Anzeichen des Lebens nach einer langen, harten Winterkälte. Der Sonnenaufgang malt die Landschaft in blassen moosgrünen Pastelltönen, die das Erscheinen des Lebens nach der Dunkelheit der Wintersaison hervorheben. So ist es auch mit dem Duft „Solstice“ von Andrea Maack, einer Kreation, die den Moment einfängt, in dem wir aus dem Winterschlaf erwachen.

Diese besondere Duftkomposition wurde von Julien Rasquinet geschaffen, einem renommierten Parfümeur, dessen Arbeiten ich schon lange bewundere. Seine früheren Meisterwerke, wie "The Moon | Editions de Parfums Frédéric Malle", "Enclave | Amouage" und "Royal Oud | Creed" haben mich auf diesen neuen Duft aufmerksam gemacht. Tatsächlich war es während meiner Reise nach Island, dem Geburtsort dieser Marke, dass ich den Duft erstmals erfuhr.

Island, ein Land mit seiner eigenen einzigartigen Jahreszeitenlogik und den Wetterbedingungen, hat zweifellos eine wesentliche Rolle bei der Prägung dieses Parfüms gespielt. Es ist nicht der süße, warme Frühling, den man in gemäßigten Zonen erlebt, sondern ein robuster, kühler, nordischer Frühling. Ein Frühling, der der harschen Winterkälte trotzt und anmutig und stark erblüht. Solstice vermittelt dieses Gefühl mit bemerkenswerter Finesse und einem Hauch von Mysterium.

Die Kopfnoten dieses Duftes, Wassermelone, Veilchen, Maiglöckchen und Jasmin, sind unbestreitbar frisch und blumig, ein Bouquet, das sich wie ein Hauch von Frühlingsbrise auf die Haut legt. Die Basisnoten von Amber und Süßholz versichen einen angenehmen Kontrast zu bilden, der im Hintergrund bleibt und ein warmes, süßes Echo erzeugt.

Interessanterweise hat sich in den letzten 20 Jahren eine neue Generation von Parfüms entwickelt, die eine völlig andere Struktur aufweist, einen Stil, der eng mit der Arbeit von Sophia Grojsman verbunden ist. Anstelle einer Unzahl von Komponenten, werden lediglich vier oder fünf in einem einfachen Akkord verwendet, der bis zu 80 % der Formel ausmacht. Rund um diese einfache Struktur werden andere Materialien angeordnet, die für den Reichtum und die Komplexität sorgen, die notwendig sind, um die Identität des Parfums zu vervollständigen. Obwohl diese Kreationen möglicherweise nicht die ästhetische Qualität der Parfüms von gestern erreichen, bleibt ihr Duft vom ersten Auftreten bis zu vielen Stunden auf der Haut konstant und unverändert. Solstice ist ein perfektes Beispiel für diesen modernen Ansatz.

In der Essenz ist Solstice ein unisex Parfüm, obwohl es unbestreitbar einen femininen Touch hat. Der Frühling selbst ist eine Jahreszeit der Wiedergeburt und Erneuerung, die oft mit Weiblichkeit assoziiert wird. So entsteht ein Duft, der den zarten Hauch des Erwachens einfängt, ein Erwachen, das sich anfühlt, als würde man frische Blumen pflücken oder die sanfte Wärme der Morgensonne auf der Haut spüren. Solstice ist, wie sein Name schon sagt, ein Gedenken an die Sonnenwende, den längsten Tag des Jahres, der den Anfang des Sommers markiert. Aber für mich ist es eindeutig Frühling – ein nordischer, robuster Frühling, der die Kraft und Schönheit der Natur feiert.
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Dietrich23 vor 12 Monaten 23 5
„B“ wie Boboli oder Badezimmer
Nun, meine lieben Parfumafficionados, lasst mich euch auf eine neue sensorische Reise entführen, eingehüllt in das olfaktorische Gewand des neuen Duftes von Roberto Ugolini - eine aromatische Ode an den versteckten Schatz im Herzen von Florenz, den majestätischen Giardino di Boboli.

Die Kopfnote spielt auf ein originelles Notenspiel, das ein wenig an ein Pflückmich-Garten erinnert. Grüne Blätter und Geranie vermischen sich fröhlich mit einem klitzekleinen Hauch von Minze. Und dort erahnt man einen kühnen Apfel. Kein schwachherziger, zuckriger Supermarkt-Apfel, nein, ein Apfel voller Trotz und saftiger Frische, dessen Säure die Mundwinkel in eine unwillkürliche Verzückung zwingt. Aber lassen wir uns nicht zu sehr ablenken, es gibt noch mehr zu entdecken.

Nun, wie bei jeder Duftreise, müssen wir uns auch bei diesem Parfum langsam in die Tiefe wagen. Und hier, in der Herznote, trifft man auf eine Jasmin-Präsenz, die wie die florentinische Venus aus einer blumigen Flut von Iris und Rose emporsteigt. Ihr Duft soll schwer und süß sein, der Geruch der Verführung selbst. Und es ist, als würde man durch die Alleen des Boboli-Gartens schlendern, umgeben von der majestätischen Ruhe des Zedernholzes und der luftigen Frische der Ozon-Noten.

Doch was mir bei dieser olfaktorischen Tour besonders ins Gedächtnis springt, ist die nicht zu leugnende, geradezu greifbare Seifigkeit, die durch den Duft weht. Es ist, als würde der imaginäre Herr Ugolini uns zuflüstern: "Ja, du bist in einem Renaissance-Garten, aber denke daran, die Dusche wartet." Diese synthetischen Noten bilden ein merkwürdiges Gegenstück zu den natürlichen Aromen, eine Paradoxie, die geradezu provokativ und doch verblüffend ist.

Die Basisnote lässt schließlich den Moschus und pudrige Noten hervortreten, die ein sinnliches, gemütliches Fundament bieten. Holzige Noten und Amber mischen sich darunter, eher subtil und vorsichtig. Man könnte sagen, dass sie wie ein Echo der vergangenen Duftnoten wirken, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen.

Fassen wir also zusammen: "Giardino di Boboli" von Roberto Ugolini ist ein etwas überraschender Duft, der sowohl die natürliche Frische eines Gartens als auch die synthetische Reinheit eines Duschgels einfängt. Ein Paradoxon? Gewiss. Aber in der Welt der Düfte sind es gerade die Widersprüche, die uns faszinieren und fesseln.
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