Dustymusky

Dustymusky

Rezensionen
Filtern & sortieren
11 - 15 von 15
Dustymusky vor 4 Jahren 8 3
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ein Tag mit Forstmeister Thorvald Skogson
Der Arbeitstag beginnt - im winterlichen Wald. Es werden ein paar Wachholderbäume gefällt - das war ja auch klar angesagt. Der bitter-herbe, etwas sperrige Geruch des frisch geschlagenen Holzes hängt in der Luft und fordert uns heraus. Nach dem Fällen, beim Entasten, Spalten und Stapeln, tritt Harz aus dem Holz und vermischt sich mit dem sanften Geruch, den die herum liegenden Nadeln verströmen. Das Odeur insgesamt wird dadurch waldiger und würziger. Es ist Mittagspause, zum Zeitvertreib wird eine Holzpfeife geschnitzt. Der Duft scheint allmählich zu verfliegen. Um zu schauen, ob die Pfeife gut in Mund liegt, wird sie mit einem würzigen Tabak gestopft. Der jetzt tabakgeschwängerte Wachholder-Waldduft ist wärmer geworden, wenn auch dezent und recht hautnah im Charakter. Aber immer mal, wenn wir denken, nichts mehr zu riechen, kommt ein leichter Schwall nach. Angezündet wird die Pfeife nicht. Später zu Hause, am Abend, ist die Duftmischung noch zu erahnen. Ich habe jetzt Lust auf eine Brotzeit, dann einen Schleenschnaps am Kaminfeuer. Insgesamt eine sehr ansprechende Duftkomposition, nicht alltäglich, zurückhaltend, nicht unbedingt leichte Kost. Der herb-holzige Kontrast mit der warmen tabak-harzigen Basisnote kann mir schon imponieren. Der Duft wirkt authentisch und natürlich - einfach gut gemacht. Ich habe nichts in meiner Sammlung holziger Düfte, was diesem hier ähnelt. Ein schöner Arbeitstag mit En von Svensk Parfym klingt aus, den ich gerne mal wiederhole.
3 Antworten
Dustymusky vor 5 Jahren 16 1
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Rot glühende Provokation
Die kühleren Tage stehen vor der Tür. Es wird Zeit, die warmen, schweren Düfte wieder aus den hinteren Reihen des Regals hervorzuholen. Manceras Red Tobacco ist schon ein Parfum, das die Parfumos im Netz ein bisschen spaltet. Die meisten Kommentare fallen zwar in die Kategorie "begeistert", aber eine signifikante Minderheit an Kommentaren transportiert das schiere Grauen.
Der Duft gehört für mich als Halblaie eigentlich zu den süßen, orientalischen Oud-Moschus Düften, die man unter Variationen des Begriffs Kalemat im Netz hier und da als Parfum-Spray, aber häufiger als Parfumöl findet. Dieser Duft hier ist komplex, üppig, auf warmer Haut zunächst sehr süß, hat aber aus der Entfernung einen saffran-würzigeren Charakter. Das Oud liefert hier die Basis, dominiert aber nicht. Ich kann es nur leicht heraus riechen. Diese Düfte sind nichts, was ich täglich tragen würde, aber hin und wieder leg ich mir das auf, und bin dann schon fasziniert von dieser intensiven Orientalik. Der Mancera kann einen langweiligen Arbeitsalltag auf den Kopf stellen, oder ein dräuendes Event aufpeppen. Wohl dosiert ist das tragbar, wenn man sich nicht einschüchtern lässt und nicht - Zitat - dem Duft direkt in die Augen schaut.
Bei Manceras Red Tobacco ist das Außergewöhnliche tatsächlich die deutliche Tabaknote, die sich nach der anfänglichen, honigartigen, für manche kirschlichen ;-) Explosion über und unter den Duft schiebt. Diese Note erinnert mich an eine frische Schachtel Zigaretten ohne Filter. Tabak - nicht angezündet- empfand ich schon immer als sehr faszinierend. Stell Dir diesen Tabakduft zusammen mit allmählich würziger werdendem Honigkuchen und einen Hauch von Oud und Moschus vor, welcher sich über viele Stunden immer wieder in Schwällen zurück meldet - das ist Manceras Red Tobacco!
Kleiner Tip - wer das erst ausprobieren will, bevor der Blindkauf getätigt wird, kann sich auf Manceras eigener Internetseite einen Fivepack schicke Travelsprays (8 ml) oder fünf Probierröhrchen (2 ml) für akzeptables Geld aus dem Sortiment zusammenstellen.
1 Antwort
Dustymusky vor 5 Jahren 8
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Was liegt wohl jenseits von fast pur?
Elie Saab Oud Essence ist eine ziemlich puristische Oud-Präsentation. Die oben in der Duftpyramide angegebenen Noten von schwarzem Pfeffer und Benzoe decken sich nicht mit dem auf der Elie Saab Webseite benannten Saffran und Zimt. Den Saffran nehme ich war, aber was immer noch außer Oud drin ist, dient hier nur zur Unterstützung. Dieses Oud beginnt zunächst ein kleines bisschen angebrannt oder verraucht, begleitet von einer leichten Note, als hätte jemand die Autoreifen am Saab heißgefahren. Nach etwa zwei Stunden jedoch setzt sich dieser harzige, reichhaltige Oud-Duft durch, der die Liebhaber so fasziniert. Die nächsten acht Stunden oder so wird dieses Parfum einfach stetig immer nur noch besser. Dann kommt der allmähliche Abgang bis Stunde zwölf oder darüber hinaus.

Kaum zu glauben, wie eine einzige Duftnote so fesselnd sein kann. Wer nach der zweiten oder dritten Tour mit diesem Saab aussteigt, den könnte leicht das Verlangen packen, nach noch reineren Oud-Variationen zu suchen. Ich hatte das Vergnügen noch nicht (und habe auch die finanziellen Mittel nicht), einmal ein reines Oud-Öl von über 100 oder mehr Jahre altem Adlerholz zu erstehen, aber ich würde es gerne mal riechen!
0 Antworten
Dustymusky vor 5 Jahren 7
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Herausforderung angenommen!
Manceras Wind Wood war für mich wirklich kein einfaches Parfum. Ich war auf der Suche nach einem Nachfolger für meinen langjährigen Paradeduft - Ralph Lauren’s Polo Explorer. Den gibt es schon eine Weile nicht mehr. Als mein Flakon sich dem Ende zuneigte, fing ich an, im Netz nach Ersatz zu suchen. Auf Fragrantica stieß ich auf wenig Ähnlichkeiten, aber es gab ein paar (2) Stimmen, die den Explorer mit Wind Wood gleich setzten - sonst nix.

Ich stand vor der Wahl, 150 Tacken für einen Restposten Explorer auszugeben, oder es mit dem Wind Wood zu versuchen. Es ergab sich, dass er verbilligt im Angebot im Netz zu finden war - 120 ml für knapp 75 Euro. Also gut, wer nichts wagt, der nichts gewinnt - gekauft! - aufgetragen! - und... na also, wer von euch kennt den englischsprachigen Begriff „cloying“ ? Es war warm, ich war vorsichtig - zwei Sprüher auf die Brust unter das Hemd. Mannometer! - blieb mir die Luft weg! Agressiv-grasig (grüne Noten und Vetiver) mit stickigem (cloying) Veilchen. Im Schockzustand hab ich mir dann doch den Resterampen-Explorer für 150 Teuros bestellt.

Dauerte aber eine Weile, bis der Explorer da war (kam aus Spanien). Bis dahin, dachte ich, geb ich dem 75 Euro Würgreiz nochmal eine Chance! War wieder heiß. Ein einziger zaghafter Sprüher auf die Brust - Hemd zugeknöpft. Würg! Aber dann, nach 2-3 Stunden paralysiert auf dem Sessel weht aus den Tiefen meines Ausschnitts ein wider Erwarten faszinierender kühler Hauch durch den Steppenwald (mein Dreitagebart). Wind Wood in der Tat! Gar nicht mal so übel. Plötzlich war es Stunden später! All right - was dazu gelernt. Der Parfumeur (Pierre Montale) weiß, was er tut! Fürs Archiv: die einzige Ähnlichkeit ist die Mandarine, die bei beiden aber nach fünf (oder so) Sekunden verfliegt. Das Leder wäre da noch - aber das ist weder beim Einen noch beim Anderen riechbar.

Erwartungen sind in der Düftewelt das große Selbsttäuschungsmanöver. Kaufrausch übrigens auch - denk mal an eine Abfüllung aus dem Souk oder einschlägigen Händlern! Aber, wenn man man sich etwas erarbeiten kann, und nicht gleich beim ersten unerwarteten Dunst im Neuland zum Flughafen zurück rennt, dann findet man auch was Neues - Explorer eben! Seitdem ist es bei mir mit dem Wind Wood von Mancera wie ein Marsch durch die Savanne zur Quelle. Bin zwar noch nicht ganz angekommen, aber habe mir dadurch eine Tür zur vormals gehassten floralen Duftwelt geöffnet. Sei Nicht Zu Voreingenommen! Wage auch mal etwas! Falls es dann doch nicht geht, gibt es ja noch den Souk auf dieser Seite.

Nachtrag: Nun bin ich tatsächlich bei diesem Duft angekommen. EIne kühle, veilchengrüne Frische mit leichtem Echo aus dem trockenen Gehölz. Der ist was für wärmere Tage und er hält durch. Ich bin froh, dass ich das Wagnis eingegangen bin - und meine bessere Hälfte auch.
0 Antworten
Dustymusky vor 5 Jahren 5
8
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Oudsider
Jacomos Oud for Men vereint eine recht ungewöhnliche Kombination von Oud und Wacholderbeeren mit zitrisch-würziger Kopfnote. Das ist mal ganz etwas anderes als die üblichen Oud-Rose, Oud-Saffran, oder süßlichen Oud Düfte. Tatsächlich hat Jacomo Oud kein bisschen Süße, sondern beginnt mit einer recht herben, fast schon bitteren Zitrone. Dezentes Oud und der Wacholder sind stets präsent, die Zitrone tritt nach einer Stunde leicht in den Hintergrund. Die Gewürze bleiben etwas länger, ohne dass ich sie aber einzeln heraus riechen könnte. Von all der Noteninflation an der Basis (neben Oud sieben laut Webseite) kann ich nichts wahrnehmen, außer vielleicht einen Hauch von Moschus zum Ende hin.

Ungewöhnlich, spannend, nicht ganz so leicht zugänglich beim ersten mal, ein echter Outsider. Einziger Haken ist die Performance. Nach ca. 5-6 Stunden schläft der Bruder Jakob ein. Mich stört das nur ein wenig. Zum Abend kann man ja nachlegen, oder ohne herumlungernde olfaktorische Dissonanzen ein ganz anderes Lied anstimmen, geht beidermaßen. Nachdem ich ihn mehrere Male durch den Winter getragen habe, steht für mich fest: der Duft ist klasse. Wer mal einen bürotauglichen Exoten ausprobieren möchte, den fast garantiert niemand sonst hat, kann hier zugreifen.
0 Antworten
11 - 15 von 15