Eichenmoos

Kürzlich beim Spaziergang begegnete mir eine Frau, deren Hund das Sitz-Bleib-Spiel auch noch beherrschte, als das „Stöckchen“ geworfen wurde. Noch mehr faszinierte mich der Duft ihres Parfums, als sie an mir vorbeiging.
Der Duft war anders als alles, was ich kannte. Ich wurde neugierig.
„Darf ich Sie etwas fragen?“, rief ich ihr aus der Ferne hinterher.
„Was für ein Parfum tragen Sie?“
„Chanel“ rief sie über den Rennsteig. „Chance Eau Fraiche“.
„Chanel ist gut“ antwortete ich und sie wiederholte:
„Chance Eau Fraiche!“.

Kürzlich bot sich die Gelegenheit für einen Test.
Chance Eau Fraiche ist ein sehr frisch-grüner aquatischer und doch sehr weiblicher Duft und erinnert mich entfernt an Romance von Ralph Lauren. Ich hätte mich am liebsten von Kopf bis Fuß eingesprüht.

Wasserhyanzinthe.

Am nächsten Tag konnte ich nicht an der Parfümerie vorbeigehen und sprühte ausgiebig.

Seit dem Verschwinden des Buches „Der edle Hase Hyazinth“ üben Hyazinthen eine starke Faszination auf mich aus. Doch kaum stehen Sie auf der Fensterbank, überwältigt mich der Duft und ich muss sie nach draußen stellen.

Mit der Wasserhyazinthe ging es mir nicht anders und ich brauche jetzt eine lange Pause bis zum nächsten Test. Dann wird es nur ein kleiner Sprüher und vielleicht kann ich wieder Freundschaft schließen mit Chance Eau Fraiche.

Als ich das verliehene Buch - Iris Berben „Älter werde ich später“ - zurückbekam und darin blätterte, fand ich eine Seite zu ihren Parfums:
„Ich benutze Parfum je nach Stimmung. Immer wieder den Klassiker Chanel N°5. Und für den Abend abwechselnd verschiedene Guerlain Parfums: vor allem Vol de Nuit und Shalimar... und das neue Mahora. Am Tag eher die leichten, zitronigen Düfte. Aber alles sehr diskret – am liebsten nur so viel, dass jemand hinter einem herschnuppert und sich fragt, welcher Duft das wohl ist. Mehr nicht.“
Auch ich mag Shalimar und zitrische Düfte und die sparsame Dosierung eines Duftes, sodass man ihn nur erahnen kann. Also besorgte ich mir aus Neugier eine Abfüllung von Vol de Nuit.
Als ich den Duft testete, beschloss ich ohne Blick in die Duftpyramide zu notieren, was mir dazu einfiel:
Seifig. Einige Düfte werden auf meiner Haut seifig. Also wieder mal nicht das Richtige für mich. Seife – Veilchen – Seife. Gelegentlich werde ich den Duft verwenden, denn es ging sehr schön weiter. Etwas breites, weiches mit Tabakummantelung; Vanillekeks, Zimt, Tuberose, Nelken.
Erklärt mich für verrückt, denn ich weiß nicht, ob irgendetwas davon in der Pyramide steht und es kam mir eher nur in den Sinn, als dass ich die Düfte sicher identifizieren könnte.

Kürzlich beschloss ich, alle meine vergessenen Proben zu testen und mir wurde bang. Was wenn ich meinen Duft entdecken würde und er wäre nicht mehr zu haben?
Das Bild auf der Verpackung der Cristobal-Probe sprach mich genauso wenig an wie der Duft, der ihr entströmte.
Doch auf der Haut wurde dies ganz anders. Endlich mal ein Duft, der mich von der Kopfnote über die Herznote bis zur Basis restlos begeisterte.
Ich schupperte den ganzen Tag über immer wieder an meinem Handgelenk und fühlte mich geborgen und getragen von diesem wundervollen Duft.
Vorsichtiger Blick am Abend auf parfumo.de:
Die Produktion wurde eingestellt.
Noch 1 ml.
Ich bin traurig.

Antwort auf die Frage, wie denn der neue Freund einer Freundin sei: "Er sieht nicht schrecklich aus".
Dies kam mir in den Sinn, als ich gestern meine Parfümpröbchen auspackte und Pleasures erstmals testete. Irgendwas störte mich an der Kopfnote, aber für die samstägliche Gartenarbeit passte es . Nach zwei Stunden blieb ein netter feiner unscheinbarer kaum wahrnehmbarer Duft. Wenn ich das Parfüm geschenkt bekäme, würde ich es für den Tag verbrauchen. Andere Düfte nehme ich nach 48 Stunden noch wahr aber hier war nach 6 Stunden alles vorbei.

Roma hatte ich vor vielen Jahren getestet und mich dann für Venezia entschieden.
Kürzlich gab es Roma im Angebot und ich schaute mich in der Parfümerie um - Roma orange und Roma hell im gleichen Flakon? Zwei Teststreifen: orange eher durchgefallen und helle Variante vorgemerkt für einen späteren Test.
Heute war es soweit. Auf den linker Handrücken sprühte ich Roma und und auf den rechten Coco. Das ist leider nicht das Coco meiner Abfüllung...
Von nun an spielt mir meine Nase einen Streich.
Die Kopfnote von beiden duftet für mich absolut identisch. Ein Blick auf die Duftpyramide sagt mir, dass dies überhaupt nicht sein kann.
Zwei Stunden später wirkt Roma wie ein billiger Abklatsch des nun überaus eleganten Coco.
Jetzt nach fünf Stunden bemerke ich wieder kaum einen Unterschied zwischen rechts und links - Amber, Moschus, Patchouli, Zibet?
Es ist mir ein Rätsel was für Reformulierungen ich da eigentlich getestet habe.