Das "Nischen-Dasein" ist wohl nichts für mich!
Endlich kam ich mal dazu, ausgiebig einige der sogenannten Nischen-Parfums zu testen, darunter bewusst ein paar, die in der hiesigen Bewertung besonders gut abschneiden. Eher ernüchternd ist für mich das Ergebins, das ich natürlich auch mit teils exorbitant hohen Preisen in Zusammenhang setze. An die 20 "Exoten" habe ich also in den letzten zwei Wochen getestet und die meisten dürfen für mich gerne in der ihr zugedachten Nische bleiben, darunter "Elysium" von Roja Dove, "Oud Wood" von Tom Ford, "Jubilation XXV" von Amouage, "Black Afgano" von Nasomatto und "Virgin Island Water" von Creed. Ich will keinem dieser Düfte seine womöglich herausragende Qualität absprechen, aber meine Nase ist in dem Fall nun mal der Boss. Und wenn die sich heute rümpft, wird sie das auch morgen tun, egal wie sehr irgendwas gelobt und angepriesen wird.
In der Musik, da mag ich die Nische und verabscheue den Mainstream teilweise sogar. Bei der hohen Kunst der Parfumerie sieht das für mich offenkundig etwas anders aus. Klar, hier erwarte ich (im Gegensatz zur Musik) für wesentlich mehr Geld auch einen gewissen Mehrwert, der sich mir bislang leider nicht erschlossen hat. Das liegt sicherlich auch daran, dass ich nicht unbedingt ein Oud- und Gourmand-Fan bin und viele Nischendüfte gerade hier zu Hause sind. Aber auch den "Aventus"-Hype kann ich nur bedingt nachvollziehen, selbst wenn der in eine völlig andere Richtung tendiert. Als sehr gut empfunden habe ich für mich am Ende - eher überraschenderweise - nur "Shootong Stars - Uden" von Xerjoff und "Intense Pepper" von Montale. Klar: Ich habe am Ende nur eine kleine Auswahl "verköstigen" dürfen, aber auch diese beiden Favoriten sind meinen Lieblings-Mainstreamern nicht unbedingt überlegen.
Es zeigt sich also mal wieder, dass jede Nase ihren ganz eigenen Geschmack hat. Und dennoch kann mich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass manchen Düften hier besonders der Hof gemacht wird, weil sie eben auch etws Besonderes darstellen sollen: Luxus, Exklusivität, Qualität, Lifestyle! Porsche statt Toyota, Golf statt Handball, Dubai statt Bonn, Kaschmir statt Polyester. Ich bin und bleibe da gerne etwas bodenständiger, ohne jemandem zu nahe treten zu wollen. Ich weiß auch nicht, ob es da einen Zusammenhang dazu gibt, dass nur wenige hier ihr echtes Konterfei einstellen!? ;-)
Am Ende lässt sich das olfaktorische Geschehen wohl doch nicht ganz vom persönlichen Lifestyle trennen, was ja auch völlig okay, denn gerade Nobelmarken bedienen eben auch nur eine bestimmte Klientel. Und bevor mir hier gesagt wird, dass ich noch einen Lernprozess zu durchlaufen hätte oder meine Nase noch nicht so weit sein mag: Ist sie wohl! Sie ist neugierig, authentisch und mitten im Leben! :-) Das reicht mir!
Dabei ist es eine völlig harmlose Liebhaberei von uns allen, eine Liebhaberei, die sich schlicht und einfach Parfum nennt :-)
So unterschiedlich sind die Geschmäcker nun mal und es ist für jeden etwas dabei. Ich gönne jedem seine Vorlieben, ganz egal, wieviel Geld man auszugeben bereit ist. Und man sollte auch ganz deutlich und ehrlich sagen dürfen, wenn etwas mal nicht gefällt.
Deinen Blog habe ich gern gelesen!
Weißt du, ich habe über die Jahre nun wirklich schon das eine oder andere "Nischige" getestet und die Qualität des Wässerchens vielleicht in allen Ehren, viel zu oft frage ich mich: "Was genau ist daran jetzt den Preis wert?" und das eine oder andere mal warf ich den Zerstäuber auch mit dem Gedanken "Mufft wie Omas alte Seife!" in die Ecke. 100 ml kosten aber locker-flockig 250,00 €, nur damit ich danach nach 20 Jahre alter Seife stinken darf. Am Ende zahlst du nur für den Namen.
Die Idee des Nischnendufts macht sich jedenfalls ganz wunderbar im 21.Jhr. mit dem Hang zum "Individuell" sein. Wenn sich dann aber alle plötzlich durch iPhone, Jutebeutel und Aventus zu "etwas ganz besonderem" erklären, birgt es natürlich gewisse Ironie... Also vllt eher die Nische in der Nische suchen? =)
Das muss wohl an der Erfahrung liegen, du bist sicherlich nicht der Erste, der so eingestiegen ist. Es müssen nicht die hochgelobten Düfte sein, die dich finden werden. Kann, muss jedoch nicht.
Viel Spaß noch mit deiner Nase hier:-) und deine dazugehörigen Sinneseindrücke.
Allerdings ist gerade die Preisgestaltung meiner Meinung nach jenseits von Gut und Böse, besonders wenn die Firma eine gewisse Größe erreicht hat. Bei winzigen Parfümeuren ist das noch verständlich, da dort die Kosten nicht anders gedeckt werden können, aber gerade Roja oder Amouage z.b. haben das nicht nötig.