Learning bei smelling ... So langsam komme ich auf einen grünen Zweig! ;-)
Aktiv bin ich nun seit rund anderthalb Jahren bei Parfumo dabei und nach wie vor macht mir diese Community großen Spaß. Während dieser Zeit habe ich meine Duftsammlung beträchtlich erweitert und immer mal wieder eine recht intensive bis teils fanatische Testphase durchlaufen. Ich habe die exklusive Nische gerochen, den gängigen Mainstream und die hier meist schlecht behandelte Low-Budget-Welt. Und ich bin zu einigen Schlussfolgerungen gekommen, was die Favorisierung einiger Inhaltsstoffe angeht. Dankbar bin ich jedenfalls immer, wenn die Zutatenliste eines Duftes auch auf das olfaktorische Erleben schließen lässt, was längst nicht immer der Fall ist.
Also möchte ich mich nun endlich einmal zu den von mir bevorzugten Duftnoten äußern, zumindest zu denjenigen, die ich wahrzunehmen imstande bin. Das ist natürlich äußert subjektiv und von daher allein meinem persönlichen Geschmack geschuldetet. Ich liste auch dasjenige nicht auf, das für mich marginal erscheint oder mir einfach nicht vertraut ist ... Anyway: Here we go:
MEINE TOPS:
- Vetiver (ausgesprochen tatsächlich "Vetiwähr"): Fast alle meine Lieblingsdüfte enthalten dieses tropische Süßgras in irgendeiner Form, manchmal dominant, manchmal eher hintergründig. Rauchig, erdig, holzig und ätherisch riecht es wohl, mit leichten Anklängen an Minze und Anis. Weniger muffig als Patchouli allemal, da es auch eine herbe Spritzigkeit verströmt. I love it!
- Weihrauch: Den hatte ich zu Beginn meiner Parfumo-Zeit überhaupt nicht auf der Liste, aber ich habe gute Kindheitserinnerungen daran. Denn irgendwann war ich mal katholisch und die kühle wie balsamische Aura des Weihrauchs hat mich damals schon angesprochen. Vetiver und/oder Weihrauch: Ich springe anscheinend darauf an und bin für jede gelungene Kombination dankbar.
- Zitrische Noten: Das war ja klar, da ich mich immer eher als "Frischling" empfand und allzu süßen Düften meistens einen Korb gebe. Von der allgegenwärtigen Bergamotte über die Zitrone bis zur Grapefruit scheint mir tatsächlich die Mandarine den größten Einfluss darauf zu haben, ob ich etwas mag oder nicht. Mit ihrer leicht süßlichen Note und damit größerer Komplexität verdrängt sie vermutlich die gelegentliche Assoziation mit Raumdüften oder Haushaltsreinigern.
- (Weißer) Moschus: Ds ist für mich ein Mann-Frau-Ding aus meinen Zwanzigern, also etwas eher Sentimentales. Ich rieche das gerne ... aber auch an mir? Ich verbinde viele Erinnerungen damit und werde weiter auf der Suche nach dem Duft sein, in dem Moschus perfekt eingearbeitet ist, ohne allzu animalisch oder bügelfein zu riechen.
- Hölzer: Das Holzige ist irgendwie männlich, klar. So wenig, wie ich aber nach Sägewerk duften möchte, so gewöhnungsbedürftig sind für mich Parfums, in denen das holzige Element völlig fehlt. Hier gibt es aber einfach zu viele Ausprägungen, als dass ich sagen könnte: Sandel-, Zedern- oder Guajakholz macht es für mich aus! Es sollte jedoch (bestenfalls) irgendwie vorhanden sein.
- Vanille: Wenn süß (was nicht meine bevorzugte Richtung ist), dann bitte Vanille, die auch in einigen meiner Lieblingsparums enthalten ist. Die Vanillesüße ist einfach anders als diejenige von anderen "Zuckerspendern" wie Tonkabohne, Kakao, Benzoe oder Zimt. Wichtig ist, dass die Vanille mich nicht zu sehr an eine Süßspeise erinnert. Sie braucht von daher immer ein olfaktorisches "Gegengewicht".
- Kräuter: Lavendel, Anis, Basilikum, Rosmarin, Thymian, Salbei & Co. sind wohl diejenigen Pflanzen, die man auch in der Natur am intensivsten und nachhaltigsten wahrnimmt (oder zu Hause im Kräutergarten). Ich mag sie alle sehr, nur will ich am Ende nicht wie eine "Italienische Kräutermischung" riechen. Gekonnt eingewoben in den Duft meiner Wahl aber verleihen sie jedem Parfum eine gewisse Natürlichkeit sowie eine herzhafte, balsamische und ätherische Note.
MEINE FLOPS:
- (Süße) Früchte: Ich dachte lange Zeit, dass mir fruchtige Noten sehr gefallen, aber dem ist wohl nicht so, insbesondere wenn diese besonders zuckrig ausfallen, wie häufig Feige, Pflaume oder dunkle Beeren. Ich muss dann immer an Süßspeisen denken und möchte tatsächlich nicht so riechen wie irgendeine Nachspeise, insbesondere wenn dazu noch Vanille und Zimt gereicht werden. Auch die viel gerühmte "Aventus-Ananas" überzeugt mich nicht.
- Blumen: Es mag euch komisch vorkommen, aber ich mag auch in freier Natur nur den Duft einiger weniger Blumen. Rosen, Lilien und Geranien haben (leider) nie dazugehört. Aber auch Veilchen kann ziemlich penetrant sein und gehört nicht gerade zu meinen Lieblingen. Behutsam und unaufdringlich eingebettet aber mag ein gewisses "Blumenbouquet" einem Duft erst den richtigen Charme verleihen.
- Leder: Ledernoten werden ja seit jeher künstlich aus vielerlei Zutaten hergestellt. Ich kann nur sagen, dass mir ein Duft, in dem die Zutat "Leder" dominant ist, nie gefällt. Eine Nuance Wild- oder Veloursleder im Drydown mag tatsächlich spannend sein, aber als Hauptduftträger ist die Note Leder für mich un(er)tragbar! ;-)
- Fougère: Lavendel und Bergamotte, später Blumen, dann Moos - das ist wohl der typische Duftverlauf von der Kopf- über die Herz- bis hin zur Basisnote bei diesen Kandidaten. Für mich sind alle Fougères, die ich bislang getestet habe, der Inbegriff von seifigem Rasierwasser "made by Grandpa". Da mögen allein aufgrund der langen Geschichte ein paar tolle Kompositionen dabei sein, aber die sind einfach nicht mein Ding. Eichenmoss dann offensichtlich auch nicht.
- Zimt: War für mich schon immer ein Killer, weil ich das als Gewürz schon nie mochte und mit Weihnachten nix am Hut habe! ;-)
- Aquatische Noten: Sollte ich mögen, dachte ich, als Frischefan und Meeresliebhaber. Dem ist aber wohl nicht so. Ich bin da mittlerweile sehr vorsichtig. Hier zu viel Salz, dort zu viel Muff. "Brackwasser at its Best", denke ich mir manchmal ...
- Oud: ich bin leider in keiner Form warm geworden mit diesem orientalischen Duftstoff. Ist mir zu schwülstig und erinnert mich immer stark an Möbelpolitur mit Honigzugabe ... oder so ähnlich! ;-)
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Soweit mein kurzer Ausflug in meine persönliche "Gerücheküche". Ich glaube (!), dass mir Amber und Zistrose auch gefallen, während ich Kardamon und Patchouli als bedenklich empfinde. Aber das ist nur eine Vermutung. Empfindsam war eine Nase schon immer, aber geschult wird sie erst gaaaanz langsam! Und nicht immer mag ich A oder B, das ist auch stimmungs-, anlass- und jahreszeitenabhägig. Euch wird's ganz genauso oder gänzlich anders ergehen und das macht die ganze Sache ja so spannend! :-)