Farneon
Farneons Blog
vor 5 Jahren - 15.04.2019
3 22

Mein erstes Jahr als "Nasal-Aktivist": wie eine ständige Weinprobe! ;-)

Nach nun einem Jahr als "Parfumo-Aktivist" habe ich (auch weil die Zeit es erlaubt) gerade das Bedürfnis, hier mal wieder etwas zu berichten. Nur schwebt mir leider kein klar umrissenes Thema vor, weshalb ich es mal mit eher allgemeinem "Blabla" versuche. Wir sind natürlich alle ziemliche Nerds hier mit Geschmäckern so unterschiedlich wie die Vielfalt an Düften, die der Markt inzwischen hergibt. Und täglich werden es mehr ...

Nun bin ich ja auch ein Weinliebhaber, und bei diversen Tastings läuft es ganz ähnlich ab wie hier: Längst nicht immer schmeckt der teuerste am besten, im Gegenteil: Oft ist es ein lange im Eichenfass gereifter und nur in geringen Stückzahlen hergestellter Dessertwein, der sich höchstens für besondere Anlässe eignet. Kaum anders ist es bei zahlreichen Nischendüften. Dann rieche ich (während der Weinverkostung) Benzin, während ein anderer Banane ausmacht. Und woanders rieche ich Banane, wo gar keine drin ist, z. B. bei "Carolina Herrera 212! :-)

Warum ich diesen Duft erwähne: Aus meinen diversen "Pansch-Experimenten" (zumeist mit Dupes) habe ich ca. 200 ml Substrat übrig, sozusagen den Rest vom Schützenfest, und der kommt in meiner Nase zu 85 Prozent an wie besagtes EDT. Faszinierend, oder? ;-) Aber sei's drum: Als ich hier anfing, dachte ich noch, dass Aquatik mir liegen müsste, von wegen der Frische und diverser Urlaubserinnerungen. Inzwischen halte ich mich da doch sehr zurück, denn ich glaube, es sind vor allem die sogenannten "maritimen Noten", die oft einen salzigen Geruch auf meiner Haut bilden, der mir so gar nicht behagt. Ganz einfach, weil sie mich an meinen eigenen Schweiß erinnern.

Überhaupt will ich bei einem Duft höchstens an die Natur da draußen erinnert werden (oder eben an gar nichts), und höchstens überaus subtil an Pralinen, Currys, Liköre, Lederjacken oder Gewürzstreuer. Soll heißen: Mein olfaktorischer Alltag hat zumindest auf meiner Haut eigentlich nichts zu suchen. Wohl auch deswegen habe ich inzwischen eine gewisse Vorliebe für rauchige, harzige, ätherische und bisweilen sogar pudrige Düfte entwickelt. Vor Jahresfrist hätte ich das so noch nicht gedacht!

Aber Vorsicht ist geboten: Manche Duftpyramiden mit Bergamotte, Weihrauch, Wacholder und Sandelholz (nur so als Beispiel) erschienen mir derart verlockend, dass ich blind bestellt habe ... und am Ende übel enttäuscht war. Zwar darf ich mich (so mein Eindruck im Bekanntenkreis) eines durchaus feinen Näschens rühmen, doch einzelne Zutaten herauszuriechen fällt mir oft schwer. Es ist tatsächlich wie bei der Weinprobe. So habe ich versucht, hier und da eine typische Marken-DNA herauszuriechen, aber auch das ist gescheitert. Klar: Viele Marken sind heute nur noch Bestandteil multinationaler Konzerne und bedienen sozusagen sämtlich Zielgruppen. Der "Absturz" von Davidoff, Boss, Jil Sander, Givenchy oder Gucci ist auch mir nicht entgangen ... Andererseits werde ich ja auch älter und kann bzw. will der Jugend in vielen Bereichen (Mode, Musik, Kommunikation) nicht mehr so ganz folgen.

Die Auswahl an EDTs und EDPs bleibt ja dennoch gigantisch, und meine jetzige Sammlung (so ehrlich muss ich sein) besteht zur Hälfte aus "Ladenhütern", die ich zwar irgendwie mag, aber dann doch nur sehr selten aufsprühe. Kommt ja auch drauf an, was man so vorhat und wem man dabei begegnet! ;-) Die letzten Komplimente von weiblicher Seite gab's jedenfalls für "Terre D'Hermès", "Guccci Envy", "Ultraviolet Man", "Perry Ellis 360° Red" und "Kenzo Jungle". Von männlicher (!) Seite aus erhielt ich tatsächlich auch positives Feedback für "Just Rock", "Cool Water", "Amouage XXV Jubilation" und "Spicebomb". Ansonsten tun sich viele "Alltagsnasen" doch sehr schwer mit dem ihr oder ihm in die Nase strömenden Etwas oder nehmen es erst gar nicht wahr.

Wie dem auch sei: Ich wechsele gerne meine Düfte, bin aber schlussendlich auch ein "Mann der Mitte"! ;-) Frisch, holzig, würzig und rauchig bleiben in unterschiedlicher Kombination wohl meine Favoriten. Ein bisschen Süße und Frucht dürfen auch dabeisein, aber bloß nicht zu viel. Dasselbe gilt für florale, orientalische, seifige und ledrige Noten. Wer also hier meine Kommentare und Statements liest, sollte sich meiner Vorlieben bewusst sein. Denn wenn wir eins wissen: Die Geschmäcker sind verschieden und die Auswahl war noch nie so groß!

3 Antworten

Weitere Artikel von Farneon