Favea

....She said, 'There is no reason'
And the truth is plain to see
But I wandered through my playing cards
And would not let her be
One of sixteen vestal virgins
Who were leaving for the coast
And although my eyes were open
They might have just as well've been closed
And so it was that later
As the miller told his tale
That her face, at first just ghostly
Turned a whiter shade of pale
And so it was that later...

A whiter shade of pale- Procul Harum


Das ist das Lied, das mir beim Tragen des Duftes als leises Summen über die Lippen kommt. Eine sehnsuchtsvolle Melodie mit nachdenklichem Inhalt. Wobei der Duft für mich nicht blaß ist, er ist eher kräftig Rot, durch Rosen und Johannisbeeren und rosa Pfeffer - es symbolisiert für mich die Hitze der Sehnsucht, die Süße der Liebe. Aber dieses tiefe Rot wird pudrig abgeblasst, durch die Iris und ein wenig Freesie - das Maiglöckchen hat nur einen Statistenplatz. Das hitzige, süße Rot wird daduch weich gezeichnet, als wäre die Liebe eine vergangene Erinnerung. Doch diese Erinnerung manifestiert sich als süßes Schwelgen, Praline, Vanille und Bittermandel bleiben zurück - das Patchoulie bezeugt die dunkle Tiefe dieses Empfindens. Präsente Leidenschaft und zugleich verklärte Melancholie zeichnen für mich diesen Duft aus. Er ist süß, aber er "quietscht" nicht. Es ist eine reife Süße.
Er ist präsent und strahl eine schöne Aura aus, und er hält. Mindestens 7-8 Stunden. Die Kleidung trägt ewig ein Hauch davon. Und so kann er sicherlich auch eine schöne Tragebegleitung sein, zu Gelegenheiten, bei denen obiges Lied (wer des denn noch kennt) gerne zur Untermalung beiträgt.
Die Exquisite Versuchung ist sehr angenehm wahrnembar, ich empfinde sie im übrigen nicht als Gourmand, trotz der Bittermandel, sondern als feines Potpourri der weiblichen Verführung.

Endlich kam ich zum ausgiebigen Testen dieses pistazienfarbigen Schätzchens von Guerlain. Die Duftpyramide liest sich dekadent wie der russische Zarenhof. Rau und doch süß wie die Sünde...
...Sie ist alt und trotzdem schön
Ich kann ihr nicht widerstehen
Pudert sich die alte Haut
Hat sich die Brüste neu gebaut
Sie macht mich geil, ich leide Qualen
Sie tanzt für mich, ich muss bezahlen
Sie schläft mit mir, doch nur für Geld
Ist doch die schönste Stadt der Welt...
Moskau - Rammstein

Nun Rau und laut wie das zitierte Lied ist dieser Duft nicht, jedoch sind einige Anspielungen durchaus passend.
Das Tragen des Duftes zeigt einen äußerst gefälligen Aromatopf. Süße Patisserie, leicht kräutrige Aromen, alles wunderbar verwoben und extravagant. Man riecht die "alte" Parfümeriekunst von Guerlain, in einem überraschend neuen Auftreten. Ein wirklich schöner Duft, der Lust macht ihn zu tragen, sich "elegant" zu fühlen, doch nun zum Aber: Der Duft ist sehr leise, weit entfernt von dem lauten Leben Moskaus und seine häufig überschwänglich parfümierten mondänen Frauen. Man muss recht großzügig in diesen Duft investieren, damit er wahrnehmbar bleibt. In der Intensität ist er so leise, wie ein Spaziergang durch einsame Birkenwälder. Ein flüchtiger Kuss zweier Liebender in den romantischen Weiten der Taiga. Trotzdem hat mich dieser Duft verzaubert.
Ich sehe ihn eher in der femininen Richtung und er ist meiner Meinung nach das ganze Jahr über ein stiller jedoch stilvoller Begleiter.

Détour Noir fand seinen Weg sehr zufällig zu mir, da er gerade reduziert war auf der Herstellerseite, und mir die Duftbeschreibung sehr zusagte. Erst im nachhinein stellte ich fest, dass er eigentlich eher ein „Männerduft“ sein soll.
Nun, der Flakon ist tatsächlich eher klassisch maskulin -schnittig, sportlich geschwungen- aber beim Inhalt muss ich ihn den Herren streitig machen. Détour Noir ist nämlich ein toller weicher, frisch-würziger Duft, der eine gewisse unaufdringliche Wärme ausstrahlt. Amber, Sandelholz und die frische Würzigkeit von Zypresse und Ceder sind von Anfang an präsent und werden toll untermalt von Mandel, klein wenig Vanille und Moschus. Diese drei Gewürze machen den Duft würzig - weich und nicht zu „sportlich-maskulin“. Er ist deutlich wahrnehmbar, aber dezent. Er hält sich bei mir ca. 6-7 Stunden, zum Ende hin aber eher hautnah. Für mich persönlich ein „Gewürzduft“ , den ich im Sommer tragen kann, da er eben auch eine gewisse Frische mitbringt. Die angesprochene Zitrik rieche ich persönlich allerdings gar nicht. Nach Zitrone, Orange und Co. riecht hier nichts für mich. Allenfalls könnte man annehmen, dass eine leichte süßliche Ananasnote mit einfließt. Insgesamt ein wirklich schöner Duft für mich, für kleines Geld.

So schön hatte ich mir mein zweites Date mit Miguel ausgemalt, nachdem er mir mit '"Summer Oud" den Kopf verdreht hatte. Diesmal wollt ich mit ihm was "Aquatisches" erleben - nunja, Miguel zeigte beim zweiten "Blinddate" sein wahres Gesicht - und es gefiel mir nicht....Um ehrlich zu sein, war es geradezu verstörend.
Als ich Herrn Matos "Schwimmbad" freudig betrat, tat sich eine olfaktorische Hölle für mich auf. Ich war mir sicher das muss ein Pool aus einem Horrorsplatter sein. Nichts, aber auch gar nichts, war hier von sommerlicher Schwimmbadlaune mit leichter Chlornote und Sonnencreme-Gras-Eis Duftgemenge zu finden. Statt dessen schlägt mir ein Geruch nach üblem 70er Jahre Plastikgeschirr mit Weichmachern ins Gesicht, das den Winter über in der Speis in der alten Plastikkühltasche eingelagert war, und nun schon 3 Stunden in der prallen Sonne stand, bis man den Reißverschluss der Kühltasche öffnete. Das ganze wird noch teuflisch untermalt von einem Geruch, der entstand, wenn mein Opa die alten Betonterrassenplatten mit Grünbelagentferner behandelte, und der dabei entstehende Wasser-Chemie-dampf in der prallen Sonne auf den heißen Platten durch den Garten waberte...Nebenher rieche ich noch an an meinem Kinderplantschbecken - natürlich auch gutes altes Plastik mit seinem charakteristischen Geruch. Kurzum, nein, dieser Duft hat nichts, aber auch gar nichts Schönes für mich übrig. Das ist übler chemischer Geruch für mich.
Die Silage und die Haltbarkeit indes sind exzellent. Leider....

Ich kann mir keine gute Gelegenheit vorstellen, wer diesen Geruch wann tragen wollen würde - aber ich bin mir sicher, dass manche ihn aus experimenteller Sicht vielleicht sogar gut finden.

Das war leider ein Blinddate ohne Happy End - und ich werde Miguel in Zukunft nur noch mit Vorsicht begegnen.

"Es färbte sich die Wiese grün
und um die Hecken sah ichs blühn.
Tagtäglich sah ich neue Kräuter,
Mild war die Luft, der Himmel heiter:
Ich wusste nicht, wie mir geschah,
und wie das wurde was ich sah!"

Das Töchterchen der Botanik - ein treffender Name für ein Parfüm, das vielmehr ein Duft ist. Wahrhaftig der Duft der Natur. Krautig, würzig, blumig, heiter. Schön aber nicht aufgetakelt. Schön in einer natürlichen, ursprünglichen, lebensfrohen Form.
Ich trage den Duft, weil er wohltuend ist. Beruhigend für die Sinne, da er einfach ursprünglich ist. Ohne Firlefanzen. Der Lavendel ist in allerlei Formen gegeben, die Linde steuert den blumigen Sommerhauch bei. Myrrhe, Kardamom und Ambrette geben dem Herz des Duftes seine Würzigkeit.
Es ist ein ruhiger, friedlicher Duft - mit enormer Kraft. Er eröffnet stark, und lässt nur langsam nach. Seine Haltbarkeit beträgt bei mir mehr als 8 Stunden. Und er ist auch von der näheren Umgebung des Trägers wahrzunehmen.
Botany´s Daughter ist unisex und für mich von Frühling bis Herbst passend.

Ein klarer, außergewöhnlicher Duft, aus einem Haus mit ebenso klarer und außergewöhnlicher Linie.