18.10.2015 - 06:55 Uhr
loewenherz
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Immaculata Conceptio
Die Lilie ist unumstritten einer der präsentesten (und polarisierendsten) Duftakkorde, die wir kennen. Verlieren sich die einen in der verschlingenden und alles still machenden Opulenz ihrer betäubenden Süße, empfinden andere eben dieses Theatralische als bedrängend und 'die Kehle eng machend'. Oftmals erscheinen Liliendüfte als lockend, betörend, nachgerade lüstern - dabei ist die Lilie in der westlichen Ikonographie seit Jahrhunderten schon das Sinnbild von Reinheit und Keuschheit. Die unbefleckte (auf Latein: 'immaculata') Muttergottes wird oft von weißen Lilien umgeben darstellt.
Was hat Serge Lutens der Lilie (an-)getan in diesem Duft? Initial scheint da ein ganzer Ozean zu sein an Blumen - ich meine Tuberose wahrzunehmen, und Anklänge von Jasmin und Freesie - wenngleich keine von ihnen wird als Ingredienz genannt wird. Doch ja: die Lilie steht hier im Vordergrund. Doch scheint sie - und das meine ich ganz wertfrei - einigen ihrer typischen Attribute beraubt zu sein, ist ohne das Rauschhafte, das lüstern Barocke interpretiert. Ich nehme an, es ist das, was Lutens 'mineralische Noten' nennt, das dies bewirkt und der Lilie hier Modernität und Coolness gibt, ihr Frische beistellt und eine ungewöhnlich anmutende Geradlinigkeit und Leichtigkeit. Beinahe scheint es, als seien ihre äußeren Schichten abgetragen - das Lüsterne und Sinnliche - und die Lilie reduziert auf ihr reines und keusches Herz, das seine Unberührtheit eisern wahrt.
Fazit: Lilie goes cool. Echte Lilien-Aficionados werden jenen Düfte, die ihr eingangs beschriebenes 'eigentliches' Wesen ins Zentrum rücken (beispielhaft: Lutens' 'Un lys' oder Tom Fords 'Lys Fume'), wohl stets den Vorzug geben. Für jene, die Lilien als Blumen mögen, aber mit Liliendüften bisher gefremdelt haben, sei La vierge de fer - seit kurzem in aller Welt im Sprühflakon erhältlich und nicht mehr nur im Schüttflakon im Pariser Palais Royal - als eine Option ans Herz gelegt.
Was hat Serge Lutens der Lilie (an-)getan in diesem Duft? Initial scheint da ein ganzer Ozean zu sein an Blumen - ich meine Tuberose wahrzunehmen, und Anklänge von Jasmin und Freesie - wenngleich keine von ihnen wird als Ingredienz genannt wird. Doch ja: die Lilie steht hier im Vordergrund. Doch scheint sie - und das meine ich ganz wertfrei - einigen ihrer typischen Attribute beraubt zu sein, ist ohne das Rauschhafte, das lüstern Barocke interpretiert. Ich nehme an, es ist das, was Lutens 'mineralische Noten' nennt, das dies bewirkt und der Lilie hier Modernität und Coolness gibt, ihr Frische beistellt und eine ungewöhnlich anmutende Geradlinigkeit und Leichtigkeit. Beinahe scheint es, als seien ihre äußeren Schichten abgetragen - das Lüsterne und Sinnliche - und die Lilie reduziert auf ihr reines und keusches Herz, das seine Unberührtheit eisern wahrt.
Fazit: Lilie goes cool. Echte Lilien-Aficionados werden jenen Düfte, die ihr eingangs beschriebenes 'eigentliches' Wesen ins Zentrum rücken (beispielhaft: Lutens' 'Un lys' oder Tom Fords 'Lys Fume'), wohl stets den Vorzug geben. Für jene, die Lilien als Blumen mögen, aber mit Liliendüften bisher gefremdelt haben, sei La vierge de fer - seit kurzem in aller Welt im Sprühflakon erhältlich und nicht mehr nur im Schüttflakon im Pariser Palais Royal - als eine Option ans Herz gelegt.
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