Florblanca

Die seinerzeit für diesen Duft kreierte Werbung sagte:

Someone beautiful just passed by, someone wearing Intoxication!

Intoxication - die Vergiftung, der Rausch - ein Duft wie man ihn heute lange suchen kann. Das Eau de Toilett ist im gleichen "plissierten" Lalique Flakon wie das Extrait de Parfum, allerdings hat das EdT bedauerlicherweise über der Metallkappe, die als Schraubverschluß dient, eine Plastikkappe mit der gleichen Plissierung wie der Flakon.

Un dies ist auch das einzige Manko des EdT: die Kappe ist aus Plastik, nicht aus Glas und wurde im Laufe der Zeit spröde und brüchig, was den Lalique Flakon etwas im Wert reduziert. Oben auf der Kappe ist deutlich das D'Orsay Wappen zu sehen, was die spröde Kappe auch nicht mehr aufwertet.

Das Eau de Toilette ist nicht ganz identisch mit dem Parfum, das deutlich weicher ist als das EdT.
Hier ist dann auch nichts mehr von der anfänglichen Weichheit zu spüren. Im Gegenteil, der Duft erreicht hier eine trockene, fast knarzige Blumigkeit, wie nur Jasmin, Gardenie, Veilchen, Maiglöckchen und ähnliche Kandidaten sie erreichen können. Die Trockenheit der Herznote ist nicht pudrig, sondern herb trocken, ohne aber bitter zu sein, denn die Blütensüße wirkt deutlich mit hinein.

In der Projektion ist das ganze weniger knarzig doch recht laut, sehr deutlich wahrnehmbar und mit der Ahnung der anfänglichen Weichheit.

Die Basis duftet nur leicht holzig, eher moosig, herb-dunkel mit deutlich harzigem Akkord. Wenn hier animalische Noten enthalten sein sollten, dann aber nur vorsichtig dosiert. Sie sind für mich jedenfalls nicht wahrzunehmen.

Auf jeden Fall ist das EdT deutlich lauter als das Extrait de Parfum, das eher durch Weichheit bestimmt wird. Dagegen ist das EdT ein riesiger Blütenakkord mit dunklen Hintergrundnoten. Es hält extrem lange.

Wie schon so oft hat mich die Differenz zwischen Extrait de Parfum und Eau de Toilette überrascht. Sie sind weitgehend ähnlich aber dennoch unterschiedlich in ihrer Wirkung. Weich und gourmand (Parfum) gegen deutlich laut und leicht knarzig (EdT).

Beide sind jedoch wunderschöne Düfte, auch heute noch.

Ab einer bestimmten Popularität erscheinen von Stars und Sternchen Düfte unter ihrem Namen. Das bringt noch mehr Popularität, aber auch mehr Geld.

David Bisbal, heute wohl der bekannteste, beliebteste Sänger Spaniens, ist weit über Spaniens Grenzen hinweg bekannt bis in die USA und natürlich Latein-Amerika. Im Jahr 2001 hat er als 22jähriger in der spanischen Castingshow den 2. Platz gewonnen und im wahrsten Sinne des Wortes das Allerbeste daraus gemacht. Seine Musik ist sehr geliebt und eingängig, er hat u.a. diverse Filmmusik eingesungen, und seine Konzerte sind stets nach kürzester Zeit ausverkauft.
Heute ist er 44 und hat fast alles erreicht.

So lag es dann irgendwie auf der Hand die Popularität zu unterstreichen, zu festigen. Und seit 2006 kamen einige wenige Düfte unter dem Namen David Bisbal auf den Markt. Der erste Duft "Pura Essencia" 2006 jeweils in maskuliner und femininer Variante, 2008 "DB Black Man" und "DB Rose Woman" - ebenfalls also in beiden Varianten, 2010 Sin Mirar Atrás (Ohne zurückzublicken) ausschließlich als maskuliner Duft und schließlich 2017 "davidbisbal Man" und "davidbisbal Woman".

Letzterer ist der Gegenstand meiner Duftbesprechung. Eine runde Kartondose mit Metalldeckel und -Boden, selbstverständlich mit David Bisbals Konterfei - dem Namen der Düfte geschuldet. Darin ein weiß beschichteter Glasflakon mit der Aufschrift davidbisbal Woman Eau de Toilette. Er Flakon ist recht groß und fasst 150ml EdT.

Der Duft selbst ist süß, deutlich kann ich im Auftakt die fruchtige Pflaumennote und die feine Safrannote wahrnehmen. Die Pudrigkeit der Iris stellt sich jedoch erst später ein, dann, als sich schöne feine Blütennoten dazugesellen und die Süße - die zu Beginn für meinen Geschmack doch extrem ist - zum Glück abnimmt. Jasmin und Rose sind genannt, es könnten aber auch andere Blüten sein.

Die Haltbarkeit ist wirklich gut, die Projektion nur zu Beginn etwas laut, danach recht körpernah. Im weiteren Verlauf ist ganz leicht eine animalische Note wahrnehmbar, die aber sehr zurückhaltend und angenehm ist, indem sie die Blütenwirkung unterstützt.

Ich muss zugeben, mein erster Versuch dieses Duftes war nicht so erfreulich und ich hab ihn schon nachdem Aufsprühen direkt wieder abgewaschen, weil er mir zu süß war. Doch wie gesagt, die Süße reduziert sich im Verlauf auf ein Minimum und der Duft ist dann sehr cremig, weich, sehr hautnah und angenehm.

Ich selbst werde ihn wohl eher nicht tragen, ich habe nicht mehr das dafür nötige jugendliche Alter. Dennoch muss ich ihm zugestehen, dass die Käuferin hier für ihr Geld mehr als erwartet bekommt.

Ich liebe David Bisbal und seine Musik sehr, kann viele seiner Songs mitsingen und ich wünsche ihm noch viele Jahre Erfolg und ein gesundes Leben voll Liebe und Glück.

In Zeiten wie diesen ist es nicht einfach einen Duft zu beschreiben, der schon gute 20 Jährchen auf dem Buckel hat. Und nein, es gibt ihn nicht mehr, höchstens per Zufall von privater Hand in Spanien.

Die Rede ist von Victorio & Lucchino, zwei avantgardistischen Modeschöpfern aus Sevilla, Andalusien, die Anfang 2000 begannen auch Düfte unter ihrer Marke V & L auf den Markt zu bringen, wie schon viele andere Modeschöpfer vor ihnen.

V & L Hombre und V & L Mujer waren die ersten Kreationen des Duos und sie sagen heute noch, es seien ihre besten gewesen. Ich möchte da widersprechen denn der "Hombre" im dunkelblauen Flakon ist mein absoluter V & L Gewinner, den es allerdings (leider) auch nicht mehr gibt. Inzwischen hat PUIG die Marke und deren Vermarktung übernommen, ebenso die Kreation der Düfte. Bedauerlicherweise nach dem Motto je mehr je besser (auch hier Einspruch !)

Doch zum V & L Mujer, einem Duft wie ich ihn als typisch spanisch bezeichnen möchte, zumindest die Düfte betreffend die aus Andalusien kommen. Es ist die südlichste Region Spaniens und auch die heißeste, trotz Meeresnähe. Düfte aus Andalusien sind leicht, frisch, gut haltbar jedoch mit eher körpernaher Projektion. Eben der Hitze geschuldet angenehm.

V & L Mujer beginnt mit einem krautigen Auftakt, frisch und sehr grün-krautig, Lavendel und so etwas wie Liebstöckel vermute ich. Dieser Eindruck hält so in etwa 20 minuten an.

Dann kommt die feine frisch-florale Note mit weichem Holz im Hintergrund zur Geltung und ab da verändert sich V & L Mujer nicht mehr. Allerdings kann ich weder Gardenie noch Gartennelke wahrnehmen - beide bekannt als recht Duftstark. Die hier eingearbeiteten Blüten sind von einer Zartheit und Leichtigkeit wie ich sie sehr gern bei Düften mag.

Die Projektion ist und bleibt körpernah, doch der Duft hält und hält. Gute 8 Stunden kann ich ihn wahrnehmen, auf meinem Haar noch einiges länger.

Der Flakon ist aus massivem Glas mit diversen "Dellen", wodurch er wirklich sehr gut in der Hand liegt.

V & L Mujer ist in jedem Fall ein interessanter Duft der bei den sonst in Andalusien angebotenen Frische-Düften eindeutig aus der Reihe tanzt. Die Symbiose von Blüten und Holz ist weich und fein und so perfekt, dass ich rätsle welche Blüten hier verarbeitet wurden. Wenn es tatsächlich Geranie und Gartennelke sind, dann wurden sie mit höchster Parfumeurskunst zu diesem Duft verarbeitet.

In seinem kleinen Herzflakon mit Stufenrock schaut chichi ganz unschuldig aus. Ich habe mehrfach versucht seinem Geheimnis auf die Schliche zu kommen - und habe festgestellt, da ist gar kein Geheimnis. Dieses Herzchen möchte eigentlich nur schmeicheln, umgarnen, verführen.

Der Verlauf ist linear, vom Auftakt bis zum Ausklang. Die Projektion sehr, sehr hautnah und die Haltbarkeit relativ kurz.

Also keine Verführung, nur ein Flirt? Nicht ganz, denn der Duft ist so schön, dass auch die relativ kurze Haltbarkeit nicht stört. Und Frau konnte ihn von Tanz zu Tanz neu auftragen und neu verführen.

Er ist süß, aber nicht aufdringlich. Würzig in Richtung Vanille, Zimt und Co. mit einer deutlichen Portion Ambra. Ich komme nicht umhin meine Nase ständig ans Handgelenk zu halten um den Duft wieder und wieder zu riechen.

Er erinnert mich im weitesten Sinne an Emeraude, ohne aber dessen Holzigkeit und extrem lange Haltbarkeit aufzuweisen. Auch in der Projetion ist Emeraude deutlich stärker.

Im Gegensatz zu den heute gängigen süßen Kreationen ist bei chichi nichts stechend, nichts aufdringlich, sondern alles cremig weich und harmonisch. chichi ist ein Duft für's gute Laune machen. Ich geniesse ihn einfach immer und immer wieder.

Die neuen ID Parfum Flakons sind einfach nur schön. Klar und schnörkellos mit Gewichtung auf dem Inhalt, nicht auf dem - manchmal früher doch recht geschmacklosen - Flakon. Ich mag es sehr, wenn alle Düfte eines Parfumeurs im gleichen Flakon stecken. Es wertet den Duft eindeutig auf.

Iris Flora wartet mit einer fruchtigen Einstiegsnote auf, erinnert mich an Johannisbeeren mit einer gewissen Süße gezuckert. Dieser Eindruck hält eine ganze Weile an, bis die Süße komplett verschwindet und sich ganz langsam die Pudrigkeit durchsetzt.

Bedenkt man dass von der Iris die veredelte, trockene Wurzel verwendet wird, so kann ich nur staunen über diese schöne Duftbegleitung der Iris Flora. Die Iriswurzel, die stets mit Pudrigkeit einhergeht, unterstützt die übrigen Duftnoten, doch Blütennoten vermag ich nicht wahrzunehmen, sie werden von der inzwischen sehr zurückhaltenden Johannisbeernote - hier eher die Frucht als die Blüte - überdeckt.

Wie schon Magnolia Alba so ist auch Iris Flora sehr hautnah mit begrenzter Haltbarkeit. Die pudrige Leichtigkeit des Seins. Die Düfte laufen unter der Serie Parfumeur Voyageur und sind allesamt ihren - wirklich moderaten - Preis wert.