Frank4711

Frank4711

Rezensionen
Frank4711 vor 6 Monaten 2
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Marzocco - verführerische Duftkomposition mit subtiler Süße
Kürzlich habe ich das Vergnügen gehabt, einen Marzocco Flakon zu ersouken und zu testen. Beim Duftnamen hat sich Herbert Stricker von dem Florentinischen Wappentier "Marzocco di Donatello" inspirieren lassen: ein Löwe, der als Kopie des Originals in Sandstein gehauen, in Florenz auf einem Sockel thront und die Stadt bewacht. Das Original, das vom Bildhauer Donatello im 15. Jahrhundert geschaffen wurde, steht heute im Museo del Bargello in Florenz. Warum der Marzocco dabei tendenziell depressiv auf den Betrachter niederschaut, ist mir unklar, kann aber sicher im Netz gefunden werden (und eignet sich vielleicht als Kommentar? :) Florentinisch gibt sich auch der Flakon - in einem sehr schönen und warmen Violett, eine ebenfalls für Florenz sehr typische Farbe: ihr findet sie zum Beispiel im Vereinswappen des AC Florenz.

Soweit die Inspiration für den Duft und das Packaging - ich mag die Herleitung und die Story und mein innerer Bildhauer erzeugt bei mir angenehme, italienische Assoziationen wenn ich den Flakon in die Hand nehme - was sehr hilft, wenn man so wie ich gerade, an einem trüben, Deutschen Novembertag aus dem Fenster schaut.

Der Duft:
Ich erkenne fruchtige und eher sanfte, zitsche Noten von Mandarine, Limette und Zitrone, die wirklich sehr weich die ersten Minuten überdauern. Nicht scharfes und absolut keine WC-Reiniger Assoziation. Es folgen Jasmin und Orange, besonders aber auch eine edle Vanille, die für eine dezente Süße sorgen und die den Hauptteil des Dufts ausmachen.

Der manchmal beschriebene "Eiskonfekt-" oder "Prickelbonbon-" Effekt erschließt sich mir jetzt nicht so sehr, aber ich muss sagen, dass ich von diesem Duft sehr beeindruckt bin. Die dezente Süße des Parfums ist sehr angenehm und verleiht ihm eine irgendwie sehr persönliche und gutartige Note. Ja, er hat etwas "Gutes" an sich :) Definitiv kein Bad-boy oder Macho-Duft. Nein, er hat einen unaufdringlichen, aber dennoch anziehenden Charakter, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Ich kann nicht genau sagen, welche zart vanillige Süßigkeit mir beim Riechen des Parfums in den Sinn kommt, aber es erinnert mich definitiv an etwas, das ich kenne und liebe. Vieleicht das Pulver, das in eine Vanille-Softeismaschine kommt? Es ist ein sehr umschmeichelnder und vertrauter Duft, der mich schnell für sich eingenommen hat.
Die Haltbarkeit des Parfums ist okay, die Sillage eher gering. Es ist eher ein Duft zum Selbstgenießen und weniger, um damit andere zu beeindrucken - er ist "für einen selbst" im besten Sinne.

Ich hatte bisher Flakons von 4 Rosso, 17 Rosso und Azzurro. Keiner dieser drei Düfte hat mir wirklich gefallen.
Der Marzocco jedoch hat mein Herz schnell erobert - und darf gerne bleiben :)
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Frank4711 vor 2 Jahren 12 3
1991er Fahrenheit Vintage Flakon trifft auf Duftanfänger
Vor drei Jahren oder so wollte ich mal einen neuen Duft ausprobieren, nachdem ich ca. 20 Jahre ausschließlich CK One getragen hatte. Kann auch sein, dass meine liebe Frau mir gerne mal "etwas Neues" schenken wollte. Also sind wir beide in Köln in den D** am Hauptbahnhof hineingestapft und gleich an eine etwas übermotivierte Beraterin geraten. Kurz darauf befanden sich bei mir an allen möglichen Körperstellen Testsprüher - von Bleue de Chanel bis TF Noir, es war wirklich jede Duftrichtung dabei - bis es mir irgendwann genug war und wir fluchtartig den Laden verließen. Daheim habe ich dann hektisch versucht, mir alles abzuwaschen... was nicht wirklich gut ging.

Ein paar Tage später, nachdem ich diesen Schock verwunden hatte, kramte meine Frau aus einem ihrer Körbchen ein kleines rotes 30ml Parfum-Fläschlein hervor. Logo und Name des Parfums waren zur Unkenntlichkeit abgewetzt. Sie überreichte es mir mit den Worten:" Fahrenheit. Früher hat man das oft gerochen und ich fand es damals so toll, dass ich es einfach zum hin- und wieder dran riechen für mich selbst gekauft habe". Ich: "Wann, d-a-m-a-l-s?" Sie zurück: "Joah, so 1991 oder 92". Ich so: "Oha, wenn das mal noch nicht umgekippt ist. Naja, immerhin war es ja scheinbar dunkel gelagert, all' die 30 Jahre. "Sie wieder: "Nee, das ist top in Schuss, das rieche ich. Ich kenn' den Duft. Aber die neue Version kannst du dagegen vergessen. Das alte Zeugs ist noch richtig gut und hält sich auch länger."

"Nun ja, okay. Dann lass' mal versuchen". Schwarze geschwungene Kappe ab, und drauf mit dem Zeug (zwei Sprüher auf den Unterarm). Tz, tz, ... sniff... uiuiui ... das riecht ja heeeftig nach Benzin! Kann man das anzünden? Und... nach frisch geschnittenem Gras! So stark, das macht ja richtig die Atemwege frei! Verstößt das nicht gegen irgendwelche EU-Richtlinien und ist sowas heute überhaupt noch zulässig?

Seitdem habe ich wirklich Gefallen an Fahrenheit gefunden. Allerdings kann ich es nur im Herbst tragen und nur zu bestimmten Anlässen (da, wo ausschließlich Menschen der Altersgruppe 40+ rumlaufen), denn irgendwie komme ich mir damit so oldschoolig vor, dass ich Jüngere lieber damit verschonen will. Meine Frau liebt ihn jedenfalls an mir. Definitiv ist der Duft selbst (von 1991, wie sich anhand des Batchcodes herausstellte) wirklich ein absoluter Hammer und ich bin verwundert, wie gut sich das Parfum gehalten hat - wahrscheinlich wurden damals noch die "guten alten Stöffchen" verwendet - Ingredienzien, die heute wohl längst nicht mehr zulässig sind. Das sorgt wohl auch für die sehr gute Sillage, die sich schon bei ein- zwei Sprühern deutlich und ausdauernd entfaltet.

Ich hab' jetzt, nach ca. drei Jahren (und um ein paar Dufterfahrungen älter), die Hälfte meines 30ml Vintage Flakons verbraucht und schnuppere gerne auch einfach mal so am Flakon. Ist ein bisschen so, wie in einer Lederjacke an einer Tankstelle stehen und das frische Benzin zu riechen (nur in lecker), und ich bin immer noch jedes Mal überrascht, wie heftig und frisch Fahrenheit duftet :-)
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