das Lavendeltal

Sie atmete tief ein und nahm die frische grüne Morgenluft in sich auf.

Das ältere Ehepaar, ihre Vermieter, schlenderten Arm in Arm durch den wunderschönen Garten, jeder eine Tasse dampfenden Tee in der Hand. Sie lächelte und winkte ihnen zu.

Sie setzte sich mit ihrer Tasse heißem Schwarztee an ihren kleinen Runden Tisch auf ihrem Balkon und sinnierte über ihren Umzug in dieses wundervoll malerische Tal.

Sie war hierher gekommen um Inspiration zu finden. Aber bisher ist ihr nichts eingefallen. Sie starrte auf das weiße, leere Blatt vor sich um verlor sich fast in diesem Nichts.

Sie warf einen nachdenklichen Blick auf die spektakuläre Landschaft die sich vor ihr ausbreitete.

Hinter dem Garten führte ein kleiner Fluss an der Grundstücksgrenze vorbei durch das kleine malerische Dorf hinüber zu dem schachbrettartigen bunten Feldermeer. Schließlich verschwand der Fluss hinter einem Hügel. Sie blickte nach unten, ihre Augen verfolgten den kleinen Kieselweg der sich durch den hübschen Garten schlängelt.

Jedesmal wenn sie auf dem Balkon stand und die Aussicht genoß streifte ihr Blick über die Landschaft, dabei hilft sie immer wieder inne und atmete den würzigen grünen frischen Duft tief ein, nahm den Geruch auf, prägte ihn sich ein und studierte ihn, aber erstaunlicherweise konnte sie ihn nicht zuordnen.

Sie war von dem Duft ganz begeistert, er bahnte sich den Weg in ihre Nase und Lunge und beruhigte sie mit jedem Atemzug mehr und mehr. Ein Gefühl der Entspannung überkam sie und durchströmte ihren ganzen Körper. Sie saß ganz still da und saugte den Geruch weiter ein. Ihre Atmung wurde immer langsamer und ihre Gedanken immer ruhiger. Es war wundervoll. Sie blickte wieder in die Richtung der Felder.

Sie beschloss eine kleine Runde durch den Garten und Felder zu gehen. Sie packte eine Tasche, steckte noch schnell ihren Stift und Papier ein und ging nach draußen.

Ihr Weg führte sie über den kleinen Kiesweg aus dem Garten, folgte dem Fluss in das kleine Dörfchen, folgte ihm durch eine alte Steinbrücke hindurch, folgte ihm durch die schachbrettartigen Felder und Äckern.

Die Felder endeten und der Fluss verschwand hinter dem Hügel. Eine warme Brise streifte ihr Gesicht und sie nahm wieder diesen wundervollen blumigen Duft wahr den sie vorher schon gerochen hat nur dieses mal war er viel stärker und intensiver. Sie atmete abermals tief ein und saugte diesen überwältigenden Duft in sich auf so als wollte sie ihn für immer behalten.

Wie hypnotisiert trottete sie dem Duft hinterher, begierig darauf zu erfahren was dieses wunderbare entspannte Gefühl in ihr auslöste. Sie ging den Weg noch etwas weiter, durch einen kleinen Wald, dessen Boden mit weichem Dickicht bedeckt war bis der Wald urplötzlich einem kleinen Tal platz machte.

Sie blieb wie angewurzelt stehen. Der Anblick der sich ihr bot war unfassbar. Ein lila Blütenmeer breitete sich vor ihr aus. Ein Lavendelmeer, das jeden einzelnen Flecken dieses Tals bedeckt. Üppig und so wundervoll duftender, wilder Lavendel bis zu einem kleinen idylischen See. Der Wind weht durch die Felder und trug den wohlbekannten Duft zu ihrer Nase.

Sie hatte den Ursprung dieses wundervollen Duftes gefunden und fühlte sich im siebten Himmel. Sie streckte ihren Arm aus und streifte mit ihren Fingerspitzen die Lavendelblütenköpfe während sie sich auf den Weg durch das lila Feld bis zum See aufmachte.

Angekommen am Ufer setzte sie sich und nahm die Atmosphäre, die Düfte und Geräusche ganz in sich auf. Kleine Veilchen wuchsen am Ufer, Moschuswölkchen am Horizont nahmen der Sonne etwas von der Strahlkraft. Sie tauchte ganz in die bezaubernde Umgebung ein. Sie roch den wundervollen beruhigenden Lavendel der das ganze Tal durchdrang, eine feine pudrige Wolke streifte ihre Nase, eine filigrane Veilchennuance flirrte dazwischen.

Sie atmete nochmals ein paarmal tief ein, war vollkommen geerdet, ruhig und fokussiert. Sie holte ihr Papier hervor nahm den Stift und begann zu schreiben, die Wörter purzelten nur so aus ihr heraus. Sie kam mit dem Schreiben kaum hinterher, schrieb Zeile für Zeile und hatte eine tolle Idee nach der Anderen. Hier an diesem wundervollen Ort war sie hochkonzentriert.

Sie hatte ihre Muse gefunden, hier im Lavendeltal inmitten ihrer neuen Heimat….

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Diese kleine Geschichte schrieb ich einst zu einem bestimmten Lavendelduft. Allerdings kommt sie mir bei jedem weiteren getesteten Duft wieder in den Sinn, sie passt einfach zu fast jedem, da Lavendel auf mich diese Wirkung ebenfalls hat. 

Ich hoffe es hat euch genau so viel Spaß gemacht in diese Szene einzutauchen, wie mir sie zu schreiben. 

Bilder: Pexels und eigen