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vor 6 Jahren - 10.11.2018
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Blindtest, ... oder wie objektiv können wir sein?

Kennt ihr das Problem? Man interessiert sich für einen Duft, doch es existieren (nicht nur auf Parfumo) zu wenig Kommentare, sich ein ausreichendes Bild zu machen, und im SOUK gibt's auch keine Abfüllungen oder Proben. Verschiedentlich habe ich dann einfach einen der wenigen Nutzer die den Duft besitzen nach ein paar Details gefragt. Das aber könnte ausgerechnet diejenigen treffen, die nie oder kaum etwas kommentieren und sich ggf. genervt fühlen, dies nun doch tun zu sollen. Man weiß ja nie ;-) obgleich meine Erfahrungen eher gegenteilig waren (mit herzlichem Dank an Duftjäger und Yasin58 an dieser Stelle). Und doch kommt jeweils nur eine Stimme zusammen, die eine Duftorientierung geben kann. Drum bleibt lediglich der Blindkauf, ja oder nein.

Manchmal gibt es also so gut wie keine Kommis, die eine Entscheidungshilfe sein könnten ... doch wie verlässlich sind dann die wenigen, die da sind? Dieses Problem der "Risikobegrenzung" führte mich zu der grundsätzlichen Frage, wie sehr uns ein Kommentar (neben den Bewertungen, Diagrammen, Pyramiden, etc.) überhaupt eine Duftorientierung geben kann. Klar, wir haben ohnehin unterschiedliche Wahrnehmungen, doch so manches Mal wundert mich schon, WIE unterschiedlich diese ausfallen. Denn während der eine das Eau de Bergamotte als einen "aggressiven WC-Stein" empfindet, ist für den anderen die Frucht "so natürlich wie frisch gepflückt" (wenngleich dieses Beispiel ein wenig überzeichnet ist ;-)

Und wer kennt nicht die folgenden Bewertungen, die sich zum selben Duft (hier am Beispiel Duftzwilling) in unseren Kommentaren finden?

Person A : "Original XX auf den linken und Zwilling YY auf den rechten Unterarm gesprüht, ein paar Minuten gewartet und sie riechen bis auf Nuancen total identisch, echt Wahnsinn".

Person B : "Original XX auf den linken und Zwilling YY auf den rechten Unterarm gesprüht, ein paar Minuten gewartet und ich musste YY sofort wieder abgewaschen. Das hat absolut nichts mit XX zu tun, bäääh".

Für mich wird offensichtlich, dass dies nicht nur Ausdruck der reinen Duftwahrnehmung sein kann, sondern wahrscheinlich unsere bisherigen Erfahrungen, Bilder und Gedanken hinsichtlich XX und YY einen stärkeren Einfluss haben, als wir meinen. Sind wir somit wohlmöglich gar nicht in der Lage, einen "objektiven" Vergleich ähnlicher Düfte anzustellen? Anders gefragt: Können wir uns wirklich davon frei machen, was wir über einen Duft wissen oder vermuten, und was wir von ihm erwarten, um unsere Duftwahrnehmung nicht zu beeinflussen? Wäre also eigentlich nur der Blindtest der wahre Test, d.h. mit verbundenen Augen, um eine möglichst unverfälschte Duftwahrnehmung (auch unabhängig der Thematik Duftzwillinge) zu erzeugen, und einen hilfreichen Kommentar zu verfassen?

Sicher fragt sich der ein oder andere nun "Was soll das Ganze? Eine Duftwahrnehmung ist doch immer subjektiv". Und dem ist auch so. Zudem bin auch ich überzeugt (und heilfroh), dass wir mit all den vorhandenen Tools und Informationen schon sehr gut zurechtkommen. Dennoch ist stets mein Ziel, sowohl Kommentare vorzufinden als auch selbst welche zu verfassen, die für andere User bezüglich ihrer nächsten Duftauswahl möglichst hilfreich sind (insbesondere vor einem Blindbuy).

So möchte ich diesen Blog, auch wenn es ob der unvermeidlichen Subjektivität unserer Duftwahrnehmung*** und -beurteilung ein wenig müßig scheint, mit der simplen Frage schließen:

Würden wir einen Duft im Blindtest, d.h. mit verbundenen Augen und ohne jedes Vorwissen, anders wahrnehmen als wie wir es normalerweise tun?

Es grüßt Euch herzlich
Fresh21

Edit: Wie sicher deutlich wurde, bin auch ich überzeugt, dass viele Einflussgrößen Wirkung auf unsere Duftwahrnehmung zeigen. Deshalb müsste ein Blindtest ohne den Flakon des Dufts anzufassen und etwas über ihn zu wissen wohl tatsächlich zu einer neutraleren Wahrnehmung führen, um mit diesem Riecheindruck anschließend einen Kommi zu schreiben. Aber vielleicht würde dann der ein oder andere wiederum monieren, dass doch auch die sonstigen Einflüsse irgendwie zur Duftwahrnehmung gehören. Also alles auf Anfang ;-)

Aktualisiert am 13.06.2023 - 06:06 Uhr
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