Hannah

Hannah

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1 - 5 von 16
Hannah vor 6 Monaten 32 22
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Harmonisches Lavendel-Amber-Rondo
Als Rondo werden in der Musik Kompositionen bezeichnet, bei denen sich ein gleichbleibender, sich immer wiederholender Teil, mit verschiedenen Zwischenteilen abwechselt. Was heißt das für Rondo Armaniano? Vielleicht, dass der klassische Stil von Armani mit seiner puren Eleganz der beständige, wiederkehrende Refrain ist und die Auftritte der so unterschiedlichen Duftnoten von Lavendel, Salbei, Iris, Vanille bis hin zu Hölzern und Patchouli letztlich immer zum eleganten Refrain zurückführen? Ich bin gespannt ...

Meine Blindbestellung kommt in einer schlichten petrolfarbenen Kartonage, Armani gemäß ohne Protz und Wichtigtuerei. Der rechteckige Flakon mit den gerundeten Kanten, einem quadratischen Metallschild auf der Vorderseite und der einem gerundeten Stein nachempfundenen Kappe ist allen Privés eigen. Bei Rondo Armaniano besticht die gelassene Farbgebung von naturweiß über hellgrau zu salbeigrün. Milchig wirken die Töne, ruhig. Der Flakon selbst ist gebrochen weiß, die salbeifarbene Plakette grafisch klar mit einer Raute gleicher Farbe unterlegt. Zwischen Flakon und kieselgrauer Kappe, die ein echter Handschmeichler ist, sind kunstvoll zwei farbliche abgestimmte Seidenbändchen mit kleinen Goldkugeln an den Enden geschlungen. Die abgetönte Farbstimmung wirkt wie ein Weichzeichner für den kantigen Flakon.

Bei allem Vertrauen in Armani bin ich vor dem erstes Sprühstoß doch angespannt. Immerhin 660,- Euro muss man dafür zahlen. Erster Eindruck: Hocharomatischer und intensiver Lavendel, leicht durch Salbei verstärkt, eindeutig ein Fougère und eine Reminiszenz an klassische Herrendüfte. Doch so wie die gedämpften Farben dem Flakon die Strenge nehmen, legen sich auch beim Duft schnell besänftigende Schleier über den kräftig-krautigen Lavendel. Zum einen zart in Form von Irispuder - doch die Iris spielt bei diesem Jahresduft eher eine Nebenrolle und die aufgeführte Rose kann ich nicht mal hintergründig wahrnehmen -, zum anderen halten amberartige Noten und eine köstliche Vanilleessenz den intensiven, ja fast scharfen, Lavendel im Zaum. Sie bringen eine balsamische und süßliche Wärme ins Spiel, bernsteinfarben, harmonisch, liebenswert und stehen mit dem Lavendel in einer ausgewogenen Balance. Man mag kaum die Nase vom Handgelenk lassen, so unwiderstehlich duftet es. Die ambrierte Seite wird nie zu dicht, zu süß oder zu müde, weil der Lavendel sie immer wieder mit seinem lebendigen Aroma anregt und aufmuntert. Erdige oder moosige Duftnoten rieche ich nicht, der Patchouli schafft nur Tiefe und eine leichte Melancholie. Rondo Armaniano ist aromatisch, balsamisch, harmonisch, weich – in keinem Fall „lavendelfrisch“.

Also kein klassischer Fougère, sondern ein ambrierter Fougéreduft. Obwohl ich das auch mit klassischen Herrendüften verbinde, schlägt das Pendel auf der Skala zwischen maskulin und feminin für mich nicht allzu weit in Richtung maskulin aus. Ich denke, es liegt daran, daß hier kein Eichenmoos oder andere erdige/waldige Zutaten verwendet wurden, sondern warme, sinnliche, süßlich-würzige Noten. Ich kann mir Rondo Armaniano als großen Abendduft ebenso gut vorstellen wie bei einer Wanderung in der Natur durch Wiesen und Wald oder auch zum tief Durchatmen und Entspannen auf dem heimischen Sofa. Der Duft eine enorme Haltbarkeit über den Tag hinaus und eine gute Sillage. Das intensive Zusammenspiel von krautigem Lavendel, würziger Vanille und balsamischem Amber verschafft ganz sicher positive Aufmerksamkeit. Damit passt er nicht zu jedem Anlass, und er ist auch kein Duft, mit dem man sich gedankenlos eindieseln kann. Er verlangt eine bewusste Entscheidung, vielleicht auch ein nicht mehr allzu jugendliches Alter und ich empfinde ihn als Duft für die kühle Jahreszeit.

Um ihn einordnen und vergleichen zu können, müsste ich andere ambrierte Fougères kennen, aber da muss ich leider passen und kann nur von meinem jetzigen Dufterlebnis ausgehend sagen, daß ich Rondo Armaniano ausgesprochen harmonisch, ausdrucksstark und wärmend finde und mir nicht vorstellen kann, daß es in dieser Ausgewogenheit sehr viel Gleichwertiges gibt. Rondo Armaniano ist klassische Armani-Eleganz mit modernen Facetten. Selbst tragen würde ich ihn als Liebhaberin zarter und femininer Düfte wohl nur selten. Am Abend zu einem schmalen schwarzen Kleid fände ich ihn eine auffällige und großartige Wahl. An (m)einem Mann würde ich ihn aber liebend gern häufiger riechen.
22 Antworten
Hannah vor 2 Jahren 83 29
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
8
Duft
Morgengrau
Chanel Les Eaux sind die Art von Düften, die mir liegen. Reduziert und tragbar, aber doch nicht gewöhnlich. Unangefochtener Favorit ist Deauville, der nicht nur ein spritziger Sommerduft ist, sondern mein Sinnbild für unterkühlte Eleganz. Zitrische Düfte werden ja oft mit mediterraner Lebensfreude verbunden, Deauville dagegen bildet die raue Schönheit der Küste der Normandie ab. Herb und herbal. Wundervoll! Auch die anderen Les Eaux stehen mit ihren Namen im Einklang und allen gemein ist die gekonnte Einfachheit, die nicht ins Banale kippt.

Wie könnte Chanel Paris sich hier einreihen? Das Werbefoto zeigt den schlichten Flakon mit hellrosafarbener Flüssigkeit vor dem Hintergrund eines klaren und kühlen Pariser Morgens an der Seine. Der Himmel ist strahlend blau. Entspricht der Duft diesem Bild?

Paris ist längst nicht so klar und strahlend wie der Morgen auf dem Werbefoto. Zwar blitzen sofort die frisch-zitrischen Noten auf und der Pfeffer brizzelt in der Nase, aber nahezu zeitgleich ist auch die Rose präsent und ihre Blütenblätter mögen vielleicht einmal rosig gewesen sein, jetzt hat der Staub der Stadt einen feinen Schleier über sie gezogen. Dieses Graurosa ist durchaus apart, nimmt ihr aber auch ein wenig die Strahlkraft. Es ist der Staub des Lebens, den Patchouli auf sie legt und damit für die chypreähnliche Note moderner Prägung sorgt. Vielleicht ist es der feine Sandstaub, der von kastaniengesäumten Wegen in den Tuilerien geweht ist, vielleicht stammt er aus den Gassen des Quartier Latin. Das Ergebnis ist nonchalant, nicht schmutzig.

Zitrische Noten, Rose, Patchouli verbinden sich harmonisch im Stil eines Eau. Leicht, aber nicht wirklich leichtfüßig, sondern erwachsen und eine Spur melancholisch. Darin ähnelt er Eau Capitale von Diptyque, der im Vergleich intensiver, voller und etwas weicher ist. Auch Portrait of a Lady hat dieses Zusammenspiel von Zitrischem, Rose und Patch, aber viel komplexer und in strenger und fast gebieterischer Form.

Paris macht keine nennenswerte Duftentwicklung durch. Der Duft hat keine Süße, keine Schwere, wirkt kühl. Die Haltbarkeit ist für ein Eau ganz gut, die Sillage gering. Ich sehe ihn eher auf der femininen Seite, aber nicht ausschließlich. Aufgrund seiner melancholischen Seite ist er kein spritziger Sommerduft, andererseits prädestinieren ihn die colognehafte Leichtigkeit und die zitrischen Sprengsel auch nicht recht für die kalte Jahreszeit. Insofern stimmt für mich das strahlende Werbefoto nicht ganz mit der Realität überein. Bei mir hinterlässt der Duft einen graurosa Eindruck. Paris im Morgengrau, dem Übergang zwischen Tag und Nacht, noch vor dem Sonnenaufgang, aber doch mit einem ersten Aufblitzen von Rosa am Himmel. Die kühle Stimmung des Fotos stimmt. Wann und wo werde ich ihn tragen? Da Paris und ich noch nicht so lange befreundet sind, müssen wir unseren Weg vielleicht noch finden. Einen Versuch ist es in jedem Fall wert.
29 Antworten
Hannah vor 4 Jahren 29 9
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
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Duft
Die trau'n sich was!
Gerade mal zwei Zutaten - zitrische Noten und Kumquat -  für 263,- Euro ist eine Ansage. Es ist nicht mal ein 100 ml Flakon, mit dem wir den vermeintlich leichtfüssigen Sommerfrischling grosszügig versprühen könnten, sondern der feine Flakon im Stil der L’heure-Düfte fasst nur 75 ml. Mit dem gewickelten hellgelben Bändchen und den fein ins Glas geätzten Zitrusfrüchten unterstreicht er die sommerlichen Anmutung und den noblen Stil des Hauses Cartier. 

Les épures de Parfum bedeutet "Die Skizzen von Parfum" und wird diesem Anspruch im Flakondesign, mit der minimalistischen Zahl der Zutaten und in der Auswahl rein zitrischer Noten, die für Klarheit, Reinheit und Frische stehen, hervorragend gerecht. Ich mag Purismus und damit ist mir schon das Konzept sympathisch, ohne dass ich überhaupt mal am Flakon geschnuppert hätte. Auf geht's ...

Stell Dir vor, Du sitzt bei strahlendem Sonnenschein in einem Zitronenhain und schneidest prallfrische Zitronen, Limetten, Yuzu und Kumquats auf, der Saft läuft Dir über die Hände, in der Luft liegt der Duft des Sommers, gleich neben Dir zieht jemand mit dem Zestenreißer ganz feine Streifen der Schalen ab. Ganz vorsichtig, damit er nicht die bitterstoffhaltige weiße Unterschicht berührt. Ich habe es Zitronenhain genannt, um ein Bild hervorzurufen, und weil ich nicht weiß, ob es Limetten-, Yuzu- oder Kumquathaine gibt, aber eigentlich sind es gerade diese drei, die den Duft ausmachen. Pur Kinkan duftet hocharomatiasch, intensiv, strahlend, frisch und herb, aber keinesfalls sauer oder gar stechend nach vielerlei Zitrusfrüchten und vielleicht sind auch noch zwei, drei Orangenblütenblätter (mehr wirklich nicht) auf den Tisch heruntergeschwebt.

Das hat so gar nichts mit klassischen Frischedüften zu tun, bei denen gern Neroli eingesetzt ist. Hier keine Spur davon - für mich erfreulicherweise. Auch keine Spülizitrone, keine WC-Frische und kein Zitronencremebällchen. Es gibt kein für meine Nase wahrnehmbares Beiwerk in Form von Moschus, Zeder, Kräutern, Moosen oder was immer man von anderen frischen Düften kennt. Pur Kinkan duftet, als würdest Du Dir den Saft und die Schalen der frischen Früchte direkt auf die Haut reiben. Vollkommen natürlich, überhaupt nicht synthetisch, total unparfümig, voller Lebensfreude, sympathisch, sonnig, modern, rein, einmalig. Bei heißen Temperaturen ist das eine pure Wohltat, für andere Wetterlagen ist Pur Kinkan meines Erachtens nicht geeignet. Leider hält diese Lebensfreude bei mir nur eine halbe Stunde und flacht dann schnell ab.

Pur Kinkan duftet nach nichts Anderem als den allerschönsten Zitrusfrüchten, aber das auf höchstem Niveau. Der Name und die Ingredienzen spiegeln den Duft exakt wider. Ob das 263,- Euro kosten muss, will ich nicht beurteilen und es ist sicher auch nicht jedermanns Sache, wie mit Limetten, Yuzu und Kumquats eingerieben zu duften - ich finde es an heißen Sommertagen herrlich.
9 Antworten
Hannah vor 6 Jahren 33 17
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Abendstille
Frühsommer. Eine feine Abendgesellschaft in der Orangerie. Angeregte Gespräche, Lachen und klingende Gläser. Gern dabei sein und doch für einen Moment die Ruhe des angrenzenden Parks suchen. Allein, mit einem Glas in der Hand. Laternenlicht. Lieblicher Blütenduft von Jasmin und Rosen liegt in der Luft. Die Szenerie ist friedlich, freundlich, verinnerlicht. Nicht einsam, sondern für sich sein, sich wohlfühlen und den zaubrischen Augenblick genießen - und dann zurückschlendern ins beschwingte Leben auf der Terrasse.

Es geht auch prosaischer: Ein absolut fein komponierter Blütenduft mit Noten, die sich beflügeln, zuweilen beruhigen, manchmal harmonisieren. Die Iris nimmt der Weinnote die in Düften für mich häufig unangenehme säuerliche Spitze, macht sie leicht likörig. Der Wein wiederum beflügelt die oft so spröde Iris und lässt sie hier fein-pudrig und zugewandt erscheinen. Jasmin legt eine feine Süße über alles und zeigt sich von seiner besten Seite. Zart, absolut sauber, ohne jeden Anspruch auf Dominanz. Rosenblüten fügen sich schmeichelnd ein. Sandelholz mit seiner milchigen Cremigkeit bestärkt die Weichheit und Unaufgeregtheit dieses Duftes. Alles ist zartgliedrig, seidig und vermittelt doch Tiefe. Die restlichen angegebenen Noten nehme ich nicht wahr. Befürchtete Gewürznoten ebenfalls nicht.

Daß ich den Duft mit einer abendlichen Stimmung assoziiere, obwohl er in keiner Weise schwer, dunkel oder dramatisch ist, führe ich auf die Ruhe und Gelassenheit zurück, die Niral austrahlt.

Es ist lange her, daß ich einen so bezaubernden, so sensiblen Duft gerochen habe, in den ich mich auf Anhieb verlieben kann und von dem ich das Gefühl habe, daß er zu mir passt. Niral ist dezent pudrig-blumig mit feiner Süße, leicht zu tragen, eindeutig feminin, hat eine sehr gute Haltbarkeit von vielen Stunden und eine mittlere Sillage. 
17 Antworten
Hannah vor 7 Jahren 52 16
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
elegante Strahlkraft
Mal angenommenn, ich hätte die Chance und das Können, einen einzigen Duft zu erschaffen. Was wäre mir wichtig, wonach würde ich entscheiden, was soll er können?

... das Zeug zum modernen Klassiker haben.
... auf lässig-entspannte Art elegant wirken.
... feminin und schön sein, aber doch einen besonderen Twist haben.
... nicht meinen kurzfristigen Vorlieben nachgeben (Kaffee-Milch, Rose-Patch etc.)
... sich nicht an Moden anbiedern (schwarze Johannisbeere, Oud, salzig, Neroli, Hedione etc).
... lange halten, ohne penetrant zu wirken.
... den Raum füllen, aber nicht die Luft nehmen.
... positiv und sympathisch wirken.

La Douceur de Siam! Alles, was ich mir vorgestellt und gewünscht habe, ist hier schon realisiert und seit langem hat mich kein Duft in seiner Schönheit so begeistert und eingenommen.

Bei der Eröffnung liegt eine spritzige Frische über dem Bouquet von samtigen Blüten mit leicht tropischem Flair. Mairose, Frangipani und Champaka scheinen viel Spaß miteinander zu haben, bevor ein paar Minuten später die etwas ernstere Gewürznelke, Veilchenblatt und Ylang-Ylang mitreden möchten. In dieser Phase meine ich auch eine Wildledernote wahrnehmen zu können, die aber nicht gelistet ist. Dieser Einpassungsprozess lässt den Duft ein klein wenig taumeln, doch die weichen Untertöne sorgen für schnellen Ausgleich, so daß beide Blumenteams zu einer cremigen, runden, delikaten Einheit zusammenwachsen, unter der die Wildledernote wieder verschwindet. Alle aufgeführten Noten lassen sich nachvollziehen, sind aber perfekt verblendet und von zauberischer Harmonie.

Der Duft ist in seiner Art gar nicht so außergewöhnlich, denn hier wird von Pissara Umavijani nur ein klassisches Thema neu interpretiert. Aber die Umsetzung! Sinnenfreude und Lebenslust von der frischen Kopfnote über das blumige Herz bis zur sanft einhüllenden Basis. La Douceur de Siam zieht Aufmerksamkeit auf sich, ist anlockend, strahlend und trotzdem nicht laut, sondern wirkt elegant, gepflegt und sauber. Die Sillage ist mäßig bis stark, aber durchaus angenehm. Die Haltbarkeit liegt bei mir bei ca. 10 Stunden. Durch seine Schönheit fordert der Duft meines Erachtens von seiner Trägerin (an einem Mann kann ich ihn mir schwer vorstellen) , daß sie ihn bewusst trägt und ihm entspricht - weniger durch Kleidung als durch Haltung. Von der Machart her erinnert er mich an Puredistance White.

Um den Kritikern etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ja, er kann nur schön. Ist nicht kantig, will nicht avantgardistisch und möchte nicht unbequem sein, wendet sich monetär an Besserverdienende (50 ml = 195,- Euro) und ist kein regionales Produkt. Aber trotzdem zu 100 % mein Duft.
16 Antworten
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