Helfo

Ich habe in den letzten Wochen mehr Parfums gerochen und probiert als in meinem ganzen Leben davor. Und ich bin sicherlich in einen kleinen Kaufrausch verfallen. Und trotz der hohen Auswahl gibt es Düfte, zu denen ich immer wieder greife, ja, mich sogar auf sie freue und nach einigen Tagen Entzugserscheinungen spüre. Und hierzu gehört Lalique White.

Der Name passt: Der Duft ist hell und könnte von einem Weißkittel erdacht sein. Jedenfalls hat er etwas Medizinisches an sich. Ich kann jetzt allerdings nicht sagen, welche Duftkomponente diese Assoziation bei mir auslöst.

Der Duft beginnt zitrisch und damit sehr frisch. Die Zitrone ist dabei sehr lange wenn auch abnehmend wahrnehmbar. Als nächstes rieche ich Blumen (Veilchen) und Zeder. Und dann ist da der Pfeffer und Muskat. Und diese Kombination von Blume und Schärfe finde ich unglaublich spannend gelöst. Es ist so, als wenn Dich jemand umarmt und Dir dabei hinterhältig in den Po kneift. Aber nicht, um Dir weh zu tun, sondern, um Dich zu necken. Um Dich kurz anzustacheln.

Die Haltbarkeit ist sehr hoch und liegt bei mir bei mindestens 10 Stunden und auch die Silage ist sehr stark. Mehr als 2-3 Sprühstöße sind zuviel.

Diesem Duft werde ich treu bleiben.

Ich bewerte einen Duft als Konsument. Und da geht es in erster Linie darum, ob er mir gefällt oder nicht. Und dieser Duft will mir leider nicht gefallen. Ich habe es mir anders gewünscht, aber so sehr ich mir Mühe gebe, ich kann hier nicht einmal ansatzweise einen Wohlduft entdecken. Ich muss sofort an Motoröl denken und habe das Bild eines muskelbepackten Riesen in einem von altem Motoröl verschmutzten Blaumann im Kopf. Freier Oberkörper, behaart, verschwitzt.

Ich bin Bürohengst, trage Nadelstreifenanzug. Das passt einfach nicht. Aber davon hätte ich mich ja nicht beeinflussen lassen. Wenn ich den Duft gerne riechen würde, wäre mir das egal. Ok, ein Büroduft ist das auf keinen Fall. Vielleicht hätte ich ihn getragen, wenn ich am Auto waschen oder Rad putzen bin.

Mir gelingt es wirklich gar nicht, etwas anderes in dem Duft zu sehen. Vielleicht ist hier etwas, was sich in mein Duftgedächnis eingebrannt hat, was eine objektive Entdeckung des Dufts unmöglich macht.

Klarheit und Strahlkraft. Und vermutlich ist es die Erinnerung an frische Wäsche, die im letzten Waschgang mit Weichspüler gespült wurde. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, welcher Weichspüler das wohl war. Der Duft ruft längst vergessene Bilder aus Waschmittelwerbung hervor: Lange Leinen mit sauberer Wäsche, die auf grünen Wiesen durch frischen Wind getrocknet werden. Vor blauem Himmel mit weißen Schäfchenwolken.

Hinzu gesellt sich eine leicht zitrische Note, die sich dauerhaft an die Spitze setzt. Sie ist der Grund, warum dieser Duft für mich in den Frühling oder Sommer gehört und ich ihn gerade jetzt in den heißen Tagen genieße.

Abgerundet wird der Duft nach unten durch eine würzige mit Holznoten versehenen Basis. Zedernholz ist hier leicht auszumachen.

Ich trage den Duft sehr gerne im Büro, er hält 6-8 Stunden und ist bisher der einzige Duft, bei dem ich mich auch im Büro traue, ein wenig nachzulegen, sollte es mal wieder ein längerer Tag werden.

Aktuell mein Spitzenreiter. Vielleicht nicht wegen seiner Raffinesse, aber definitiv wegen seiner erfrischenden Wirkung.