Iny

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6 - 9 von 9
Iny vor 3 Jahren 2
Unverhofft kommt oft - oder Hautduft mal anders
Dieser Duft auf meiner Merkliste stammte noch aus meiner "Feigenphase" und obwohl ich bereits einige andere potentielle Kandidaten wieder rausgeschmissen hatte, blieb dieser doch irgendwie hängen. Bei einer meiner letzten Probenbestellungen dachte ich mir dann "Ach, komm, zumindest mal einer, bei dem man auch Proben außerhalb des Forums bekommt, also rauf auf die Probenbestellliste."

Meine Erwartungshaltung war, zugegebenermaßen, recht gering. Zwar mag ich Feige, sofern sie nicht fruchtig und vor Süße triefend ist, gleichzeitig ist hier jedoch mein persönlicher Endgegner - Sandelholz - als deutlich wahrnehmbare Komponente angegeben und verbaut. Doch röche man alles exakt und der Reihenfolge nach wie angegeben, wäre es kein Chieffoduft. Die wenigen, die ich kenne, sind so wunderbar ineinander verschmolzen, dass es zwar einen Verlauf gibt, dieser jedoch kaum von bestimmten Noten dominiert wird. Es ist von Anfang an ein harmonisches, so man die Düfte denn mag, Ganzes, alles fein verwoben und obwohl teils dominante Weißblüher (z.B. bei 1,2,3 Stella!) verarbeitet sind, geben sie kaum den Ton an, schwingen unterschwellig mit. Böse Zungen behaupten, das sei der beliebig-vertraute Einheitsbrei, ich behaupte, das ist auch eine Kunst, die es erst einmal zu bewerkstelligen gilt.

So auch hier. Von der Kopfnote bekomme ich nicht allzu viel mit, denn ziemlich schnell kommt die Herznote zum Tragen. Die Narzisse dümpelt ein wenig blümelig vor sich hin und meine Farbassoziation ist zu diesem Zeitpunkt - passend zu Ginster und Narzisse - eher gelb, denn grün. Dennoch, grün passt ebenfalls, denke ich mir, nur frisch irgendwie nicht. Etwa zwei Stunden verharrt der Duft im gelbmatten Blumenmodus, gefällt mir eher weniger und auch die grüne Feige, die immer mal wieder aufblitzt, rettet das Ganze nicht. Fast schon habe ich mit diesem Duft abgeschlossen, "nett, ja, aber irgendwie zu blumenlastig und zu wenig strahlend" als sich die holzige Basis heranschleicht, die für mich eine wahre Offenbarung ist. Erstaunt bemerke ich, dass das, was mir da von meinem Arm heraufsteigt, in mir ein Wohlgefühl auslöst, das ich zunächst nicht einzuordnen weiß. Tagelang grübele ich, teste immer mal wieder und ignoriere die fiese Holzsynthetiknote, die immer dann prägend wird, sobald ich die Nase zu sehr auf den Arm drücke. Irgendwann macht es jedoch 'Klick' - für mich riecht diese moschusambrierte, dezent würzig-holzartige Basis nach einem für mich vertrauten Menschen. Nicht ungewaschen, aber auch nicht direkt frisch der Dusche entstiegen, nicht verschlafen, sondern ausgeschlafen, aber definitiv noch nach Bettwärme, nach dieser einzig(eigen)artigen Mischung aus eigenem Hautduft, Gepflegtheit, Waschmittel und Duschmittel. Deshalb "menschelt" dieser Duft auch nicht, hat keinerlei Animalik; und doch riecht er so vertraut, irgendwie wie eine bessere Ausgabe von einem selbst.

Gemessen an den spärlichen Kommentaren und den "nett" und "vertraut" (in anderem Kontext) Angaben ist meine Duftempfindung tatsächlich eine sehr persönlich geprägte und assoziierte, bei der ich jedoch das Bedürfnis hatte, sie mit euch zu teilen.

Selten war ich mir so sicher, dass ich einen Duft unbedingt haben muss - zum Glück gab es einen Restflakon im Souk : ).
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Iny vor 3 Jahren 10 2
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Flakon
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Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Chamäleon
Oder wie du dich leise aber stetig in mein Herz geschlichen hast.

Du kamst eines Tages als ausgewählte Probenbeigabe zu meinem Flakon "Hinoki". Zunächst wusste ich nicht, was ich von dir halten sollte. Wald? Sauna? Zeder? Kiefer? Was nehmen die da alle nur wahr? Weder noch! Irgendetwas undefiniert blumiges auf einer undefiniert holzigen Basis. Außerdem mit einer Sillage, die mir persönlich fast zu viel war. Ich hielt dich für einen entspannten Holzduft, nichts besonderes. Und doch griff ich immer wieder und immer öfter zu dir anstatt zu Hinoki oder Kyoto. Irgendetwas hattest du, was mich nicht losließ. Als das Pröbchen aufgebraucht war, entschloss ich, dass du als mein Geburtstagsgeschenk als Flakon einziehen darfst. Seitdem trage ich dich fast jeden Tag und entdecke immer mal wieder neue Seite an dir.

Klar, auf den ersten Blick wirkst du ziemlich linear, und das bisschen Pfeffer im Auftakt hätten sie sich auch sparen können, doch je nach Wetter, Laune, Stimmung blitzt manchmal heller Weihrauch hervor oder die Zeder dominiert. Vorwiegend bist jedoch eine sehr schöne, wenn auch artifizielle, aber das stört mich nicht, Kombination aus Iris und Kiefer. Doch genau diese diffuse Holzigkeit ohne Schärfe, mit einem Hauch Wärme und Würze durch die untypische Iris schenkt mir ein Gefühl des Wohlfühlens und auch Trost durch den mich umhüllenden Duftmantel. Du bist irgendwie ich, oder ich du; gerade gehören wir in dieser für mich turbulenten Zeit jedenfalls zusammen. Trotzdem bist du mehr als ein Wohlfühlduft, denn du bist auch elegant & zart und weißt auch andere zu begeistern.

Deine Sillage ist wohl gut, doch nie aufdringlich. Deiner Haltbarkeit ist mit mehr als 10 Stunden vollkommen Genüge getan.

Lass uns noch eine Weile zusammen durchs Leben reisen, bis es Zeit wird, wieder Abschied voneinander zu nehmen.

P.S.: Wie der Zufall so will, bei den Statements las ich, nachdem mein Titel schon eingetippt war, bei JoHannes ebenfalls von einem Chamäleon : )






2 Antworten
Iny vor 4 Jahren 6 1
9
Sillage
9
Haltbarkeit
6
Duft
Geheime Intention?
Zugegeben, seit ich ihn getestet habe, bin ich ins Grübeln gekommen. Nicht ob meiner Duftvorlieben, nein, sondern darüber, ob meine Nase möglicherweise falsch gepolt ist, ob ich Kommentare über Düfte schreiben darf, die mir persönlich nicht gefallen und was zum Henker mir der Parfümeur mit seinem "Geheimen Rendezvous" wohl mit auf den Weg geben wollte.

Nun, ich traue mich einfach, die Liebhaber dieses Duftes werden es mir schon nicht krumm nehmen.

Mein erste Notiz zum Duft: Persil + Jasmin!! + laut!

Oh je, denke ich, das mag sicher alles seine Berechtigung haben, doch wie zum Teufel gelangt man mit einem solchen Duft zu einem geheimen Stelldichein? Geheim bleibt da doch nichts, schließlich rieche ich schon meilenweit gegen den Wind blumig, frisch(gewaschen), jugendlich, in Ordnung, aber anziehend? Nun, selbst wenn es mein Gegenüber nicht vertriebe, da wo ich bin, ist der Duft. Nicht einmal unser Treffpunkt bliebe wegen der schier überdimensionalen Duftwolke unentdeckt und vorausgesetzt er würde das Date vor seiner Frau geheim halten wollen (Gründe für Geheimnisse gibt es viele...), sie würde riechen, dass er in einem Blumenmeer gebadet hätte. Die Frage weshalb, wann und zu welcher Gelegenheit wäre durchaus berechtigt.

Gut, nun ist es so, dass Namen zwar Schall und Rauch sind, nichtsdestotrotz erwecken sie eine bestimmte Erwartungshaltung. In diesem Fall hätte ich angenommen, einen zurückhaltenden, eher subtilen und weichen Duft zu bekommen. Stattdessen wummst hier alles, was wummsen kann (und offensichtlich auch darf).

In der Basis ist der Duft tatsächlich gezähmter, weicher, wärmer, zurückhaltender – doch muss er denn im Vorfeld ein derartiges Spektakel veranstalten? Das ist schade, denn in deutlich leiser und zurückhaltender hätte er mir mit seiner Duftaura vielleicht - aber nur vielleicht - gefallen können.
1 Antwort
Iny vor 4 Jahren 8 6
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Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
In der Stille liegt die Kraft und der Zauber
Zum ersten Mal scheint es mir nicht ausreichend, nur ein Statement zu verfassen, um einen Duft zu beschreiben und zum ersten Mal habe ich auch wirklich Lust darauf, einen Kommentar zu schreiben.

Aus meiner Probenbestellung war dies einer der letzten Düfte von "The Motley", den ich testete, wohl, weil ich den Namen „Cyprus“ mit 'Chypre' assoziierte, obgleich die gelisteten Duftstoffe dies gar nicht hergeben und die Duftnamen der Reihe eher Landstriche oder Regionen der Erde bezeichnen. Gestern stolperte ich jedoch wieder über das Pröbchen, das ich mir schon seit Tagen bereitgestellt hatte.

Der Duft startet mit einer etwas krautig-bitter anmutenden Note, die ich am ehesten dem Ingwer zuordnen würde. Relativ schnell – und jetzt wird es spannend – macht sich auf meiner Haut eine faszinierend authentische, doch nur mäßig süße Marzipannote breit, die im ersten Moment Irritationen hervorruft, weil der Duft gleichzeitig eine dezent seifige Note (der Ingwer), ja gar fast schon saubere Note, entwickelt, die in scheinbaren Widerspruch dazu steht. Über die Zeit hinweg wird der Duft weicher und wärmer und das Ambra steuert einen klitzekleinen Hauch Animalik bei, der es spannend macht. Die Kiefernnadel und Zeder finde ich nicht, allenfalls unterlegen sie mit einem trockenen Holzton das Duftgerüst, der die Sache runder macht. Ob Zypern so duftet, ich weiß es nicht... doch ich fühle mich mit diesem Duft erstaunlich wohl.

Dies alles bleibt äußerst dezent, leise, still und gefällig und macht genau den Zauber dieser Parfumreihe für mich aus. Obwohl hier Duftstoffe verwendet werden, die anderswo eingesetzt nach Aufmerksamkeit heischend geradezu brüllend ihr Wesen in die Welt schreien, erzeugen sie hier bisweilen nur den Hauch einer Ahnung und umschweben ihren Träger sanft. Die Haltbarkeit ist aus meiner Sicht mit 5-6 Stunden durchaus ausreichend.

Genauso kann man es auch auf der Internetpräsenz der amerikanischen Marke nachlesen „THE MOTLEY original fragrance blends are truly unique scents for the body formulated with a hands-on approach outside the often over-perfumed designer world. Scents that don’t overshadow the wearer, but rather adapt and compliment one’s own character.“ und obwohl das natürlich auch eine Marketingstrategie ist, drückt es auf den Punkt genau das aus, was ich mit diesen Düften verbinde

Manch einem, wenn nicht gar sehr vielen, mag das nicht genug sein, ich hingegen finde das schön. Ob man hierfür den aufgerufenen Preis zahlen möchte und ob dieser gerechtfertigt sei, sei, wie bei vielen anderen Parfüms auch, mal dahingestellt.
Wahrscheinlich auch mit ein Grund dafür, weshalb die Marke hier wenig Beachtung findet, doch ich finde es lohnt sich, einen Blick zu riskieren und die Nase auch wieder für die feinen und leisen Nuancen im (Duft)Leben zu schulen.

P.S.: Auf der amerikanischen Website ist "Shave Cream" als Duftstoff gelistet, wohl auch daher meine Seifenassoziationen.
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