JaeJ

Vielleicht war ich bisher in den falschen Nischen unterwegs, aber dieser Duft war für mich anfangs wirklich eine Challenge. Die Grund-DNA (vermutlich vor allem die Basisnote) ist für alles, was ich bisher gerochen habe, einfach sehr atypisch und das macht diesen Duft für mich besonders interessant. GS kenne ich nicht und deswegen war ich zu Beginn wirklich überrascht, weil ich mit "Oud" im Namen und von Lattafa eher mit der klassischen Oud-Rose/Zeder/Sandelholz-Basis gerechnet habe, aber das kann man hier wirklich überhaupt nicht erwarten. Vielmehr einen super warm-harzigen Amberduft, der die perfekte Abwechslung zu klassischen Oud-Düften darstellt. Ich musste ihn aber 3x tragen, bis ich ihn dafür schätzen konnte, da mich die Kopfnote anfangs etwas abgeschreckt hat. Ich meine da ein bisschen Zimt rauszuriechen, fast etwas Herod-ähnliches. Gar nicht dieses alkoholisch-strenge, was man sonst von den Dupemarken kennt, sondern vielmehr eine edle weihnachtliche Würzigkeit, die einfach nicht ganz meinem persönlichen Geschmack entspricht. Nichtsdestotrotz habe ich ihn mittlerweile lieben gelernt und trage ihn gerne, um mal etwas Abstand zu nehmen von meiner klassischen Komfortzone, wenn es um warme, eher winterliche Düfte geht.

In meinen Augen kommt La Rive Gallant Gucci Guilty sehr nahe. Anfangs riecht er etwas billig synthetisch, aber nach ca. 10 min ist die Synthetik verflogen und es macht sich ein süßlich frischer Surferboyduft breit. Das ist natürlich eine sehr subjektive Beurteilung aber für mich fällt Gallant in eine ähnliche Kategorie wie Fierce von A&F: sehr jugendlich, gefällig und verführerisch. Die Haltbarkeit ist nicht überragend aber bei weitem in Ordnung, ich würde je nach Wetter auf 4-6h tippen, was in dieser Preisklasse der Drogeriedüfte meiner Meinung nach wirklich bemerkenswert ist. Am Flakon wurde eindeutig gespart, aber dadurch dass er sehr schlicht gehalten ist fällt das nicht übermäßig negativ auf.

Dieser Duft war der erste Oud Duft den ich probiert habe. Ich hatte schon viel von Oud Wood gehört und die Hoffnung mit diesem Dupe für weniger Geld eine Idee davon zu bekommen was diesen gefälligen Oudduft, von dem so viel geschwärmt wird, ausmacht. In den ersten 10min war ich erstmal etwas verwirrt, da Private Oud mir erstmal nicht so gefällig erschien wie es mir der Ruf von Oud Wood versprochen hatte. Nach ca. einer halben Stunde ergab es dann aber Sinn: irgendwie strahlt dieser Duft eine unheimlich warme Gemütlichkeit aus ohne besonders süß zu sein. Da ich sonst eigentlich kein Fan von süßlich-warmen Düften bin war ich zufrieden mit dem Kauf und stellte den Flakon übergangsweise auf meinem Nachttisch ab. Dort sollte er aber für mehrere Wochen stehen bleiben, da es sich schon beinahe zu einem Ritual entwickelte kurz von dem ins Bett gehen nochmal kurz in dieses wohlig warme Duftgefühl einzutauchen. Zum Vergleich probierte ich dann auch mal eine Probe vom vermeintlichen Original: Tom Ford Oud Wood, allerdings konnte diese mich nicht so überzeugen wie Private Oud. Irgendwie war OW einfach etwas seichter und gefälliger, löste aber nicht dieses intensive Gefühl von Geborgenheit in mir aus wie es bei Private Oud der Fall war.
Als Fazit kann ich also sagen, dass Private Oud meiner Meinung nach seinen großen Bruder (OW) in der Intensität und Atmosphäre übertrifft und lediglich in der Kopfnote etwas strenger ist. Auch bezüglich Haltbarkeit und Sillage scheint mir Private Oud ein bißchen überlegen zu sein. Wenn man dann noch mit einbezieht dass Private Oud nur einen Bruchteil von Oud Wood kostet würde ich definitiv empfehlen dem kleinen Bruder mal eine Chance zu geben.