Jifat

...celebrating the XXX. Olympiad of the modern era."

Wenn Queen Elizabeth II heute Abend (27. Juli 2012) die 30. Olympischen Spiele, die dritten in der Hauptstadt London, mit dieser Formel eröffnet, beginnt ein Spektakel, das ohne Zweifel in Erinnerung bleiben wird, denn für eindrucksvolle Inszenierungen sind die Briten berühmt. Auch für eine an Großereignisse und ausgedehnte Festivitäten gewöhnte Gesellschaft, wie die des Vereinigten Königreichs, sind Olympische Spiele etwas Besonderes, zu dem viele Institutionen ihren Beitrag leisten wollen. Nicht zuletzt das traditionsreiche Londoner Parfümhaus Floris.

Floris London, das sich inzwischen in der 8. Generation im ununterbrochenen Familienbesitz befindet, blickt auf eine über 280jährige Unternehmensgeschichte zurück und beansprucht für sich, das älteste Parfümhaus der Welt zu sein.

Immer wieder bringt es, heutzutage in seiner "Private Collection" , Sondereditionen anlässlich herausragender Ereignisse für die britische Monarchie heraus, Hochzeiten, Krönungen oder Krönungsjubiläen etwa (so die erst zu Jahresbeginn veröffentlichte Royal Arms Diamond Edition zu Ehren des 60. Thronjubiläums ihrer Majestät), oder – in der modernen Zeit angekommen – für ein zwar profan-bürgerliches, aber für Staat und Gesellschaft bedeutendes Ereignis wie die Olympischen Spiele in London: VICTORIOUS (etwa: siegreich, triumphierend).

Das Thema des Dufts sei, so heißt es, "the spirit of Great Britain" (der Geist Großbritanniens). Der Duft symbolisiere "den Triumph durch festen Willen und uneingeschränkte Anstrengung". Nun ja, für die Briten hat diese Formulierung sicherlich keinen üblen Beiklang, sondern meint das unbedingte und aufopferungsbereite Streben nach dem großen Ziel. Für sie ist der "Triumph des Willens" nicht kontaminiert, wie er es für deutsche Augen oder Ohren ist.

Folgende Duft-Charakteristika sollen dieses Thema zum Ausdruck bringen:

Marine – die Frische einer Meeresbrise
Citrus – die Schale von Grapefruit und Mandarine
Floral – das Herz aus Neroli, Jasmin und Petitgrain
Woody – eine tiefe, beständige Basis aus Sandelholz und Vetiver
Oriental – ein Hauch von Vanille und wärmenden Gewürzen, der den gesamten Duft durchzieht.

Nun bleibt mir die undankbare Aufgabe, den hoch gesteckten Anspruch dieses "Siegerparfüms" , eines Unisex-Dufts, vielleicht nicht bestätigen zu müssen, aber doch zu sollen. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass mir das nicht gelingt. Victorious beginnt natürlich mit feinen frisch-zitrischen Akkorden (Bergamotte, Grapefruit, Limone, Mandarine), die mir gut gefallen, weil sie natürlich und keineswegs "triumphierend" auftreten. Die maritime Note kann ich hingegen nicht eindeutig ausmachen. Schon bei diesem Auftakt wird ein Wesenszug nicht nur dieses Parfüms, sondern sämtlicher Floris-Düfte (die ich kenne) deutlich: sie sind im besten Sinne "very British". Will heißen: sie brillieren in jeder Phase mit typisch britischer Vornehmheit und Zurückhaltung. Einen "Kracher", und sei er noch so hochwertig, wird es aus dem Hause Floris nie geben. Das finde ich ausgesprochen sympathisch.

Das blumige Herz und seine würzig-frische Umrahmung (Koriander, Cumin, roter Pfeffer) sind hingegen sehr schön wahrnehmbar, bilden eine harmonische Einheit, mit einer unsüßen balsamischen Weichheit, die sich in der holzigen und grünen Basis fortsetzt, alles mit der gebotenen Kultiviertheit. Zurück bleibt eine weiche, freundliche und sehr dezente Würzigkeit.

Die Haltbarkeit entspricht dem "distinguished character", dem vornehmen Charakter des Dufts. Sie ist höchstens durchschnittlich.

Alles in allem, kein triumphierender Sieger, sondern eine Persönlichkeit mit solidem Selbstvertrauen, die es nicht nötig hat, sich in den Vordergrund zu spielen, weil sie weiß, was sie kann und was sie wert ist. Very British eben.

Auf diesen Kommentar hat die Menschheit noch gewartet. Die ganze? Nun ja, vielleicht doch nicht. Aber bestimmt alle eingefleischten Micky-Maus-Fans – hier bei Parfumo. Micky heißt im amerikanischen Original Mickey und hat nicht nur Hände mit vier Fingern und weißen Handschuhen, sondern auch seinen eigenen Duft: eben MICKEY.

Wie muss eine quirlige Comic-Maus riechen? Die Merchandising-Fachleute von Disney meinen, ein "Mickey Perfume for Men by Disney" müsse irgendwie frisch wie ein leichtes Eau de Cologne sein, an dem sogar Kinder Gefallen finden können. Es beginnt natürlich mit den Hesperiden, hier Grapefruit, Limone und Mandarine, wobei ich nur die Grapefruit sicher erkenne. Eine leichte Würze schließt sich an, Koriander und Lavendel kann ich aber nicht bestätigen. Damit ist über den Duftverlauf auch schon alles gesagt. Zurück bleibt ein Hauch von Fruchtigkeit, möglicherweise Mandarine, der sich bald verflüchtigt.
Für mein Empfinden ist Mickey ein klarer Fall eines frisch-würzigen Unisex-Parfüms.

Fazit: Ein Duft, den die Welt nicht braucht, über den man aber schmunzeln kann.

In meiner Sammlung nimmt Mickey jetzt die Rolle des Kontrapunkts zu all den selbstverliebten Diven, Grazien und Edelleuten ein, die sich dort eingefunden haben, um bewundert zu werden.

L’Erbolario (ital. erborare = Kräuter sammeln), ein seit 1978 nahe Mailand angesiedeltes Familienunternehmen, ist der italienische Markführer für naturbelassene Pflanzenkosmetik und reine Naturdüfte. Trotz eines sehr geringen Werbeetats hat sich die Marke inzwischen auch in vielen europäischen Ländern durchsetzen können. Die Produkte sind u.a. über den L'Erbolario Onlineshop erhältlich.

Nachdem hier immer wieder die Frage nach frischen, weichen Sauberdüften gestellt wird, will ich ein paar Bemerkungen zu IRIS von L’Erbolario machen.
Die naheliegende Vermutung, es könnte sich um ein Soliflor-Parfüm handeln, trifft nicht zu. Die Verpackung informiert (in deutscher Übersetzung) über die Duftnoten dieses Acqua di Profumo (EdP):

"Ein warmes sinnliches Parfüm in verschiedenen Noten. Die frische Note von Ylang-Ylang und Bergamotte. Der blumige Körper von Iris und Hagedorn. Die würzige Endnote von Tabak, Vanille und Moschus."

Ich nehme diesen Duft trotz der beschriebenen Pyramide als fast eindimensional wahr, d.h. ich kann keine deutliche Duftentwicklung oder –veränderung feststellen, allenfalls Nuancen. Das schmälert aber nicht den Genuss, den ich bei diesem schönen, natürlichen Irisduft empfinde, der bei mir die Vorstellung von Reinheit, Klarheit und weicher, leicht herber Süße auslöst.

Sehr viel mehr ist darüber nicht zu sagen, aus meiner Sicht natürlich, außer einem nicht ganz unwichtigen Punkt: Die L’Erbolario-Produkte (neben den Parfüms z.B. Körpercreme und -puder, Deo-Creme, Badezusatz und Duschgel u.v.m.) sind angesichts ihrer soliden Qualität ausgesprochen preiswert (das Parfüm liegt bei 30,- Euro für 50ml). Ich denke, für alle, die einen "sauberen", zart-blumigen "Frischeduft" mit eher überdurchschnittlicher Haltbarkeit suchen, eine empfehlenswerte Option.

Der Sommer mit seinen (erhofften) heißen Tagen steht bevor, höchste Zeit, ein paar jahreszeitlich bedingte Schicksalsfragen zu klären, nicht zuletzt die nach dem angesagten Sommerduft. Ein Vorschlag: EAU D’ETÉ, das "Sommerwasser" von Parfums de Nicolaï.

Schon die Klassifizierung dieses floral-hesperidischen Dufts als Eau Fraîche, d.h. mit einer dem Eau de Cologne vergleichbaren Parfümölkonzentration, lässt einen leichten, zitrisch-frischen Muntermacher erwarten. Und tatsächlich präsentiert er sich nach dem Aufsprühen mit einem intensiven zitrisch-grünen, gleichzeitig sehr aromatisch-fruchtigen, aber kaum süßen Duftschwall, in dem ich vor allem Grapefruit und Orange zu erkennen glaube.
Nachdem sich dieser anfängliche Frischeakkord verflüchtigt hat, bleiben zunächst die Aromen reifer, leicht süßer, leicht herber Zitrusfrüchte. Die Textur wird zusehends weicher. Es entwickelt sich in fließendem Übergang eine klare, leicht süße Basis, die häufig als "clean" bezeichnet wird, vermischt mit einer subtilen zimtigen Würze. Trotz der Leichtigkeit des Dufts kann sie einige Stunden halten.

Eau d’Eté ist ein fröhlicher, körpernaher, zu Beginn kräftig gelb-orange-hellgrüner Duft, der im Verlauf in ein dunkleres, aber immer weniger intensives Orange übergeht, vermischt mit weichen Pastelltönen. Er ist eindeutig unisex und – meinem Empfinden nach – für jede Altersgruppe geeignet.

Fazit: Eine gute Empfehlung für warme/heiße Tage und Nächte.

"Das ist das Äquivalent zum nudefarbenen Kaschmir-Twinset in meinem Schrank", schreibt eine Kommentatorin auf einer Parfümseite. Ganz offensichtlich will LOVE, CHLOÉ genau das sein: elegant, edel, weich und schmeichelnd, aber von vornehmer Zurückhaltung. Nobles Understatement könnte man es nennen.

Das verstehe ich als die Botschaft dieses floralen Puderdufts, ausgedrückt durch seinen Namen: Love, Chloé. Die Formulierung "Love,..." ist im Englischen ein typischer Briefschluss, wenn man an gute Freunde oder vertraute Bekannte schreibt. Auf Deutsch würden wir die Nachricht wohl mit "Alles Liebe" beenden.

Die (imaginäre) Chloé will durch die blumige Komposition von Hyazinthe, Heliothrop und Flieder, die in eine wunderbar samtige Basis aus Iris und Moschus übergeht und durch Reispuder und Talkum eine besonders seidig-pudrige Note erhält, ihrer Umwelt mitteilen: Seht her, ich bin eine echte Diva und habe es deshalb nicht nötig, mich in den Vordergrund zu schieben. Man bemerkt meine Klasse, gerade weil ich auf Allüren, laute Töne und knallige Farben verzichte.

Mit Karl Lagerfelds Klassiker Chloé von 1975 (der eingestellt, aber durchaus noch zu kaufen ist) hat die junge, aktuelle Chloé zwar nichts gemein, sie repräsentiert aber ein Modehaus mit großer Tradition und verkörpert durchaus glaubwürdig das Image moderner, edler Eleganz.
Haltbarkeit und Sillage sind auch bei dieser Normalversion überdurchschnittlich gut.
Kurz: Allen Love-Chloé-Fans viel Vergnügen mit diesem feinen, schmeichelnden Puderduft.

Love, Jifat ;-)