Judithz

Gestern habe ich meinen zehn Tage alten Flakon zum Händler zurückgebracht und umgetauscht.
Bis dahin hatte ich einigermaßen regelmäßig das klassische L´Eau Issey benutzt, über zig Jahre, vor Allem auf der Arbeit. Wo das übrigens einen Haufen Komplimente geerntet hat, im Gegensatz zu "Coco", "Mystere", "Cabochard" u.a.:-)
Nun ja, jedenfalls war die Flasche mal wieder leer und ich wollte nachkaufen. Habe dann diese Sommer-Edition getestet, und sie gefiel mir vom Duft gut - etwas blumiger, etwas weicher, etwas weniger aquatisch.
Ich habe mir den Duft drei Mal vom Tester aufgesprüht, habe auch überprüft, ob es sich beim Tester um ein EDT handelt. Der Duft hielt immerhin rund drei bis vier Stunden. Und so habe ich ihn gekauft.
Das, was aus dem gekauften Flakon kam, war jedoch nach einer knappen Stunde so gut wie weg. Ich dachte, dass es an meiner Haut liegt, und habe auch andere Leute testen lassen, mit dem gleichen schlechten Ergebnis. Dabei war meine Einkaufsquelle sauber, und den Bon hatte ich noch.
Daraufhin habe ich Issey Miyake angeschrieben, den Fall genauer geschildert. Die Antwort war, ich solle den Flakon im versicherten, sendungsverfolgendem Versand (auf meine Kosten) zusenden, sie würden dann den Inhalt im Labor überprüfen, gegebenenfalls Ersatz leisten, mir ansonsten den Flakon zurücksenden. Ok. Ich verstehe ja, dass ein Unternehmen nicht direkt bereit ist, Ersatz zu leisten, aber...
Jetzt wird der Händler sich an Issey Miyake wenden.
Schade, denn der Duft gefiel mir gut.

Habe mir vor einiger Zeit Mystere aus dem Internet besorgt, einfach, weil es mich interessiert hat, warum welcher Duft vor 30 Jahren über Jahre "mein Duft" war (dazu gehörten auch noch "Alliage" und "Youth Dew" von E. Lauder, "Cabochard" von Gres, "Montana" und "Diorissimo") Allerdings war Mystere mein wichtigster Duft.
Interessant. Meine Tochter (15) kann mit diesem Duft GAR NICHTS anfangen.
Ich habe den Duft schon damals mit Moos, Leder und Schweiß in Verbindung gebracht, das sehe ich heute nicht anders. Damals aber war ich Punk, es passte zu Leder, zu Glas, zu Paris, zu selbstgedrehten Zigaretten und zu Metall. Egal, wann und wie.
Heute bin ich vorsichtig. Ich bin durch die Arbeit viel mit Leuten um die 20 zusammen, die reagieren befremdet darauf (ich frage ungeniert, weil ich oft "laute" Parfums trage und niemand stören möchte. "Shalimar", "Coco" z.B. sind ok). Chypre-Düfte sind generell schwierig für die jungen Menschen. Aber, war das immer so? Ich glaube nicht. Vor 30 Jahren hab ich mir keine Gedanken darüber gemacht, welcher Duft welcher Duftklasse zuzuordnen ist. Trotzdem haben mir Chypre-Düfte gefallen.
Der Duft gefällt mir noch immer, ich benutze ihn aber nur noch "privat".

Dies ist ein Duft, den ich seit Jahren einfach liebe. Er ist nicht einfach frisch und fruchtig und hell und zitrisch, er ist auf den Punkt gebracht. Die bittere Pampelmuse-Note lässt keine Schwärmerei (und auch keine Langeweile)zu, allerdings kann man die Pampelmuse auch so gut identifizieren, dass man nicht einfach das Gefühl hat, dass da was komisches Stechendes irgendwie stört.
Das Parfum riecht wirklich stark nach Pampelmuse. Nicht nach hundert anderen Dingen, mit einer Assoziation von Pampelmuse.
Sehr empfehlenswert, wenn es warm, heiß ist, und auch sonst. Frische stört doch eigentlich nie?

Dieser Duft wurde mir in einer winzigen Seitenstraßen-Parfumerie aufgesprüht, er hat mir immerhin so gut gefallen, dass ich mir einen deutlich günstigeren Flakon bei ebay ersteigert habe. Hätte ich den nicht deutlich günstiger als im Laden bekommen, hätte ich mir den Duft wahrscheinlich nicht gekauft.
Nun ist es aber so, dass ich mich gut mit ihm angefreundet habe. Er ist hell, nicht zu aufdringlich (da muss ich immer aufpassen, weil ich oft zu den "lauten" Parfums neige), irgendwie frisch, auch Pflanzen-, bzw. Blütenfrisch, aber es mischt sich meiner Meinung nach auch frischer Menschenschweiß dazwischen. Wohlgemerkt: frischer!
Nicht unbedingt der Sex-Schweiß, eher der Jogging-Schweiß.
Dazu ist irgendwas Weiches im Duft, das mich an weißen Flanellstoff erinnert.
Wenn ich mal wieder duftmäßig zu sehr in bestimmte Richtungen ausgeschlagen bin, ist der Duft eine gute Möglichkeit, mich wieder auf Null zu bringen.
Denn er ist weder orientalisch schwer, gourmand und süß´, noch aquatisch oder zitrisch frisch, noch bitter, kantig und grün.

Mich erinnert dieser Duft immer an die gummiartigen braungrünen Wasserpflanzen oder Algen (kenne mich nicht so aus), die man an der Nordsee bei Ebbe zwischen den Stein- und Holzritzen findet: die haben größere kleingenoppte Blasen, die man mit den Fingern aufdrücken kann, und die Flüssigkeit, die herauskommt, hat eine Duftverwandtschaft, finde ich.
Trotzdem duftet das "l´eau par Kenzo" sehr klar, rein, weit, leicht, bläulich-grün, so empfinde ich es. Der Duft bleibt bei mir länger haften als zuvor beschrieben, vier bis fünf Stunden nehme ich ihn auf jeden Fall wahr. Wie meine Umgebung das sieht, weiß ich nicht.