Karumi

...dieser Duft ist stark, ich spüre ihn selber den ganzen Tag nach zweimal sprühen am Hals und am Handgelenk.

Er errinnert mich an Museen mit öligen schwarzen Dielen, an schwarzen Kirchenwände, schwarz von so viel Rauch und Gebeten .... und an die Speisekammer von meiner Oma vor 20 Jahren.

Jetzt ist die Speisekammer leer, dank Globalisierung, damals war sie aber im Winter voll. Mit eigenen Geruch: Äpfeln und Birnen die auf Regale wie Sultaminen wurden, getrocknete Pflaumen, selbstgenachter Wein in großen Flachen, Bündeln von Johanniskraut, Basilikum und Kamille hängen, selbstgemachte geräucherte Würste an der Decke hängend, gesamt mit geräucherten Speck und Käse, und jede Menge Gläser mit eingelegten Gemüsen und Marmeladen. So duftet dieses Parfüm: nach kühlen sauberen Raum wo Rauch und feine Süße von trockenen Kräutern, trockenen Obst und Marmelade eine besondere Atmosphäre erzeugen. Ob ich so riechen will? Ich würde mich selber nicht vertrauen wenn ich NEIN sagen würde, weil dieser Duft hat was, genauso wie meine geliebte 1000 und Jardins de Bagatelle: die magnetische Anziehungskraft von Abscheuliches wo man das Vergnügen findet als Überraschung.

Ja, er riecht nach geräuchertem Speck mit Marmelade und süßen Kräutern und trotzdem ist er gut, gut für die jenigen die im Abyss den Himmel spiegelnd sehen.

Hier wird keiner reingelegt. Man kriegt was man erwartet: Kakao. Fein, trocken, würzig, unsüß mit Tröpfen von alkoholischer Vanilie. Es ist kein gourmand, Gott sei dank....obwohl ich an die Pralinen denken musste, nähmlich an deren feine Kakaoschicht die sie ummantelt.

Ja, er hat recht! Im Naturparfum braucht man keine tausende Moleküle um ein Duftuniversum zu öffnen. Und genau so kommt mir auch vor, je simpler man den Duft ausdenkt, desto berauschender und komplexer wirkt er. Je simpler die Struktur desto einfacher für das Gehirn den Duft in glückliche Wahrnehmungen und Emotionem umzuwandeln....

....ja quite simple...aber wieso gibt es nicht so was ähnliches mit diesem Zutat: kakao? Wieso versucht man heutzutage chaotische Parfüme zu kreieren...je chaotischer, desto originaler, wo kakao zum beispiel nach Asphalt riecht...oder den Appetit anregt.

Dieser Duft strahlt ganz toll am Anfang, verschwindet leider schnell. Zumindest jetzt bei 30 Grad. Ich habe den aber mit Öl gemischt und dadurch hält 4-5 St auf der Haut. Auf meine....

Trotzdem mag ich ihn sehr, ich werde mir bestimmt einen größeren Flakon besorgen. Da bringt mir auf der Stelle Geborgenheit, bin neugierig wie er auf den Mann wirkt.

Es passiert ganz viel hier. Es ist viel Dynamik. Es ist eine Reise: man fängt hier an und endet in einem fremden Platz. Der Name passt ganz gut. Es ist wie die elektronische Musik von Vangelis, voll Überraschungen und nicht vorhersehbar. Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.

Der Duft überrascht mit einem anis-fenchel süßen Anfang. Die Vanille ist gut versteckt unter einer Vielfalt von Gewürzen. Da dachte ich dass der Duft gar nicht mit Vanille zu tun hat...es war eine lange Zeit Masala Chai mit Sandel und Myrrhe. Ich dachte die letzten 2 sind und bleiben die Basis und dabei habe ich eine Sprizigkeit vermisst. Die Orange war deutlich zu spüren, hätte mir aber mehr davon gewünscht. Nach ein paar guten Studen kommt von ganz unten hoch die Vanille: milchig, rauchig, cremig mit einem Touch Kakao oder eher Chai Latte.

Die Sillage ist üblich für dieses Haus: ein Duft für deine Seele und für die Leute die deiner Nähe suchen. Es reicht nicht einmal sprühen und die ganze Welt leidet, ich habe 4-5 mal gesprüht und ich habe nach dieser Reise bis zum späten Nachmittag geduftet.

Wenn ich ein neues Parfum probiere, muss ich oft an Giuseppe Arcimboldo denken. Er hat Portäts aus Gemüsen und Obst gemalt. Und es ist so, dass in der Parfumeriekunst manchmal nur Gesichter siehst und kein Obst, manchmal nur das Obst und kein Gesicht, manchmal aber alle beiden. Und es gibt Menschen die mehr sehen wollen als gemalt ist: der analytischer Geist macht das. Im Alltag aber, ein Duft wird nur wie eine Briese gespürt, wie ein kurzer Blick auf ein Gemälde von Giuseppe Arcimboldo geworfen.

Und hier sehe ich kein Gesicht, nur Obst. Keine Wüste, nur Patchouli. Wenn ich analysieren müsste, ja es ist was trockenes -herbes noch da und etwa Vanille, aber hauptsache Patchouli. Und mit Patchouli es ist schwierig kreativ zu sein, da er zu dominant ist.

Das macht aber einen Duft nicht besser oder schlechter und macht dich ihn nicht haben wollen oder haben wollen. Ich habe Gesicherdüfte, Obstdüfte, Obstgesichterdüfte und Düfte wo die Gesichter mich an was anderes erinnert haben.

Ich muss ihn aber als guter Patchouliduft einstufen. Mann spürt sofort dass man wertvolle Öle verwendet hat. Es fällt nicht, wie üblich, ins synthische Amber (Reminiscence) oder Vanille ( Montale). Es bleibt schöne, satte Patsch, kräutig, süß, sauer wie bei Mazzolari, aber etwa herber. Ich bevorzuge Mazzollari wegen bessere Sillage und Haltbarkeit, meine Kollegen haben mich aber höfflich gebeten mich zu waschen ( nur nach 1mal sprühen). Also Taklamakan ist umweltfreundlicher :)). Definitiv empfehlenswert für Patschouli Liebhaber.

Trockener Blumenstrauß,
Dein Puder und Staub in der Luft
Im Spiegel kein Gesicht.

Wir haben uns ein Haus gekauft. Letztes Jahr im Dezember hatten wir den Besichtigungstermin. Der Besitzer war da. Grosser Mann um die 65 Jahre alt, das Haus voll Büchern, Wände, Ecken, Decke, alles voll Büchern. Und der Mann hat einen Duft um sich selbst gewebt...anziehend, anziehend und leicht abstoßend gleichzeitig. Ich wollte ihn fragen was für einnen Duft trug, hatte ich aber nicht. Der Duft war so fein, aber etwa unpassend zu ihm, überraschend.

Im November dieses Jahr als ich einen Tester von Cuir Beluga bekam, wusste ich sofort was der Mann trug. Der Duft ist unverwechselbar und prägt sich in Erinnerung. Das ist auch das Problem. Der Duft hat so eine starke Identität, das er nicht an jedem passen würde und auch nicht in jedem Alltag seinen Platz finden kann. Es geht hier nicht nur um Geschmack...gefallen, reicht es nicht.

Mir gefällt es, sogar sehr, er ist aber nicht für mich und nicht für meinen Alltag. Und er kann auch nie werden.

Ich nehme hier keine Leder wahr. Dafür aber ganz viele Aldehyde, die nicht so scharf sind wie bei Jicky oder Angelique Noir, sondern gezähmt und aromatisiert durch trockene Heliotrop - und Strohblumen. Das Ergebnis ist ist eine Dose mit feinem Puder. Als meine Oma ein ähnliches Puder trug, mochte ich sie umarmen und küssen, weil sie so gut gerochen hat. In diesem Puder die trockenen Blumen bleiben die ganze Zeit präsent, und irgendwann kommt noch eine holzige Vanille dazu.

Wem? Monica Belluci, sanguinen Persönlichkeiten, Menschen die das Leben ohne Hektik meistern, vielleicht dir...