Kima

Die meisten Kinder essen nicht so furchtbar gern Gemüse. Und Spargel schon garnicht! Auch ich war eins dieser Kinder.

Irgendwann an einem heißen Sommertag, ich muss so ungefähr 15 J. gewesen sein, war ich im Freibad (damals hieß das noch Badeanstalt:-)). Und plötzlich verspürte ich einen unbändigen Appetit auf Spargel...

Ich war damals selbst so schockiert von diesem Sinneswandel, dass ich ihn bis heute (viele viele Jahre später ;-)) nicht vergessen habe. Befand ich mich doch in einer Phase meines Lebens, in der man es für das wichtigste hält, zu allem eine unumstößliche eigene Meinung zu haben.

Ob es damals an der hormonellen Umstellung des Körpers lag, oder vielleicht an einer unbewussten Assoziation des Chlor-Geruchs, wer weiß...

Nun, jedenfalls mag, nein eigentlich *liebe* ich seitdem Spargel, mit Schinken, Kartoffeln, Sauce Hollandaise... mmmm lecker!

Was das alles mit "Ylang in Gold" zu tun hat? Mit dem Duft ging es mir fast genau so!

Als ich ihn das erste Mal unter der Nase hatte, dachte ich: „Puh, viel zu süß! Mag ich nicht!“ Hin und wieder schnupperte ich dann mal an meinem Pröbchen, fand ihn aber weiterhin eigentlich untragbar.

Bis eines Tages aus mir unerklärlichem Grund mich plötzlich ein unbändiges Verlangen nach genau diesem Duft überkam. Und seitdem ist er einer meiner Lieblinge und hat einen festen Platz in meiner Sammlung.

Besonders genossen habe ich ihn in diesem Herbst, als ich an einem wirklich heißen Tag in Südfrankreich im Atlantik planschte und mir "Ylang in Gold" um die Nase wehte. Für mich der perfekte Sommer-Sonne-Strand-Lebensfreude-Duft!

Er strahlt so hell und fröhlich, so süß und weich, zart und dabei so stark, irgendwie transparent, aber trotzdem komplex. Es lohnt sich, ihm eine Chance zu geben!

Als ich ein Kind war, sind wir im Sommer an jedem freien Tag zu einem kleinen See in der Nähe gefahren. Während die Eltern in der Sonne lagen, hatten wir Kinder einen Riesenspass daran, auf eigene Faust die Gegend zu erkunden. (Ja, damals durften Kinder sowas!)

Es gab einen ausgetretenen Pfad um den See herum. Der dunkle Boden fühlte sich kühl und glatt unter den nackten Füßen an und war von dicken, knorrigen Baumwurzeln durchzogen.

Es gab viel zu entdecken und war immer ein spannendes Abenteuer. Bunte Käfer, kleine Frösche und einmal sogar eine Ringelnatter kreuzten unseren Weg. Das dichte Laubdach spendete kühlenden Schatten.

An einer Stelle verlief quer über den Weg ein kleiner Bach. Er sah ganz flach aus, aber als ich einen Fuß hinein setzte, gab der Boden nach und ich versank fast bis zur Hüfte in glibberigem Schlamm. Das war ein Schreck...

Genau an diese Sommer am See erinnert mich "Vanilla & the Sea". Es duftet für mich nach erdigem Waldboden, holzig nach uralten Bäumen, etwas salzig vom schwitzen und süßlich wie eingecremte Kinderhaut. Und ein bisschen schlammig wie meine unfreiwillige Moorpackung.

Ach, schön war‘s! :-)

Im Laufe des vergangenen Jahres habe ich eine Menge Düfte getestet. Viele habe ich schnell wieder vergessen, manche waren furchtbar und einige haben mir gut gefallen. Jedoch passiert es eher selten, dass man einen Duft so richtig toll findet.

Mit "Paisley" hat mich endlich mal wieder ein ganz besonderer Schatz erreicht, der direkt auf meiner Wunschliste gelandet ist.

Er passt einfach zu mir. Er ist frisch und fröhlich, aber auch irgendwie flauschig und, was für mich das Besondere an ihm ist, er hat trotz aller Geschmeidigkeit ein ganz klein wenig etwas sprödes, distanziertes.

"Paisley" startet zitrisch frisch und leicht süßlich. Im Verlauf wird er blumiger und cremiger. In der Basis wird es dann kuschlig süß. Von Anfang bis Ende nehme ich im Hintergrund den Pfeffer wahr, der verhindert, dass der Duft zu lieb wird.

Meiner Meinung nach unterstreicht "Paisley" perfekt das Wesen einer modernen, selbstbewussten Frau, die weiß, was sie will, die „ihren Mann steht“ und die trotzdem voll zu ihrer Weiblichkeit steht.

Einziges Manko, irgendwas ist ja immer, er hält mit ca. 7 Stunden nicht so besonders lang.

Den Flakon finde ich gut passend. Er ist hübsch und filigran, aber nicht zu kitschig.

Ich bin begeistert! :-)

Zu Beginn duftet es sehr intensiv nach Mandarinen, fast wie ein Konzentrat. Dieser Eindruck hält sich allerdings nur wenige Minuten, dann gesellt sich bereits eine unglaubliche volle, warme, weiche Vanille dazu. Soweit, so schön...

Und jetzt kommt‘s! Zuerst habe ich garnicht an den Duft gedacht... Plötzlich steigt mir ein Schimmel-Geruch in die Nase! Nach kurzer Ratlosigkeit ob der Ursache schnuppere ich an meinem Handgelenk und tatsächlich!

Kann ein Parfum verschimmeln, ist mein nächster Gedanke! Also schnell bei Parfumo eingeloggt und nachgeschaut, ob es auch Anderen aufgefallen ist. Tatsächlich gibt es zwischen all den Lobgesängen ein paar leise kritische Töne.

Für einen Moment denke ich, abwaschen und abhaken ist die einzige Lösung, aber etwas in mir will sich nicht trennen. Also denke ich, ich bleibe tapfer und gebe ihm eine Chance.

Und was soll ich sagen, ich hab‘s nicht bereut. Der Duft hat etwas, dass mich immer wieder an meinem Handgelenk hängen lässt. Ja, es riecht irgendwie moderig, aber na und, ich mag es trotzdem! :-)

Wie bewerte ich jetzt also diesen Duft? Gleich zu Anfang meiner Reise hier habe ich mir ein Bewertungs-System ausgedacht. So heisst z.B. 10 bei mir „Will ich unbedingt haben“, 8 „Würde ich tragen, wenn ich ihn geschenkt bekäme“ und 5 „Irgendwas stört“.

Tja und "Dulcis in Fundo"? Er ist ’ne 10, wenn er nicht irgendwie auch eine 5 wäre... Mir bleibt nichts übrig, als ihm eine 7,5 zu geben. Aber zufrieden bin ich damit nicht.

Ich setze ihn mal trotzdem auf meine Wunschliste, was dann eigentlich mindestens eine 9 wäre, weil er mich so fesselt und beschäftigt und am nächsten Morgen immernoch da ist und mich fasziniert!


*Nachtrag*: Ich habe nun an einem Sharing teilgenommen und eine frische Abfüllung vom "Dulcis in Fundo". In frisch duftet er einfach nur lecker, ganz ohne Schimmel! :-) Folgerichtig korrigiere ich auch meine Bewertung von 7,5 auf 9.

Ach Mist! Vor garnicht allzu langer Zeit habe ich mich in Dior Addict verliebt. Allerdings in die Version von 2014.

Aus Neugier wollte ich die ursprüngliche Version von 2002 auch noch testen, habe mir gedacht, dass die beiden sich wahrscheinlich ähnlich sind. Und dass mir der Eine, den ich habe, reichen wird. Denn er gefällt mir ja richtig richtig gut.

Tja... Und nun sitze ich hier, 2002 links, 2014 rechts. Und ja, sie sind sich ähnlich. Aber nein, der Eine reicht mir nicht! :-)

Der 2014er fängt frisch und so vital an, ist extrovertiert und laut. Er ruft eindeutig „hey, hier bin ich!“.

Der 2002er ist nicht weniger selbstbewusst. Aber er ist viel subtiler, warm und sinnlich, irgendwie melancholisch, sanft und unendlich tief. Er ist wie ein Versprechen, wie ein süßes Geheimnis...

Deshalb liebe ich den 2014er nicht weniger. Aber dieser hier ist auch echt ein Hammer! Ja, sie sind sich ähnlich. Aber jeder für sich hat auch so etwas eigenes, besonderes, dass ich den hier auch unbedingt haben möchte, ach was, *will*!!!

Der Name ist Programm! Damals wie heute! :-)