KingLui

widme ich Dorian Gray auch nur deshalb, weil ich das Buch damals im Englischunterricht so gern gelesen habe.
Ravenscourt's Interpretation lässt für meinen Geschmack leider zu Wünschen übrig. Vielleicht war meine Erwartungshaltung zu hoch: Ich hatte mir einen Duft vorgestellt, der rein und jugendlich und voller Schönheit startet und am Ende sein finsteres Geheimnis offenbart. So ist dieser hier aber nicht. Jugendlich-zitronig ist er zwar, da kommt aber auch nicht mehr viel.

Unter einem anderen Namen hätte ich ihn möglicherweise weniger kritisch sehen können, hätte die saftige Bonbon-Zitronenfüllung mit den Dillgürkchen-Unternoten vielleicht interessant oder witzig gefunden.
Ein Duft mit dem Namen Dorian Gray muss aber auch mit seinem großen literarischen Namensgeber mithalten können und das kann er nicht.

Das hier hat so einen Beigeschmack, als hätte der Parfumeur oder die Parfumeurin versucht, auf den Zug aufzuspringen und den Umsatz mithilfe großer Romanhelden anzukurbeln, indem Leser klassischer Literatur als Zielgruppe bedient werden.
Und was dabei herausgekommen ist, ist ein frischer Zitronenduft. Der stört nicht, den braucht aber auch keiner.
Sillage und Haltbarkeit können sich für ein zitrisches Parfum immerhin sehen lassen, sind aber auch keine Offenbarung.

Habt ihr euch schonmal auf eine frisch gestrichene Parkbank gesetzt und hattet dann die weiße Farbe am Po kleben?
Habt ihr schonmal in einem ganz wichtigen Meeting/Vorstellungsgespräch/auf der eigenen Hochzeit gesessen und dann gemerkt, dass ihr ein ganzes Beet Kresse zwischen den Zähnen hängen habt?

Seid ihr dann aus diesem Albtraum aufgewacht und habt festgestellt, dass ihr neben einem gechlorten Swimmingpool in der prallen Sonne liegt?

Ich auch nicht.


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Branch & Vine riecht schon echt schräg, was gar nicht mal uncool ist. Ich mache diese ganze Duftreise eigentlich hauptsächlich mit, um solche Kuriositäten unter die Nase zu bekommen. Der Auftakt riecht nach Wandfarbe, dazu kommt Kresse und hinterher Chlor.
Nach einigen Minuten dann beruhigen sich diese wirren Eindrücke und die Weißblüher treten in den Vordergrund und lassen mich Gummi assoziieren.
Die Sillage ist im unteren mittleren Bereich und die Haltbarkeit liegt bei 6 Stunden.

Heute bekommt die Marke Aromantik nochmal einen Kommentar von mir verpasst, weil ich so netten Kontakt mit der Inhaberin/Parfumeurin hatte. Ihre Düfte sind allesamt aus rein natürlichen Inhaltsstoffen, fernab des Gewöhnlichen und das Layout der Seite sagt mir zu.

Obwohl ich Kaffee nicht gut vertrage, liebe ich seinen Duft und Geschmack. Ich komme also immer nur dann in den Genuss, wenn mein Mann sich morgens einen kocht und ich die Crema runterlöffeln darf. Die ganze Wohnung duftet dann nach den frischgemahlenen Kaffeebohnen und der cremigen heißen Brühe.
Wie schön wäre es doch, ein Parfum zu finden, dass genau diesen Geruch einfängt, sodass man den ganzen Tag in seiner Wolke schweben kann!
Leider blieb diese meine Suche bisher erfolglos: Follow von Kerosene fängt diesen Duft zwar prima ein, verändert sich aber innerhalb eines Wimpernschlags in eine zu herb-holzige Richtung. Espresso Royale von Sebastiane hat Lebkuchengewürz im Kaffee - das ist nett, aber nicht das, was ich suche. Ich habe weitere Düfte getestet, die die Note Kaffee zwar in der Pyramide haben, dafür aber viel zu viel Beiwerk - gar Zitrusfrüchte oder Blumen.

Auf Dark Side of the Spoon war ich deshalb riesig gespannt - allein der Name ist schon eine tolle Idee und lässt mich schmunzeln.

Doch leider, leider bietet auch er mir nicht das, was ich mir unter dem morgendlichen Kaffeeduft vorstelle. Die dunkle Seite des Löffels riecht ganz klar nach Kaffee, ja. Allzu süß ist er auch nicht.
Er riecht schon ganz authentisch nach einem Latte Macchiato, cremig durch den Milchschaum und süß durch den braunen Zucker, den man draufstreuseln kann.
Großes ABER: Er ist zu schnell weg und strahlt kaum aus. Dieses Problem habe ich häufiger mit den ölbasierten Naturdüften festgestellt.

Ist es möglich, dass es unmöglich ist, den raumfüllenden Dampf einer Kaffeemaschine in einen Flakon zu füllen und ihn dann noch halt- und wahrnehmbar zu machen?

Ich bin mir sicher, dass es nicht nur mir so geht: Viele unter uns Parfumos suchen doch nach dem ultimativen Duft in einer bestimmten Note oder Richtung - den Irisduft der Irisdüfte, den Vanilleduft der Vanilledüfte oder den Kaffeeduft der Kaffeedüfte usw. Ich habe jedenfalls in meiner Sammlung solche Parfums, die am glücklichen Ende einer langen und akribischen Suche zu mir gelangt sind.

So ist auch Cassis von Sven Pritzkoleit für mich der Schwarze-Johannisbeerduft der Schwarzen-Johannisbeerdüfte, obwohl sich in meiner Sammlung zwei weitere befinden, auf die ich auch nicht verzichten kann.
Die Pritzkoleit Interpretation eines Cassisdufts sticht deshalb die anderen aus, weil sie mit ihrer ausgeprägten Säure am nähesten an die echte schwarze Johannisbeere aus Opas Karten kommt. Cassis riecht nämlich nicht nur süß-beerig, es ist ebenso minzig, ganz leicht erdig und ordentlich sauer. Als würde man schwarze Johannisbeeren mit den Lippen von einer Rispe ziehen und dann kauen.
Diese Säure macht mir Spaß und sie sorgt dafür, dass ein grobes trocken-pudriges Gefühl in der Nase entsteht, das so schön kratzt.

Einen richtigen Verlauf gibt es kaum, außer dass die Kratzigkeit abnimmt. Den Moschus rieche ich auch erst in der Basis. Sillage und Haltbarkeit sind gut, dürften aber gerne mehr sein.

Wenn mal ein Soundso-Duft der Soundso-Düfte gefunden ist, geht die Suche munter weiter. Stimmt's?
Gibt es ein endgültiges Ziel?

(Den Lippenstiftduft der Lippenstiftdüfte habe ich immer noch nicht gefunden. Das ist diejenige Suche, die schon am längsten anhält und schon unzählige Proben gefordert hat.
An ein Aufgeben ist nicht zu denken!)

Eine Frage hab' ich da noch: WARUM ZUM TEUFEL hat der Flakon statt eines Deckels nur die billigste Plastikklammer, die die Welt je gesehen hat? Zu einem Preis von 128€ pro 30ml?

Nod hat mich mit seinem Blog heute dazu angestiftet, meinen Gewinnspiel-Beitrag über einen Duft zu schreiben, der bisher noch keinen Kommentar hat.
Außerdem wäre es ja blöd, jeden Tag einen Kommentar zu schreiben und die Naturdüfte nicht miteinzubeziehen.

Aus unserem Wanderzirkel gefällt mir die Marke Providence mit am besten. Alle Düfte, die ich bisher getestet habe, konnten mich überraschen. Sie überzeugen durch Dichte, Komplexität, Haltbarkeit und Körper, sind meist fern des Gewöhnlichen und stehen Nicht-Naturdüften in nichts nach.
Mousseline Pêche ist für mich einer der schönsten Düfte der Marke.

Wie Nod schon ganz vortrefflich beschrieben hat, kann auch ich meine Empfindungen in der Duftpyramide oder den bisherigen Statements nicht wiederfinden.
Im Auftakt duftet er für mich nach fruchtigem Likör mit ein paar Weihnachtsgewürzen und einen Moment frage ich mich, ob da Lakritze drin ist. Vielleicht doch nicht.
Die zitrischen Bestandteile der Duftpyramide nehme ich nicht gesondert wahr, aber sicher sorgen sie bei all der Wärme und Tiefe, die der Duft ausstrahlt auch für einen Gegenpart der Leichtigkeit.
Nach einer Weile bekommt der Pfirsich für mich eine Kokosnote und wird dumpf-wächsern, was mir sehr gut gefällt. Die Fruchtigkeit verzieht sich zunehmend und der Duft nach Kerzenwachs wird stärker. Liegt das am Maltol?
Also Vetiver ist da ganz bestimmt nicht drin. Oder aber doch?
Morgaina riecht hier Sektblubberbläschen, ich nicht. Ach nee doch, am Anfang war da was, oder?
Aber Belles Rohrzucker und Fluxits Karamell finde ich wieder. Wobei, so süß ist der Duft doch gar nicht?
Yatagan: rund ja - unspektakulär: nein!

Mousseline Pêche klingt in dieser leicht süßlichen Kokos-Kerzenwachs-Note aus, die gleichbleibend schwächer wird. Haltbarkeit und Sillage sind im guten Mittelfeld und ich finde diesen Duft innovativ, diese Form von Kerzenwachs hatte ich bisher noch nicht in einem Duft gefunden.

Die Magie der Düfte, sie lebe hoch!