Kokoloressa

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16 - 17 von 17
Kokoloressa vor 7 Jahren 19 3
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Ein Ersatz für Shalimar Initial? Na ja. Drauf einlassen sollte man sich trotzdem mal.
Shalimar Initial war der Duft, der mich damals dazu inspiriert hat, mich näher mit Parfums zu beschäftigen. Das ist wohl die Erklärung dafür, warum er mir so sehr am Herzen liegt und wieso ich so sehr darunter litt, dass er eingestellt wurde. Nur mit einer guten Portion Glück kriegt man heute noch einen bezahlbaren Original-Flakon in die Hände und deswegen fand ich mich irgendwann damit ab, dass ich meinen letzten Flakon wohl wie einen kleinen Schatz hüten müsse und nur selten benutzen dürfe.

So war ich dann auch sehr erfreut, als mir hier bei Parfumo Ibisco als Duftzwilling des Shalimar Initials angezeigt wurde. Da ich erst vor kurzem einen Flakon Accordo Arrancia von L'Erbolario geschenkt bekommen hatte, wagte ich einen Blindkauf.
Sobald ich den schönen roten Flakon ausgepackt hatte, folgte auch schon der Test-Sprüher.
Mein erster Gedanke war tatsächlich "Shalimar Initial!". Meine anfängliche große Freude wurde jedoch schon relativ. Ibisco erinnerte mich zwar sehr an an Shalimar Initial, aber irgendetwas war anders.

Also musste ein direkter Vergleich her.

Heute kam ich dann endlich dazu. Der Versuchsaufbau: Auf das eine Handgelenk Shalimar Parfum Initial (ein kostbarer Spritzer für die Wissenschaft), auf das andere Ibisco. Auf dem Schreibtisch bereit: Ein paar Kaffeebohnen um auch wirklich fair zu bleiben.

Kurz nach dem Aufsprühen kann ich beide kaum voneinander unterscheiden. Beides startet zitrisch und sehr würzig bei mir. Aber schon ein paar Augenblicke später zeichnen sich die ersten Unterschiede ab.
Während beim Initial die Bergamotte die Führung übernimmt, hält sich eine herbe Orange eher im Hintergrund.
Bei Ibisco kommt das ganze fruchtiger daher. Ich rieche vor allem frische Zitrone und süße Orange.

Ziemlich schnell kommen bei Ibisco dann die Blumen dazu. Während ich zuerst keinen Blumenduft genau zuordnen kann, differenziert sich das schon bald. Zurückhaltender Jasmin, zarte Rose und selbstbewusster Ylang-Ylang. Hibiskus? Vielleicht. Wie auch schon Pluto, weiß ich nicht mal ob Hibiskus überhaupt duftet.
Kurz stellt sich die Vanille nach vorne, um sich nach einem kurzen Augenblick im Spotlight wieder unter die anderen Gäste (die Würze und Fruchtigkeit vom Auftakt, sowie die langsam eintreffenden Basisnoten) zu mischen.
Zusammen ergibt das eine blumig-fruchtige Note, die mit etwas grüner Würzigkeit versehen ist und vermutlich durch die Irisbutter ein bisschen Pudrigkeit bekommt.

Beim Initial hingegen rieche ich ziemlich schnell schon Vanille herannahen, die sich aber auch dort noch eher im Hintergrund aufhält. Zu der Würze des Auftakts gesellen sich hier Rose und deutlich wahrnehmbar Iris. Wie auch bei Ibisco bleibt der Jasmin hier leise.
Dafür rieche ich eine kurze Zeit lang etwas Rauchig-Herbes. Ob das der Vetiver ist?
Initial würde ich an dieser Stelle als eher blumig-würzig beschreiben.

Die Würze behält der Initial bei mir noch sehr lange. Dazu gewinnt Shalimar Initial bei mir aber noch eine warme Süße, Tonkabohne, Vanille und Karamell sei Dank. Moschus und Patchouli geben dem Ganzen noch einen dunklere, geheimnisvolle Note dazu.

Bei Ibisco wird die blumig-fruchtige Note mit der Zeit dank (weißem?) Moschus und Patchouli eleganter. Dazu passen die würzigen Noten, die auch hier noch erahnbar sind, sehr gut. Unterstrichen wird das alles von einer hellen Vanille, die, anders als bei Initial, ein wenig holzig (Amber!), aber dennoch (oder gerade deswegen?) schön daherkommt.

Aus Erfahrung weiß ich, das der Initial noch lange auf meiner Haut verweilen wird bis zum Ende nur noch eine dunkle, volle Vanille übrig bleiben wird (einer meiner Lieblingsmomente bei der Entwicklung des Duftes).
Ibisco schafft aber auch locker 6-7 Stunden. Auch hier rieche ich Vanille zum Abschied, allerdings eine klarere, hellere Version.

Beim Thema Sillage kann Ibisco mit Shalimar Initial leider nicht mithalten und bleibt nach ein einem ausschweifenden Anfang lieber enger bei mir.

Fazit:
Ibisco ist für mich (leider) kein Ersatz für Shalimar Initial. Aber das muss er auch gar nicht sein. Ich finde ihn nämlich trotzdem sehr schön. Er ist heller und etwas fruchtiger als Initial. Die grüne Würze finde ich hier nicht ganz so kratzig, wie bei Initial kurz nach dem Aufsprühen.
Ibisco kann ich mir sogar in einer kühlen Sommernacht vorstellen, während der Initial den Sommer über bei mir Schrank-Arrest hat.
Also: Toller Duft! Aber für diejenigen, die in ihm einen Ersatz für Shalimar Initial suchen: Lieber erst einmal Probe schnuppern.
3 Antworten
Kokoloressa vor 7 Jahren 7 1
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Sillage
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Haltbarkeit
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Duft
Frühling lässt sein blaues Band...
Höre ich die erste Zeilen von "Er ist's" muss ich unwillkürlich immer an Karotten denken, vermutlich dank dem Nachnamen des Verfassers und den Gedankenbrücken, die Kinder nunmal so gern erbauen (wer musste das Gedicht nicht in der Grundschule auswendig lernen?).
Genau diese erste(n) Zeile(n) kamen mir dann beim ersten Schnuppern an Chanel N°19 Poudré auch in den Sinn. Warum?

Karotten! Für mich ist das die erste Assoziation, die mir nach dem Austragen in den Sinn kommt. Keine zerkochten Schulkantinen-Karotten, sondern knackig frische aus Omas Garten, allerhöchstens ganz kurz blanchiert.
Ich vermute, es ist das Galbanum in Verbindung mit der Iris.
Nach der ersten kurzen Verwirrung (Karotten?) kann ich im Hintergrund Neroli und ganz leise eine un-süße Mandarine erriechen.

Ein wenig später gesellt sich ein angenehmer, unaufdringlicher Jasmin-Geruch hinzu. Jasmin wird für mich in einem Parfum schnell einmal zu einem Störfaktor, wenn er zu schwülstig und schwer daherkommt. Hier aber erinnert er mich an den Geruch des Jasmin-Strauchs, an dem ich während meines Jahres in Indien jeden Morgen vorbeikam, zu der Zeit des Jahres als sich zwar schon die ersten Blüten zeigten, die indische Hitze aber noch nicht allem eine bleierne Schwere hinzufügte.

Das (für mich) "Karottige" des Duftes verfliegt irgendwann, zurück bleiben leise Blütenklänge (vermutlich doch noch einmal die Iris mit dem Jasmin) mit einer immer noch ganz leicht krautigen (?) Note. Hinzu kommt ein wenig Frühlingswärme, wie die ersten Sonnenstrahlen, die das Gesicht erwärmen, wenn die Sonne an einem sonst eher kühlen Frühlingstag sich das erste Mal zeigt.
Das müssen die Tonkabohne und der weiße Moschus sein.

Allgemein bleibt der Duft ganz nah bei mir, sobald die Kopfnote verflogen ist. Dort bleibt er dann aber immerhin noch gute 6 Stunden, bevor er nur noch einen Hauch pudrige Süße zurück lässt.

Für mich ist Chanel N°19 Poudré ein schöner, sauber-sanfter Frühlings-Duft (nicht nur wegen besagtem Gedicht), der vielleicht auch noch bis zu den ersten Sommertagen ein angenehmer Begleiter für den Tag ist.
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