Konsalik

Ich habe ein gewisses Faible für die 80er - zumindest anfallsweise. Da wird dann eine RetroWave-Playlist nach der anderen durchgenudelt und Adornos Überlegungen zur Kulturindustrie und dem Problem der eskapistischen Nostalgie werden beiseite geschoben.
Als ich nun in einem Kommentar zu "Santos" las, dass eine spontane Assoziation "Knight Rider" gewesen sei, musste ich einfach einen Test starten.
Um es kurz zu machen: Präziser hätte man es nimmer formulieren können. Der warm-würzige Muskat (gehört auf jedes 80er-Blumenkohlgericht), die würzige Zimtspitze (gab es damals kleinbürgerliche Desserts ohne?), die mit Pronto bzw. dessen amerikanischem Pendant polierten Hölzer in Devon's Büro (vielleicht nur Furnier?), das etwas billige, aber dafür umso hartnäckiger nach Leder riechende Leder in Michaels TransAm... Ja, so muss er gerochen haben. Mit guter Haltbarkeit und nicht gar zu übertriebener Sillage.

Nein, halt, kein amerikanisches Pendant. Es muss Pronto sein. Wie immer ist nämlich auch diese Projektion ein stückweit gebunden an die eigenen Umstände der Zeit, auf die man referiert. Keine Ahnung, ob in den USA Blumenkohl mit Muskat gegessen wird. Aber ich weiß, dass auch in meiner Kindheit (Jahrgang 1985) am Niederrhein dieses 80er-Bouquet lange überlebt hat. Bis weit in die 90er hinein. Und so perfekt habe ich diesen Zeitkapsel-Effekt selten erlebt. Allenfalls bei Tabac Original (Großvater). Sogar den Wacholdergeruch vom örtlichen Schützenfest finde ich hier wieder...
Kurz: Ich werde mir Santos kaufen müssen - nicht zuletzt, um dann und wann mühelos in eine Zeit zurückkehren zu können, in der - und das ist doch der bittere Kern vieler nostalgischer Spleens -, in der also viele liebe Menschen noch da waren, die längst nicht mehr am Leben sind.
Mir egal, was Adorno davon hielte.