Kontext

Kurzum, ich kann mich in der Beschreibung Chrisantiss anschließen, mit dem kleinen, aber sehr leidlichen Unterschied, dass die Holz-Weihrauch-Note bei mir nicht verfliegt, sondern hartnäckig den Zugang zu den erahnbaren Lecker-Komponenten darunter versperrt. Offenbar stößt meine Haut diese kratzigen Würz-Rauch-Nuancen direkt wieder ab, habe das Problem desöfteren. Das Resultat ist der andauernde Kampf mit Halsschmerzen.
Ich werde es nochmal mit dem normalen Amour versuchen.

So eckig wie der Flakon, so abgrundet das Innenleben. Warm, weiblich, kultiviert, subtil erotisch, aber niemals schwülstig oder gar vulgär. Alle Noten fließen bei mir harmonisch ineinander, ohne einerseits langweilig oder andererseits kantig zu wirken. Der Duft ist für mich die verflüssigte Umsetzung von Eleganz und Stil with a twist, von seriöser, geübter Ruhe, aufrecht getragenem Understatement mit einem unheimlich femininen Lodern darunter, mit dem die Trägerin umzugehen weiß und es in ausgewählten Momenten von der Leine lässt. Kein quietschiger Zitrus, kein klebriger Pfirsich, keine süßes Obstsorbet, die diese geschmackvolle Noblesse stören würden. Die Birne schmiegt sich mit einem Augenaufschlag an den warmen Honig und trägt behutsam hin zum samtigen Moschus-Patchouli-Finish.

Phantastisch. Ich halte den Duft für grandios unterbewertet und sowohl für tagsüber als auch abends tragbar.

Wenn nur der Flakon etwas weniger dick auftrüge - das haben wir doch nicht nötig.

.. der Duft ist mir mit den Jahren, in denen ich von den Teenager- in die Ladypumps wuchs, zu oberflächlich geworden. Was früher für mich das Sinnbild betörender Weiblichkeit und Wärme war, ein Versprechen und ein Sonnenbad, mutet mir heute wie eine seltsam anmutende Mischung aus zitrischer Disharmonie zu einer nicht näher identifizierbaren Grundgefälligkeit, gefolgt von einer abschließenden, pardon: Stallnote an.

Zur Verführung imho nicht geeignet, die Herren, die ich in den letzten Jahren befragte, fanden ihn an mir auch nicht besonders und verteilten Noten um die 3. Für den Alltag ist er mir wiederum zu wenig rund. Vielleicht eine Frage der Hautchemie.

Schade, denn der Flakon ist mal wirklich ein Schmuckstückchen.

.. ich beantworte sie mit: EdP. Nein, das EdP ist für mich mitnichten die Intensivierung des EdT, das ist richtig und das ist auch gut so. Das EdT kommt mir etwas zu wuchtig daher und etwas zu eindimensional. Das EdP hat diese sehr deutliche Rosennote und durchläuft tatsächlich zumindest die Idee von Entwicklung (ich will und kann hier allerdigns nicht weiter damit übertreiben).

Für einen "Nimm-Mich-Duft" empfinde ich persönlich Classique EdP wesentlich als zu blütig, zu wenig rauchig, zu wenig atemraubend, zu unschwülstig, zu wenig Brokat, viel zu wenig Dreck und Schweiß. Obwohl ich das Gefühl habe, er skinnt sich nur zu 80% an meine Haut, und obwohl man meinen sollte, die Welt sollte den Duft langsam über haben, bleibt er auch bei meiner sachlich geneigten Umwelt beliebt. Für mich ein Duft, bei dem ich, jedenfalls bei sparrrsamer Dosierung, im Freizeitbereich noch vergleichsweise wenig falsch machen kann, ob Date, ob Family. Das EdT empfand ich da mangels hier der vorherrschenden Rosigkeit als problematischer.

Die Haltbarkeit ist aber bei beiden echtes Teufelswerk!

Seinerzeit war ich wild auf CK One und verbrauchte ihn flaschenweise. Schnörkellos, unaufdringlich, klar, vorwärts. Aber die Zeiten ändern sich, das Vorwärts von gestern ist heute nur noch Stillstand. Man.. kann damit nichts falsch machen.