Kreisquadrat

Kreisquadrat

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1 - 5 von 37
Kreisquadrat vor 15 Tagen 4 2
5
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Sauerland Riviera
Trotz dessen das die Dunkelheit in Madrid nun schon etwas mehr als vier Jahre währt und obwohl sogar der hoch respektierte Alberto Morillas hier die Kolben geschwungen hatte, erhielt dieser Einbruch in unsere Geruchsrezeptoren keine Aufmerksamkeit bei meinen Mitparfumos.
Zara schickte sich auch nicht an ihre Duftreihe nochmal aufzulegen. Einmal da, einmal weg, Bordsteine hoch, Lichter aus, finster. Nacht.

Vier Jahre später traue ich mich mal eine Rezension dazu zu schreiben. Mal wieder durch meine wenig genutzten Parfums gestöbert.

Zisch! Trocken Kardamom mit einem Biss in einen Golden Dilicious. Dabei fällt der grüne Apfel nicht negativ durch eine überbordende Synthetik auf. Der Apfel ist für mich nämlich ein Minenfeld in der Parfumwelt. Mal Konfetti, mal ein Bein kürzer.
In der Eröffnung konnte ich mir mit dem kleinen Pictogram des grün-gelblichen Apfels vor Augen, sogar vorstellen wie ich in diesen Golden Dilicious reinbeiße. Saftig, erfrischend gülden-grün und nahrhaft, mit einer gelungen, dezenten Süße!

Cachalox simuliert Ambergries. Wie gut es gelingt, vermag ich nicht zu beantworten. Tut mir leid.

Die Tonkasüße, die ich in anderen Parfums oft als dominant kennenlerne wird von staubig trockener Süßlichkeit der Muskat-Würze gebändigt. Gelungen!

Amber; soll es nochmal das Ambergries sein? Einwenig "authentischer" Ambergries durch Cachalox verdünnt? Von mir aus.

Cashmeran bringt würzig-fruchtige, entfernt balsamische, in diesem Fall noch weiter entfernt chypre- und herb-würzige, vanilleartige Duftnoten mit.
Kann aber auch an dem Patchouli liegen dass von Sandelholz versüßt wird.

Viel Süße müsste man meinen, jedoch ist es lediglich ein süßliches Parfum mit holzig-aquatischen Anleihen.
Durchgehend hat es eine zitrische Würze und wirkt relativ sommerlich auf mich. Wobei ich andere Jahreszeiten nicht ausschließe.
Bei so vielen artifiziellen Inhaltsstoffen, kann man eine Künstlichkeit nicht überhören. Jedoch scheint sich das ganze angenehm zu fügen. Besonders als Sillage wirkt es nicht billig oder negativ synthetisch.

Es hat für mich starke Parallelen zum "Égoïste (Eau de Toilette) | Chanel". Wobei auch die Unterschiede unverkennbar bleiben, sofern ich mich auf meine Erinnerung verlassen kann.
So wirkt es als besonders gut geeignet an einem sommerlichen Abend Anwendung zu finden. Ich behaupte insbesondere schön seiner Wirkung gerecht, wäre ein Abend der zwar sehr leger ist, jedoch Stil und Geschmack mitbringt. Die gute Dresswatch mit maritimen NATO-Uhrenarmband, helle, luftige Stoffe. Wahlweise ein Segeltuch. Zur Eröffnung ein Wein und ein fein ausbalanciertes Menü dazu. Zum Abschluss den Friesengeist.

Klassisch stillvolle Maskulinität. Wobei ich den "Nightfall in Madrid" auch an souveränen Frauen hören kann und der Gedanke gefällt mir.

Ambitionierte Parfumos werden hier oberflächlich eine kurze Zeitreise in die Parfümgeschichte des ausklingenden 20. Jahrhunderts erleben dürfen. Britisch inspirierte Gentleman ebenfalls. Barbershop-Flair Assoziationen kann ich nicht zur Gänze ausschließen.

Eine hohe Versatilität ist dem "Nightfall in Madrid" nicht abzusprechen.

Sonderlich viel kann ich ansonsten zum "Nightfall in Madrid" nicht schreiben (als ich es ohnehin schon gemacht habe). Zu selten sah ich eine gute Gelegenheit dieses interessante und durchaus komplexe Parfum tragen zu können. Womöglich sollte ich in eine norddeutsche Stadt an der See ziehen. Öfter in schicke Bars ausgehen und dabei modisch einen Segler imitieren, meine Hosen- und Sakkotaschen mit Geldbündeln ausstopfen. Doch dann gäbe es bestimmt hochwertigere Alternativen. Die Biggesee könnte es wiederum auch tun; Sauerland Riviera ;)
2 Antworten
Kreisquadrat vor 2 Monaten 5 6
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Balsam meiner Sinne.
Ein Duftbild:

Gewürzkanonade!
Heuig-harziger Dampf strömt entlang dem Relief dumpfer Holzwände.
Viskos schmiegts sich die teerig-rauchig gewürzte Haut darauf. Spa Momente zwischen erwärmter, samtiger Kabel-Ummantelungen. Papierfabrik, Maschienen-Schmieröl-Aroma kribbelt in der Luft.

Galbanum in der Kopfnote ist angenehm verrückt!

Rauchig trockene Anmut vermengt sich leichter Phenolik.
Balsamik kokettiert mit ambrierten Klängen auf lange Nase hin deutlich. Vetiver aus Java erledigt seine Arbeit markant, nimmt im Verlauf an Fahrt auf. Tief durchfurchtes erdig Trockenholz klopft alles immer wieder auf.

Harze, Gewürze und Kräuter! Aromatisch, würzig-sanft, bei frisch-grüner Klangkulisse. Pudrig-erdige Nuancen.

Entwicklung auf Teststreifen und Haut verlaufen qualitativ und wahrnehmungstechnisch anders. Doppel-Test empfohlen!

Die Sillage ist bei solider Haltbarkeit moderat. Intim.

Raffiniert-komplex naturverbundene Komposition. Zugleich technokratisch. Nichesque.


Eine Besonderheit aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, voll Inspiration aus Europa und Nordamerika.

Der Name passt in vielerlei Hinsicht. Meine Sinne davongetragen aller Windrichtungen entlang.
6 Antworten
Kreisquadrat vor 4 Monaten 3 5
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Rosenharzschwarz-Rosenschwarzharz

Den Anfang macht der Eindruck von einem süffig schweren Florat. Dunkelviolett, Purpur, falls man das farblich einordnen möchte.
Mir kommen unweigerlich Assoziationen von Glühweinbonbons, aufgrund der Würze und deren viskosen Süße. Ich meine auch ganz leise und weit entfernt grasig-heuige Klänge und eine ganz dezente Animalik zu hören (eine Nuance nur). In diesem Zeitraum macht "Tabacco Tango" den Eindruck sich feminin zu neigen.

Im Drydown ein sanfter Farbwechsel zu Blauviolett. Es wirkt würzig-frisch, mit einem krautigen Dunkelgrün aus dem Hintergrund.

Es scheint mir als sei "Tabacco Tango" etwas für Spezialisten von klassisch gestimmten, schwer floralen, dunklen Parfums. Es wiegt eine Aura einer sympatisch süffisanten, aristokraten Eleganz. Bestimmend, selbstbewusst, ab und an leidenschaftlich. Faszinierend und hier schon durchaus unisex.

Ist der Start abgeweht, entfaltet sich eine solide und ausgewogen gestaltete Komposition. Gut gemacht, was hier feilgeboten wird! Lediglich wird es nicht mein Parfum.
Im finalen Ausgleiten erinnert es einwenig an Kreationen der ebenfalls preisgünstigen und solide umgesetzten Parfums von Louis Varel. Diese Schwere und Üppigkeit die sie inne haben. Bei Zara jedoch deutlich luftiger, angenehmer.
Der Abschied gestaltet sich dahingehend in einer etwas geringeren Qualität, fällt dennoch nicht sonderlich schwer ins Gewicht.

Die Rose ist über den gesamten Verlauf bemerkbar, findet schnell eine Harmonie mit der Komposition. Der Tabak schwebt ihr sanft hinterher. Safran macht seine Arbeit gut. Alles angenehm trocken, süßlich-würzig. Hier und da eine Cremigkeit, immerwieder würzige und teils frische Spitzen und grundsätzlich eine süffig-rauchige Süße. Man durchschreitet dabei stets Holz duftende Papierwände. Ein Parfum wie ein Spaziergang, bei dem die Duftlandschaft in Bewegung bleibt.
5 Antworten
Kreisquadrat vor 4 Monaten 9 11
8
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Vanille-Sphäre mit Gussnaht
Tief dunkle opulente Süße zum Empfang, eingehüllt in synthetischen Rauch. Hauptthema: rauchige Vanille. Wobei der Rauch recht dezent bleibt.

Direkt auf dem Teststreifen wirkt "Vanilla Vibration" lange alkoholisch. Der Start ist zuanfang somit recht holprig.
Hier hat man würzig-ledrige und nuanciert tabakige Passagen als wiederkehrender Klang, im Gegensatz zu der gleichmäßig bleibenden süffigen Süße.
Deutlich ist auch der harzig-balsamische Rauch mit seinen floralen Sprenklern.
Nach den relativ langen Weg zum Drydown, bleibt eine Würzigkeit, etwas sanfter Weihrauch und die immerwieder vanillig ambrierte Süße. Verführerisch und appetitlich.
Alles absolut unisex, aber auch absolut herrentauglich.

Zuanfang wurde ich recht schnell geruchsblind. Die Projektion wirkte hautnah, ...meint man zumindest. Von meiner Kleidung aus strahlt es solide und angenehm ab. Die Haltbarkeit bewegt sich im oberen "Zara"-Mittelfeld.

"Vanilla Vibration" erinnert mich an eine lang verschollene Parfumerinnerung. Vielleicht sind es die minimalen Nuancen des "Sculpture Homme God's Night | Nikos", lediglich in interessanter. Die Ähnlichkeit ist schon relativ groß möchte ich behaupten. Bei beiden bleibt jedoch ein etwas günstiger Eindruck. Die synthetisch wirkende Gesamtkomposition bleibt erhalten und kann das ansonsten angenehme Dufterlebnis schmälern. Zumindest geht es mir damit so.
Zwar sind die Unterschiede zu den folgenden Parfums deutlich großer, doch einige Parallelen sind vorhanden: "#Tobacco Collection - Rich/Warm/Addictive | Zara" macht das Thema besser, leider jedoch ohne diese vibrierende Würze. Nuanciert gibt es auch Ähnlichkeiten mit dem "Warm Black | Zara", ohne das wuchtig vibrierende Ingwer. Aber auch der ist besser gemacht als der "Vanilla Vibration". Beide verglichenen Parfums zeichnet es aus, dass die günstige Produktion sich nicht wirklich in der Gesamtkomposition, bzw. im Duft niederschlägt.

"Vanilla Vibration" ist wie eine perfekt wirkende, transparente Sphäre die mit schwarzer, viskoser Vanille-Flüssigkeit gefüllt ist. Handgroß, gewichtig und ein wunderbarer Handschmeichler. Bis man merkt das es eine Kunststoff-Kugel ist, matt beschichtet und eine Gussnaht als Äquator hat.

Nichts desto trotz ist "Vanilla Vibration" ein Parfum dass seine Tiefe und seine opulente Eleganz beibehalten weiß, jedoch nie eine Vollendung erfahren hat.
11 Antworten
Kreisquadrat vor 4 Monaten 12 15
9.5
Duft
Der Weltraum ist eine Herausforderung sondergleichen
Ich habe mich innerlich darauf vorbereitet. Aus den Erzählungen von Astro- und Kosmonauten hatte ich sogar eine konkrete Vorstellung davon was mich erwartet und wurde dennoch überrascht. Es kommt durchaus hin, so wie ich es mir vorgestellt habe. Sogar relativ genau, jedoch ist es tatsächlich etwas intensiver als meine Erwartungen es erlaubten. Aber, es geht klar.

Ein eigenwilliger und außergewöhnlicher Konzeptduft. Soweit ich es richtig verstanden habe, hat die NASA diesen "Geruch" vor Jahrzehnten in Auftrag gegeben um ihre Astronauten so weit es geht vor Überraschungen im Einsatz zu bewahren und für den Einsatz im Weltall vorzubereiten.
Viele der Raumfahrer beschrieben nach ihrem Einsatz im Weltall einen Geruch der von den Raumanzügen ausgehe, nachdem diese aus dem Weltraumspaziergang zurück waren, der dem von "verbrannten Plätzchen" nahe komme. Auch wurde Assoziationen von "verbrannten Metall", "Ozongeruch", "beißend", "Walnüsse", "Bremsbelag", "Schießpulver", "Früchte" und "Rum" genannt.

Was mir bei Eau de Space entgegenströmt ist ein Konvolut an industriellen und medizinischen Gerüchen. Wer einige davon kennt, dürfte hier einen gewissen Wiedererkennungswert haben.

Kunststoff, Kabelummantelung, synthetische Materialien, billigste DVD-Hüllen aus China, verhitzte Metalle... Apotheken Chemie, medizinische Räume, Vliesverband, Torf, frischer Klostein. Raumanzug-Fasern haptisch greifbar.

Es ist bitter, einwenig schneidend und etwas stechend. Es kribbelt in der Nase, es hat etwas herausforderndes und unangenehmes. Es überfordert. Begleitet von dezenter Übelkeit und angeregten Kopfschmerzen. All dies nur sehr schwer auszuhalten. Mir geht es nach dem Test überhaupt nicht gut. Nocht schlimmer sind lediglich die Gerüche von verwesendem Kadaver, geronenem Blut, faulen Zähnen und Stressschweiß, danach kommt dieser Geruch. So wie diese Gerüche nahezu für immer im Geruchsgedächtnis verbleiben, so ist es auch mit dem Welltraum-Muff.
...und das hat man jedes Mal wenn man etwas aus dem Weltall wieder in die Raumstation oder das Raumschiff zurück holt? Weltraumfahrer werden wird schwierig.
Aber was können diese Gerüche dafür daß wir sie so unangenehm wahrnehmen? Eben garnichts. So kann ich dieses "Parfum" nicht als Parfum bewerten, sondern als das was es ist, ein Konzeptduft der ganz konkret einen Geruch nachahmt.
Zudem ist er nicht konzipiert um jemanden herauszufordern, Avantgarde zu spielen oder anzuecken, nein, der Hintergrund für diesen Duft ist ein rein sachlicher.

Wer dies hier als Parfum, im Sinne eines guten Geruches zu nutzen gedenkt... ist hier nämlich ganz falsch. Nicht im geringsten Ansatz ist es ein Parfum oder ein Duft im klassischen Sinne. Es gibt auch keinen Anlass dafür es zu tragen. Womöglich doch, wenn es sich um ein avantgadistisch extravagantes Event handelt oder man in irgendeiner Weise auffallen möchte und es irrelevant ist ob positiv oder negativ.
Eau de Space ist aber auch nicht dafür konzipiert worden.

Doch, wer wissen möchte wie der Weltraum, laut der Beschreibung von Astronauten, duftet, ist hier ganz richtig. Dafür reichen aber auch die 10ml Abfüllung dank an @Heartcore!

Für so ein außergewöhnliches Experiment, für so einen besonderen Konzeptduft ...absolut gerechtfertigt und logischerweise: die (fast) volle Punktzahl! Vorausgesetzt man lässt bei der Bewertung die Tragbarkeit, sowie die übliche Herangehensweise an Parfum aussen vor! :)

Die schlechten Bewertungen empfinde ich nicht unbedingt fair gegenüber Eau de Space.
Der Weltraum stinkt anscheinend nunmal! Ich bin über alle Maße hinaus froh eine Gelegenheit bekommen zu können, den Weltraum zu riechen! Darüberhinaus aufrichtig dankbar dafür!

Es ist eine experimentelle Duftreise für Raumfahrt-Interessierte, für die Naturkunde, Schulklassen, Studierende und angehende Raumfahrer oder eben auch für hartgesottene Parfumos die stets auf der Suche nach einer Herausforderung oder nach einer besonderen Skurilität sind.
Mein Freundeskreis darf sich auf etwas einstellen, denn diesen hier wird jeder meiner Freunde mit einer entsprechenden Einführung ins Thema unter die Nase bekommen. Ob ich denenen damit einen Gefallen tue? Nicht zwangsläufig, aber irgendwie ja schon. Ich persönlich war erpicht darauf soetwas zu testen und freue mich wie ein Kind an Weihnachten darauf meine Freunde daran teilhaben zu lassen. Die Neugierde dürfte nicht gering ausfallen! :)

Bitte obacht, der Geruch bleibt relativ lange in der Nase stecken und kann echt brutal sein! Da hätten die Konstrukteure alles einwenig leiser stimmen können.

Gäbe es die ansich schon lebensfeindliche Umgebung des Weltraums nicht, so wüsste ein Mensch alleine per Geruch schon, dass man dort ohne einen isolierten Raumanzug und Nasenklammer nichts zu suchen hat.

Einer der spannendsten und interessantesten Konzeptdüfte überhaupt. Danke NASA!
15 Antworten
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