Libelle11

Aus Neugier eine kleine Abfüllung bestellt, beiläufig angesprüht. Wow! Was ist das? In den ersten Sekunden trifft ein erfrischender Zitrone-Bergamotte Mix auf meine Haut, dass es nur so zischt. Eine süße Mandarine wirft sich dazwischen und dimmt den ersten Eindruck in mild-fruchtiges Licht. Würziger Wacholder und wunderbar säuerlicher Ingwer tauchen auf und harmonisieren den Duft, ohne ihm die Frische und Zitrik zu nehmen. Diese genannten Duftnoten flirren und funkeln auf meiner Haut wie kleine Diamanten in der Sonne. Alle paar Minuten schiebt sich eine andere Note in die erste Reihe, um wenig später wieder einer anderen Note die Bühne zu überlassen. So geht das eine ganze Weile und macht meiner Nase viel Spaß. Erst sehr spät hüllt weißer Moschus die Glitzersteinchen in seinen zarten Schleier. Tonka, Tabak und Patch im Drydown konnte ich noch nicht finden. H/S sind bei mir ganz ordentlich für einen Freshy. Fut gekühlt aufgesprüht wird er sicherlich mein Star in den Hitzewochen.

Als Abijahrgang '81 war dieses Jahrzehnt für mich eine herrlich wilde Zeit - kein Teenie mehr und doch noch nicht so richtig "erwachsen". Die Düfte dieser Zeit waren allesamt "Wummser", die viel Eindruck mit ihrer Duftwolke hinterließen. Nach Lagerfeld pour Femme und Paloma Picasso wurde sehr bald Opium mein erster Signature-Duft. In der Disco und auch im Alltag wurde ich mit Komplimenten geradezu überschüttet. In den 90igern gab es dann andere Duftwelten für mich auszuprobieren. In der Erinnerung konnte ich mir längst nicht mehr vorstellen, jemals so einen "lauten" Duft getragen zu haben... Hinzu kam, dass ich beim gelegentlichen Testen in der Parfümerie den Duft nur noch als Schatten seiner selbst wahrnahm - das Original wurde leider gnadenlos verändert über die Jahre.
Beim Besuch einer älteren Dame im Herbst hatte ich das Glück, das EdT aus einem sehr lange aufbewahrten, fast leeren Flakon ansprühen zu dürfen - und war sofort hingerissen von der Intensität und Tiefe dieses wunderschönen Orientalen und seiner in der Sillage schwebenden Sexyness.
Für mich ist dieser edle Duft nicht für jeden Tag tragbar, er hat seine ganz besonderen Gelegenheiten für einen betörenden "Auftritt".

Um es gleich zu sagen, ich liebe Vanille und bin immer auf der Suche nach DEM Vanilleduft. Aufgrund der hohen Bewertungen kam eine Abfüllung ins Haus, ich war neugierig und voller Erwartung. Hui, da kommt mir ein heftiger Vanilleschauer beim ersten Sprüher entgegen. Nach ein paar Minuten hat sich der Boozy-rauchige Startschuss beruhigt und eine immer noch intensive Vanille übernimmt das Duftzepter. Lässt es nicht mehr los. Der Duft bleibt linear, sehr präsent und dominant. Mir fehlt die Weichheit, die Vanille auch ausstrahlen kann und ich stelle fest, dass ich mittlerweile Düfte wie den Black Tie mit seiner subtilen Vanille deutlich bevorzuge.

1932 überrascht mich mit einer leuchtenden Komposition aus verschiedenen Blüten. Ein Hauch Süße umfängt mich mit schwebender Leichtigkeit, nie aufdringlich, nicht pappig oder klebrig. Mir gefällt auch, dass der Duft, anders als die meisten anderen aus der Les Exclusifs Reihe, nicht die typische Chanel DNA ausstrahlt. Definitiv ein Kaufkandidat für den nächsten Frühling! Meine Abfüllung sorgt für Helligkeit und gute Laune in diesem tristen November.

...zum exorbitant teuren Cuir Beluga, wie ich finde. Der Jade Eau Fine startet leider etwas harsch und alkoholisch scharf. Nach 1-2 Minuten übernimmt eine animalische Note das Geschehen - vermutlich der Amber. Nach weiteren 10-15 Minuten entfaltet sich die wunderschöne, warme und dennoch unsüße Vanille, die m.E. der Guerlain- Vanille in nichts nachsteht. Der Duft verändert sich bei mir dann nicht mehr und ich kann die Vanille lange genießen, ca. 5 Std. Mein Fazit, der Jade Eau Fine ist einen Versuch wert für die, die eine etwas preiswertere Alternative zum CB suchen.