Parfümerie? Parfümerie! Aber die richtige…

Montags in der City. Die umsatzstarke Einkaufsmeile ist noch ohne Gedränge, die meisten Menschen haben anderswo zu tun.

Läden und Geschäfte in einer Großstadt: Hinter den Schaufenstern winken die Waren vorwiegend nationaler und internationaler Ketten und Nobelmarken. Sie können sich die hohen Mieten für Toplagen auch dann leisten, wenn die einzelne Filiale selbst nicht profitabel ist; sie möchten Präsenz zeigen.

H+M, Zara, Mango und Douglas finden sich gleich mehrfach. Bershka, Hollister, Esprit, Cos, Bijou Brigitte, Bodyshop und Buffalo für die Massen. Prada, Louis Vuitton, Stefanel, Max Mara, Chanel, Lush und Fossil für die touristisch einkaufenden Chinesen und Russen. Eingebettet liegen Kaufhäuser wie Kaufhof, Karstadt, Peek und Cloppenburg. Andernorts vielleicht noch Sinn Lefers, KDW oder C&A.


Dazwischen die Perlen: ­Alteingesessener Einzelhandel, der noch moderate Mieten zahlt, weil der Vertrag von anno Tobak ist, und Geschäfte mit Waren, die Nischenbedürfnisse erfüllen. Ein Bürstengeschäft, ein Wollladen, eine Boutique für exklusive Dessous, ein Laden gefüllt mit Stoffen. Daneben der, der Teewaren aus aller Welt anbietet. Ein Geschäft für Strümpfe, eines, das Sämereien und Gartenbedarf offeriert. Und – durchaus in guter Lage und mit viel Raum –: eine Parfümerie.


Betritt man das Geschäft, wird man empfangen von heller Weite. An den Seiten Regale, so weit das Auge reicht. Deckenhoch, Meter um Meter Düfte, Cremes und Deodorants. Rasierwasser, Duschgel. Doch vorherrschend sind die Parfumflakons und die Sprühflaschen der Eaus de Toilette. Sortiert nach Hersteller warten sie auf die neugierigen Nasen der Kunden und Kundinnen. Hinter dem großen Raum liegt ein weiterer, kaum kleiner, ebenso gefüllt.


Ich weiß nicht, kann es nicht schätzen, für wieviel Tausende von Euro hier Waren lagern. Sicherlich könnte man sich dafür ein nobles Auto kaufen. Ein, zwei Mitarbeiterinnen warten dezent im Hintergrund, lassen mir Zeit, mich zu orientieren. Das ist in dieser überwältigenden Fülle nicht ganz einfach. Ich wende mich einem Arrangement zu, dessen Marke mir vertraut ist, und von dem ich einen Duft heute probieren möchte. Ich habe eine ganze Liste.


Mit dieser Liste war ich bereits bei Douglas. Acht Düfte, teilweise neu, teilweise seit Jahrzehnten im Einsatz an Frau und Mann. Manche davon hochpreisig, manche günstig. Zusammengestellt nach persönlichen Vorlieben und nach Empfehlungen von hier. Ein wenig Experimentierfreude ist wohl auch dabei.

Die Verkäuferin bemühte sich, scheiterte aber an sechs der Produkte auf meiner Liste. Sie zuckte mit den Schultern, erklärte zögerlich, dass sie die Düfte nicht kenne. Sie befragte eine Kollegin. Das Ergebnis war gleich. Immerhin, sie versuchte, am Computer herauszufinden, ob einer meiner Düfte bei Ihnen gelistet sei. Innerlich habe ich mich schon verabschiedet. Was schreibe ich auch nicht Christina ­Aguilera oder Burberry auf meine Liste …


Was, wenn ich gerne eine Duftempfehlung hätte? Wenn ich tatsächlich Beratung benötigen, einen fachlichen Hinweis schätzen würde? Von der im Mainstreamsinne gut sortierten Duftabteilung der Kaufhäuser erwarte ich nichts Besseres. Ich lasse sie gleich in ihrem montäglichen Dornröschenschlaf.

Doch ich habe Zeit und einen Plan B. Besser gesagt einen Plan K. So beginnt der Name der Parfümerie in bester Lage. Und eine Stunde, gefüllt mit freundlicher Betreuung, explorativem Naseneinsatz und allerlei neuen Dufterfahrungen. Ja, sie haben alle Kreationen aus meiner Liste. Selbst das neue, sündhaft teure, das aus New York.

Ich merke schnell, dass mir noch Erfahrung fehlt, die Kommentare bei parfumo richtig einzuschätzen. Manches entpuppt sich als weniger eindrucksvoll, als ich gehofft hatte, aber die unaufdringlich freundliche Verkäuferin hangelt sich an meinen Bemerkungen entlang und beginnt, mir andere Düfte vorzustellen. Etwas abseits des Programms bei Douglas und den Kaufhäusern. Kleine Marken, Nischenparfums, älter, neuer.


Der Kaffee zur Schnuppererholung wird nicht angeboten, aber es sind lange Pausen zwischen den Proben, in denen wir über Vorlieben, Vorzüge und Charakteristika von Düften sprechen. Zwei kommen in die engere Wahl und schließlich auf das Handgelenk. Einer davon beim nächsten Stadtbesuch in meine wachsende Duftsammlung.


Und ich frage mich, warum ich so oft zuerst in die Filialen großer Ketten gehe, wenn ich etwas suche. Der Bürstenladen hatte genau den hochwertigen Handfeger, den ich schön fand. Der Haushaltswarenladen den nach Jahrzehnten immer noch scharfen Spargelschäler. Ein nicht ganz passendes Korselett wurde im Miederwarenladen ;) innerhalb kurzer Zeit passend und ohne Zusatzkosten umgenäht. Das Stück Samt, das ich für ein Kissen benötigte, kostete im Stoffladen weniger als die Angebote in der Bucht im Internet.

Ich sollte dem Einzelhandel öfter eine Chance geben, denke ich nach dem Besuch bei K. Aber werde ich mich daran erinnern, wenn ich wieder "in der Stadt" bin?

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