Lilith

Seit einer Woche teste ich mich nun durch das Demeterwanderpaket.
Nur wenige Düfte, die ich bisher getestet habe, möchte ich auch kommentieren.
Vieles ist einfach schrecklich und nicht tragbar.
Da ich mich aber entschieden habe, die Düfte zuerst zu testen, die sich für mich persönlich fies anhören oder nur an der Flasche gerochen mich bereits abschrecken, bin ich nun bereits bei Duft Nr. 13 gelandet.
"Clean Skin" (Roll On Perfume Oil) ist der erste in diese Reihe, der mich fast vor Begeisterung zu Jubelschreien hinreißen lässt.
Er duftet auf meiner Haut wie Kaufmann's Haut- und Kindercreme: leicht vanillig mit einer ganz dezenten Zitrusnote, auch ganz zarte weiße Blütennuancen kann ich ausmachen.
Der Name ist Programm, der Duft vermittelt wirklich das Gefühl von Sauberkeit und auch Gepflegtheit. Ein kindlicher Kuschelduft.
Allein für diesen Duft hat sich das Wanderpaket schon gelohnt. Ich habe die Creme immer des Duftes wegen gekauft, jetzt will ich "Clean Skin"!
Auch die Haltbarkeit ist für einen Demeterduft ordentlich; vielleicht liegt es an der Ölbasis.
Die Sillage ist nicht weiter nennenswert, aber so einen (Kinder-)Duft trägt man ja ganz allein für sich :-)

Freundlicherweise habe ich Franfans Cupcakesproben bekommen, da ich doch so gespannt auf diese andersartigen Parfums war.
Andersartig: damit sind wir auch schon beim Thema.
Das Erste, das ich beim Aufsprühen rieche, ist Flieder. Ich liebe den Duft von Flieder, der hier jedoch sehr schnell verschwindet und einer chemisch-süßlichen Duftmischung Platz macht, die ich gar nicht genau identifizieren kann. Eine säuerliche Note, wie Franfan sie beschreibt, kann ich nicht wahrnehmen. Auch Beeriges rieche ich nur sehr schwach im Hintergrund.
Der zitronige Beigeschmack bleibt bei mir aus, dafür rieche ich in der Basis eine leichte Schärfe.
Wicked Berry ist völlig anders als die Duftpyramide vermuten lässt.
Statt dem erwarteten prickelnden beerigen Dufterlebnis mit süß-cremiger Basis, entwickelt sich auf meiner Haut leider nur ein quietschsüßer Duft, der mich an die dicken blauen Hubba Bubba Kaugummies aus den 80ern erinnert. Und die mochte ich als Kind auch nicht.

Der erste Kontakt mit meiner Haut ist fürchterlich. Ich habe das Parfum auf den linken Unterarm gesprüht und das dringende Bedürfnis, mich zu waschen. Aber aus langer Erfahrung weiß ich doch, dass ein Duft in seiner Entwicklung noch die eine oder andere Überraschung bereithält. Hoffentlich eine gute!
Also warte ich.
Zwischendurch bin ich mal mutig und schnupper an meinem Arm. Es beißt ein stechender Geruch in meiner Nase, der aber langsam "freundlicher" wird.
Ich warte.
Nach etwa einer halben Stunde ist die leichte Fäkalnote verschwunden, und eine säuerliche Holznote ist deutlich wahrnehmbar. Jetzt ist mir der Geruch nicht mehr ganz so unangenehm wie am Anfang, und ich überlege, woran er mich erinnert. Ich kenn ihn; ich kenn ihn sogar gut.
Nach etwa einer Stunde ist er so auf meiner Haut entwickelt, dass ich ganz klar erkenne, wonach er duftet. Es ist der Aufgussbottich in der Sauna meiner Eltern. Ein Geruch, den ich seit über 40 Jahren kenne, der mir absolut vertraut ist: ein leicht rauchiger Holzgeruch mit einer winzigen Spur Kampher.
Unglaublich, welche Assoziationen und Erinnerungen ein Duft auslösen kann.
Ich mag diesen Geruch, aber als Parfum an mir ist er absolut nicht geeignet.
Danke, Apicius, dass du mir mit der Probe eine Reise zurück in meine Kindheit ermöglich hast, und sorry, dass ich deine Leidenschaft für diesen Duft nicht teilen kann.

Seit einiger Zeit bin ich sehr glückliche Besitzerin dieses schönen Duftes. Sein Kauf war reiner Zufall: durch Zufall entdeckt, neugierig gesprüht und für gut befunden, gekauft.
Das war eine schnelle Angelegenheit.
Als ich dann eine Bewertung hier abgeben wollte, traute ich meinen Augen nicht. Jemand hat diesen feinen blumigen Duft als würzig und holzig eingeordnet. Das kann nur ein Versehen sein. Würzig auf gar_keinen Fall, holzig vielleicht, schließlich ist Kashmirholz in der Basis, allerdings auf meiner Haut nicht zu riechen. Um den roten Pfeffer zu riechen, braucht man schon eine Menge Phantasie oder ein Riechvermögen, das einen Spürhund neidisch werden lässt.
Time ist frisch und blumig, Rose und Hyazinthe bleiben sehr gut wahrnehmbar, mit einer sehr feinen Moschusnote in der Basis. Von Moos und Vanille ist fast nichts wahrzunehmen. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte: die Duftpyramide hier stimmt nicht.
"Time" ist wie eine entfernte Verwandte von "Comme une Evidence" oder "Pleasures", allerdings viel leichter, und damit auch nur mittelmäßig haltbar, und schlichter: ein frischer, blumiger, und sehr dezenter Chypre. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich bin froh, dass ich die Einordnung hier vor meinem Kauf nocht nicht gesehen habe, sonst hätte ich den Duft wohl nicht getestet.

Gestern kamen zwei Pröbchen vom alten Serge an. Voller Erwartung habe ich die erste Probe direkt nach dem Duschen aufgesprüht und wurde enttäuscht.
Vitriol d’Oeillet ist total anders als erwartet. Niemals wäre ich bei einem Blindtest darauf gekommen, dass es sich hierbei um einen Lutensduft handelt.
Die Duftkomposition, die absolut linear ist, ist sehr transparent, man kann fast sagen, dünn und unspektakulär. Ein Hauch von Gewürznelke und Pfeffer; mehr nicht.
Ich vermisse die Opulenz und die Kraft, die sonst in allen mir bekannten Parfums von Serge Lutens zu finden ist.
Dieser Duft ist absolut nicht gelungen und überflüssig. Schade.
Wer sich selbst davon überzeugen will, kann sich selbst überzeugen. Ich hab ja noch eine Probe übrig, auf die ich echt verzichten kann!