Malefiz692

Ich liebe das Konzept von Map of the Heart. Von den sehr wörtlich gestalteten Flakons über die Namen und Farben der Düfte - das alles spricht mich sehr an. Ein Blick auf die Pyramide ließ mich den V.3 ersouken.

Was bei Parfumo nicht in der Duftbeschreibung erwähnt wird, sind die auf der Website aufgeführten Namen der Düfte. Das rote Herz V.3 ist also das Heart of Passion, der Leidenschaft. „Rebellisch. Reif. Explosiv verführerisch“, sagt der Hersteller.

Der erste Spritz ist zunächst herbe Bergamotte und ein bisschen Pfefferkitzeln in der Nase. Dann kommt direkt ein süßer roter, reifer Apfel, fruchtig lecker! An der Stelle ist noch viel los. Nach ein paar Minuten wird’s blumig mit Tuberose, bisschen zimtiger Weihrauch, rieche ich jetzt schon Sandelholz? Das geht schnell. Nach einer guten halben Stunde bilden süße Vanille, Moschus und Patchouli zuletzt einen sanften Rahmen und der Duft wird hautnah. Guave kann ich im Verlauf nicht erkennen. Rebellisch und explosiv? Eher nicht.

Ich muss hier mit dem V.5 vergleichen, weil ich den total faszinierend finde. Leider ist die rote Schwester schwächer und kann nicht mit der H/S vom lila Herz mithalten. Erst nach meiner Rezension habe ich erfahren, dass es Valour heißt, Tapferkeit. Und irgendwie ergibt das alles in diesem Gesamtkonzept dann wieder Sinn: während V.5 laut, irgendwie auch polarisierend mit seinen Gegensätzen ist, wirkt der V.3 gefälliger, lieblicher. Das Hautnahe und Kuschelige passt sicherlich auch besser zur intimen Leidenschaft zwischen zwei Menschen. Der Rote ist eher ein Schmeichler, der Gefallen will und verführen möchte.

Übrigens ist mir als Neuling was Spannendes aufgefallen. Beim Sprühen kam er mir direkt bekannt vor, und dann hatte ich’s - L‘Interdit Rouge! Herber Auftakt, Tuberosenherz und Patchouli-Sandelbasis. Die ähneln sich für mich in ihrer Komposition, auch wenn der Designer eine bessere H/S hat und insgesamt intensiver ist. Ich mag die Ausführung beim V.3 aber lieber, weil er für mich weniger schwer wirkt.

Irgendwann Ende des 21. Jahrhunderts:
Die natürlichen Ressourcen der Erde sind schon lange aufgebraucht, der Klimawandel hat das Leben dort fast unmöglich gemacht. Ein Großteil der Menschheit lebt nun seit mehreren Generationen auf dem Mars.

Heute ist, nach irdischer Zeitrechnung, der 24. Dezember. Auch wenn keines der Kinder dort je einen echten Tannenbaum gesehen hat, so pflegen manche Bewohner noch die christlichen Traditionen zum Weihnachtsfest.

Wir befinden uns in einer Wohnstation auf der Südhalbkugel des roten Planeten. Einige Menschen haben sich im Aufenthaltsraum versammelt, aus den Lautsprechern ertönen leise alte Weihnachtslieder aus dem vergangenen Jahrhundert. In der Luft liegt der herb-würzige Geruch eines Bratens. Pfeffer, Liebstöckel, Safran und Zimt geben dem Retorten-Fleisch aus der Petrischale Geschmack. Man isst gemeinsam und erzählt sich Geschichten vom Leben auf der Erde.

Die riesigen Bildschirme an den Wänden zeigen wunderschöne irdische Winterlandschaften, welche die lebensfeindliche Umgebung außerhalb des dicken Stahls fast vergessen lassen. Aus einem Labor bringt ein wissenschaftlicher Mitarbeiter Pflanzen, die unter dem künstlichen Licht der UV Lampen gut gedeihen und nicht nur zum Verzehr gedacht sich, sondern auch dem allgemeinen Wohlbefinden und dem Raumklima dienen sollen. Ihre kleinen, vielfarbigen Blüten wirken wie winzige Rosen und Maiglöckchen und mischen sich unter die Gewürze.

Offenes Feuer und Rauch sind aus Sicherheitsgründen verboten, daher gibt es keine Kerzen. Das Belüftungssystem erlaubt es zu bestimmten Anlässen einen dezenten Raumduft zu konfigurieren. Ein Nachfahre einer Familie aus dem Erzgebirge erinnert sich an die handgeschnitzten Räuchermännchen seiner Großeltern und er lässt die KI eine Mischung aus Harz, Weihrauch und anderen Hölzern zusammenstellen, die den gesamten Raum erfüllen.

Irgendeiner der älteren Bewohner erzählt, dass ihn der Geruch an die alte Kirche erinnert, die er als Kind immer sonntags besucht hat. Eine besinnliche, fast schon wehmütige Atmosphäre ergreift die Erwachsenen. Die Kinder warten auf ihre Geschenke: Spielzeuge aus dem 3D-Drucker.

Kennt ihr das? Manchmal gibt es eine gewisse Diskrepanz zwischen dem eigenen Verhalten und dem Bild, das man von sich selbst gern hätte. Zumindest geht es mir so. Ich bin, im beruflichen Alltag, ehrlich gesagt oft ein People Pleaser. Mir ist Harmonie im Team wichtig, ich vermeide Konflikte und versuche mit Kompromissen und Hilfsbereitschaft eine konstruktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Manchmal nervt es mich aber selbst an mir, da das natürlich nicht immer meine wahre Gefühlslage widerspiegelt und es einfach auch Kollegen und Kolleginnen gibt, bei denen selbst das nicht hilft.

In solchen Momenten möchte ich eine Boss Lady sein, eine Prise Bad Bitch, einen Hauch von Femme Fatale. Jemand, der respektiert wird und dem es scheißegal ist, ob er gemocht wird oder nicht. Ein wenig über den Dingen stehen, eine gewisse Aura von Rebellion, Selbstbewusstsein und die Sicherheit der eigenen Stärke.

Für mich transportiert Purple Heart V.5 genau das. Direkt nach dem Auftragen werde ich sofort mit fast schon kratzigen, rauchigen Noten bombardiert. Für mich riecht es aber nicht nach Zigarette oder Kamin, sondern eher nach einem geflämmten Whiskey- (oder Pflaumenlikör?) Eichenfass. Kurz danach kommt die schwarze Kirsche dazu, die den Rauch fruchtig unterlegt. Eine total spannende Kombination! Nach etwa einer halben Stunde ziehen sich die Rauchschwaden und die Kirsche etwas zurück und eine angenehm dunkle Süße (Lakritz & Vanille?) macht sich breit. Diese ist aber für mich nie klebrig, denn der Rauch bleibt definitiv im Hintergrund präsent. Tonka und Sandelholz betten das Ganze schließlich weich und etwas sanfter zur Ruhe, Amber gibt eine gewisse Schwere.

Der Duft ist gerade am Anfang sicher kein Schmeichler, hier passieren im gesamten Verlauf viele Kontraste und er ist nicht kuschelig, weich oder gefällig sondern hat Biss und Spannung, ist aber nicht unangenehm. Ich finde die Haltbarkeit und Sillage super, denn ich kann ihn den ganzen Tag wahrnehmen. Ich werde mir wohl bald den wunderschönen Flakon gönnen.