Mariechen

Mariechen

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6 - 10 von 14
Mariechen vor 10 Jahren 7 5
5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
5
Duft
WARNUNG!
Wer generell gerne neues probiert und keine besonders hohe Schmerzschwelle hat, sollte tunlichst(!) darauf verzichten Gelty Pleasures zu verwenden. Es könnte zu ausgesprochen unschönen selbst herbeigeführten Verletzungen kommen, oder gar ganze Menschenmengen dazu veranlassen zu Kannibalen zu mutieren.
Also wenn es einen Duft auf Erden gibt den man Gourmand nennen kann, dann um Himmels Willen dieser. Und dafür kann ich ihn eigentlich nur verabscheuen, DENN...

Bereits die Kopfnote hat es in sich - beim Benetzen meines Handgelenks habe ich sofort den saftigsten, süssesten und intensivsten Elisenlebkuchen mit Schokoladenüberzug vor Augen, den man sich nur vorstellen kann. Ich habe im Dezember selbst welche gebacken und kann nur sagen, der frische Lebkuchen-Schokoladen Duft der damals tagelang in meiner Küche lag entspricht exakt dieser Kopfnote. Und sie ist derart intensiv, dass ich bereits überlegt habe Mitten im Februar direkt noch eine Ladung Lebkuchen zu backen. So schlimm ist das!

Mit sehr starkem Willen habe ich auf das Herz gewartet. Aber ich muss wirklich gestehen, es fiel überaus schwer sich das Handgelenk nicht wenigstens einmal kurz abzulecken. Eine Verhaltensweise die mir eigentlich völlig fremd ist. Man muss also auf alles gefasst sein bei diesem "Zucker-Wässerchen" (das übrigens auch optisch eher einer sagenhaften Schokoladen-Karamell-Sauce gleicht, als jeglicher Form des Wassers).

Das Herz wird durch und durch von Schokolade dominiert. Nicht der dunklen, würzigen Tafel, sondern einer reichhaltigen, warmen Schokoladensauce mit einem Hauch Karamell. So weich, süss und warm, dass einem die Tränen in die Augen schiessen.
Über viele Stunden bleibt einem dieser famose Wohlgeruch erhalten, bis man in sehr, sehr kleinen Schritten vom Leid erlöst auf ein warmes, sicheres Amberbett fallen darf um sich von diesem Schokoladentrip zu erholen. Die Basis, die ich auch noch tags drauf wahrnehme lässt Schokolade nur noch erahnen, hält aber konstant an dem warmen, weichen und süssen Grundtenor des Duftes fest.

Sicherlich die absolute Offenbarung für jeden Gourmandfreund und willensstarken Chocoholic (gibt es die denn?), aber mir ein bisschen zu viel des Guten.
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Mariechen vor 10 Jahren 23 5
10
Duft
Gestaltwandler
Eine schöne Konversation Gestern Abend gab mir den Anstoss den Duft nun doch einmal zu kommentieren. Für mich ist er alles andere als eine Plörre.

Er war mein erster Schritt in die Richtung moderner, anspruchsvoller Düfte die mit dem bekannten Konzept und jeglicher Erwartungshaltung an ein Parfum (ganz nach Louis1, ich kann hier nur applaudierend beipflichten!) brachen und wenngleich ich Entsetzen erwartet habe, empfand ich im Gegenteil sogar eine grosse Anziehung.

Um diesen Duft zu testen muss man sich zunächst einmal frei machen von der gewohnten herangehensweise an eine, nun nennen wir es einmal - Duftverkostung. Komponenten erkennen zu wollen ist hier eher müssig und vorallem hinderlich.

Dennoch - Bei meinem ersten Sprühstoss vernahm ich sofort und in aller erster Linie die intensiven, metallischen Noten, die man schmeckt, wenn man sich z.B. die Lippe aufgebissen hat und sich Blut im Mundraum breit macht. Eisen allein trifft es keineswegs. Für viele ist das ein abschreckender Aspekt. Ich finde dies vorallem interessant.

Dann aber hat sich für mich auf meiner Haut(!) ein Duft entwickelt, den ich und nun muss ich die Grenzen des jugendfreien ein kleines bisschen dehnen, vorallem in einer Situation kennengelernt habe. Nach einem sehr ausdauernden, intensiven, lustvollen Liebesspiel. Und ich meine dies gänzlich unabhängig von irgendeiner bestimmten Körperflüssigkeit! Ich spreche vielmehr die Hormonkonzentration an, die nach einem solchen, leidenschaftlichen Akt intimster, körperlicher Nähe in der Luft liegt und in schwülwarmen Schwaden den Raum erfüllt. Kein definierbarer, bestimmter Duft, ein olfaktorisches Erlebnis anderer, wesentlich subtilerer Art. Es ist natürlich eine sehr persönliche Wahrnehmung und ein sehr persönliches Erleben, aber auf meiner Haut und meinen Duftrezeptoren habe ich diesen "parfumfernen", dennoch intensiven Wohlgeruch genau so wahrgenommen und ich war beinah erschüttert und ergriffen davon, dass es überhaupt möglich ist, dieses, mehr noch, Gefühl, in einen kleinen Glasflakon zu verpacken.

Während viele Menschen ja gern dazu tendieren allerlei Wohlgerüche als "puren Sex" zu deklarieren, kann zumindest ich persönlich behaupten, dass "Secretions Manifiques" vermutlich die ehrlichste Herangehensweise an das Ende einer lukullischen Liebesnacht ist. Für mich. Denn, in der Tat verändert sich gerade dieser Duft ganz enorm durch die Hautchemie. Auf meinem Mann entwickelt er sich beispielsweise in eine wirklich gänzlich andere Richtung. Interessanter Weise nahm auch er diesen subtilen und höchst anziehenden Unterton auf meiner Haut wahr und liebt das Parfum vorsichtig dosiert auf meinem Körper über alle Maße. Bei sich hingegen kann er ihn kaum ertragen.

Auch ein Aspekt den ich überaus bemerkenswert finde und der für die vielen unterschiedlichen, wenn auch oft negativen, Reaktionen spricht.

Ein Gestaltwandler also und in meinen Augen ein bemerkenswertes Stückchen Parfumgeschichte.
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Mariechen vor 10 Jahren 1
6
Duft
Huch, was weht denn da herein?
Beim ersten Aufsprühen kommt mir eine fruchtig-blumige, beschwingt fröhliche Welle entgegen. Sie erinnert mich an meine Teenagerjahre mit den diversen Sommerdüften von Escada. Etwas weniger süss zwar, dafür blumiger, doch genauso unbedarft und mädchenhaft. Fast ein bisschen naiv versucht mich "Lucky Girl" von seinen Eigenschaften als tagträumerisches Düftchen voller Leben zu überzeugen. Ich stelle mir dazu eine 13-jährige mit Flausen im Kopf und dem Drang die Welt zu entdecken vor, die mit einem Korb voller süss-fruchtigem Obst die Küche stürmt, um von einem erlebnisgeladenen Tag zu erzählen. Ich bin die lächelnde Mutti, die in der Ecke sitzt und das Abendessen richtet. Nickend. Abwartend.
Und das glückliche Mädchen wird leiser, etwas sanfter, hat ihr Fruchtkörbchen neben sich in einer Ecke verstaut, zwirbelt mit ihren schmalen Fingern Rosen und Flieder zu harmonischen kleinen Sträusschen. Mag sein, dass da irgendwo auch ein Strauss Lilien steht, aber ich nehme ihn nicht wahr.

Amber und Moschus wird man auch in den späten Stunden niemals wirklich wahrnehmen. Sie bilden nichts weiter als ein dünnes Leinenbett für Obst und Blumen. Vorallem die Melone nehme ich auf meiner Haut noch viele Stunden später wahr, nachdem das Mädchen längst zu Bett gegangen ist.

Sillage und Haltbarkeit sind auf meiner Haut ausgesprochen gut. Wenngleich ich sagen muss, dass bereits nach kurzem für mich nur noch Flieder und Melone wahrnehmbar sind. Diese aber begleiten mich für viele Stunden.

Wer unbeschwerte, fruchtige und durchaus auch ein wenig süsse Düftchen mag, dem könnte man zu einer "Adoption" durchaus raten :-)
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Mariechen vor 10 Jahren 2
7
Duft
Die Elegante
Ja, dieser Duft erinnert mich tatsächlich an meine Grossmutter. Und dies keineswegs im negativen Sinne. Meine Grossmutter war zeitlebens auf ein gepflegtes Aussehen und zurückhaltende Eleganz bedacht. Parfum trug sie ausschliesslich wenn sie ausgegangen ist, denn Parfum galt in ihrer Generation noch als ein teures, exquisites Gut, das man sich gönnt, aber nicht verschleudert. Ihr Parfum, ein Klassiker der frühen 30iger Jahre, spricht für seine Zeit. So wie Esprit de Chine.

Es eröffnet tatsächlich, in Anbetracht seiner relativen, pudrigen Schwere schwungvoll und etwas zitrisch. Die Bergamotte ist für mich gut auszumachen. Dieser anfängliche Eindruck legt sich aber sehr schnell und macht Platz für die typische pudrige Eleganz eines Parfums dieser Zeit. Man sieht es beinah vor Augen, das Boudoir in dem sich die frisch gebadet und gepuderte Dame ihre Strümpfe am Halter befestigt. Der intimste Ort, irgendwo zwischen vollkommener Nähe und perfekter Präsentation. Ein paar Töne des Duftes lassen sogar tatsächlich an den Geruch eines guten, hochwertigen Lippenstifts erinnern. Esprit de Chine ist kein floraler Duft, auch wenn Nelke und Flieder beispielsweise durchaus im harmonischen Einklang auszumachen sind. Insgesamt tragen sie aber nur als Randerscheinungen zum Gesamtbild bei. Es ist schwierig sie separat zu betrachten, da man dermassen beansprucht wird vom Gesamteindruck.
Für ein Parfum aus dem Jahr 1925 ist Esprit de Chine trotz allem relativ leicht und legt sich niemals wie eine Last auf den Körper. Dadurch wirkt es zwar elegant und gediegen niemals aber überheblich. Ein eleganter Duft für die Dame (!), die keinen grossen Auftritt sucht, sondern anschmiegsam durch die Nacht gleiten möchte.
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Mariechen vor 10 Jahren
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
6
Duft
Ein Mhm Duft
Wieso "Mhm" werdet ihr euch fragen. Das sind für mich Düfte, die irgendwie nicht schlecht und definitiv auch etwas anderes sind, aber nicht die Knaller die ich erwartet oder mir gewünscht hätte.

Ich liebe Lindenblüten und Kamille. Ich kann nicht so genau sagen weshalb, viele verbinden ja mit beiden Düften eher Krankheit und Leid. Für mich war aber ein Kamillentee beispielsweise stets eine grosse Wohltat, grade wenn es mir schlecht ging. Deshalb habe ich nach dem perfekten "Wohlfühl-einmummel-irgendwann wird alles gut-Duft" mit eben jenen Komponenten gefahndet und lange Rede, kurzer Sinn, dieser hier ist es nicht.

Aber warum?
Nun ein wesentlicher Aspekt meiner "Urteils" ist die Sillage. Nehme ich beim Aufsprühen noch eine intensive, klare Duftkomposition wahr, ist davon innert 10 Minuten absolut nichts mehr erhalten. Es bleibt ein leichtes Gefühl von Wachs auf der Haut und ein wirklich zarter Dufthauch. Dazu aber später mehr.
Auch die Haltbarkeit der zierlichen Lindenblüte für die Nacht ist nicht gerade weltbewegend. Bereits innert 2 Stunden kann ich mit sehr gutem Willen nur noch einen enorm zarten Erinnerung wahrnehmen. Mein Mann, der meine abgleichende, "zweite Nase" darstellt, findet nur, dass ich, wie immer, 'wunderbar rieche'. "Eben einfach köstlich, nach dir". Soviel dazu. Ich will aber nicht sagen, dass dies nicht einfach auch wirklich mit meiner Haut zu tun hat. Auf dem Papier verlor er bei mir allerdings noch schneller die Fassung. Den fehlenden Alkohol will ich als Begründung nicht unbedingt gelten lassen, der geht auch so manchem CD den ich getestet habe ab und dennoch durfte ich mich an jenen immer deutlich länger erfreuen.

Nun aber zum Hauptpunkt dieser Rezension. Dem Duft selbst. Beim ersten Aufsprühen (was logischerweise sehr viel "nasser" ist) begegnet mir ein leuchtendes Meer aus Lindenblüten. Offensichtlich wachsen diese auf einer Terrasse über der Kamille, denn jene nehme ich im Hintergrund ebenfalls deutlich, aber überaus weich und harmonisch wahr. Keinesfalls auch nur ansatzweise mit dem stechenden Geruch eines Kamillenteebeutels zu vergleichen. Sobald sich diese ersten Nuancen gelegt haben erscheint aber fast ebenso gewaltig im Drydown der Bienenwachs. Dieser wird mit der Zeit von einer sehr dezenten, nur unterstreichenden Süsse begleitet, die in ein mildes grünes Blütenbett übergeht, auf dem der Wachs nun, nach bereits kurzer Zeit deutlich milder, eingebettet, vor sich hin schlummert. Honig an sich könnte ich nicht beziffern. Die grünen Noten lassen Petitgrain und Thymian erahnen, aber mehr auch nicht. Es ist ein wenig als wäre man in einem schnellen 'Wachscabrio' an einem schönen Sommerstag durch eine Lindenallee gerauscht und bei der Ankunft zu Hause noch kurz im Wagen sitzen geblieben, bevor man sich vom Sitz 'gelöst' und wieder anderen Dingen zugewandt hat. Eine nettes Erlebnis, mehr aber leider auch nicht.
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