Sécrétions Magnifiques 2006

Sécrétions Magnifiques von Etat Libre d'Orange
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Kontrovers bewerteter Duft
 
3.2 / 10 342 Bewertungen
Ein Parfum von Etat Libre d'Orange für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2006. Der Duft ist synthetisch-animalisch. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wird noch produziert. Der Name bedeutet „herrliche Körpersäfte”.
Aussprache
Gut kombinierbar mit Office for Men
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Duftrichtung

Synthetisch
Animalisch
Aquatisch
Blumig
Süß

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
maritime Notenmaritime Noten SalzSalz AldehydeAldehyde
Herznote Herznote
BlutBlut AdrenalinAdrenalin MilchMilch
Basisnote Basisnote
IrisIris OpoponaxOpoponax SandelholzSandelholz

Parfümeur

Bewertungen
Duft
3.2342 Bewertungen
Haltbarkeit
8.0254 Bewertungen
Sillage
7.3252 Bewertungen
Flakon
6.5245 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
4.5110 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 24.04.2024.
Wissenswertes
Diesem Parfum wird in Internet-Rezensionen zugeschrieben, mit vollem Vorsatz widerlich zu sein. Dies wird von den Machern ausdrücklich verneint. Entscheidend für den Dufteindruck ist eine hohe Dosis des vom Givaudan-Riechstoffchemiker Philip Kraft im Jahr 2004 erfundenen marinen Duftstoffs Azuron. Azuron hat eine sehr niedrige Wahrnehmungsschwelle (0,014 ng/l) - daher ist eine Konzentration von 0,025% bereits erheblich. Eine der ersten, wenn nicht die erste Verwendung von Azuron - hier im aquatischen Kontext - war im Parfüm "Oscar Marina Spirit".

Rezensionen

55 ausführliche Duftbeschreibungen
2
Preis
6
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
2.5
Duft
Foxear

22 Rezensionen
Foxear
Foxear
Top Rezension 71  
Eiserner Revoluzzer oder Cyborgs, die nach Menschen riechen
Sécrétions Magnifiques – zu Deutsch „Prächtige Körpersäfte“, war das erste Parfum aus dem Hause Etat Libre d'Orange (Eldo). Firmenethos ist das Kreieren von Düften abseits jeglicher Konventionen. Der Gründer, Etienne de Swardt, sieht sich als Rebell im Kampf gegen die olfaktorische Angepasstheit – ein hehres Ziel, das ich gerne unterstütze. Frei nach Rosa Luxemburg – ist die Revolution dieses Duftwassers großartig oder nichts als Quark?

Marketingtechnisch ist Sécrétions Magnifiques ist ein dicker Mittelfinger in Richtung der frischen Aquaten aus den Häusern Armani, Davidoff sowie Calvin Klein, die in den 90ern ihre Blütezeit hatten und eine Trendwende einläuteten, die bis heute Wurzeln schlägt. Animalik wurde an den Rand gedrängt und fristet seit den 00er Jahren ein Nischendasein.

2006 – Auftritt Eldo: „Wir haben einen Duft kreiert, der wie Beischlaf unmittelbar vor dem Orgasmus riecht. Ejakulat, Schweiß, Blut und Adrenalin – pure Animalik! Na, klingt das nicht affengeil?“, ungefähr so kann man sich den Marketingsprech von Eldo vorstellen. Bei der Duftbeschreibung auf der eigenen Internetpräsenz bleibt man hingegen konservativ und zimperlich. Mann und Frau in Missionarsstellung: „Don Juan and the woman who offers herself, arms are laid down. “. Gähnende Langeweile – stellvertretend für den Duft?

Dieser startet ozonisch-maritim, entfernt erinnert er mich ans Meer. Quasi eine Kampfansage an die Aquaten, die man im Anschluss abschießen möchte. Im Verlauf wird es zunächst kühl-metallisch und später cremig – übrigens ist es das erste Mal, dass ich einen Duft als metallisch empfinde – hier ist es adäquat. Das Metallische rührt vermutlich aus dem überdosierten beinhalteten Azuron, das feucht, schwitzig – wie Speichel auf der Haut – riechen soll, sowie einem nachgesagten Schwefelakkord. Das Cremige, welches für die weiblichen Körpersäfte steht, ist ein Ergebnis aus Sandelholz, Milch und Iris. Hintergründig kann man stets den Geruch von Salz wahrnehmen.

Das Metallische ist tonangebend und zieht sich bitterböse bis zum Ende – hat man Beischlaf mit Robotern oder ist selbst ein Roboter, könnte diese Tatsache erklären, was der Duft entfernt mit Sex zu tun hat. Alles andere ergibt für mich keinen Sinn. Ebenso: was hat Blut mit dem Geschlechtsakt zu tun? Keine Ahnung, aber das muss ein abgefahrener Fetisch sein. Etwas bodenständiger kann ich es mir nur so erklären: Blut pumpt schneller, wenn man aufgeregt oder in Ekstase ist – beim Akt eben. Adrenalin ist tatsächlich geruchslos, was Antoine Lie, zuständiger Parfumeur, selbst bestätigte. Daher frage ich mich, wie man Adrenalin neben Blut wahrnehmen kann. Womöglich das Adrenalin, welches im eigenen Blut kocht, während man voller aufgeregtem Ekel mit dem Kopf über der Toilette hängt. Hat man mehr Fantasie als J. R. R. Tolkien, Terry Pratchett und Tad Williams zusammen, riecht man bestimmt Blut, Eiter, Galle, Ejakulat und sogar geruchsloses Adrenalin. Denkt man beim Testen an spuckende Einhörner, urinierende Gremlins oder schwitzende Gummibärchen, dann riecht es bestimmt danach – „Magnifiques jus d'imagination“.

In Summe erhält man einen synthetisch-metallischen Duft mit cremigen Nuancen und hintergründiger maritimer Note, animalische oder erotische Assoziationen kommen für mich nicht ansatzweise auf. Der Duft erinnert mich an eine kreischende Kreissäge, die man vergessen hat auszustellen – laut, langweilig und nach Aufmerksamkeit lechzend. Das Marketing, der Name und die angegebenen Duftnoten haben nur einen Zweck: die bewusste Provokation. Offensichtlich hat es gewirkt, den Ruf als eines der widerlichsten Parfums hält es inne. Auch schlechte Presse ist gute Presse – meine Zeilen sind der Beweis.

Sécrétions Magnifiques ist Revoluzzer aus Leidenschaft – eine radikale andersriechende Ausnahmeerscheinung, als Konzeptduft scheitert er jedoch. Hier könnte ich meine Rezension beenden, allerdings habe ich eine eigene ausgefallene These aufgestellt, die ich im Folgenden erläutere.

Menschliche Augmentation. Diese wird in der Medizin eingesetzt, um verletzte Körperteile, Sehnen und Bänder des Körpers durch Kunststoff- oder Metall-Implantate/Prothesen zu ersetzen. Hauptzweck hierbei ist die Therapie des Körpers und das Zurückgewinnen der Gesundheit.

Oscar Pistorius lief mit seinen Unterschenkelprothesen bei den Paralympics bessere Zeiten als manch ein Olympiateilnehmer. Im Klartext: er lief mit künstlichen Beinen schneller als jemand mit organischen. Es ist davon auszugehen, dass diverse Institute sowie Militärs weltweit in diese Richtung forschen, letztere um die körperlichen Fähigkeiten der eigenen Soldaten zu verbessern. Viele der ursprünglich fürs Militär entwickelten Technologien zogen auf Umwegen in unseren Alltag ein, wie z. B. das Internet, Drohnen, Mikrowellen, GPS und sogar die Bluttransfusion.

Übertragbar ist die Augmentation nämlich auf den Alltag – die Vorteile sind offensichtlich: eine Verbesserung der allgemeinen körperlichen Gesundheit, besseres Sehvermögen, schöneres Aussehen und mehr Kraft. Das Potential ist endlos – birgt aber auch etliche moralische und gesellschaftliche Gefahren, das ist jedoch Diskussionsstoff für Transhumanisten und deren Gegner. Der Mensch übersteigt seine biologischen Fähigkeiten und wird zum Cyborg – halb Mensch, halb Maschine – den Göttern nahe?

In diesem Szenario wird mein eingangs scherzhaft erwähnter Satz „ist (man) selbst ein Roboter“ halbwegs zur Realität. Stellt man sich vor, dass Menschen sich freiwillig mit künstlichen Bauteilen erweitern und das gesunde Fleisch aufgeben, riecht es entsprechend – kühl-metallisch durch die synthetischen Prothesen/Implantate sowie cremig und salzig, was den verbleibenden eigenen Körpersäften wie Schweiß als auch Speichel geschuldet ist. Sécrétions Magnifiques – unser Geruch von morgen?

Passende Musik: Giant Swan - Pandaemonium
Besten Dank an MmeMo und Vrabec für die Probe!
43 Antworten
8
Preis
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
4
Duft
FragFreak666

5 Rezensionen
FragFreak666
FragFreak666
Top Rezension 78  
Ein Dufterlebnis der besonderen Art
Am 25. Januar 2023 haben wir das Raum-Zeit-Kontinuum bis an die Grenzen belastet; rund ein Dutzend wackere Heldinnen und Helden nahmen all ihren Mut zusammen und trafen sich um halb Neun abends, um im Live-Ticker über diese Offenbarung zu schwadronieren.

Viel wird über den Duft im Internet berichtet – von: es „dufte“ nach Fäkalien bis hin zu „so schlecht ist der gar nicht“ ist da alles zu finden.

Meiner Ansicht nach liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Auf jeden Fall war die Neugierde geweckt, als das Sharing im hiesigen Basaar feilgeboten wurde und die Koalition der Mutigsten der Mutigen wurde geschmiedet.

Über die Intention des Parfumeurs, der – wenn dieser Duft sein Erstling gewesen wäre – sicherlich keinen Fuß mehr in irgendeines der Häuser gesetzt hätte, für die er wirklich tolle Düfte kreiert hat, wurde hier schon alles geschrieben. Und auch der Name dieses Duftes sagt ja schon dem Grunde nach alles aus.

Der Akt der menschlichen Liebe kurz vor dem Höhepunkt soll hier dargestellt sein; liebe Parfumas und Parfumos… wenn das so riechen würde, wäre die menschliche Spezies längst ausgestorben. So viel sei schon mal gesagt.

Nun gut, sei es drum; normalerweise ist meine Spühroutine mindestens 10 Pffts pro Duft und ich bin heilfroh, dass ich vorab eine gut gemeinte Warnung erhalten habe, dies um Himmels Willen nicht zu tun. Wahrscheinlich wäre ich jetzt nicht mehr unter Euch, hätte ich diesen gut gemeinten Rat nicht befolgt.

Ich war ich so verwegen, diese magnifique Kreation direkt auf der Haut zu testen. Und ein Sprühstoß reicht durchaus aus, um hier eine Erinnerung für die Ewigkeit zu schaffen.

Was erwartet nun den versierten Afficionado bei diesem sehr konzeptionell anmutenden Duft?

Ich will das Geheimnis nun lüften (und der Raum, in der der Raum getestet wird, sollte wirklich gut gelüftet sein!) – es ist wirklich schauderhaft.

Wie gesagt, von Liebe spüre ich hier nichts; und wie eingangs erwähnt: wir alle wären nicht hier, wenn der Akt der Liebe so riechen würde.

Nach der initialen Applikation des Duftes mittels zitternder Hand am Sprühkopf meines Testzerstäubers macht sich der Geruch von vergorenem, angegrautem rotem Fleisch breit welches zu lange in der Sonne lag. Vielleicht schaut Dir auch eine kleine Madenlarve ins Gesicht und sagt Hallo. Es riecht metallisch, wie Blut, was aus den Überresten hervor tritt.

Nach etwa einer Minute wird das Ganze ein wenig intensiver; die Luft im Raum (trotz Klimatisierung UND offenem Fenster) füllt sich mit diesem Odor. Fahler Geruch, und plötzlich macht der Schlächter einen Proteinshake auf, den er sich genüßlich bei der Verarbeitung der vorgenannten Rohware reinpfeifft.

Als wenn dies nicht schon genug wäre, wird der Duft nochmals dichter; der Raum ist gefüllt mit dieser süßlich, fast cremig anmutenden Unschönheit. Dazu paart sich dann noch eine gewisse Pudrigkeit. Und der Schlächter hat immer noch Appetit, macht sich mit blutigen Händen eine Konservendose Mandarinen auf. Nun kommt eine Zitrik als weitere Komponente auf, die auf der Haut immer stärker zum Vorschein kommt.

Man kann den Duft förmlich schmecken; er nimmt Dich ein – auch wenn Du das nicht willst; ich fühle mich an den Erlkönig von Goethe erinnert: „und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt“ heißt es dort.

Er breitet sich in meiner Nase aber auch im Rachenraum aus. Meine Zunge wird pelzig. Und nein, ich habe ihn nicht getrunken. Mein Handrücken ist unerbärmlich und projiziert diesen Duft immer stärker.

Es ist ein Tritt in die Magengrube. Der härtesten Sorte. Ich empfinde den Zwang, dieses Meisterwerk loszuwerden. Aber es gelingt mir nicht. Selbst geruchsneutralisierende Seife, selbst mehrere Liter Wasser helfen nichts. (Ist Amputation eine Option?!)

Der Duft hat Dich – und Du wirst den nicht mehr los. Wie ein Malus, der Dich bis ans Ende Deines Lebens verfolgt.

Jetzt, etwa 9 Stunden, gefühlten 10.000 Liter Wasser und einer Dusche später kann ich dieses Salzig-Eiweißartige immer noch auf meinem Handrücken wahrnehmen. Was für ein Ritt.

Ich danke wirklich – und das ganz unironisch – allen Beteiligten und vor allem der Initiatorin für dieses einzigartige Erlebnis; einige fanden ihn nicht mal so schlecht. Für mich ist es ein Mahnmal, gute Düfte noch mehr zu schätzen.

Ist Sécrétions Magnifiques desgewegen schlecht? Nein, möchte ich sagen. Warum, wirst Du nun fragen.

Und ich sage es Dir: erstens – Du wirst die schönen Dinge im Leben mehr zu schätzen wissen. Zweitens – diese kollektive Erfahrung macht diese Gemeinschaft hier aus; und drittens: es ist irgendwie Kunst. Ob die einem jetzt gefällt, oder nicht, ist jedem selbst überlassen, aber das ist ja letzten Endes genau das, weswegen wir Düfte und die Genüsse des Lebens so schätzen. Und ein wenig Demut ist niemals verkehrt…

Fazit: Ein Erlebnis der ganz exeptionellen Art; in jeder Hinsicht – konzeptionell sicherlich interessant und spannend, tragbar in meinen Augen auf keinen Fall. Aber meinen Monet nehm‘ ich ja auch nicht mit ins Büro sondern genieße ihn im Stillen, bei einem Glas Cianti und Faberbohnen…
35 Antworten
7
Preis
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
1
Duft
Kovex

29 Rezensionen
Kovex
Kovex
Top Rezension 62  
Das Grauen kommt auf leisen Füßen
Ich studierte Medizin im 7. Semester. Das begleitende Arbeiten auf dem Universitäts-Gelände war selbstverständlich. Momentan schob ich die Nachtschicht in der Pathologie.

Meist waren die Nächte sehr ruhig. Das gleißend helle Licht wurde von den bis an die Decke gefliesten weißen Wänden noch verstärkt. Alle anderen Materialen im Raum waren aus Edelstahl. Der Seziertisch in der Mitte hatte einen Abfluss, damit austretende Körperflüssigkeiten direkt abgeleitet werden konnten. Auf einem Edelstahltisch lagen die Gerätschaften: Knochensäge, Augenschere, Arterienklemmen, Rippenschere, Schädelspalter sowie mein Lieblingsgerät, das Seziermesser.

Es faszinierte mich immer wieder, wie leicht man mit der scharfen Klinge durch das Körpergewebe fahren konnte. Geschmeidig wie durch warme Butter drang das Messer durch das Fleisch. Sogleich öffnete sich je nach Schnitttiefe ein mehr oder minder breiter Spalt, welcher Knochen und innere Organe offenlegte.

Es war 4 Uhr morgens. Beim Blick aus dem Fenster schaute man in ein schwarzes Nichts. Der Herbstregen prasselte an die Fenster und ich freute mich schon auf mein warmes Bett.

Plötzlich hörte ich hektische Stimmen. Der Oberarzt schob eine frische Leiche begleitet von weiteren Studenten auf einem Tisch in den Saal. Das Grauen stand meinen Kommilitonen ins Gesicht geschrieben. Es war Sophie. Sie war ein Semester unter uns. Jeder kannte sie, denn sie war bei den männlichen Studenten ob ihrer Attraktivität und Ausstrahlung hoch im Kurs.

Der Oberarzt übergab mir die Verantwortung und erklärte, dass sie vermutlich vergiftet worden sei und das wir uns beeilen müssen, wenn wir das unter Umständen sehr flüchtige Gift und somit die Todesursache noch feststellen wollten.

Ich zog zunächst das Laken von ihrem toten Körper und der professionelle Abstand zu meinen Patienten ging schlagartig verloren. Eine Traurigkeit lag in ihrem Gesicht, die ich nicht vergessen werde. Sie war so jung.

Ich öffnete ihr die Augen um eventuelle Vergiftungserscheinungen zunächst optisch zu eruieren. Ein ganz zarter Hauch von künstlicher Blumigkeit entströmte ihr. Vielleicht hatte der Tod schon alles Natürliche von ihr genommen. Ihre Haut war milchig weiß und die leichte Kokosnote ihres Haares konnte den blumigen, leicht süßlichen Leichengeruch nicht überdecken. Nie hatte mich der ozonische, von verschiedenen medizinischen Desinfektionsmitteln geschwängerte Geruch des Operationssaales gestört. Das war heute anders. Sie war noch warm.

Als ich mit dem Seziermesser ihren Oberkörper öffnete trat sofort eine große Menge Blut daraus hervor. Es lief warm und dickflüssig über meine behandschuhten Hände. Die metallische Geruchsnote des Blutes schien durch den kalten Stahl meines Messers potenziert zu werden. Erste Würgeerscheinungen ließen mich beim Schneiden kurz innehalten. Das Blut hörte gar nicht mehr auf zu fließen, meine Hände zitterten und alles um mich herum begann sich zu drehen. Der Raum war erfüllt von der metallischen Erbarmungslosigkeit des kühlen Stahls und des noch warmen Blutes, das so sehr nach Unschuld roch.

Kurz bevor ich auf dem Boden aufschlug, hörte ich meinen Professor mich noch anschreien, was mit mir los sei. Dann wurde alles dunkel.

Und wenn ihr wissen wollt wie Sécrétions Magnifiques riecht, dann lest den Kommentar doch einfach nochmal.
30 Antworten
1
Preis
7
Sillage
8
Haltbarkeit
2
Duft
NuiWhakakore

96 Rezensionen
NuiWhakakore
NuiWhakakore
Top Rezension 50  
Verfluchter Schöpfer!
Schon als kleiner Junge habe ich mich sehr für Literatur interessiert. Natürlich bin ich dabei auch irgendwann über Frankenstein gestolpert. Ich dürfte 10 Jahre alt gewesen sein. Und ja, das Buch hatte mich gefesselt, fasziniert, manch einer würde sagen besessen. Jedenfalls wusste ich beim ersten Lesen, dass ich dieses dort beschriebene Leben erschaffen wollte – mit modernen Mitteln selbstverständlich. Unnötig zu erwähnen, dass meine Intelligenz weit über dem elenden Durchschnitt liegt. Ich scheue mich nicht von Genialität zu sprechen, falsche Bescheidenheit führt uns hier nicht weiter.

So mancher hatte mir Hürden in den Weg gelegt. Unethisch sei mein Werk, mein Streben, wahnsinnig gar. Geächtet und verstoßen wurde ich von der ach so respektablen Wissenschaft. Im Verborgenen musste ich meiner Arbeit nachgehen, sogar in die Illegalität abdriften, um die Mittel und Werkzeuge zu bekommen, die ich benötigte meinen Traum zu erfüllen. Aber ist es wirklich nur mein Traum? Ist es nicht vielmehr der Traum der Menschheit? Unsterblichkeit? Kann es verwerflich sein, wahrhaft göttliches zu schaffen? Selbst die geistig minderbemittelte Mehrheit der Menschen kann das nur mit nein beantworten.

Es hat Rückschläge gegeben und Entbehrungen. Sozialleben führe ich schon lange keines mehr. Aber all die Mühe hat sich gelohnt und liegt nun fast vollendet vor mir nackt auf dem Stahltisch. Alles ist bereit, der Körper gut erhalten und natürlich nicht krude zusammengenäht wie im Buch. Ich habe ihn günstig am Stück erstanden. Es gibt für alles einen Markt, alles was man braucht ist etwas Geld. Atmung und Herzschlag funktionierten bereits, soweit ist alles nur Technik und Handwerk. Der göttliche Funke muss aber noch überspringen, der Geist wieder zum Leben erweckt werden, das ist die wahre Herausforderung, das woran ich all die Jahre gearbeitet habe.

All die Jahre meiner Arbeit ruhen jetzt in einer kleinen Phiole, all die Demütigungen, die öffentliche Scham, Entbehrungen und Anstrengungen, gleichsam destilliert in dieser goldenen Flüssigkeit. Ich öffne sie und der Geruch waberte augenblicklich durch mein Labor, eine süßliche Fäulnis verströmend. Blut, Schweiß und Ozon sind nur einige der harmloseren Zutaten. Den Rest wollt ihr nicht wissen, würdet es eh nicht erfassen.

Ich träufele etwas davon unter die Nase des Probanden und augenblicklich läuft ein leichtes Zittern über die bis dahin flache Linie des EEG. Bald geht das Zittern auch durch den Körper und flackernd öffnen sich die Lieder. Augen, aus denen der pure Terror spricht, fixieren mich unsicher. Mit belegter Stimme flüsterte es:

„Boah, riecht des grausam.“

Damit schließen sich die Augen und das EEG wird wieder zu einer flachen Linie. Scheitern, sagen die Kleingeister. Mitnichten, sehr vielversprechend, sage ich, vielleicht etwas zu viel Adrenalin, aber die Richtung stimmt.

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Ich glaube ausdrücklich nicht, dass man mit diesem Duft Tote wieder zum Leben erwecken kann, auch nicht für kurz. Das Gegenteil glaube ich aber auch nicht. Würgereiz kann Sécrétions Magnifiques aber definitiv auslösen, also Vorsicht!
Viele der hier beschriebenen Assoziationen zum Duft kann ich gut nachvollziehen, Blut vor allem, durch eine metallisch-salzige und süßliche Note. Schweiß und ein Oberflächenanästhetikum wie beim Zahnarzt würde ich auch gelten lassen. Vollends ekelig wird es für mich aber, sobald die Kokosnuss und die Milch dazukommt. Dann ist es leider vollends vorbei. Ich bewundere aufrichtig alle, die diesem Duft etwas positives abgewinnen können.

Danke an Gandix, der war lustig!
37 Antworten
Alan

21 Rezensionen
Alan
Alan
Top Rezension 47  
Vom Schulsport und masturbierenden Robotern
Mein erster Kommentar bei parfumo soll sich einem Parfum widmen, das gemeinhin als Widerwärtigkeit bezeichnet wird und überaus menschlich riechende Bestandteile in sich vereinen soll: Blut. Schweiß. Sperma. Speichel. Milch. Ohne allzu selbstgefällig wirken zu wollen, so habe ich doch bereits eine weite olfaktorische Reise hinter mir und dabei so manches Abenteuer erlebt. Der Brodem eines Bauarbeiters im Hochsommer begegnete meiner Nase in "M" von Puredistance, Jar lieferte mir mit "Ferme tes Yeux" uringetränkte Höschen, "Ambre Loup" von Rania J roch auf meiner Haut zwar nicht nach menschlichen Exkrementen, aber doch zumindest nach Pferdeäpfeln, und "Harbinger" von Soivohle schenkte mir den nicht unangenehmen Geruchseindruck eines frisch gewaschenen männlichen Genitals. In anderen Worten, ich hielt mich für abgehärtet und ausreichend gewappnet, das olfaktorische Schlachthaus zu betreten.

Unglücklicher- oder vielleicht auch erfreulicherweise führt mich "Sécrétions Magnifiques" nicht weiter als in die Sporthalle meiner Schülerjahre, und Sex in der Umkleide fand hier definitiv nicht statt. Ein wenig abgestandener Schweiß ist zu riechen, ja, doch von Desinfektionsmittel übertüncht und seines animalischen Eindruckes beraubt. Die Matte, auf der ich stehe und die im Notfall einen Fall lindern soll, riecht nach Plastik. Gerade habe ich mich am Reck gedreht, und nun hängt dieser metallische Geruch an meinen Händen. Das ist der Kern von "Sécrétions Magnifiques", der Geruch einer verschwitzten, mit Talkum gepuderten Handfläche, die Metall berührt hat. Ein Geruchsbild frisch aus der Sporthalle, und das einzig Ungewöhnliche daran ist eine Vase mit ein paar kümmerlichen Blumen, die jemand in die weit entfernte Ecke gestellt hat und die dort schwachbrüstig ein pastellfarbenes Duftwölkchen erzeugen.

Niemand hat in die Ecke gepinkelt. Nirgendwo liegt ein benutztes Kondom herum. Im Geräteraum wurde kein Huhn geschlachtet. Niemand hatte den Mumm, drei Tage ungewaschen oder auch nur ohne Deodorant zum Sport zu erscheinen. Sogar der Boden ist frisch geputzt. Mit menschlicher Kopulation wollte man schockieren, geliefert wurde aber höchstens ein masturbierender Robotor, metallisch, steril, lustlos. Ist "Sécrétions Magnifiques" wohlriechend? Nein, das kann ich nicht sagen. Es gibt definitiv angenehmere Gerüche. Ist "Sécrétions Magnifiques" übelkeitserregend? Auch das kann ich nicht behaupten. Vorausgesetzt, andere Menschen wussten nicht, wonach dieses Parfum riechen sollen, überwogen sogar positive Reaktionen wie "frisch" oder "blumig". Nur jene Testpersonen, die zuvor aufgeklärt wurden, befanden den Duft für widerlich. Ist "Sécrétions Magnifiques" avantgardistisch, orginell, revolutionär, gar skandalös? Nein. "Sécrétions Magnifiques" ist einfach - ein nicht besonders gutes Parfum. Es scheitert sowohl als Wohlgeruch, als auch als Konzept, und begeht damit die Todsünde, mich zu langweilen. Dafür verdient es exakt null Punkte.
19 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

116 kurze Meinungen zum Parfum
FoxearFoxear vor 3 Jahren
6
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
2.5
Duft
Kreischende Kreissäge: kühl-metallischer Duft von sterilen Robotern beim Beischlaf oder Menschen die über Kabel an der Matrix hängen. Gähn!
36 Antworten
SalvaSalva vor 7 Monaten
0.5
Duft
Für derartiges Konzeptzeugs
fehlt mir einfach jegliches Verständnis
Riecht für mich nur nach
Erbrochenem
Sorry, abartig u. widerlich
43 Antworten
FreshdennisFreshdennis vor 4 Jahren
4
Flakon
9
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10
Haltbarkeit
0.5
Duft
Ich trage den immer, wenn ich auf's Amt muss. Wartezeit verkürzt sich von 5 Stunden auf 5 Minuten. Love it! : )
3 Antworten
Eggi37Eggi37 vor 2 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
0.5
Duft
Mit vollen Magen
& Adrenalin Schaden
Ins salzige Meerwasser wagen
Milchig-cremiges Erbrechen
Blutige Haie tun sich vor Geruch erschrecken
28 Antworten
VerbenaVerbena vor 2 Jahren
5
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
5
Duft
Fundstücke. Blutmetallische Rostsüße. Milchig fade in Meerwasser geronnen. Das Grauen schweigt leblos kalt, doch es ist da. Dexter war hier.
26 Antworten
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