Marieschoice

Frisch ersoukt habe ich hier die Möglichkeit, eine Rezension zu diesem Duft abzugeben. Und um so viel vorweg zu nehmen: so schlimm finde ich ihn gar nicht - im Gegenteil!

Das DD am Sprühkopf ließ mich bereits vor dem ersten (eigenen) Sprüher zuversichtlich an die Sache herangehen. Kurze Ernüchterung, denn beim Sprühen erschlägt mich dann eine Haarspraynote, wie ich sie noch von keinem anderen Duft kannte. Taft Extrawurst-Vier-Jahreszeiten quasi. Diese Haarspray-Note hält sich auch hartnäckig durch den gesamten Duftverlauf hindurch, flacht aber stark ab und verliert an Intensität.

Erst langsam kommen die schönen Bestandteile des Duftes zum Vorschein. Eine Guave, die dem Duft seine Frische und leichte Säuerlichkeit verleiht, eine süße Mango, die sich etwas schüchtern hinter der Guave zurückhält und erst in den Mittelpunkt des Geschehens tritt, als diese sich langsam zurückzieht und natürlich Blumen. Kokosmilch nehme ich wirklich nur sehr dezent und mit Wohlwollen wahr, dafür aber einen sanften Hauch Oud, welcher sich schnell verflüchtigt. Die Kokosmilch kommt mit der Zeit etwas mehr durch.

Für mich ist dieser Duft eher frisch-fruchtig-blumig als cremig-süß. Den Vergleich zum Piña Colada Cocktail sehe ich nur bedingt. Wer einen tiefen, cremigen und süßen Duft sucht, der sollte sich eher an den "Keep Glazed | The House of Oud" halten. Meiner Meinung nach hält der "Mango Aoud | Gritti" das, was der "Keep Glazed | The House of Oud" kurz im Auftakt verspricht. Diese Frische, die dort durch die Erdbeerblätter versprüht wird, bleibt beim "Mango Aoud | Gritti". Er wird sicherlich nicht mein Favorit, wenn es um Mango-Düfte geht, denn da habe ich tatsächlich im "Keep Glazed | The House of Oud" meinen Favoriten gefunden, aber für den Sommer ist es ein toller Duft. Er erinnert mich etwas an "God of Fire | Stéphane Humbert Lucas" aber ist doch anders. Auch zum "Shooting Stars - Cruz del Sur II | XerJoff" gibt es gewisse Ähnlichkeiten, aber im Großen und Ganzen würde ich den "Mango Aoud | Gritti" als eigenständigen Duft beschreiben, den man entweder mag oder eben nicht. Die Haltbarkeit finde ich bei diesem Duft, gerade verglichen mit anderen Gritti-Düften, vollkommen in Ordnung. Auch eine Sillage wird deutlich aber nicht erschlagend wahrgenommen, so berichtet mein Umfeld im direkten Test. Abschließend möchte ich jedem empfehlen, diesen Duft zu testen und ihm Zeit (!) zu schenken. Von einem Blindkauf rate ich ab.

Ein stürmischer Herbstnachmittag. Draußen bläst der Wind, während du in einem gemütlichen Café sitzt und auf deine Freunde wartest. Du schaust raus und siehst die rot und orange gefärbten Blätter durch die Luft wirbeln, während dich selbst eine wohlige Wärme überkommt und der Duft von erwärmter Milch mit Honig, Mandelkuchen und Schwarzwälder-Kirsch-Torte dir vom Nachbartisch in die Nase strömt. Du bestellst dir einen Tee. Es ist ein englischer Schwarztee mit Wildkirsche. Neben deiner Tasse liegt ein kleiner Amaretto-Keks. Während du einen Schuss Milch in deinen Tee gießt, beobachtest du, wie sich die dunkle Farbe in etwas sehr cremiges verwandelt. Du legst den Amaretto-Keks auf deinen Löffel, tauchst ihn kurz in deinen Tee und lässt ihn dann in deinem Mund zerfließen. Deine Freunde sind da.

Reizüberflutung. Dieser Duft ist so schmackofatz, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft und mein Hirn kurz aussetzt, weil es mit so vielen Bildern und Assoziationen überflutet wird. Im einen Moment sehe ich mich noch am tropischen Strand wie ich den Sonnenuntergang beobachte und die reifen Mangos hinter mir von den Bäumen purzeln, im nächsten Moment erinnere ich mich an die langen Sommerabende als Teenager und den Heimweg auf dem Fahrrad vom Freibad Nachhause. Vorbei an blühenden Rapsfeldern die eine leichte blumige Süße verströmen, mit einem Cuia Mara Split Eis in der einen Hand und der anderen Hand am Lenker.

Was die Haltbarkeit, den Flakon und die Sillage angeht sind die Lattafa-Düfte eh überragend, aber dieser Duft ist so exotisch, cremig und durch die hellen Blüten feminin, er hätte auch Mango-Tango heißen können. Kokosnuss penetriert den Duft nicht, sondern taucht für meine Nase eher sanft im Hintergrund auf. Auch die Mango und Passionsfrucht wirken nicht synthetisch-überladen, sondern reif. Sie machen den Duft angenehm fruchtig. Weder ist dieser Duft spritzig, noch ist er zu pappig-süß. Im weiteren Verlauf mit Cashmeran und Vanille wird er immer cremiger und durch den Moschus ausgeglichen.

Gerade gestern Abend unterhielt ich mich noch mit einem Freund über „Clean Scents“ und darüber, dass ich den richtigen für mich noch suche. "Replica - Bubble Bath | Maison Margiela" verlieh mir Kopfschmerzen, "Replica - Lazy Sunday Morning (Eau de Toilette) | Maison Margiela" war ganz nett, aber eben auch etwas „lazy“ in der Performance. Vor ein paar Tagen laß ich über die „Extreme“-Reihe von Louis Varel. Noch am selben Nachmittag ging ich zur örtlichen Drogerie und kaufte den "Extreme Oriental | Louis Varel" und den "Extreme Rose | Louis Varel" . Zu beiden findet ihr von mir ein kurzes Statement. Der Extreme Oriental hat meine Sammlung schon am nächsten Tag wieder verlassen. Aber Moment - da gab es doch noch einen auf der Website von Herrn Varel, den ich interessant fand: den Extreme Jasmine. Leider nicht vor Ort erhältlich. Also auf der Rückfahrt direkt online bestellt ohne besondere Erwartungen. Ich ging von einem blumigen, frischen Duft aus. Und blumig ist er ja im Kern auch. Eigentlich ist es gar nicht so abwegig und ich hätte auch vorher selbst mal auf die Idee kommen können, denn Jasmin(blüte) ist eine häufige Duftrichtung bei Weichspüler. Mich erinnert dieser Duft jedenfalls stark an frisch gewaschene Wäsche. Bereits als ich die Kappe meines Blindbuys abnahm, strömte mir dieser Sauberduft entgegen und ich war sofort verliebt. War das endlich der Clean-Scent den ich so lange gesucht hatte? Und ja, er ist definitiv mein aktueller Favorit in dieser Richtung. H/S sind vollkommen in Ordnung zu dem Preis und der Duft ist einfach wunderbar. Er ist kein klassischer „Clean Cotton“-Duft, sondern eben ein blumiger. Selbstredend, dass man Jasmin mögen sollte. Der Duft wird mit leichter grüner Frische umspielt. Ich stelle mir frische Wäsche auf einer Wäscheleine am frühen Morgen im Garten vor, wenn noch leichter Morgentau die Wiese bedeckt und man das holzig-erdige der Bäume sanft im Wind mitschwingend wahrnimmt. Absoluter Glücksgriff.

Kleiner Nachtrag zur Haltbarkeit: 5-6 Stunden, dann kann man ihn gut erneuern

I hear your voice
It's like an angel sighin'
I have no choice
I hear your voice
Feels like flying
I close my eyes
Oh God I think I'm fallin'
Out of the sky
I close my eyes
Heaven help me
When you call my name, it's like a little prayer
I'm down on my knees, I wanna take you there
In the midnight hour, I can feel your power
Just like a prayer, you know I'll take you there

Dieser Duft hat nach mir gerufen und er gibt mir alles, was ich brauche. Er erinnert an einen Besuch in der Kirche, aber ist gleichzeitig aufreizend, irgendwie mystisch. Noch nie habe ich in einem Duft derart deutlich Weihrauch und Myrrhe wahrgenommen, obendrein auch noch in einen positiven Einklang gebracht, denn es ist alles harmonisch und gleichzeitig doch so überraschend. Tabak, Vanille und Kakao machen diesen Duft sinnlich. Mir fällt keine passendere Assoziation ein, als die Madonna der späten 80er. Mit ihrem Lied "Like a Prayer" und dem dazugehörigen Musikvideo brach sie alle Konventionen. Sie provozierte, ließ die Menschen spekulieren und träumen. Das ist es, was auch dieser Duft in mir auslöst. Er ist irgendwie verrucht. Mich lässt er träumen und ohne jetzt blasphemisch zu werden - jeder darf spekulieren, ob ich heute auf der Seite eines sexy Teufels oder einer heiligen Maria stehe.