Marijka

Bei mir war es ebenfalls ein Blindkauf und ich habe es nicht bereut. Ich habe mein Fläschchen bereits leer, denn ich mochte es jetzt im Sommer sehr sehr gerne.
Was mir auffiel, ist die sonderbare Art der Sillage: es kam immer unerwartet. Man roch es dann ganz dezent im Raum und konnte es aber keiner Person zuordnen. Es verteilte sich sozusagen gleichmäßig. Manchmal überraschte es sogar mich. Aus heiterem Himmel hatte man diesen dezenten blumigen Duft in der Nase. "Was riecht denn hier?", fragte ich zu Beginn ganz überrascht. "Das bist Du", sagte mein Freund. "Immer wenn Du irgendwo warst, bleibt dieser leichte Duft nach Blumen zurück und wenn ich Dich irgendwo suche, dann muss ich einfach diesem Geruch folgen, weil ich weiß, dass nur Du so riechst..."

Ich oute mich mal als Herrenduftbenutzerin. Und nein, ich bin eigentlich genau das Gegenteil von maskulin. Nur manchmal ist mir einfach danach...
Diese Woche nahm ich also Abschied von meinem Bleu. Man glaubt es kaum, aber der ist leer. Ich musste auch zwei mal gucken, denn soooo klein ist meine Sammlung nun auch wieder nicht. Und ich benutzte ihn nicht täglich.
Und hier liegt ja auch der Hund begraben: denn im Bleu kann man baden und er riecht immer noch leise und unauffällig. Man kann ihn also nicht überdosieren, aber man bekommt mit Sicherheit auch keine Sillage. Gewiss hat beim "Entleeren" auch mein Freund mitgeholfen. Nur musste er am Ende auch zugeben, dass es an ihm nicht annähernd so gut roch, wie an mir :))) Also blieb er lieber bei seinem Antaeus...
Klar beginnt er recht frisch und sportlich, aber danach ist an meinem Freund der Duft nicht mehr wahrnehmbar. An mir jedoch entwickelt er sich blumig, seifig, warm und edel. Das ganze allerdings sehr hautnah und für die Mitmenschen kaum bis gar nicht wahrnehmbar. Es riecht einfach nur wie frisch geduscht. Gefällig, gediegen, diskret - alles, was man von einem Alltagsduft erwartet.
Die 30% habe ich für die miese Haltbarkeit und die Verfehlung der eigentlichen Zielgruppe abgezogen. Sonst hätte er durchaus mehr bekommen und wäre eventuell ein Nachkaufkandidat. ABER! Bleu ist wie ein Luxusschlitten: kostet viel, verbraucht noch mehr und transportiert mich einfach nur von A nach B - also das schafft auch mein Mittelklassewagen, nur steht eben nicht Merc... äh, Chanel drauf ;)

Den Duft hatte ich vor ca. 10 Jahren getragen. Habe ihn sogar zwei mal nachgekauft. Das war MEIN Duft, nachdem meine "Beziehung" mit Laura von Laura Biagiotti vorbei war ;))) Als ich ihn vor kurzem wieder mal geschnuppert habe, war es wie eine Zeitmaschine: Ich war wieder jung und unbeschwert, die Zukunft und das Erwachsensein waren weit weit weg. Es war Sommer, Abschlussfahrt, Lagerfeuer, Tequila und drei Jungs, die was von mir wollten... In dieser Zeit hab ich wohl die meisten Komplimente für mein Parfüm bekommen, als jemals zuvor oder jemals danach. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, so lag es sicher ganz einfach an den Hormonen, aber damals war ich natürlich felsenfest davon überzeugt, dass es am Envy Me lag. Und Envy Me ist und bleibt für mich einfach dieses Gefühl der Unbeschwertheit, der knisternden Spannung, der Schmetterlinge im Bauch, der verstollenen Berührungen und der Ungewissheit über den Rest des Lebens...
Hätte ich ihn jetzt erst, so völlig emotionslos und wertfrei getestet, hätte ich gesagt: zu süß, zu kitschig, zu rosa, zu plüschig. Aber ich kann es nicht tun. Dafür verbinde ich viel zu viel mit diesem Duft. Ich liebe ihn. Er ist meine private Zeitmaschine.

Das ist mein zweiter Bond, den ich teste, und ich warte immer noch vergeblich auf den Aha-Effekt...
Der Duft ist angenehm grün und frisch. Eher maskulin als feminin, aber ich stehe auf herbe maskuline Düfte. So, wo bin ich stehen geblieben? Ach ja: grün und frisch. *grübelgrübel* grün und frisch und angenehm. Ganz ehrlich: mehr fällt mir dazu nicht ein, weil da nix mehr dahinter ist. Es ist ein schönes Düftchen für den Alltag, aber da drauf könnte genauso Mexx drauf stehen und dann würde ich ihn immer noch einfach nur nett finden.

Gleich vorab: ich mag ihn nicht. Es ist mir zuviel Patchouli in der Basis und das kann ich nicht ab. Das riecht für meine Nase müffig.
ABER: es ist ein gut gemachter Duft. Da ist eine Entwicklung zu beobachten, was ich bei den meisten Neuerscheinungen so vermisse. Der Anfang ist schön intensiv. Die Brombeere (oder was es auch sein soll) eher synthetisch. Aber dann kommt auch schon nach und nach Patchouli durch und die damit verbundene müffige Pudrigkeit.
Die Haltbarkeit ist ok bis gut. Es ist auch ein sehr warmer Duft - also eher für die kalte Jahreszeit.