Markyta

Wenn man Essence d'Orange aufsprüht, wird man zunächst mit einer herben zitrischen Note empfangen. Während sich Bergamotte und Orange in kürzester Zeit verabschieden, wirkt das Herbe noch 4- 5 Stunden nach bevor es sich heimlich, still und leise in Luft auflöst.In dieser Zeitspanne kann man eine Ahnung von Veilchen erschnuppern, das aber zügig im Patchouli abtaucht.Im Wesentlich bleibt einem eine ziemlich kantige Zedernote, die durch das Patchouli ein wenig abgemildert wird. Der Duft hat mir in der Parfümerie deutlich besser gefallen, irtgendwie war da mehr Orange. Das was da nach dem kurzen Intermezzo der Kopf- und Herznote bleibt, ist doch für meine Nase eher maskulin als unisex.

Für mich, das Parfum schlechthin und seit über 25 Jahren in meinem Sortiment. Viele orientalische Düfte sind in erster Linie schwer und süß und/oder erdrückend, so empfinde ich zum Beispiel Opium von YSL. Mitsouko empfindet meine Nase vordergründig als würzig und herb. Es fällt mir schwer einzelne Komponenten klar von anderen abzugrenzen. Zimt, Eichenmoos und Ambra sind für mich die herausstechenden. Sie werden perfekt umhüllt von einem feinen zarten Blüten - Akkord, der mitschwingt, aber weder dominiert noch untergeht. Selbst nach Stunden ist da immer noch ein Hauch von Jasmin und Ylang-Ylang. Einzig der zitrische Teil der Kopfnote vergeht recht schnell und ich schnuppere ihm etwas wehmütig, aber auch voll freudiger Erwartung auf das was da noch kommt, hinterher: Der Souk der Gewürz-Händler in Tunis, ein feuchter Waldboden nach einem Sommergewitter - einer der Glücks- Gerüche meiner Kindheit und, das hört sich jetzt vielleicht doof an, der herbe Duft (Moos und Tabak) meines Opas, wenn er sauber und rasiert am Sonntag morgen zum Frühschoppen ging und mir 20 Pfennig für ein Eis am Büdchen in die Hand gedrückt hat. Sowieso hätte ich Stein und Bein geschworen, dass Mitsouko sowohl Tabak als auch einen Hauch Weihrauch enthält.
Nachdem, was ich über die Neuauflage gehört habe, bin ich froh, das ich noch eine, immer kühl und dunkel aufbewahrte, fast volle Flasche aus der alten Auflage habe und sich ein kleines Fläschchen Parfum in meinem Besitz befindet, das alle Jahr mal ein winziges Tröpfchen fürs Ohrläppchen abdrücken muss und daher, nach fast 19 Jahren, immer noch wohl gefüllt ist. Hoffentlich findet man früher, oder später wieder zur alten Rezeptur zurück. Auf das mir dieses göttliche Elixier niemals ausgehen wird.

An Tagen, an denen man sein Selbstbewusstsein morgens im Badezimmer vergessen hat, sollte man tunlichst die Finger von Shalimar lassen. Wenn Du Shalimar trägst musst Du strahlen und selbstbewusst sein, sonst erdrückt es Dich, man kann halt mit gesenktem Haupt keine goldene Robe mit Reifrock tragen, das wirkt einfach nur mitleiderregend.
Trotz der vielen Orientalen auf dem Markt, mit Shalimar fällt man auf, dass muss man wollen und auch aushalten.
Ich kenne nur wenige Parfums, die so komplex, so vielschichtig und so unglaublich aufregend und so präsent sind wie dieses, und obwohl ich genügend Anlässe habe, zu denen ich es tragen könnte, tue ich es doch eher selten, weil mich seine barocke Opulenz oft einfach überfordert. An Abenden an denen ich mich aber gut fühle und es aufsprühe, fühle ich mich wie die Königin der Nacht. Der Katzenjammer kommt am Morgen - die Weihrauchkomponente, die 24h locker überlebt, löst bei mir mit der Zeit starke Kopfschmerzen aus. Daher von mir - nur - 90%.

Die zitrisch -herbe Note der Bergamotte und des grünen Tees helfen einem an heißen Tagen einen kühlen Kopf zu bewahren. Die würzigen Bestandteile, ich nehme hauptsächlich den Pfeffer wahr, verleihen dem Duft Kraft und Ausdrucksstärke. Rose und Jasmin geben Tiefe und Volumen. Die Orangenblüte geht irgendwie unter, aber ich vermisse sie nicht. Ein wahrer Energiebooster, der mir an Kampftagen im Büro das Gefühl gibt, Bäume ausreißen zu können. Bereits ein langjähriger und zuverlässiger Begleiter.

Dieser Duft ist warm, weich und sinnlich. Er hüllt einen zart und leicht ein, wie Shantungseide.
Edel und zurückhalten eignet er sich nicht unbedingt für Jeans und T-Shirt, sondern eher für den Hosenanzug im Büro, einen Nachmittag im Museum, ein Abendessen mit Freunden. Für den Großen Auftritt ist mir Bvlgari Femme allerdings nicht spektakulär genug, da bevorzuge ich dann doch die schweren, würzigen Orientalen. Ich trage es viel auf der Arbeit, insbesondere dann, wenn ich nicht so recht weiß nach welchem Duft mir heute ist. Mein absoluter Wohlfühlduft der keine Ansprüche an mich stellt und mir Sicherheit gibt.
Meine Nase nimmt hauptsächlich die weiche und balsamische Mimose wahr, die mit der Zeit dem Sandelholz mehr und mehr Raum gibt. Moschus und Iris runden das Ganze ab, sind aber als Duftkomponenten kaum auszumachen. Rose, Bergamotte und Neroli kann ich nur erahnen, Jasmin und Veilchen halten sich dezent im Hintergrund. Seit 15 Jahren einer meiner Lieblingsdüfte.