Mautscht

Mal ehrlich: Die Herrendüfte von "Hugo Boss" bewegten sich gefühlsmäßig bisher immer haarscharf auf der Grenzlinie zwischen "Doulgas" und "dm", weil dieses postpupertäre, fast schon prollige Image des 90er-Jahre-Yuppies meiner Ansicht nach eigentlich schon damals eher leicht peinlich wirkte. Und so erwartete ich bei "The Scent" lediglich ein weiteres 'Gebottel', obwohl mich dieser prägnante und vielversprechende Name in der Tradition von "The Voice" und "The Taste" schon etwas neugierig machte. Und da stand ich nun vor dem Fläschchen mit dieser edlen, bernsteinfarbenen Flüssigkeit, die zu Recht von metallischen Gitterstäben bewacht werden muss! Denn dieser Duft ist für mich einfach sensationell, katapultiert seinen Schöpfer mit einem Schlag in die Liga von "Cartier", "Dior" und "Chanel" und repräsentiert meiner Meinung nach absolut den 'Mann von heute'.
Zuerst taucht man in eine Wolke aus mildem Whiskey und Zigarrenrauch, danach umgibt Dich eine würzige Fruchtigkeit und was letztendlich und langanhaltend auf der Haut haften bleibt, ist der angenehme und luxuriöse Geruch von neuen Ledersitzen. Vor allem die mitschwingende und allumfassende Süße finde ich in dieser Kombination mit den soeben beschriebenen männlichen Attributen mehr als gelungen, da im Jahr 2015 glücklicherweise auch der 'echte Kerl' zu seiner weiblichen Seite stehen darf - ja sogar sollte. Und so ist der Name Programm, denn es handelt sich in der Tat nicht um 'The Smell', sondern wirklich und wahrhaftig um "The Scent".

Da gibt es diesen Duft bereits seit 2008 und 'raste' im wahrsten Sinn des Wortes sieben Jahre an mir vorbei bis ich ihn gestern erleben durfte und daraufhin sofort kaufte! Für mich stellt "Roadster" ein völlig neues und bis dato unbekanntes Dufterlebnis dar, weil sich das Minzige sofort sehr dominant zeigt (es ist in der Beschreibung nicht umsonst 'groß' geschrieben) und sich auch bis hin zur/als Basisnote weiter entfaltet. Diese Dominanz ist in keinster Weise aufdringlich, sondern im Zusammenspiel mit dem Zitrischen der Bergamotte und dem Grün des Vetivers einfach unglaublich frisch, aquatisch, beinahe ozeanisch. Es hat für mich etwas sehr Bewegendes, Lautes und Herausforderndes! Also, Vorsicht für diejenigen unter Euch, die eher die zückhaltende, stille und reine Frische eines leichten Sommerdufts suchen! Damit man aber nun nicht ungehindert Gas gibt und womöglich noch völlig abhebt, sind - gänzlich im Hintergrund - entspannende und anmutige Duftnoten des süßlich-erdigen Orients wahrzunehmen, die sozusage als feine, kleine Antidots fungieren und einen zart-vanilligen Abgang hinterlassen. Für mich ein spannender Außenseiterduft! Echt abgefahren ...

Ich war sehr begeistert von LA NUIT DE L'HOMME, weil dieser Duft meinen ersten Ausflug ins 'Reich der Hölzer' darstellte und ich erkor ihn somit zu meinem liebsten Winterduft ... tja, bis ich auf BANG aufmerksam geworden bin, dessen Duft die Mystik des Waldes für mich absolut perfektionierte. Adieu also, lieber Yves - aber nicht traurig sein: OPIUM ist und bleibt meine Nr. 1;-)