McConren

McConren

Rezensionen
McConren vor 5 Jahren 17 4
9
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Sommerling? Sonderling...
Huch! Der hat mich jetzt aber echt erschreckt. Hab nach dem ersten Sprüher fast den Flakon fallen lassen. Wo sind denn die Zitrusfrüchte, der weißblühende Oleander, der Blick auf das blaue Meer? Statt im Mittelmeergarten stehe ich vor einem Blockhaus. Durch das kleine Fenster lugt ein bärtiger Schrat, der in nadelholziger Waldeinsamkeit geheimnisvolle Tinkturen gegen Mondsucht oder Fußwarzen braut. Fremdartig riecht es, unglaublich herb – bitter muss es schmecken, sonst wirkt es nicht.

Während ich noch darüber nachdenke, wie ich den Fehlkauf am elegantesten wieder auf die Reise schicke ist aber schon eine erste Veränderung zu bemerken. Die bitteren Noten heben sich mühsam wie ein Morgennebel, es kämpft sich langsam eine zaghafte fruchtige Süße hervor, begleitet von ein paar Blüten. Dieses vermischt sich mit krautigen Bitternebel auf eine Weise, die ich wirklich bemerkenswert finde, im Sinne von ungewöhnlich, erinnerbar. Im weiteren Verlauf beschnuppere ich mich immer wieder, und so langsam glaubt meine Nase den mediterranen Garten. Ich suche mir eine alte, verschörkelte Bank, genieße den Ausblick und erahne zwischen den blühenden Büschen sogar ein kleines Meeresglitzern. Der Gedanke an den Souk verliert sich. Das hübsche Fläschchen bekommt nun doch einen Platz auf dem Badezimmersims.

Was da olfaktorisch passiert ist, verwirrt mich. Die Pyramide sieht in der Eröffnung schon die Zitrusnoten, erst am Ende die Hölzer und Wacholder. Bei mir passiert da was ganz anderes. Als irgendwie-noch-Anfängerin finde ich so was total spannend. Vielleicht kann mir nochmal jemand die Feige erklären, die kann ich nicht wirlich orten - hat die Anteil an den bitteren Noten? Der Duft jedenfalls gefällt mir trotz anfänglicher Zweifel gut, definitiv etwas, das man nicht an jeder Ecke riecht.

4 Antworten
McConren vor 5 Jahren 15 4
Guilty pleasure?!
Boss-Düfte werden ja im olfaktorischen Ansehen offenbar nicht gerade in der ersten Liga eingeordnet und oft von Attributen wie unauffällig, einfallslos oder langweilig begleitet. Ein generelles Urteil zu dieser Marke mag ich mir nicht anmaßen, da Femme der erste Boss-Duft ist, den ich getestet habe, und – ich mag ihn!

Er hat eine crispe, frühsommerliche Frische, die eben nicht nur aus dem üblichen Zitrusakkord stammt. Auch kommt er ohne aquatische Noten aus. Die Blumenvielfalt wirkt auf mich niemals schwer oder erdrückend: es ist noch kein Hochsommer, sondern April oder Mai (passt ja momentan), wenn die Freesie im kühlen Morgen die erste Sonne genießt.

Außerdem – nicht unwichtig – hält er sogar auf mir länger als ein halbes Stündchen. Immer wieder bekomme ich diesen blumig-frischen Whiff, der mich auf unkomplizierte Weise erfreut. Er mag nicht außergewöhnlich sein, aber es gibt eben ab und zu auch mal Tage, an denen ich kein charaktervolles Statement möchte, sondern einfach eine Nase voll gute Laune. Das macht er prima.
4 Antworten
McConren vor 5 Jahren 10 2
8
Flakon
4
Haltbarkeit
5
Duft
Phantom
Heute habe ich es wieder mit Brilliant Wish versucht, aber es gelingt mir einfach nicht: diesen Duft bekomme ich einfach nicht zu fassen. Er entgleitet mir wieder und wieder.

Ich hatte schon immer einen begehrlichen Blick auch Wish geworfen – den blauen Erstling in diesem unglaublich tollen Flakon ;-) Leider war schnell klar, dass wir nicht zusammen passen, viiiel zu süß. Auf der Suche nach etwas Leichterem für den Sommer bin ich zufällig auf Brillant Wish gestoßen, die goldene Schwester. Interessante Duftpyramide, ermunternde Kommentare, keiner Preis – er durfte einziehen. Seit dem versuche ich, mich anzufreunden. Ein freundlicher, recht leichter Duft weht mich an. Blumen, sanfte Wärme, nicht zu süß. Aber viel weiter komme ich nicht.

Ich versuche, ihn zu erkennen, zu identifizieren, was ihn ausmacht, aber er zeigt sich mir nicht. Brilliant Wish bleibt für mich total unspezifisch, und „verduftet“ auch schnell. Den finde ich nicht mal mehr auf meinem Halstuch wieder (das klappt sonst immer, an meiner Haut bleiben die Düfte nicht lange). Bei jedem Test habe ich den Eindruck, es wäre der erste, ich kann ihn mir nicht merken - kein Wiedererkennungswert.

Brilliant Wish ist für mich der Geruch, der mich umgibt, wenn ich eine Parfümerie betrete. Quasi Douglas im Flakon. Kleopatra sagt ihn ihrem Kommentar: der tut niemandem weh. Das ist richtig, er ist nicht unangenehm, bringt mir aber auch so gar nichts. Schade, ich hätte Dich gern gemocht.
2 Antworten
McConren vor 5 Jahren 45 7
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Winter is coming
In punkto Parfum bin ich wohl ein Spätzünder. Nach ein paar jungmädchenhaften Experimenten hatte ich das Thema jahrelang ad acta gelegt. Bis zu jenem Tag, als meine Mutter nach bei einem Besuch schon im Gehen ein geliehenes Halstuch zurückgab. Später wollte ich es weglegen und zögerte - denn es duftete! Jede Bewegung des Stoffes füllte den Raum mit einem ganz wunderbaren Zauber.

Parfums hatte ich bis dahin oft als störend, aufdringlich oder kopfschmerzträchtig wahrgenommen, bei diesem Duft war das anders. Irgendetwas ist in diesem Moment bei mir eingerastet, mit einem befriedigenden, volltönenden KATSCHUNNKK! - dieser Duft war MEINER! Wo ist das Telefon?
„Ach, der gefällt Dir? Den hab ich gerade geschenkt bekommen, ist aber nicht so mein Fall. Kannst Du haben!“

Was spricht mich an diesem Duft eigentlich so an? Ich will gar nicht erst versuchen, die einzelnen Duftelemente aufzubröseln, das können andere hier viel besser. Und speziell in diesem Fall möchte ich das auch gar nicht analysieren, hier bewahre ich mir lieber die Gesamtwirkung, die dieser Duftklang auf mich hat. Ein Duft, in dem ich noch die Hitze eines fast vergangenen Sommers finde, aber früh morgens ist schon ein geheimnisvoller Nebel auf den Feldern, es riecht schon etwas nach Herbst. Winter is coming. Wunderbar unsüß und frei von unverbindlicher Blümelei. Ernsthaft, aber nicht herb oder rüde, ein melancholischer Duft. Und irgendwie richtig. Für mich.

Inzwischen trage ich den Duft seltener. Nicht, weil er mir weniger gefällt als früher, im Gegenteil. Wenn ich ihn täglich trage, nehme ich ihn weniger deutlich war, er „schwindet“ dann für meine Nase, und ich möchte doch, dass er weiter etwas Besonderes bleibt. Hach. Genug geschwärmt. Danke für‘s Lesen.
7 Antworten
McConren vor 5 Jahren 12 3
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Melancholie
Von einer sehr lieben Parfuma wurde mir ein prachtvolles Probierpaket übergeben. Darunter Moonlight Patchouli. Was für ein vielversprechender Name. *ffft*ffft* ein sanfter, angenehmer Hauch weht vorbei. Sehr ansprechend. Aber... wo ist er hin? Verwirrung. Offenbar bin ich olfaktorisch blind für die Kopfnote. *ffft* Sowas... Der besprühte Arm wird unter die Bärennase gehalten. "Riechst du was?" "ja, doch...das riecht." (das ist quasi schon Enthusiasmus).
Seltsam. Erstmal etwas Küchenarbeit. Eine halbe Stunde später blüht zaghaft eine melancholische Rose auf. Die Blüten werden durch holzige Noten und Kakaopuder eingerahmt. Süß, aber nicht zuckerwattig. Ein gutes Süß, das ist ja nicht selbstverständlich. Pudrig. Sehr gut ausbalanciert. Für das Leder in der Basisnote fehlt meiner Nase die Erfahrung.
Tja, die Kopfnote ist in diesem Test komplett ausgefallen, das habe ich noch nie erlebt. Vielleicht lag's an meinem Vollbad vorhin? Aber dieser sanfte, geheimnisvolle Duft gefällt mir gut, ich werde ihn sehr gern und sehr bald ein zweites Mal testen. In einem Kommentar wurde Arwen assoziiert, das passt perfekt, finde ich.
Lieben Dank an Casimir für dieses Dufterlebnis.
3 Antworten