28.08.2015 - 13:32 Uhr

loewenherz
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loewenherz
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47
Porthkerris
lautet der fiktive Name der realen Kleinstadt St. Ives nahe der Südwestspitze Cornwalls, wo Ärmelkanal und offener Atlantik sich vereinen, in den Erzählungen der Schriftstellerin Rosamunde Pilcher - hierzulande gerne heimlich gelesen und in zweite Reihe hinter Hegel und Kierkegaard gestellt. Pilcher, die ihre Kindheit in der Nähe von St. Ives verbrachte, beschreibt die Landschaft am äußersten Rand Südenglands überaus liebevoll und detailreich - so dass man ihr das oft repetitive Muster ihrer Romane fast verzeiht.
Pilchers Geschichten gehen zum Beispiel so: eine Frau (noch nicht alt und nicht mehr jung, doch meistens näher an jung als an alt / attraktiv, aber nicht angsteinflößend schön / beruflich erfolgreich oder im Begriff sich sehr erfolgreich zu verheiraten) steht an einer Zäsur ihres Lebens (Hochzeit / Umzug / Verrat) und spürt in der Tiefe ihres Herzens, dass sie ein wenig Zeit für sich benötigt, um die anstehende Entscheidung klug treffen zu können. Sie flüchtet zu ihrer Tante / Großtante / Patin in deren efeuumranktes Cottage hoch über Cornwalls Klippen, wo sie schon als Mädchen Kreise in den Kies gezeichnet hat. Hier trifft sie unerwartet auf ihren fast vergessenen Jugendfreund, der nun im Nachbarort ein Antiquariat für Kinderbücher betreibt und nebenher alte Segelboote restauriert. Mehrere hundert Seiten lang wird sie nun spazieren gehen - teils alleine, teils mit der Tante, teils auch mit dem Kinderbuchverkäufersegelbootrestaurateur. Der Seewind wird an ihrer Jacke zerren, Ginster und Heckenrosen werden blühen, Möwen und Amseln ihr Stimmchen erheben - und vielleicht findet sie ein Stück Treibholz am Strand oder einen rundgeschliffenen Stein, der alte Wunden in ihrer Seele aufreißt. Viele Tassen Tee und schmerzhafte, aber heilsame Gespräche später, wird sie - zum ersten Mal in ihrem Leben - die Dinge sehen, wie sie wirklich sind, und endlich Gewissheit haben, wo ihr Platz ist - und sie für immer bleiben wird.
Dune, Diors treibholzrosafarbener Sonnenduft, erzählt von dieser einfachen und unverdorbenen Welt zwischen Strandhafer und Ginsterhecken am Stadtrand von Porthkerris, wo der Kinderbuchverkäufersegelbootrestaurateur sie zum Gerippe der alten Kutsche führt (von blühendem Knöterich ganz überwachsen), auf dem sie schon als Kinder spielten. Er birgt Sinnlichkeit und Weiblichkeit, Zärtlichkeit und Sehnsucht - und die tiefstehende Abendsonne über der glitzernden englischen See. Er hat Blüten und einen klar wahrnehmbaren Akkord von Blattwerk oder Gräsern, ohne im mindestens grün zu sein - und etwas gleichermaßen Selbstbewusstes wie fast Scheues, was in eben dieser Unbestimmtheit überraschend ist und schön. Seine hellholzfarbene Basiswärme schließlich ähnelt dem Verklingen einer Bratsche und der letzten, schwindenden Sonne auf feuchtem Sand - warmvanillig und -ambriert, aber nicht süß, moschusintim, aber nicht schwitzig, eichenmoosspröde, aber nicht rau - und dem lang ersehnten Ausatmen am Ende einer Suche.
Fazit: die frühen 90er - die Zeit, in der Dune zu einem von Diors großen Erfolgen werden sollte - waren parfumhistorisch gleichermaßen unentschlossen wie revolutionär. Teilweise noch den Charakteristika der 80er nachhängend, teilweise spürbar auf neuen Wegen bleibt Dune bis heute ein - wenngleich charmanter - Botschafter seiner Zeit, der in der Gegenwart gleichermaßen gestrig wirkt wie rührend und schön - wie auch der Eskapismus aus der Feder Rosamunde Pilchers - fort an die Strände von Porthkerris, wo das Leben zwischen Heckenrosen und alten Amselnestern einfach und wahrhaftig ist.
Pilchers Geschichten gehen zum Beispiel so: eine Frau (noch nicht alt und nicht mehr jung, doch meistens näher an jung als an alt / attraktiv, aber nicht angsteinflößend schön / beruflich erfolgreich oder im Begriff sich sehr erfolgreich zu verheiraten) steht an einer Zäsur ihres Lebens (Hochzeit / Umzug / Verrat) und spürt in der Tiefe ihres Herzens, dass sie ein wenig Zeit für sich benötigt, um die anstehende Entscheidung klug treffen zu können. Sie flüchtet zu ihrer Tante / Großtante / Patin in deren efeuumranktes Cottage hoch über Cornwalls Klippen, wo sie schon als Mädchen Kreise in den Kies gezeichnet hat. Hier trifft sie unerwartet auf ihren fast vergessenen Jugendfreund, der nun im Nachbarort ein Antiquariat für Kinderbücher betreibt und nebenher alte Segelboote restauriert. Mehrere hundert Seiten lang wird sie nun spazieren gehen - teils alleine, teils mit der Tante, teils auch mit dem Kinderbuchverkäufersegelbootrestaurateur. Der Seewind wird an ihrer Jacke zerren, Ginster und Heckenrosen werden blühen, Möwen und Amseln ihr Stimmchen erheben - und vielleicht findet sie ein Stück Treibholz am Strand oder einen rundgeschliffenen Stein, der alte Wunden in ihrer Seele aufreißt. Viele Tassen Tee und schmerzhafte, aber heilsame Gespräche später, wird sie - zum ersten Mal in ihrem Leben - die Dinge sehen, wie sie wirklich sind, und endlich Gewissheit haben, wo ihr Platz ist - und sie für immer bleiben wird.
Dune, Diors treibholzrosafarbener Sonnenduft, erzählt von dieser einfachen und unverdorbenen Welt zwischen Strandhafer und Ginsterhecken am Stadtrand von Porthkerris, wo der Kinderbuchverkäufersegelbootrestaurateur sie zum Gerippe der alten Kutsche führt (von blühendem Knöterich ganz überwachsen), auf dem sie schon als Kinder spielten. Er birgt Sinnlichkeit und Weiblichkeit, Zärtlichkeit und Sehnsucht - und die tiefstehende Abendsonne über der glitzernden englischen See. Er hat Blüten und einen klar wahrnehmbaren Akkord von Blattwerk oder Gräsern, ohne im mindestens grün zu sein - und etwas gleichermaßen Selbstbewusstes wie fast Scheues, was in eben dieser Unbestimmtheit überraschend ist und schön. Seine hellholzfarbene Basiswärme schließlich ähnelt dem Verklingen einer Bratsche und der letzten, schwindenden Sonne auf feuchtem Sand - warmvanillig und -ambriert, aber nicht süß, moschusintim, aber nicht schwitzig, eichenmoosspröde, aber nicht rau - und dem lang ersehnten Ausatmen am Ende einer Suche.
Fazit: die frühen 90er - die Zeit, in der Dune zu einem von Diors großen Erfolgen werden sollte - waren parfumhistorisch gleichermaßen unentschlossen wie revolutionär. Teilweise noch den Charakteristika der 80er nachhängend, teilweise spürbar auf neuen Wegen bleibt Dune bis heute ein - wenngleich charmanter - Botschafter seiner Zeit, der in der Gegenwart gleichermaßen gestrig wirkt wie rührend und schön - wie auch der Eskapismus aus der Feder Rosamunde Pilchers - fort an die Strände von Porthkerris, wo das Leben zwischen Heckenrosen und alten Amselnestern einfach und wahrhaftig ist.
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